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 11 - Bahn und Medien 

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Moderatoren: Klaus Habermann - MWD
Guten Tag,

hier nach langer Zeit mehrere Buchbesprechungen,
es waren doch in den letzten Monaten viele Neuerscheinungen reingetrooffen,
der Rezensent konnte der Arbeit nur bedingt nachkommen.

Nicht immer sind alle diese Titel "um die Ecke" erhältlich.
Diese Buchtitel führt auch Donat in Duisburg, im versand auch bei mir.

Beste Grüße aus Köln
Rofl Hafke, TS: TramShop
hafke.koeln@t-online.de



*** Strassenbahnen Belgien ***
„Lignes vicinales, Bruxelles – Ninove, Leerbeek, Halle, ohne Autoren, Brüssel 2020, 90 Seiten im Format 21,0 x 29,0 cm, broschiert, Herausgeber: kozoedition, Preis: 27,00 €

In der Reihe „Rail-Memories“ ist eine neue Broschüre über Strecken im Netz der meterspurigen elektrischen Überlandbahnen der nationalen Kleinbahngesellschaft SNCV erschienen, welche die von Brüssel in südwestliche Richtung führenden Strecken nach Ninove, Leerbeek und Halle zum Inhalt hat, die alle schon seit 50 und mehr Jahren Vergangenheit sind. Es sind in erster Linie erklärte Bilder aus verschiedenen Epochen der Strecken, die den Inhalt ausmachen. Kartenausschnitte mit den Streckenführungen erlauben auch für Ortsunkundige eine gute Orientierung. Die wichtigsten Daten werden in dem ausschließlich französischen Text ebenfalls genannt. Freunde der alten belgischen Überlandbahnherrlichkeit werden hier wieder mit zahlreichen, zumeist unveröffentlichten Bildern bedient und daher gerne zugreifen. (reu)



„Warnant – Bioul – Lesve, une region un petit tram”von Jean Closset, Brüssel, 2. Auflage 2020, 48 Seiten im Format 21,0 x 29,0 cm, broschiert, Herausgeber: kozoedition, Preis: 17,00 €
Die schon in der zweiten Auflage erschienene Broschüre der Reihe „Rail-Memories“ beschreibt eine 15 km lange SNCV-Strecke in der Gruppe Namur-Luxembourg. Sie zweigte in Lesve von der 1913 elektrifizierten Strecke Namur – Malonne – Saint Gérard ab und führte in die Ardennen hinein. Sowohl in Saint Gérard als auch in Warnant gab es Umsteigemöglichkeiten zur Staatsbahn. Die 1908 ~ 1909 fertiggestellte Strecke wurde mit Dampf und später mit Diesel bedient, wobei sowohl Personen- als auch Güterverkehr stattfand. Das Angebot war mit fünf Zugpaaren dürftig aber typisch für die dünn besiedelte Region. In Wort und Bild beschrieben wird hier eine der zahlreichen nicht elektrifizierten Strecken der SNCV „von irgendwo nach nirgendwo“ in landschaftlich schöner Umgebung, dadurch aber anspruchsvoller Streckenführung. Ab den 1930er Jahren verkehrten auch auf dieser Strecke die typischen „Autorails“ der SNCV. Die gut motorisierten Zweiachser besorgten sowohl den Personen- als auch den Güterverkehr. Mit Einstellung der Strecke Namur – Saint Gérard endete auch der Personenverkehr nach Warnant. Wegen schlecht ausgebauter Straßen fand zwischen Bioul und Warnant aber bis 1960 noch Güterverkehr statt. Eines wird bei Betrachtung der Bilder schnell klar: Wirtschaftlich zu betreiben waren solche Strecken nicht. So begann dann hier auch schon in den frühen 1950er Jahren das große Sterben. Für die Freunde belgischer Kleinbahnromantik empfehlenswert, französische Sprachkenntnisse sind aber von Vorteil. (reu)


„De belgische Kust met de tram“ von Didier Lemaire (Erscheinungsort unbekant), 2020, 108 Seiten im Format 29,5 x 21,0 cm, broschiert, Herausgeber: Photorail Collection, Preis: 20,00 €

In der Reihe der belgischen Bilderalben ist nun der 4. Band erschienen. Er hat die Straßenbahnlinie entlang der Küste von Knokke über Oostende nach De Panne zum Thema. Die enthaltenen 100 großformatigen Fotos (ab dem Jahr 2000) haben Fahrzeuge und Strecke zum Inhalt, zeigen aber auch Dinge am Wege und Details. Die Aufnahmen stammen ausschließlich aus neuerer Zeit, was sich u.a. daran zeigt, dass Fahrgäste einen Mundschutz tragen! Wer die „Küstentram“ in der heutigen Form kennt, der weiß, dass die derzeit (noch) eingesetzten Fahrzeuge nicht besonders schön und zu alledem zumeist auch noch mit Vollwerbung beklebt sind.
Die Bilder an sich sind qualitativ sehr gut, ja teilweise auch künstlerisch aufgrund ihrer Aufnahmeperspektiven wertvoll. Der Rezensent kann allerdings den „bunten Flecken“ nichts abgewinnen, die immer wieder in Form der Straßenbahn ins Bild fahren. Wer so etwas mag, der wird auch an dieser gut gestalteten Broschüre seine Freude haben. Allen anderen fehlt sicher nichts in ihrem Bücheregel, wenn sie sich diese Veröffentlichung nicht zulegen. (reu)





*** Strassenbahnen Grossbritannien ***
„Buchreihe Regional Tramways“ von Peter Waller, alle im Format 22,0 x 29,0 cm gebunden, Herausgeber Pen & Sword Transport
erschienen sind: Teil 1: Scotland, erschienen 2016, 144 Seiten, Preis: 29,50 €
Teil 2: Yorkshire and North East of England, erschienen 2016, Preis: 29,50 €
Teil 3: The North West of England post 1945, erschienen 2017, 182 Seiten, Preis: 29,50 €
Teil 4: Wals, Isle of Man & Ireland post 1945, erschienen 2018, 182 Seiten, Preis: 29,50 €
Teil 5: Midlands Southern England, erschienen 2018, 176 Seiten, Preis: 29,50 €
Teil 6: London Transport, erschienen 2019, 166 Seiten, Preis: 29,50 €


Zunächst begrenzt lagernd: Teile 1, 3, 4 und 6 (Rest mit Lieferzeit möglich)
Seit 2016 erscheint in dem britisch-amerikanischen Verlag eine Buchreihe, welche sich die Dokumentation der britischen und irischen Straßenbahnbetriebe nach 1945 zum Ziel gesetzt hat. Bei den Titeln ist das nicht immer entsprechend vermerkt, was zu Irritationen führen kann. Da das Straßenbahnsterben auf den britischen Inseln schon sehr früh begonnen hat, ist das Thema bei einigen Betrieben schnell abgehandelt Aber es gab ja auch einen „Neustart“ zunächst in Form von Stadtbahnen und später auch „richtigen“ Straßenbahnen in den 1980er Jahren, der so mancher Stadt, die bereits einmal einen Schienenbetrieb besaß, wieder einen solchen bescherte. Natürlich haben auch die neuen Betriebe dann eine Aufnahme in das Buch gefunden. Die Einteilung aller Bände ist nahezu gleich. Jeder Band beginnt mit einer Einführung über die geschichtliche Entwicklung der in der Region einmal vorhandenen Betriebe mit vielen historischen Fotos. Im Anschluss daran werden die nach 1945 vorhandenen Betriebe bis zu ihrer Einstellung beschrieben und mit Bildern aus dieser Phase gezeigt.

Dabei wurde eine alphabetische Reihenfolge gewählt. Am Anfang steht jeweils eine Übersichtskarte, welches die maximale Ausdehnung zeigt und darin die nach 1945 befahrenen Strecken hervorhebt. Gerade bei kleineren Betrieben waren das zum Teil nur noch Rudimente, bei vielen größeren Betrieben erschreckt aber, in welch teilweise sehr kurzen Zeiträumen riesige Netze „auf Null gefahren worden sind“. Hilfreich ist dabei ein Verzeichnis aller Linien mit den jeweiligen Einstellungsdaten. Auch dies dokumentiert, dass in Großstädten häufig 40 und mehr Linien unterwegs waren. Die Einstellung wurde in den meisten Städten würdig begangen, was sich ebenfalls in den entsprechenden Bildern zeigt. Interessant auch die eingestreuten Abbildungen von Fahrschein, bei denen die Automatisierung schon sehr früh im Vergleich z.B. zu Deutschland stark fortgeschritten war. „Vom Block“ wurde dort nach 1945 so gut wie nicht mehr verkauft.

Im Anschluss daran werden die einzelnen Fahrzeugserien und deren Bestände gezeigt. Für „Festlandsverhältnisse“ ungewöhnlich sind nicht nur die Konstruktionen der überwiegend doppelstöckigen Fahrzeuge, sondern zum Teil auch deren biblisches Alter mit dem sie bis zum Schluss im Einsatz standen. An Stelle einer textlichen Beschreibung mit „Zahlenwüsten“ wäre eine tabellarische Zusammenstellung übersichtlicher gewesen! Am Ende eines jeden Bandes werden die erhalten gebliebenen Fahrzeuge aufgeführt. Auch dies sind nicht wenige und auch hier wäre eine Tabelle hilfreich gewesen.

Bei erhaltenen Betrieben (Blackpool und Man) wird die Entwicklung nach 1945 bis in die Neuzeit fortgeschrieben, bei neuen Systemen wird dann auch die gesamte Entwicklung seit der Eröffnung behandelt.
Die Qualität der Widergabe der zahlreichen Fotos von zumeist vernünftiger Größe ist teilweise nur mäßig. Zum einen ist das vorlagebedingt, zum anderen aber auch der verwendeten Papierart des Drucks geschuldet, was auf Kosten des Kontrastes der Aufnahmen geht.

Wer sich einen Überblick über die Straßenbahnvielfalt auf den britischen Inseln verschaffen möchte, ist mit dieser Buchreihe sicher gut bedient, zumal auch die Preise akzeptabel sind. (reu)


„Croydon Tramlink“ von Gareth David, Yorkshire (GB) 2020, 200 Seiten im Format 22,0 x 29,0 cm, gebunden, Herausgeber Pen & Sword Transport, Preis: 35,00 €

Ende der 1980er Jahre begannen in Croydon in der Region Greater London die Planungen eines Straßenbahnnetzes mit dem Ziel, die Innenstadt mit den verschiedenen Bahnhöfen von U-Bahn und Vorortbahn besser miteinander zu verbinden. Im Jahre 2000 konnte mit Fahrgästen gefahren werden und die „Tramlink“ hat seither eine beeindruckende Erfolgsgeschichte aufzuweisen. Diese hat sicher auch mit dazu beigetragen, dass auch in anderen Städten die Entscheidung für eine Stadt- oder Straßenbahn bekräftigt und beschleunigt worden ist.

Das Buch fasst die Vorplanungen, den Bau, die Betriebsvorbereitung und den anschließenden Betrieb und die Entwicklung von Netz und Fahrpark bis zum heutigen Tag übersichtlich in Kapiteln gegliedert zusammen. Das Ganze wird mit zahlreichen Dokumentenabbildungen und Fotos ergänzt. Entstanden ist keine der sonst zu solchen Anlässen auch zu findenden „Selbstbeweihräucherungsschriften“, sondern eine sachliche Dokumentation, die auch die Schwierigkeiten, die es natürlich gegeben hat nicht verschweigt. Sie geht auch offen mit einem sehr schweren Unfall von 2016 mit mehreren Toten um, dokumentiert das Geschehen und stellt die Ergebnisse der nachfolgenden Untersuchung vor.

Das abwechslungsreiche und informative Buch wird mit einem Blick auf die Zukunftspläne, einem Literaturverzeichnis und einem Index mit den Fundstellen zu vielen Stichpunkten abgeschlossen. Wer sich für diesen interessanten neuen britischen Betrieb interessiert, bekommt hier einen vollständigen Überblick.
Natürlich geht es „auch eine Nummer kleiner“, denn auch in Band 6 der Buchreihe „Regional Tramways“ wird der Betrieb von Croydon Tramlink ausführlich beschrieben. Zusätzlich erfährt man hier auch etwas zu den alten Straßenbahnbetrieben, deren letzte Strecke bereits 1951 verschwand. (reu)



*** Strassenbahnen Niederlande ***
„Allan Tramstellen in Rotterdam“ von Kees Dessens, Rotterdam (NL) 2020, 132 Seiten im Format 25,0 x 20,5 cm, gebunden, Herausgeber: Selbstverlag des Autors, Preis: 28,00 €
Der vierte Band über die Straßenbahnfahrzeuge in Rotterdam widmet sich den „Allan tramstellen“, die als letzte schaffnerbesetzte Straßenbahnwagen ohne automatische Türen in den Niederlanden besonders in der Zeit kurz vor ihrer Ausmusterung 1983 bei Verkehrsfreunden eine Hype auslösten. Die in den Jahren 1949 bis 1952 bei der in Rotterdam Oudedijk ansässigen Waggonfabrik Allan (daher der Name) gebauten 36 Trieb- und 36 Beiwagen, orientierten sich in Ausführung und Abmessungen an den Mitteleinstiegswagen der Vorkriegszeit, welcher der zuvor erschienene Band gewidmet war (Ergänzung: Iconische 4-assers in Rotterdam).

Erste Pläne der Straßenbahngesellschaft RET, die erfolgreiche Konstruktion weiterzuentwickeln gab es bereits 1946. In diesem Jahr wurden 70 Beiwagen und zwei Probetriebwagen bestellt, von denen jeweils zwei Stück 1948 zur Ablieferung kamen. Die Wagen unterschieden sich in erster Linie durch ihre etwa zwei Meter größere Länge von ihren Vorgängern, aber auch durch die gerundeten Fronten, wobei die Triebwagen eingezogene Stirnscheiben und ein bauchiges Front-Unterteil besaßen. Sie verfügten noch über zwei Führerstände. Für den weiteren Bau wurde dann 34 der geplanten 70 Beiwagen als Triebwagen gebaut. Die bereits gelieferten Beiwagen fuhren bis 1950 hinter den Mitteleinstiegs-Vierachsern der Vorkriegszeit.

Die Serie unterschied sich durch eine eckigere Front von den beiden Prototypen, vor allem aber durch den Entfall des hinteren Führerstandes und hier einer den Beiwagen entsprechenden Front. Die beiden Probewagen sind dann baulich entsprechend angepasst worden. Obwohl als Einrichtungswagen deklariert, hatten alle Trieb- und Beiwagen auch auf der linken Seite der Mittelplattform eine Türe, die aber nur für Notfälle vorgesehen war.

Nach Eröffnung der Metro 1969 und der Netzteilung wurden die meisten Wagen nicht mehr benötigt und ausgemustert, ein kleiner Teil kam aber auf der nun vom Restnetz abgetrennten Strecke auf dem linken Maasufer in Spitzenzeiten weiterhin im Einsatz. 1981 fuhren dann zwei Züge auch noch im „großen Netz“. Vier Trieb- und drei Beiwagen sind museal erhalten geblieben und befinden sich in Rotterdam und Amsterdam.

Das Buch beschreibt, wie seine Vorgänger auch, Entwicklung, Bau- und Einsatz der Fahrzeuge, wobei auch ausführliche Darstellung der technischen Einzelheiten in Wort und Bild hervorzuheben ist. Fahrzeugzeichnungen ergänzen die zahlreichen, zumeist großformatigen Fotos in Schwarz-weiß und Farbe. Leider sind eine Reihe der Abbildungen zu dunkel geraten, was den ansonst wieder guten Gesamteindruck der inhaltsreichen Veröffentlichung etwas beeinträchtigt. Eine ausführliche Statistik fehlt ebenfalls nicht und es werden auch die erhaltenen Fahrzeuge vorgestellt. Für Interessenten am Thema erneut sehr empfehlenswert. (reu)