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Moderatoren: Klaus Habermann - MWD
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Re: Wie bitte?

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 10.04.21 14:28

Helmut Philipp schrieb:
Es ist eine uralte Masche, das man den Andersdenkenden, wenn man selbst nicht über stichhaltige Argumente verfügt, durch möglichst verletzende Äußerungen diskreditiert - so auch hier!

Vor allem geht es in der Sendung gar nicht darum, wie die Wiedervereinigung vollzogen wurde, sondern darum, wem 30 Jahre später gehört, was im Osten ist, womit in der Regel "Volkseigentum" gemeint ist.

Re: Wie bitte?

geschrieben von: Dr. Joachim Ludwig

Datum: 10.04.21 15:21

@ FTB und Blaulicht: " Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen. " Mit solchen und ähnlichen Parolen war die DDR zugepflastert, das Einzige, was es in der DDR im Überfluss gab. Wahrscheinlich wurde dafür so viel rote Farbe benötigt, dass man zeitweise für Dampfloktriebwerke auf braune Farbe ausweichen mußte.
Die perfekte Überwachung ihrer Bürger durch die Stasi hat das MfS hervorragend umgesetzt, das hat man von der Sowjetunion sehr gut gelernt!
Joachim Ludwig

Re: Wie bitte?

geschrieben von: stefan p.

Datum: 10.04.21 15:49

kaufhalle schrieb:
Vor allem geht es in der Sendung gar nicht darum, wie die Wiedervereinigung vollzogen wurde, sondern darum, wem 30 Jahre später gehört, was im Osten ist, womit in der Regel "Volkseigentum" gemeint ist.
Richtig, wobei anzumerken ist, dass die Deutsche Reichsbahn in der DDR nicht Volkseigentum (also kein VEB) war, sondern höchstens als "in Volkes Hand" bezeichnet wurde. Sie war bis zum Übergang zur DB AG genau wie die Deutsche Bundesbahn ein Sondervermögen des Staates!

Und fast den gleichen Bericht hätte man auch im Westen drehen können - okay, ohne die Ansammlung schrottreifer Wurstkessel, da die Bundesbahn den "Traktionswandel" schon 11 Jahre vorher vollzogen hatte und dementsprechend mehr Zeit zur Verschrottung hatte. Aber auch im Westen wurde "Staatseigentum" abgestoßen, von privat aufgekauft und weiter genutzt. Auch was die Stilllegungsdaten anging, könnte man vergleichbares anführen. Wenn man die Aussagen zur Reichsbahn, die die ach so tolle Reichsbahn in ein besseres Licht als die Bundesbahn setzen sollten, ausfiltert, war der ganze Bericht eine etwas eingeschränkte Sicht, die dem Titel nicht gerecht wurde. Denn die Frage, wem der Osten gehört, wurde weder gestreift noch beantwortet.

Alles in allem war der Bericht nett anzusehen und zeigte größtenteils sympathische Menschen, die als "Macher" unterwegs sind. Aber nach Lesen der Ankündigung und Ansehen des Beitrags empfand ich die Sendung als Zeitverschwendung. Unter dem Titel "Menschen und deren Geschichte im Osten" hätte der Bericht einen besseren und treffenderen Titel gehabt und ich denke, dass ich ihn mir nicht angesehen hätte.


Findet freundlich grüßend
Stefan P.

P.S.: Und zu den Ostschwurbeleien kann ich nur den Kopf schütteln...Aber das ist wohl ein Zeichen der aktuellen Zeit und der derzeitigen Medienwelt.

Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: FTB

Datum: 10.04.21 18:32

Kann jeder das reininterpretieren, was er (oder sie) möchte....
[www.youtube.com]

Zu meiner Zeit hießen Aktivisten Frida Hockauf und Adolf Hennecke 😉

Re: Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: PeterK

Datum: 10.04.21 19:28

Hallo Frank,

schade, dass Du nicht auf die Argumente bezüglich der angeblichen Annektion eingegangen bist, allerdings hatte ich das auch so erwartet.

Den Song der Puhdys interpretiere ich so, dass Du die Zeit in der DDR als schön empfunden hast. Was war denn da so schön?

Gruß

Peter

Re: Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: stefan p.

Datum: 10.04.21 19:49

Hallo PeterK,

PeterK schrieb:
Den Song der Puhdys interpretiere ich so, dass Du die Zeit in der DDR als schön empfunden hast. Was war denn da so schön?
Hm, meinst Du nicht, dass diese Frage zu weit geht? Für Bürger aus den neuen Bundesländern, die ihre Kindheit, Jugend und weitere Lebensabschnitte in der DDR verlebt haben, bedeutet dieses Lied eine Erinnerung an die eigene Vergangenheit, an erlebte Zeitabschnitte, verbunden mit den Emotionen und den Erfolgen/Misserfolgen, die "damals" erlebt wurden. Genau so ergeht es mir auch als Wessi, wenn ich Musik aus meiner Vergangenheit höre oder wenn es ein Lied wie das der Puhdys aus dem Westen geben würde. Und ich denke, dass die einzelne Lebensleistung strikt vom "System-Wettkampf des kalten Krieges" getrennt werden sollte, denn ich denke, dass wir uns alle einig sind, dass das System der DDR anders war als das erlebte der BRD, aber ich käme niemals auf die Idee, einen Mitbürger, der das alles anders erlebt hat, deswegen so anzugehen. Ich habe Respekt vor der Lebensleistung eines jeden Bürgers und sehe keinen Anlass, im Rahmen der Diskussion über den Fernsehbeitrag einem ehemaligen DDR-Bürger diese Frage zu stellen. Das Erlebte kann man niemandem nehmen und die Bewertung des Erlebten ist rein subjektiv. Und das ist gut so und sollte out of scope bleiben. Etwas anderes sind Äußerungen, die einer Verherrlichung eines Abschnitts des kalten Krieges, egal auf welcher Seite der Mauer, dienen, wenn dabei geschichtliche Abläufe verklärt werden. Ich habe volles Verständnis, wenn ein ehemaliger DDR-Bürger wegen der Erlebnisse der Nachwendezeit frustriert und verbittert ist (da haben die Betroffenen auch jedes Recht zu - das war für viele (auch im Westen) ein kapitaler Eingriff in jegliche Lebensplanung, besonders wenn Perspektiven und Existenzen kaputtgegangen sind), und hoffe, dass aus dieser Verbitterung irgendwann wieder Hoffnung und Lebensmut entsteht und es den Betroffenen wieder besser geht.

Freundlicher Gruß an alle Diskutanten
Stefan P.

Re: Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: Andreas Knipping

Datum: 10.04.21 21:12

Es geht doch bei alledem nie um einen Zweifel daran, dass in der DDR gelebt, gearbeitet, gefeiert, geliebt, gelacht und geweint wurde wie in jedem Zusammenleben zu jeder Zeit. Ich vermute dies auch nicht aus irgendeiner nachträglichen westlichen Ferne, sondern ich bewahre unzählige wunderbare Erinnerungen an meine eigene Teilnahme an vielfältigsten Erlebnissen mit meinem wirklich großen und vielfältigen und bei jeder Reise erweiterten Verwandten- und Freundeskreis in Stralsund, Teltow, Langebrück bei Dresden, Schneeberg, Genthin, Halle, Meiningen, Löbau, Berlin Prenzlauer Berg, Naumburg, Berlin-Lichtenberg, Sebnitz, Oranienburg ...
Fast all diese Beziehungen haben sich nach 1989 durch Gegenbesuche belebt und halten bis heute, teilweise jetzt mit der jüngeren Generation fortgesetzt. Als staatliches System hatte die DDR ihre Zeit und ihre Chance. Sie ist gescheitert und hat sich recht sanft aus der Geschichte verabschiedet. Trauer um sie ist nicht angezeigt.

Re: Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: Türen schließen selbsttätig

Datum: 11.04.21 02:00

Ich würde gerne noch hinzufügen: wäre die DDR nicht über Jahrzehnte wirtschaftlich vom Westen mit stetigem Devisenzufluss versorgt worden -sei es in Form der verlängerten Werkbank für Quelle etc. oder ganz spezieller Unterstützung durch einen gewissen FJS (gleich und gleich gesellt sich gern???) und seine kreditpolitischen Hilfsmaßnahmen, sei es durch Transitgebühren, Bestellung von Transitzügen zu Preisen, gegen die die Trassenpreise unserer Zeit sich wie Trinkgeld ausnehmen, die Verhökerung der eigenen Seele in Form von Gaslaternen, Pflastersteinen, Kunstgegenständen gegen DM bis hin zum Verdealen oppositioneller Bürger des eigenen Landes gegen harte Währung und so weiter- sie wäre schon viele Jahre vorher am Totalversagen des eigenen Systems zugrunde gegangen. Wir, der Westen, haben dafür gesorgt, dass sich die Agonie des Ostens über viele Jahre länger hinzog als es normalerweise gedauert hätte.

Die Sowjetunion hatte alles, was man sich nur denken kann, um ein gedeihliches Gemeinwesen aufzubauen, im überreichen Masse: Rohstoffe jeder Art im Überfluss, unendliche Flächen mit besten landwirtschaftlichen Böden, einfach alles - und was hat sie daraus gemacht? So gut wie nichts. Mit ihrer absurden und den "Brudervölkern" aufgezwungenen Ideologie hat sie viele Millionen Menschen dem Hungertod überantwortet, in ihrem unfassbar unmenschlichen Lagersystem ähnlich der Vernichtung durch Arbeit zu Nazizeiten oft die besten ihrer Menschen in den Tod gequält. Dagegen erscheinen solche Fakten wie die hemmungslose Umweltverschmutzung, Ressourcenvernichtung jeder Art in der DDR, das unfassbar rücksichtslose Ausquetschen der eigenen Werktätigen bis in den Tod in den giftspeienden Löchern von Bitterfeld und vielen andern Orten wie eine Petitesse. Im Namen einer Ideologie wurden das Menschenmaterial gnadenlos verheizt - das musste schon sein, mit dem Verweis auf eine bessere Welt am Horizont! Was für ein ekelhaft menschenverachtendes Regime.....

Was im Verlauf der deutschen Wiedervereinigung und insgesamt im Prozess des Untergangs des Ostblocks und der nachfolgenden Ereignisse für -teils unglaubliche- Fehlentwicklungen passierten, das ist ein anderes Kapitel. Man mag es bedauern, aber es war einfach nicht die Zeit für ein bedächtiges Abwägen. So sind auch Sachen den Bach runter gegangen, die so oder in modifizierter Weise erhaltenswert gewesen wären. Aber das war bei weitem nicht so viel wie später hineinromantisiert wurde. Die Reichsbahn z.B. war doch in einem so maroden und ausgelaugten Zustand, dass ihr nichts besseres passieren konnte wie die Vereinigung mit der Bundesbahn - jede andere Bewertung ist pure Nostalgie.

Re: Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: PeterK

Datum: 11.04.21 07:32

Hallo Stefan,

die Frage habe ich nur gestellt weil "FTB" die Behauptung aufgestellt hat, dass die BRD die DDR annektiert hätte. Auf die Diskussion dieser
eigenartigen These ist er überhaupt nicht eingegangen und hat stattdessen das Video mit den Puhdys eingestellt, wobei er uns ganz klar
die entsprechende Interpretation offengelassen hat.
Meine Frage was er an der DDR so schön fand hat für mich nichts mit seiner Lebensleistung zu tun, ich wollte ihm damit auch nicht zu nahe treten.
Ohne seine Behauptung mit der Annektion und sein anschließendes Schweigen hätte ich diese Frage nie gestellt.

Gruß

Peter

Re: Aus ....

geschrieben von: andreas +

Datum: 11.04.21 11:24

Türen schließen selbsttätig schrieb:
Wir, der Westen, haben dafür gesorgt, dass sich die Agonie des Ostens über viele Jahre länger hinzog als es normalerweise gedauert hätte.
Wirklich? - siehe Nordkorea

Re: Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 11.04.21 11:32

Türen schließen selbsttätig schrieb:
Ich würde gerne noch hinzufügen: wäre die DDR nicht über Jahrzehnte wirtschaftlich vom Westen mit stetigem Devisenzufluss versorgt worden -sei es in Form der verlängerten Werkbank für Quelle etc. oder ganz spezieller Unterstützung durch einen gewissen FJS (gleich und gleich gesellt sich gern???) und seine kreditpolitischen Hilfsmaßnahmen, sei es durch Transitgebühren, Bestellung von Transitzügen zu Preisen, gegen die die Trassenpreise unserer Zeit sich wie Trinkgeld ausnehmen, die Verhökerung der eigenen Seele in Form von Gaslaternen, Pflastersteinen, Kunstgegenständen gegen DM bis hin zum Verdealen oppositioneller Bürger des eigenen Landes gegen harte Währung und so weiter- sie wäre schon viele Jahre vorher am Totalversagen des eigenen Systems zugrunde gegangen. Wir, der Westen, haben dafür gesorgt, dass sich die Agonie des Ostens über viele Jahre länger hinzog als es normalerweise gedauert hätte.

Im Prinzip stimmt das schon. Aber der darin enthaltene Vorwurf an den Westen ist falsch. Ich denke schon, dass man sich in der BR Deutschland der Lage bewusst war und dass man die Bevölkerung der DDR (für die man sich durchaus verantwortlich fühlte) keinem wirtschaftlichen Zusammenbruch aussetzen wollte. Ein solcher wirtschaftlicher Zusammenbruch hätte nämlich keineswegs den Zusammenbruch des politischen Systems mit sich gebracht. Erst als die Sowjetunion bereit war, die DDR "aufzugeben" und die Demokratisierungsbewegung in der DDR stärker wurde, war auch das politische System in Frage gestellt.

Re: Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: Andreas Knipping

Datum: 11.04.21 11:54

Von Eisenbahnwesen und Eisenbahnpublistik sind wir jetzt weit weg. Aber interessant sind und bleiben diese Fragen. Ich gebe dem Vorredner völlig recht: Es war sicher richtig, ein solches riesiges und atomar schwer bewaffnetes Imperium auf der Palliativstation zu Ende zu pflegen und nicht stattdessen auf die krassen Alternativen Hungerrevolten/bewaffneter Aufstand/Bürgerkrieg mit völlig ungewissem Ausgang zu setzen. Und so fuhren dann die Schwandorfer 50er unter weltweiter Aufmerksamkeit den amerikanischen Weizen hinter Furth im Wald über den Eisernen Vorhang. Und so kaufte man eben Häftlinge frei, auch wenn man wusste, dass mit dem Geld das System gefestigt wurde. Die Geschichte hat dieser Strategie rechtgegeben.

Re: Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 11.04.21 12:49

Andreas Knipping schrieb:
Von Eisenbahnwesen und Eisenbahnpublistik sind wir jetzt weit weg.

Vom ursprünglichen Thema ganz sicher. Aber nicht von der Bahn, denn die Einnnahmen aus den Transitverkehren machten einen wesentlichen Teil der Deviseneinnahmen aus.

Andreas Knipping schrieb:
Und so kaufte man eben Häftlinge frei, auch wenn man wusste, dass mit dem Geld das System gefestigt wurde. Die Geschichte hat dieser Strategie rechtgegeben.

Letztlich konnte man nicht wissen, was mit den Deviseneinnahmen gemacht wurde. Ein Teil der Deviseneinnahmen landete auch im Konsum, kam also der Bevölkerung zugute und nicht nur dem System. Und auch staatliche Investitionen mussten nicht zwingend im Unterdrückungsapparat landen. Diese Frage war immer wieder Gegenstand der politischen Diskussion im Westen. Die Transitkosten waren eh ein fester Posten, weitergehende Unterstützung wurde zunächst von CDU/CSU heftig kritisiert, aber nur bis Strauß dann selbst seine etwas seltsamen Geschäfte gemacht hat.

Was Unternehmen in Ost und West miteinander gemacht haben, unterlag im Westen sowieso keinem politischen Einfluss (solange Sicherheitsinteressen nicht berührt wurden). Im Osten dagegen waren die Exporte gegen Devisen staatlich gewollt, die Betriebe mussten Devisen auch weitestgehend abliefern und durften sie nicht selbst reinvestieren (weswegen Zeiss Jena sich Lizenzgebühren aus Japan in Form von Naturalien (Elektronikbauteile) hat auszahlen lassen). Es gab dann noch, eher als Kuriosität, den Fall staatlicher Aufträge in den Osten, z. B. den täglichen Bezug von Brötchen für die Bundeswehr.

An dieser Stelle bestehen dann auch Parallelen zu Nordkorea heute. Auch da weiß man nicht, in welchem Ausmaß z. B. Einnahmen aus dem Tourismus im Unterdrückungssystem landen und inwieweit der Bevölkerung zugutekommen.

Re: Aus gegebenem Anlass....

geschrieben von: Türen schließen selbsttätig

Datum: 11.04.21 15:19

Ich habe mich wohl in meiner Suada oben nicht so präzise ausgedrückt wie es meiner Intention entsprochen hätte. Natürlich sollte das kein Plädoyer dafür sein, den Osten und mit ihm vor allem seine Bevölkerung ungerührt untergehen zu lassen. Humanitäre Hilfe in machtpolitischen Strategien zu instrumentalisieren verbietet sich aus moralischen Gründen, das ist völlig klar. Ich wollte ausdrücken: ohne den stetigen Devisentransfer in den Osten wäre die dortige Wirtschaft und damit das Gemeinwesen ganz ohne jeden äusseren Einfluss schon viel früher kollabiert; die Träume, denen FTB nachhängt, waren halt leider von Anfang an nicht belastbar, ausser eben als Träume. Allzu schnell verwandelten sie sich bekanntermassen realiter von Träumen in Alpträume mit wachsender Unterdrückung, ideologischer Verbohrtheit, dem Wuchern der Krake Staatssicherheit und so weiter. Wirtschaftlich wurde Jahr um Jahr von der Substanz abgebucht, die man vorgefunden hatte, und zugleich viel zu wenig Wertschöpfung geleistet, ohne die ein Gemeinwesen nicht existieren kann. Irgendwann begann sich dieser Prozess dem Ende zu nähern. in diesem Sinne wäre das Scheitern des Systems an sich selbst eben (viel) früher eingetreten als durch die künstliche Lebensverlängerung am Tropf der DM.

Als bekennender Ostrock-Fan greife ich nochmals dazu -ich meine, ich hätte dies hier im Forum schon einmal so getan- dem von FTB angeführten "Es war schön" von den Puhdys die wunderbare Veronika Fischer entgegenzustellen:

[www.youtube.com]

Mit den Puhdys kann man sich nostalgisch betäuben und alles ausblenden, was einem nicht gefällt - ganz so, als ob es das alles nicht gegeben hätte. Verdrängung benennt die Psychologie dieses Phänomen.... Mit Vroni geht das nicht - ihr Thema ist das Ganze in all seiner Widersprüchlichkeit. Sie differenziert und beschreibt meisterhaft den Gefühlscocktail, den ich bei vielen Ossis beobachtet habe und teils auch heute noch beobachte.

Und ein Vergleich DDR : Nordkorea erscheint mir doch in jeder Hinsicht recht abwegig. Dass Nordkorea noch existiert ist anders als mit dem Lagercharakter des ganzen Landes nicht erklärbar. Nordkorea ist nahe am Gulag, wohingegen eine Gleichsetzung von DDR und Nazideutschland gänzlich abwegig ist.

Was wäre Nordkorea ohne China?

geschrieben von: PeterK

Datum: 11.04.21 16:23

Hallo allerseits,

wo stünde Nordkorea wohl ohne die Unterstützung der Volksrepublik China?

Gruß

Peter

Re: Was wäre Nordkorea ohne China?

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 11.04.21 17:12

Türen schließen selbsttätig schrieb:
Natürlich sollte das kein Plädoyer dafür sein, den Osten und mit ihm vor allem seine Bevölkerung ungerührt untergehen zu lassen. Humanitäre Hilfe in machtpolitischen Strategien zu instrumentalisieren verbietet sich aus moralischen Gründen, das ist völlig klar.

Humanitäre Hilfe findet auf niedrigstem Niveau statt, das konnte nicht das Kriterium sein. Das wäre allenfalls eine Fragestellung für die Zeit nach dem (fiktiven) Zusammenbruch gewesen. Es ging schon um ein gewisses Niveau von Wohlstand.

Türen schließen selbsttätig schrieb:
Ich wollte ausdrücken: ohne den stetigen Devisentransfer in den Osten wäre die dortige Wirtschaft und damit das Gemeinwesen ganz ohne jeden äusseren Einfluss schon viel früher kollabiert

Aber wie wäre es bei einer weiterhin bestehenden DDR weitergegangen? Wie auch immer; das konnte im Westen nicht gewollt sein. Sicher hätte man auf totale Abschottung setzen können, man hätte statt dem Transitverkehr nach Berlin den Flugverkehr subventionieren können. Aber der Zugang zu Berlin war gewollt, und er durfte was kosten. Dass die DDR damit subventioniert wurde, wurde in Kauf genommen. Eben auch, weil man davon ausging, dass auch die Bevölkerung einen Nutzen davon hat. Bei späteren Verhandlungen konnte man schon davon ausgehen, dass dieser Aspekt im Vordergrund stand.

Türen schließen selbsttätig schrieb:
Und ein Vergleich DDR : Nordkorea erscheint mir doch in jeder Hinsicht recht abwegig. Dass Nordkorea noch existiert ist anders als mit dem Lagercharakter des ganzen Landes nicht erklärbar.

Was für ein "Lagercharakter"? So grundsätzlich unterschiedlich ist die Situation nicht. Vor allem aber ist auch dort die Frage, wem zufließende Devisen zugutekommen. Das ist die selbe Frage wie damals bei der DDR.

PeterK schrieb:
wo stünde Nordkorea wohl ohne die Unterstützung der Volksrepublik China?

Das ist nicht der richtige Vergleich. China ist letztlich politisch Verbündeter, trotz gewisser Differenzen. Die Situation der Menschen in Nordkorea interessiert China nicht. China hat aber sehr wohl ein Interesse daran, dass es kein starkes wiedervereinigtes Korea gibt.

Der zutreffende Vergleich wäre Südkorea, das z. B. zusammen mit Nordkorea Sonderwirtschaftszonen betreibt. Ansonsten hält sich Südkorea aber wesentlich stärker zurück als damals die BR Deutschland. Persönliche Kontakte waren in Korea weitgehend unterbunden, inzwischen dürften auch die letzten familiären Bindungen aus biologischen Gründen obsolet geworden sein.

Re: Was wäre Nordkorea ohne China?

geschrieben von: Rübezahl

Datum: 11.04.21 18:21

PeterK schrieb:
Hallo allerseits,

wo stünde Nordkorea wohl ohne die Unterstützung der Volksrepublik China?
Und wo ohne die jahrzehntelangen "Sanktionen" und Boykotts? China möchte US-Militär-Stützpunkte nicht direkt an seiner Südgrenze haben, weshalb es die nordkoreanische Republik nicht untergehen lassen wird.

Gruß

Rübezahl

Re: Aus gegebenem was auch immer ....

geschrieben von: Zp9b an Gleis 9 3/4

Datum: 11.04.21 22:25

Türen schließen selbsttätig schrieb:
... ohne den stetigen Devisentransfer in den Osten wäre die dortige Wirtschaft und damit das Gemeinwesen ganz ohne jeden äusseren Einfluss schon viel früher kollabiert;
Oder aber auch nicht - da läßt sich heftig drüber spekulieren.


1) war der 'Devisentransfer in den Osten' auch zum großen Vorteil des Westens, und

2) gab es damit viele Ansatzpunkte, die letztlich zum Untergang des Systems 'DDR' führte, und

3) nicht zu vergessen, die Möglichkeit für klassisch schöne Dampfzug- und Eisenbahnatmosphären-Fotos!
kaufhalle schrieb:
Humanitäre Hilfe findet auf niedrigstem Niveau statt, das konnte nicht das Kriterium sein. Das wäre allenfalls eine Fragestellung für die Zeit nach dem (fiktiven) Zusammenbruch gewesen. Es ging schon um ein gewisses Niveau von Wohlstand.

Türen schließen selbsttätig schrieb:
Ich wollte ausdrücken: ohne den stetigen Devisentransfer in den Osten wäre die dortige Wirtschaft und damit das Gemeinwesen ganz ohne jeden äusseren Einfluss schon viel früher kollabiert
Aber wie wäre es bei einer weiterhin bestehenden DDR weitergegangen?

Was für ein "Lagercharakter"? So grundsätzlich unterschiedlich ist die Situation nicht.
Humanitäre Hilfe war schon ein Thema - ich erinnere an den Freikauf politischer Häftlinge

Wie es weitergegangen wäre? Ich wollte das als rein theoretische Aussage verstanden wissen. Die Wirtschaft wäre am Ende gewesen. Was dann gekommen wäre? Wir wissen es nicht. Es geht immer irgendwie weiter, darüber zu spekulieren bringt nichts.

Lagercharakter Grundsätzlich unterschiedlich vielleicht nicht (auf dem Niveau "keine frei handlungsfähige Gesellschaft"), aber in den konkreten Ausprägungen lagen zwischen der DDR und Nordkorea doch Welten. Im einen Fall z.B. nicht mal Postverkehr mit anderen Ländern, im anderen zwar durch Schnüffelei, Limitierung und alle möglichen weiteren Einschränkungen begrenzte, aber eben doch vorhandene Möglichkeiten vom Telefonieren bis zur Reisefreiheit zumindest in eine Richtung (von West nach Ost), so dass Kontakte auf unterschiedlichem Niveau möglich waren. Und so weiter. Und aus der DDR bestanden begrenzte Reisemöglichkeiten in einige Länder. Ein Lager sieht anders aus.
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