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Moderatoren: Klaus Habermann - MWD
Ein gutes neues Jahr,
ein besseres 2021 wpnsche ich uns allen.....

Hier die letzten Buchbesprechungen aus der Vorweihnachtszeit
(komme erst heute dazu diese hier einzustellen).

Nicht alle Titel sind beim "Buchhändler an der Ecke" erhältlich,
die meisten sind ja Auslands-Titel,

ab Lager im Versand bei: TS:TramShop, Rolf Hafke
hafke.koeln@t-online.de



*** Nahverkehr Österreich ***
„70 Jahre Amerikaner“ von Prof. Harald Marincig, Wien 2020, 52 Seiten im Format 21,5 x 30,0 cm, geheftet, Herausgeber: Verband der Eisenbahnfreunde (VEF); Preis: 12,00 €

Wohl einer der spektakulärsten Fahrzeugtransfers bei Straßenbahnbetrieben in Europa war die Übernahme von 45 Triebwagen durch die Wiener Straßenbahn aus New York in den USA im Jahre 1949. In den USA wurden schon seit den 1930er Jahren reihenweise auch große Straßenbahnbetriebe durch U-Bahnen und Omnibusse ersetzt und deren zum Teil recht modernen Fahrzeuge wanderten, sofern sie nicht noch an Betriebe im Land, aber auch in Südamerika, Mexiko und Asien verkauft werden konnten, auf den Schrott. Dagegen suchten die vom Krieg schwer gezeichneten Unternehmen in weiten Teilen Europas händeringend nach Fahrzeugen als Ersatz für Kriegsverluste oder zur Aufstockung des Bestandes durch starke Verkehrszunahme. Allerdings hatte die technische Entwicklung „diesseits und jenseits des großen Teiches“ spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts völlig unterschiedliche Wege genommen und Dinge, die in USA schon sehr früh Standard waren, wie automatische Türen, Fahrgastfluss und Fahrersitze, setzen sich in Europa nur sehr zögernd durch. Am ehesten gerieten noch die Betriebe Südeuropas hier unter Einflüsse aus Amerika. Insofern war es schon von dieser Seite her nicht unbedingt möglich, Straßenbahnwagen amerikanischen Standards auch in Europa einzusetzen.

Ausgerechnet die österreichische Hauptstadt Wien, deren großer Betrieb mit einer riesigen Anzahl von in besten Zeiten etwa 4000 Fahrzeugen umfasste, die aber 1945 einen sehr hohen Altersdurchschnitt hatten und vielfach in der technischen Entwicklung in der Monarchie stehengeblieben waren, wagte dieses Experiment im Jahre 1949. Das New Yorker „Third Avenue Railway System“ (TARS) wurde im August 1948 endgültig auf Busbetrieb umgestellt. Hier waren die letzten Fahrzeuge erst 1938/39 neu in Dienst gestellt worden. Mitglieder der amerikanischen Militärverwaltung im besetzten Wien machten die Verkehrsbetriebe auf die Verfügbarkeit der Wagen aufmerksam, die für etwas mehr als 5000 Dollar pro Stück zu haben waren. Obwohl an den Wagen so ziemlich alles anders war, als bei den in Wien eingesetzten Triebwagen, war eine nach New York gereiste Experten-Kommission der Verkehrsbetriebe der Meinung, dass man die Wagen „irgendwie“ anpassen und „irgendwo“ im großen Netz auch einsetzen könne. 42 Wagen konnten übernommen werden, für drei weitere beschädigte Fahrzeuge lieferte TARS als Ersatzteilspender Triebwagen einer älteren Serie mit. Per Schiff ging es von New York nach Rotterdam und von dort auf Eisenbahnwagen nach Wien, wo die Triebwagen in sechs Transporten im Juni und Juli ankamen und von der Öffentlichkeit gebührend bestaunt worden.

Wie schwierig es war, die für Wiener Verhältnisse „exotischen“ Wagen an die eigenen Verhältnisse anzupassen, offenbarte sich erst in Wien und es kostete reichlich Zeit, bis ein erster Einsatz im Fahrgastverkehr ab März 1950 (woraus sich das runde Jubiläum im Jahr 2020 ergibt) einzusetzen. Der langjährige Leiter des Wiener Tramwaymuseums hat die Vorgeschichte, Übernahmen, Umbau und den Einsatz der in Wien als Type Z geführten Wagen in dieser Broschüre ausführlich und anschaulich beschrieben. Wegen der Breite der Fahrzeuge war ihrem Einsatz Grenzen gesetzt, so dass sie lange Jahre nur auf den über die Donau Richtung Floridsdorf führenden Strecken eingesetzt werden konnten, die wegen ihrer Vorgeschichte als Dampfstraßenbahn über ein passendes Lichtraumprofil verfügten. Dennoch waren die „Amerikaner“ sowohl für die Fahrgäste als auch das Personal Zeit ihres Einsatzes gewöhnungsbedürftig. Sie konnten nur einzeln fahren, was wegen des dadurch im Vergleich zum klassischen Dreiwagenzug geringeren Platzangebotes ein dichteres Intervall notwendig machte. Mit automatisch bedienten Türen und zusätzlicher Klapptrittstufe gab es kein Auf- und Abspringen während der Fahrt oder Mitfahrt auf dem Trittbrett bei starker Besetzung. Es bestand Fahrgastfluss und der Schaffner hatte am Heckeinstieg seinen festen Sitzplan. Die gepolsterten Sitzbänke besaßen nach Fahrtrichtung umklappbare Rückenlehnen. Pedalschaltung und Druckluftbremse waren beim Fahrpersonal nicht jedermanns Sache und es kam durch die ungewohnte Bedienungsweise auch immer wieder zu Unfällen.

Wegen fehlender Schienenbremsen, die sich in die Drehgestelle auch nicht nachträglich einbauen ließen, durften die „Amerikaner“ nach Inkrafttreten entsprechender Bestimmungen nur noch 25 km/h schnell fahren und die eigentlich modernsten Wiener Straßenbahnwagen befanden sich damit auf einer Stufe mit den ältesten Triebwagen aus den Anfängen des Jahrhunderts. So begannen die Ausmusterungen schon relativ früh 1963 und in den letzten Jahren ihres Einsatzes, der nur bis 1969 währte, waren sie nur noch auf einer recht unbedeutenden Linie am linken Donauufer im Einsatz. Sieben Stück blieben museal erhalten, davon gelangten drei Stück in Museen der USA zurück, einer kam nach Großbritannien, drei Stück befinden sich in Österreich.
Diese Fahrzeuggeschichte wird in der Broschüre gut strukturiert dargestellt und mit zahlreichen Bildern in schwarz-weiß und Farbe dokumentiert. Zusätzlich sind auch einige Dokumente und Schaltbilder der Technik abgebildet, was aber fehlt ist eine der für Wiener Fahrzeuge typische Übersichtszeichnung in Seiten- und Stirnansicht sowie Grundriss. Auch eine Wagenparkstatistik fehlt nicht. Eine schöne und informative Dokumentation über die wohl interessanteste Fahrzeugtype im Wagenpark der Wiener Straßenbahn, welche die vorhandene Literatur bestens ergänzt. (reu)



*** Nahverkehr Schweiz ***
„Biel/Bienne -Transports publics“ von Michael Rossier, Biel (CH) 2019-2021, mehrbändige Buchreihe im Format
15,0 x 21,5 cm, gebunden, Herausgeber: Eigenverlag des Autors; unterschiedliche Preise (zwischen 28 und 64 €uro)


Die interessante Geschichte zumindest des schienengebundenen Nahverkehrs der Stadt Biel in der Schweiz ist vor nunmehr 43 Jahren in zwei 1977 erschienenen Publikationen (Archiv Nr. 27 „Bieler Strassenbahnen“ im Verlag Eisenbahn in Deutsch und „La Chaux-de-Fonds et Bienne en Tram“ im Eigenverlag des Autors Sébastin Jacobi) umfassend abgehandelt worden. Über die ebenfalls im Archivband beschriebene Biel-Täuffelen-Ins Bahn (BTI), die heute zur Aare-Seeland mobil Gruppe gehört, ist bei Prellbock 2016 ein umfangreiches Werk erschienen. Die beiden Veröffentlichungen von 1977 dürften heute allenfalls noch antiquarisch zu finden sein.

Ebenfalls im Eigenverlag des Autors Michel Rossier erscheint seit 2019 eine ganze Buchreihe zur Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in Biel in insgesamt neun unterschiedlich dicken aber recht kleinformatigen Büchern auch Obus- und Busbetrieb und die Industriebahnen sehr ausführlich beschreibt. Für einen recht hohen Preis erhält der Interessent hier eine Sammlung von Daten und Fotos zu den einzelnen Themen, die wohl für sich in Anspruch nehmen können, alle vorhandenen Informationen dazu erfasst haben. Schrift und teilweise auch die Fotos sind leider recht klein und beim Layout gibt es viel freien Raum, von der Qualität ist der Inhalt und die Wiedergabe aber sehr ordentlich. Selbst wer sich nur für einen Teilbereich interessiert, wird für diesen mit Informationen bestens bedient.

Die einzelnen Bände sind nicht unbedingt in der Reihenfolge ihrer Nummerierung erschienen, so fehlt aktuell noch Band 1 über die Geschichte der Straßenbahnen. Hier eine Aufstellung der bereits erschienen Ausgaben:
Band 0: Historie der Pferdebahn und ihrer Fahrzeuge (Auszug aus Band 1 und 3 mit 56 S.) Band 2: Historie von Autobus und Trolleybus (476 Seiten) Band 3: Fahrzeuge von Pferdebahn und Straßenbahn (144 Seiten) Band 4: Fahrzeuge des städtischen Autobusbetriebes (368 Seiten) Band 5: Fahrzeuge des Obusbetriebes (392 Seiten) Band 6: Fahrzeuge der regionalen Buslinien (272 Seiten) Band 7: Fahrzeuge der Überlandbahnen, Seilbahnen und Schiffe (436 Seiten) Band 8: Fahrzeuge der Industriebahnen (72 Seiten)

Wenn es bei den acht Bänden bleibt, dann sind über die Historie der Verkehrsmittel, deren Fahrzeuge in den Bänden 7 und 8 beschrieben werden, keine eigenen Veröffentlichungen vorgesehen. (reu)




*** Autobusse ***
„Jahrbuch Omnibusse 2021“ von einem Autorenteam, Brilon 2020, 144 Seiten im Format 17,0 x 24,0 cm, broschiert, Herausgeber: Podszun-Verlag; Preis: 16,90 €
Das Jahrbuch Omnibusse bietet keinen Rückblick auf die Entwicklung des abgelaufenen Jahres, wie der Name vermuten lässt, sondern stellt eine Sammlung von Abhandlungen über die Geschichte von Herstellern, Fahrzeugtypen und Betrieben dar. Den Anfang machen drei Berichte zu Herstellern, nämlich der Karosseriefabrik Peter Bauer in Köln, den Waggonfabriken in Uerdingen und Düsseldorf (DUEWAG), die neben Schienenfahrzeugen auch Autobusse, Obusse und Anhänger gebaut haben und den Bussen von Daimler-Benz nach 1945. An Betrieben werden Lübeck (1925-1957) und Konstanz vorgestellt. An Fahrzeugen finden sich Typen von Kässbohrer, Ikarus und amerikanischen Bussen in der Steiermark. Eine Übersicht über die geplanten Oldtimerbus-Veranstaltungen bildet den Abschluss. Das für Busfreunde äußerst informative Kompendium liefert neben den Informationen auch zahlreiche Fotos und sonstige Abbildungen zum Thema, ist gut gestaltet und gedruckt und eine Veröffentlichung, auf die ein Freund von Autobussen nicht verzichten sollte. (reu)



„Lebenslinien der frühen Ikarus-Busse“ von Andreas Riedel, Witzschdorf 2020, 416 Seiten im Format 23,0 x 29,0 cm, gebunden, Herausgeber: Bildverlag Böttger, Preis: 48,00 €

Autor und Verlag scheinen ein Faible für „monumentale Werke“ der Verkehrsliteratur zu haben, wobei diese sich dann aber auch entsprechend gut verkaufen müssen, um den beträchtlichen Kostenaufwand und damit auch das verlegerische Risiko zu rechtfertigen. Nach der Bildsammlung zum städtischen Nahverkehr in der DDR mit über 1600 Abbildungen auf 480 Seiten, werden nun in einem ähnlich umfangreichen Werk frühe Produkte aus dem Hause Ikarus, dem bekannten ungarischen Busproduzenten in Wort und Bild dokumentiert. Die vorgestellten Typen wurden zwischen 1948 und 1973 produziert, wobei sie in verschieden hohen Stückzahlen auch in der DDR zum Einsatz kamen, besonders als in den 1960er Jahren im „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (RGW) der Staaten des Ostblocks festgelegt wurde, welches Land für alle Beteiligten einheitliche Fahrzeuge bauen und liefern sollte und Ungarn der Bereich Autobusse zufiel. Busse und in bescheidenem Maße auch Lkw wurden aber auch schon zuvor in die „Bruderstaaten“ exportiert.

Ikarus baute sowohl Busse für den Stadtverkehr als auch den Überland-Linien- und den Gelegenheitsverkehr. Bereits 2014 ist im Kraftakt-Verlag Halle ein ebenfalls dickes Buch zu den Ikarus-Bussen erschienen, welches aber auch die Zeit nach der in diesem Buch behandelten Epoche mit abdeckte. Während sich dieses Buch mehr der technisch-konstruktiven Seite widmete, möchte die neue Veröffentlichung vor allen bildlich Entwicklung und Lebenslauf der Fahrzeuge des Herstellers dokumentieren. Das heißt aber nicht, dass es in diesem Buch keine sachlich fundierten Angaben zu den einzelnen Typen gibt. Auch Typenzeichnungen und Datenblätter sind enthalten.

Anders als heute, wo Autobusse zumeist „gesichtslose Kisten“ sind, die in genormter Form in erster Linie den Zweck eines Transportes sicherstellen sollen, legte man bei den in diesem Buch vorgestellten Fahrzeugen noch großen Wert auf ein ansehnliches Äußeres, sodass sie auch „schön aussahen“. Zum Glück sind bis heute zahlreiche Exemplare als historische Fahrzeuge bewahrt geblieben.

Auch dieses Buch erschlägt einen geradezu mit einer Vielzahl an Bildern in unterschiedlichen Farben und Formaten, wobei vor allem die Werkaufnahmen des Herstellers, die bereits sehr früh auch in Farbe entstanden, eine sehr große Verbreitung gefunden haben. Aber auch im Einsatz bei den Betrieben haben Fotografen die Wagen immer wieder „aufs Korn genommen“, wobei den in der DDR aufgenommenen Fahrzeugen anzusehen ist, dass einer Pflege nicht immer die notwendige Aufmerksamkeit gewidmet wurde oder werden konnte. Die Qualität der Aufnahmen ist in der Regel gut bis sehr gut, es gibt aber auch einige „Ausreißer“, auf die man wegen ihres dokumentatorischen Wertes wohl nicht verzichten wollte. Das Thema ist nach Typen klar gegliedert und ermöglicht so schnell das Auffinden einzelner Modelle. Listen über die Lieferungen der einzelnen Fahrzeuge gibt es nicht, diese hätten aber, sofern sie überhaupt zu erstellen gewesen wären, nicht zur Konzeption der vorzugsweise als „Bilderalbum“ angelegten Veröffentlichung gepasst. Auf die genaue Dokumentation der Herkunft der Aufnahmen wird leider sehr wenig Wert gelegt, was im Hinblick auf den Nachweis der Herkunft und der Urheberrechte an den Aufnahmen bedauerlich ist. Sollten die Werksaufnahmen z.B. „gemeinfrei“ gestellt sein, so wäre auch hierzu ein Hinweis angebracht.

Wer sich für die Busse aus Ungarn interessiert, der wird mit dieser schwergewichtigen Veröffentlichung, bei der man vor der Arbeit des Autors nur den Hut ziehen kann, bestens bedient und erhält „viel Bus“ in einem guten Preis-/Leistungsverhältnis. (reu)