Lieber Raimund,
zunächst einmal herzlichen Dank für Deine lieben Worte hier! Ich freue mich da sehr drüber.
Micha52 und ich haben uns offenkundig schon beim Vorwort und dem Rücktitel falsch verstanden. Das bedauere ich. Das Buch soll zum Entdecken einladen. Zum Entdecken, was auf dieser Welt noch an Lokomotiven der deutschen Eisenbahnen (und so genau ist die Definition gewählt worden - Lokomotiven, die eine Einsatzhistorie bei den deutschen Eisenbahnen von Länderbahn bis heute haben) vorhanden ist. Ala Aha- und Wowmoment, wenn da plötzlich deutsche Dampflokschätze in Rumänien, Thailand, Syrien oder sonstwo auftauchen. Das Buch ist ein Ergebnis zahlloser Reisen ergänzt durch die Aufarbeitung / Zusammenfassung während einer Pandemie, die das Reisen unmöglich macht und daher telefonisch, per Mail etc. durchgeführt werden musste. Aber unterm Strich ist es eine Art Reiseführer.
Für den Statistiker ist dieses Buch NICHTs. Ein Warnhinweis. Statistiker - kauft es nicht. Der Inhalt wird Euch nicht zufriedenstellen. Es sind die Daten erwähnt und beschrieben worden, die als wichtig erachtet wurden für die "Lebensgeschichte" der Lok. Und frei heraus: Das, was für das Eintauchen ins Lokleben unnötig war, wurde bewusst weggelassen. Beispiel: Statt "Die Lok xy war vom xx.xx.1971 - xx.xx.1972 und von ..... in Halberstadt beheimatet" steht da, dass sie in den 1970er Jahren ganze 4 mal nach Halberstadt zurückkam. Weil zum Beispiel die Lok die Lieblingslok einiger Eisenbahner war, die das im Hintergrund gedreht haben. Das ist jetzt ein fiktives Beispiel, aber auf die Art ist ganz bewusst zumindest versucht worden, die Maschine als ein Arbeitsgerät von Menschen darzustellen. Natürlich ist sie auch Technik, die man in endlose Akten packen kann. Diese Sichtweise kann ich sehr gut nachvollziehen, ziele aber mit dem Buch ausdrücklich nicht darauf ab.
Micha52 bemängelt Quellenhinweise. Erwähnt im gleichen Atemzug, dass einerseits eventuell aus Sekundär-Literatur ohne Angabe abgeschrieben wurde - aber wiederum die Angaben an mancherlei Stelle nicht damit zusammenpassen. Das widerspricht sich. Wäre von Sekundärliteratur abgeschrieben worden, würde es ja eben die zahllosen (!) Diskrepanzen im Buch zwischen der Literatur und meinen Texten nicht geben. Der Umkehrschluss kann (!) ja also nur sein, das Sekundärliteratur hierbei keine Rolle spielte. Und ich sage es frei heraus: Die einzigen Archive, die hierfür zu Rate gezogen wurden, sind Stadtarchive oder vergleichbares gewesen. Orte, die mit Eisenbahn überhaupt nichts zu tun haben. Wo aber oftmals die für das Thema so wichtigen Ortsgeschichten vom Ende des zweiten Weltkriegs fein säuberlich dokumentiert sind. Betriebsbücher? Exakt null. Und dazu stehe ich sehr gerne.
Wie das Buch entstanden ist und warum die Namensliste hinten so wichtig ist? Es entstand im Gespräch. Oftmals (>75 %) mit Händen und Füßen oder mit Übersetzer vor Ort. Mit Leuten, die die Lokomotiven früher gefahren haben. Mit Mitarbeitern der Museen, die die Geschichte ihrer Loks mir erzählten. Mit denen, die sie vor der Verschrottung gerettet haben. Mit Eisenbahnfreunden aus fernen Ländern, die mühselig die wenigen rudimentären Akten zur Bahngeschichte aus ihrem Heimatland sammeln und auswerten. Da spielen Emotionen eine Rolle. Vielleicht manchmal Sehmannsgarn. Aber speziell denen, die sich aufopferungsvoll in Polen, der Türkei, Weißrussland und sonstwo unter teils schwierigen Bedingungen um ihre Denkmäler kümmern sollte man - das wiederum ist meine persönliche Meinung - die Option ermöglichen, die Geschichte ihrer Fahrzeuge selbst erzählen zu dürfen. Das tun die Leute in diesem Buch. Das hat Vor- und Nachteile und mag manchen Statistiker tatsächlich schmerzen, das verstehe ich.
Micha52, Du schreibst, Du willst Dein Buch abgeben. Ich möchte keinen unzufriedenen Leser. Ich verdiene bzw. behalte keinen Cent des Geldes, das ich damit verdiene - habe also keinerlei dahingehende Interessen. Schick mir eine kurze Email, dann sende ich Dir meine Adresse. Schick mir das Buch zu, ich erstatte Dir Kaufpreis und Porto aus eigener Tasche. Das Buch soll dem Leser Spaß beim Lesen machen. Wenn das bei Dir nicht gelungen ist, dann ist das für mich schade, aber soll keinesfalls zu Deinem Schaden sein.
Viele Grüße an alle da draußen,
Bastian
Deutsche Dampflokomotiven im Ausland - (m)ein spannendes Thema. Literaturtipps:
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