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Hermann Hoyer - Hamburg und seine Straßenbahn

geschrieben von: Wolfgang Sorger

Datum: 06.06.20 21:45

Moin,

das von Stefan Carstens herausgegebene Buch „Hermann Hoyer – eine Zeitreise in die Vergangenheit, Hamburg und seine Straßenbahn“ begeistert mich.

Ich bin in Hamburg geboren und leider sind meine Eltern mit mir nach drei Jahren schon weggezogen. Daher kenne ich Hamburg gar nicht so gut. Es gibt sehr sichere Erinnerungen, wie eine Nachbarin, meine Ersatzoma "Tante Voß" auf der Mönckebergstraße mit mir an der Hand zu "Spielzeug Rasch" unterwegs war, dort kaufte sie mir Lego-Steine. Mit diesen Erinnerungen verbunden sind die Straßenbahnen auf dem Rathausmarkt und auf der Mönckebergstraße. Und Onkel Voß spazierte mit mir an die Landungsbrücken, "Schiffe gucken", bis rüber zur Stülcken-Werft. Und all diese Erinnerungen hat das Buch wieder wachgerufen.

Es ist das große Verdienst von Hermann Hoyer, dass er damals "draufgehalten" hat und alltägliche Szenen in Hamburg – mit Straßenbahn – fotografisch festgehalten hat. Und es ist ebenso ein großer Glücksfall, dass seine Witwe den Nachlaß in gute Hände gegeben hat: Stefan hat ein Buch geschaffen, das ebenso "Hamburg seine Straßenbahn" hätte heißen können. Denn wir sehen den Alltag im Nachkriegs-Hamburg, mit den Straßenbahnen, den Pkw und Lieferwagen, den Menschen unterwegs: junge Männer in Knickerbockern, junge Frauen als "Fräuleinwunder" und Kriegsversehrte in Rollwagen. Dazu die Häuser und Bauwerke, die den Krieg überstanden haben und Neubauten, die den Wiederaufbau dokumentieren.
Nachdem die Fahrzeugtypen vorgestellt worden sind, geht es durch die einzelnen Stadtteile und ihre Linien.
Ich habe alle diese Bilder – und den gut recherchierten Text dazu – regelrecht inhaliert: so sah es im Hamburg im Alltag damals in den 50er Jahren aus. Und Stefan gibt an vielen Stellen Hinweise dazu, was sich dort verändert hat, welche Geschäfte noch zu finden sind oder wie die Läden heute genutzt werden bis hin zu einem Vermerk zu einer „geschwindigkeitsabhängigen Sofortbildkamera“ in der Kieler Straße auf S. 73.
Die Fotos sind ausgezeichnet wiedergegeben, das Papier hat eine sehr gute Qualität. Und zu dem Dauerbrenner "Bilder über den Bund": ich finde es richtig, einige ausgewählte Fotos so groß zu zeigen. Schließlich sollen die Details auch drauf sein, und das sind sie – mag sein, dass da mal ein Bild etwas grobkörniger ist, aber das hat seinen eigenen Charme. Die doppelseitigen Fotos sind jedenfalls so geschickt geschnitten (im Bund etwas gedoppelt) und das Buch so gut gebunden, dass "innen" nichts fehlt.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das nicht nur eine Fundgrube für Fans der Hamburger Straßenbahn, sondern auch für Fans von Hamburg in den 50er Jahren ist.

Und schließlich: ich habe "Tante Voß" auf den Bildern leider nicht entdeckt...

Beste Grüße

Wolfgang Sorger

Mich interessiert vieles - und alles rund um das Bw Bestwig!

Re: Hermann Hoyer - Hamburg und seine Straßenbahn

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 07.06.20 12:22

Moin Wolfgang,

wie kommt es das Du das Buch hier schon rezensieren kannst, wenn auf der Verlagswebsite noch steht dass das Buch erst am 30.06.2020 erscheint?
Mich, als Hamburger Jahrgang 59, interessiert das Buch natürlich auch und ich freue mich über deinen tollen Beitrag.
Ich werde das Buch jedenfalls umgehend bestellen.

Re: Hermann Hoyer - Hamburg und seine Straßenbahn

geschrieben von: totrameta

Datum: 07.06.20 16:29

Tach,
das Buch ist schon lieferbar...

Schönen Sonntag noch!
Dirk

Re: ein Link

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 07.06.20 17:00

Danke

Rezension: Hamburger Straßenbahn

geschrieben von: Rolf Hafke

Datum: 21.06.20 16:25

Guten Tag,

und heute nun, die versprochene Buchbesprechung:

Gruß aus Köln
Rolf Hafke, TS: TramShop
hafke.koeln@t-online.de

„Hermann Hoyer - eine Zeitreise in die Vergangenheit, Hamburg und seine Strassenbahn, von Stefan Carstens, Fürstenfeldbruck 2020, 208 Seiten im Format 22,0 x 29,0 cm, gebunden: Herausgeber: VGB/Klartext-Verlag; Preis: 39,80 €

Fast 42 Jahre sind seit der Stilllegung der Hamburger Straßenbahn vergangen. Eigentlich sollte daher zum Thema eigentlich alles gesagt und gezeigt sein. Ein neues Buch beweist aber, dass dem wohl nicht so ist. Die letzten beiden größeren Veröffentlichungen erschienen mit einem Buch über das Liniennetz und als Band 11 innerhalb der Reihe „Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland“ des EK-Verlages im Jahre 2008. In letzterer gab es zwar für einige kleinere Straßenbahnbetriebe, U-Bahn und S-Bahn ausführliche Fahrzeugstatistiken, nicht jedoch für den Straßenbahnbetrieb der Hamburger Hochbahn AG (HHA) ab 1919 und deren Vorgängerbetriebe. Begründet wurde dies nicht, aber wenn man im Vorwort las, wem für die Bearbeitung der Kapitel über den Wagenpark zu danken war, dann konnte der „Insider“ sich denken, warum. Der in der „Szene“ als „HHH“ Verkehrsfreund Hermann Hoyer (Hamburg), galt dort als „graue Eminenz“ hinsichtlich der Kenntnisse über den Fahrzeugpark der Hamburger Straßenbahn. Er war der Ansicht, die Statistiken seien durch die zahlreichen Umzeichnungen zu kompliziert, als dass sie jemand versteht und war nicht bereit, so etwas zu veröffentlichen.

Nahezu gleichzeitig mit der Stilllegung des restlichen Betriebes waren in einer Schriftenreihe des „Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V.“ (VVM) in den Jahren 1977 und 1978 zwei Broschüren über den Wagenpark der Hamburger Straßenbahn erschienen, deren Autor Hermann Hoyer war. Band 2 endete 1945. Bis zur Herausgabe des dritten Bandes über die Nachkriegszeit vergingen immerhin 16 Jahre, 1994 war es dann aus Anlass hundertjährigen Jubiläums der elektrischen Straßenbahn soweit. Allen Bänden eigen war zwar eine sehr in Einzelheiten gehende technische Beschreibung der Fahrzeuge und ihrer Umbauten, Statistiken zu deren Nummern und Verbleib fehlten aber aus oben genannten Gründen. Auch wurde viel Wissen vorausgesetzt, so dass sich für Ungeübte die Zusammenhänge der einzelnen Wagenserien und deren Umbauten nicht erschloss. So erwähnte Hoyer, um ein Beispiel zu nennen, in Band 2 bei der Beschreibung von Wagen der Bauart N5 (1. Bauabschnitt) mit keinen Wort, dass es sich hier um Umbauten der Type B aus der Frühzeit der SEG handelte. Hoyer war auch der Meinung, dass die Bezeichnungen Z1 und Z2 Erfindungen von Verkehrsamateuren waren, sie sind aber auch in „amtlichen“ Unterlagen zu finden und sollen nach einer Quelle im Jahr 1941 eingeführt worden sein.

Die zum Teil recht kleinen Fotos, deren Urheber ab den 1950er Jahren zum großen Teil der Autor war, konzentrierten sich dem Thema entsprechend auf die Dokumentation der Fahrzeuge.

Als zweites Straßenbahnbuch nach dem Band über die END 2018 erschien nun bei VGB/Klartext der Band „Hamburg und seine Straßenbahn“. Autor ist der in der Eisenbahnszene vor allem für seine Veröffentlichungen über Güterwagen bekannte Eisenbahnfreund Stefan Carstens. In einer Buchreihe „Das besondere Archiv“ stellt er schon seit einigen Jahren immer wieder das Bildmaterial eher unbekannter Fotografen der Öffentlichkeit vor, die sich zumeist sehr speziellen Bereichen des Bahnwesens widmeten. Zusammen mit Kollegen kümmert er sich dabei auch um Übernahme, Erhalt und Aufarbeitung derartiger Sammlungen. Die Buchreihe bildet damit eine sinnvolle Ergänzung zur EK-Buchreihe „Alte Meister der Eisenbahnphotographie“ aber auch Einzelveröffentlichungen anderer Verlage, welche die nur zum Teil vom Namen her bekannten Fotografen als Person vorstellen und damit auch dem „Mann hinter der Kamera“ ein Gesicht geben.

Dass sich der Freund der Hamburger Straßenbahn über das neue Buch freuen kann ist, wie man dem Vorwort entnehmen kann, eher glücklichen Umständen zu verdanken, denn die bei der Sichtung des Nachlasses des 2016 verstorbenen Hermann Hoyer zunächst eher beiläufig betrachteten Filme mit Straßenbahnbildern begeisterten bei näherer Beschäftigung damit den gebürtigen Hamburger Carstens, zeigten sie doch die Straßenbahn der Hansestadt in ihrem baulichen Umfeld und dies schwerpunktmäßig ab Mitte der 1950er Jahre bis Ende der 1960er Jahre. Danach fuhren nur noch die Nachkriegsvierachser auf einem sich zunehmend reduzierenden Netz, was dann nicht nur Hoyer als langweilig empfand, sondern auch viele andere Verkehrsfotografen, die sich nun mit Hamburg nur noch selten ausgiebig beschäftigten und Ziele besuchten, wo der Wagenpark (auf dem der Schwerpunkt der fotografischen Tätigkeit vieler Fotografen lag) erheblich mehr Abwechslung versprach.
Hoyer hatte jedoch rechtzeitig begonnen in Hamburg Straßenbahnen zu fotografieren, besaß dabei auch ein Auge für das Motiv und dokumentierte neben den Fahrzeugen auch das Verkehrsmittel in seinem Umfeld. Dies brachte den Autor auf die Idee im Rahmen der Archivreihe mit einer Auswahl von Hoyers Bildern eine Zeitreise in die Vergangenheit Hamburgs zu unternehmen und dabei nicht nur den Verkehrsfreund anzusprechen, sondern auch den an Stadtentwicklung und Architektur Interessierten anzusprechen. Der Rezensent weiß aus eigener Erfahrung, dass Verkehrsbilder, die mehr als Fahrzeuge zeigen, auch bei Personen auf Interesse stoßen, denen eine Straßenbahn eigentlich gleichgültig ist.

Da in Sachen Straßenbahn nicht bewandert, versicherte sich der Autor mit Rainer Dodt der Unterstützung eines sachkundigen Verkehrsfreundes. Auch schien es reizvoll, die auf den Bildern dokumentierten „Ecken“ der Stadt einmal in ihrem „Ist-Zustand“ anzusehen, was sich vielfach in entsprechenden Anmerkungen bei den ausführlichen Bildunterschriften zum Wiedererkennungswert gezeigter Szenen niederschlägt.

Der Aufbau des Inhalts verrät den erfahrenen Buchautor, denn er folgt der sinnvollsten Form. Den Angaben zum Fotografen in Form von Beiträgen seiner Witwe und seines besten Freundes, folgen zum Einstieg großformatige Bildimpressionen zum Hamburg der 1950er Jahre. Die Vorstellung der auf den Bildern zu sehenden Wagentypen kann ebenfalls nicht schaden um etwas theoretisches Wissen zu vermitteln. Ein Abschnitt „Betrieb“ gibt Auskunft zum Liniennetz und den Betriebsbahnhöfen. Hier ist dann auch einer der schönen von der HHA herausgegebenen farbigen Übersichtpläne auf Stadtplanbasis abgedruckt und dies gerade noch groß genug um Abbildungen verorten zu können.

Der Hamburger Nahverkehr bestand nicht nur aus Straßenbahnen, so dass vor dem Beginn der Reise mit der Straßenbahn durch die einzelnen Stadtbereiche auch die übrigen Verkehrsmittel kurz im Bild vorgestellt werden, die Hoyer ebenfalls mit seiner Kamera dokumentiert hat. Bei den einzelnen Stadtbereichen ist die Innenstadt zwischen den Vororten eingereiht, was die Transportaufgabe der Straßenbahn „von draußen nach drinnen und umgekehrt“ gut wiedergibt. Den Epilog bildet ein fotografischer Blick auf die letzten Jahre und zeigt die Hamburger Straßenbahn so, wie sie die meisten Verkehrsfreunde noch in Erinnerung haben werden. Dazu muss man denn heute aber auch „schon jenseits die Mitte 50“ sein um da noch mitreden zu können! Die Bilder Hoyers werden an einzelnen Stellen, wo dies dem Autor sinnvoll erschien, durch einige wenige Aufnahmen anderer Verkehrsfreunde ergänzt. Dies gilt hauptsächlich für Farbbilder, bei deren Anfertigung Hoyer eher sparsam war, sein Metier waren in erster Linie die Schwarz/weiß-Aufnahmen.

Das Buch enthält weit über 300 Aufnahmen in unterschiedlichen Formaten, welche eine hohe Qualität bei Motiv und Wiedergabe bieten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Jahren 1956 bis 1959, welche wohl auch die Hauptschaffensperiode des Fotografen Hoyer bei der Straßenbahn darstellte, getrieben von der Vorahnung, dass es mit der Herrlichkeit der alten Wagen bald unweigerlich vorbei war. Die neue BOStrab war 1956 in Kraft getreten und gewährte für die Fahrzeuge, wie sie die HHA in großem Umfang einsetzte noch eine Übergangsfrist bis Ende 1959. Das wird Hoyer gewusst haben. Mit Ausnahme des Abschnitts über die Fahrzeuge zeigen seine Aufnahmen die Straßenbahn im Stadtbild und zwar mit allem „drumherum“ wie Autos, Menschen, Straßen- und Streckenzustand, Bebauung, aber auch jahreszeitlichen und wettermäßigen Unterschieden. Manche Abbildungen, deren Beschreibungen zusätzlich viel Wissen vermitteln, kann man lange betrachten und entdeckt doch immer noch was Neues. Der Rezensent vermisst allerdings die Verwendung des Begriffes „Stirnwagen“ für einen Einrichtungswagen. Sie war für Hamburg so typisch wie einmalig und soll vom in den 1930er Jahren von Leipzig zur HHA gekommenen technischen Vorstand Friedrich Lademann aufgebracht worden sein.

Eine derartige Veröffentlichung hat bislang für Hamburg gefehlt und der Autor schließt diese Lücke nun endlich.
Mehr als viele Worte lassen die Bilder auch erkennen, dass ein Straßenbahnbetrieb mit diesen Fahrzeugen in einer Stadt der Größe Hamburgs nur ein Angebot bieten konnte, was den Anforderungen und Bedürfnissen nicht wirklich gerecht wurde. Die Fahrzeuge sahen nicht nur uralt aus, sie waren es meistens auch. Das Erbe in Form eines bei der Übernahme von der Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft SEG durch die neu gegründete Hamburger Hochbahn AG 1919 übernommenen, riesigen und dabei hoffnungslos überalterten Wagenparks hat die Straßenbahn eigentlich während ihrer gesamten Existenz begleitet. Enge Gleisbögen verhinderten geräumige Fahrzeuge und antiquierte Technik wurde über Jahrzehnte beibehalten. Neue Triebwagen hat es über Jahrzehnte nur in bescheidenem Maße gegeben, stattdessen ist der Uralt-Wagenpark der SEG immer wieder umgebaut und modernisiert worden. Das dürfte entscheidend mit dazu beigetragen haben, dass dieses Verkehrsmittel schon Ende der 1950er Jahre von der Politik zum Auslaufmodell gestempelt wurde. So blieb denn auch die mit Ende der 1940er Jahre begonnene Modernisierung schon sehr früh stecken und die Politik setzten auf den Ausbau von U- und S-Bahn, in vielen weniger stark besiedelten Stadtteilen aber auch auf den Bus. Dem Einsatzverbot der Altwagen hatte man, von einer kleinen Serie angepasster (erneuter) Umbauten mal abgesehen, nicht etwa neue Fahrzeuge entgegenzusetzen, sondern eine sich im Laufe der Zeit immer mehr beschleunigende Reduzierung des Streckennetzes!

Das Buch, welches sowohl dem Straßenbahn- als auch dem Hamburg-Freund uneingeschränkt empfohlen werden kann, lieferte dem Rezensenten noch zwei bisher vernachlässigte Erkenntnisse: Zum einen hat Hamburg außerhalb des eigentlichen Stadtzentrums und seiner unmittelbar daran anschließenden Bereiche das Gepräge einer Großstadt schnell verloren. Zum zweiten haben die Bombardements des Zweiten Weltkrieges wohl auch etliche Stadtteile weitgehend verschont, so dass hier die Straßenbahnen an gut erhaltener Altbausubstanz entlangfuhren. Es gibt aber auch zahlreiche Bilder, auf denen die Kriegsschäden 15 Jahre später noch unübersehbar sind. Dies bei der Bildauswahl berücksichtigt zu haben, ist ein weiterer Verdienst des Autors.

Bereits im Vorfeld diskutiert worden ist das Thema „Seitenfalz im Bild“. Der Rezensent möchte es daher nicht bei der bloßen Erwähnung des Sachverhaltes belassen, sondern etwas näher darauf eingehen. Es hat vor einigen Jahren im Zusammenhang mit Veröffentlichungen im Straßenbahn-Magazin dazu zahlreiche negative Stimmen aus der Leserschaft gegeben, die sich auch in wütenden Mails an den Verlag äußerten, wie von dort zu vernehmen war. Der Rezensent und der Händler Rolf Hafke haben dies damals zum Anlass genommen, bei größeren Treffen von Verkehrsfreunden Buchkäufer darauf anzusprechen und mussten feststellen, dass sehr viele dem Falz durch das Bild ankreiden, dass er das Motiv nicht nur stört, sondern ja nach Lage auch zerstört. Seither ist dieses Thema auch Bestandteil der Besprechungen um Verlage und Autoren die selbst layouten dafür zu sensibilisieren, dass sie sich mit derart abgedruckten Bildern bei einem Großteil der Leser keine Freunde schaffen.

Festzuhalten bleibt aber auch, dass bei einem Buch im Hochformat und Negativen im Querformat beim Wunsch, besonders schönen Motiven durch Größe eine entsprechende Wirkung zukommen zu lassen, der Seitenfalz immer im Weg ist. Nicht umsonst umgeht der EK-Verlag bei seinen Bildbänden dieses Problem elegant dadurch, dass er diese im Querformat anlegt. Dieses ist aber, wahrscheinlich auch aus guten Gründen, bei den Verlagen nicht so gerne gesehen.

Im vorliegenden Buch gibt es, auch im Vergleich mit früheren Büchern der Archivreihe, mit 42 Abbildungen mit Seitenfalz an irgendeiner Stelle bezogen auf die Gesamtzahl von Bildern eine recht hohe Anzahl solcher Aufnahmen. Bei vielen davon fällt der Falz kaum auf, da er sich auf der Seite des Motivs befindet und „das worauf es ankommt“ nicht beeinträchtigt (z.B. Seite 110/111 links unten oder 114/115 oben). Bei doppelseitigen Abbildungen wird es dann kritisch, wenn der Falz genau durch einen Wagen oder durch eine Wagenfront läuft (z.B. bei den drei Impressionsbildern auf den Seiten 8/9, 10/11 und 11/12). Hier und auch bei einigen anderen Aufnahmen empfindet auch der Rezensent das Bild in seiner Wirkung durch den Verlauf des Falzes recht stark gestört, bei den Aufnahmen der Folgeseiten bleibt die Wirkung dagegen weitgehend erhalten. Es kommt also immer auf das Bild an, nicht aber auf den Falz an sich. Auch das Negativ sollte bei großen Abbildungen immer darauf geprüft werden, ob seine Konsistenz eine große Wiedergabe zulässt. Einige(Anm.: wenige) Großformate zeigen sich leider mehr oder weniger stark körnig. Bei kleinerem Format wäre dieses Problem vermutlich nicht aufgetreten.

Die ersten Bücher hatten den Empfänger kaum erreicht, da erhielt der Versender bereits die erste kritische Stellungnahme dazu. Daran zeigt sich, dass Leser dieses Thema weiterhin umtreibt. Den Wert des Buches an sich mindert das aber nur minimal, es wäre nur noch etwas schöner geworden, wenn man hier mehr Bedacht an den Tag gelegt hätte! (reu)