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Moderatoren: Klaus Habermann - MWD
und hier die versprochenen Buchbesprechungen / Rezensionen:

wie immer gilt, nicht "an jeder Ecke" ist alles erhältlich,
das gilt vor allem für das Jubiläumsbuch Saarbrücken und den Sonderdruck
aus "Stadtverkehr".
Erhältlich im Versand u.a. beim TramShop in Köln (hafke.koeln@t-online.de).

Gruß
Rolf Hafke

Die Rezension des KBE-Buches folgt separat!!


*** Nahverkehr Deutschland ***
„ Die Straßenbahn in Braunschweig“, von Jens-Christian Moritz, Erfurt 2017,
120 Seiten im Format 17,0 x 24,0 cm, gebunden, Herausgeber: Sutton-Verlag;
Preis: 20,00 €

Dieser ebenfalls in gebundener Form vorgelegte Band aus der Reihe Zeitreise trägt den Untertitel „Strecken und Fahrzeuge im Wandel“ und soll vorzugsweise den aktuellen Betrieb und seinen Wagenpark vorstellen. Es enthält mit wenigen Ausnahmen ausschließlich Farbaufnahmen, beginnend Ende der 1980er Jahre mit Schwerpunkt auf der Neuzeit. Von den fünf Kapiteln beschreiben die ersten beiden mit viel Text die Entwicklung der Straßenbahn und den Weg zum heutigen Liniennetz, der von einigen „Irrungen und Wirrungen“ gekennzeichnet war. Mit der Hereinnahme eines aktuellen Netzplanes des Betriebes samt Buslinien hat man es sich allerdings sehr einfach gemacht. In den nächsten beiden Kapiteln werden die Nord-Süd-Achse und die Ost-West-Achse, jeweils eingeteilt in Streckenabschnitte bildlich behandelt, das letzte Kapitel behandelt den Wagenpark mit einer vorangestellten aktuellen Übersicht. Eine Kurzchronik rundet das Büchlein ab.

Die Druckqualität ist gut, die Motivqualität hat teilweise Schwächen. Formatfüllende Fahrzeugaufnahmen von bunten Vollwerbungswagen haben nur begrenzte Aussagekraft, besonders wenn sie mit Tele gemacht worden sind! Besonders negativ fallen die zahlreichen doppelseitigen Abbildungen auf, deren Wirkung durch den Seitenfalz zerstört wird. Hier wäre mehr Fingerspitzengefühl angebracht gewesen.
Wer bunte Bilderbücher mit aktuellem Inhalt schätzt, der wird an diesem recht preiswerten Büchlein seine Freude haben, allerdings findet er kaum etwas, was er nicht auf den einschlägigen Internetseiten auch kostenlos ansehen kann. Insofern hält der dokumentatorische Wert dieser Veröffentlichung in Grenzen. (reu)



„Straßenbahnen im Altkreis Moers“, von Stephan Lücke, Erfurt 2017, 120 Seiten im Format 17,0 x 24,0 cm, gebunden, Herausgeber: Sutton-Verlag; Preis: 20,00 €

Die am linken Niederrhein gelegene Stadt Moers bot in den 1950er Jahren eine ungemein große Vielfalt an Verkehrsmitteln. Vier verschiedene Straßenbahn-gesellschaften sorgten auf zwei Spurweiten für die Verkehrsbedienung in der Stadt und in die Region. Bis Düsseldorf oder Krefeld konnte man durchgehend mit der Straßenbahn fahren, vor 1945 auch nach Duisburg. Mit dem frühen Rückzug der Straßenbahn ab Mitte der 1950er Jahre etablierte sich der Obus als weiteres elektrisches Verkehrsmittel. Nicht zuletzt der Erschließung des industriell genutzten Umlandes diente die Moerser Kreisbahn als privates Eisenbahnunternehmen. Bisher hat sich an dieses vielschichtige Thema kein Autor für einen zusammenhängende Darstellung herangewagt auch wenn es Veröffentlichungen zu den einzelnen Gesellschaften gibt.

Den Anspruch „alles“ über den elektrischen Nahverkehr in Moers zu vermitteln, vermag dieser erneut in gebundener Form herausgebrachte Band der Serie „Zeitreise“ nicht zu erfüllen und erhebt ihn auch nicht, er bietet aber zumindest einmal einen Einstieg. Intension der Buchreihe ist es vornehmlich, den heimatgeschichtlich interessierten Leser an die Vergangenheit ihrer Stadt heranzuführen, Erinnerungen zu wecken oder überhaupt Wissen zu vermitteln. 54 Jahre ist es her, dass mit der Krefelder Meterspurlinie 12 die letzte Straßenbahn aus Moers verschwand, nur fünf Jahre länger fuhr der Obus. Nur Wenige werden sich daher an diese Verkehrsmittel erinnern und Viele überhaupt nicht wissen, welche Verkehrsdrehscheibe Moers einmal war.

Der Autor, in Moers aufgewachsen, hat die Aufgabe an Hand von Bildern daran zu erinnern dank eines guten Konzeptes und intensiver Quellenforschung gut gelöst. Dabei kam ihm sicher auch sein Beruf als Journalist zugute, welche ein professionelles Herangehen daran sicher erleichterte. Es erstaunt, wie viele Motive mit Straßenbahnbezug doch nach so langer Zeit zusammengetragen werden konnten. Damit wird nicht nur das Verkehrsmittel selbst, sondern auch sein Umfeld gut dargestellt. Die Wiedergabe der Aufnahmen ist gut gelungen, dies sollte extra erwähnt werden, weil es ja bei Veröffentlichungen von Sutton auch schon anders erlebt hat. Jedem der insgesamt sechs Kapitel ist ein ausführlicherer Einleitungstext vorangestellt. Die Beschreibungen der einzelnen Bilder erscheinen dagegen manchmal etwas knapp, zumal der vorhandene Platz zu mehr gereicht hätte.
Ein „verlagsübliches Ärgernis“ stellen wieder die doch recht zahlreichen über zwei Seiten reichenden Aufnahmen dar, durch die dann der Seitenfalz läuft. Das stört mal mehr und mal weniger, bei einigen sehr schönen Bildern zerstört der Falz aber das Motiv regelrecht und hier erzeugt Größe nicht unbedingt Wirkung. Der Verlag wünscht solche „großen“ Bilder ausdrücklich und die Autoren sind sich der „Problematik Seitenfalz“ kaum bewusst. Der Rezensent kennt jedoch zahlreiche Leser, die das, wie ihn selbst, erheblich stört und ärgert!

Neben Fotos sind auch einige Faksimiles von Fahrscheinen und Schriftstücken abgedruckt. Zur Orientierung gibt es einen neu gezeichneten schematischen Netzplan. Auch eine Kurzchronik mit den wichtigsten Daten ergänzt die Darstellung gut.

Für den lokalen Markt ein schönes und auch recht preiswertes Büchlein und damit ein ideales Weihnachtsgeschenk, für den Verkehrsfreund mit Freude an historischen Aufnahmen ein guter Überblick in das Moerser Verkehrsgeschehen. Die Veröffentlichung lässt genügend Raum für eine ausführliche geschichtlich, technische Darstellung der Moerser Straßenbahnbetriebe und stellt keine Konkurrenz, sondern höchstens eine Ergänzung dar. (reu)



„Immer in Bewegung – Die Geschichte des Öffentlichen Personennahverkehrs in Saarbrücken“, von einer Autorengemeinschaft, St. Ingberg 2017, 160 Seiten im Format 21,5 x 30,0 cm, gebunden, Herausgeber: Conte Verlag; Preis: 19,90 €

Aus Anlass des 125-jährigen Bestehens der Straßenbahn in Saarbrücken gab die Saarbahn eine Jubiläumsschrift heraus. 125 Jahre Verkehrsgeschichte auf 160 Buchseiten unterzubringen sind ein schwieriges Unterfangen. Hannover hat dazu kürzlich einen 570 Seiten dicken, mehrere Kilo schweren Wälzer herausgebracht, der zwar alle Einzelheiten abhandelt aber kaum verkäuflich ist. Das Saarbrücker Buch liefert einen populär und verständlich aufgemachten Streifzug durch die Geschichte, ohne den „normalen“ Leser mit vielen Daten und Listen zu langweilen. Die Schrift richtet sich daher in erster Linie auch nicht an den Verkehrsfreund, sondern den Einwohner der Stadt und den Benutzer von deren Verkehrsmittel. Dennoch liefert die sorgfältig gestaltete und gedruckte Schrift etliche gute und interessante Fotos und auch der Text vermittelt viele Informationen. Überrascht hat den Rezensenten ein recht ausführliches Kapitel über die Fahrscheine und deren Gestaltung. Dieses Thema, mit welchem sich vor allem der Nutzer des Nahverkehrs am ehesten identifizieren kann, wird in der Verkehrsliteratur zumeist ignoriert und dies zu Unrecht, wie hier zu sehen ist. Auch wird die neuere Geschichte mit der Rückkehr der Schiene in die Straßen Saarbrückens eingehender dargestellt.

Wer Bezug zum Nahverkehr an der Saar hat, der erhält mit dieser Schrift ein kurzweiliges Lesevergnügen in die Hand und wird auch als Kenner der Materie sicher auch noch etwas Neues erfahren. (reu)



*** Nahverkehr Schweiz ***
„Großraumtriebwagen der Zürcher Strassenbahnen, ihre Vorläufer und ihre Nachfolger der VST-Typen“ von Harry Hondius, Zürich 2017, 64 Seiten im Format 21,0 x 30,0 cm, geheftet, Herausgeber: Richard Gerbig, Zürich; Preis: 23,00 €

Wer die angesehene Fachzeitschrift „stadtverkehr“ liest, der wird sich an die fünfteilige Artikelserie in den Jahren 2015 bis 2017 des Fahrzeugspezialisten Harry Hondius mit der im Titel erwähnten Thematik erinnern. Nun liest nicht jeder Straßenbahnfreund auch diese Zeitschrift und bekam daher von dieser ausgezeichneten und detaillierten Darstellung gar nichts mit. Aber auch Leser der Fortsetzungsreihe, so auch der Rezensent, haben dabei überlegt, dass es durchaus sinnvoll sein kann, aus diesem abgeschlossenen Thema einen Sonderdruck entstehen zu lassen. Während der deutsche Verlag daran kein Interesse zeigte, ergriff einer der Unterstützer der Veröffentlichungen aus der Schweiz die Initiative und ließ die Artikelserie als Sonderheft drucken. So ergibt sich die kuriose Situation, dass eine im Ursprung in Deutschland erschienene Veröffentlichung nur über den Umweg aus dem Ausland zu beschaffen ist. Sie steht nun auch dem Interessenten in Deutschland problemlos über zwei einschlägig bekannte Versandbuchhandlungen aus Duisburg und Köln zur Verfügung.

Der Name Hondius steht in der Verkehrsliteratur in erster Linie für die schon Jahrzehnte währende kompetente Betrachtung und Behandlung der Entwicklungen auf dem Sektor neuer Nahverkehrsfahrzeuge, vor allem in Niederflurbauweise. Nur Wenige wissen, dass Hondius, der den Großteil seines Berufslebens in ganz anderen Bereichen zugebracht hat, auch ein exzellenter Kenner der Historie von Straßenbahnfahrzeugen in Italien, der Niederlande und der Schweiz ab den 1930er Jahren ist und hierzu über eine beachtliche Sammlung verfügt. Mit den Veröffentlichungen hat er sich erkennbar den Herzenswunsch verwirklicht, dieses Wissen auch zu Papier zu bringen.

Die Frage, warum dies nicht in Buchform geschehen ist, lässt sich am ehesten mit dem doch beschränkten Interesse an einer derart „hochtechnischen“ Materie begründen, die eine ausreichende Auflage nicht erwarten ließ. Der Weg über die Zeitschriftenbeiträge erfüllte zum einen den Zweck und ermöglichte zum anderen eine kleinteilige und ausführliche Darstellung, die so in Buchform des Layouts wegen wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen wäre. Die sinnvolle Ergänzung in Form eines Kompendiums auch für Interessenten außerhalb der Leserschaft der Fachzeitschrift wurde nun über Umwege auch verwirklicht und alle können zufrieden sein!

Hondius pflegt in seinen Veröffentlichungen einen eigenen Stil, der es möglich macht, dass auch derjenige, der kein Studium der Elektrotechnik absolviert hat, die zum Teil recht komplizierten Zusammenhänge versteht. Auch stellt er Fragen und beantwortet sie, erläutert Hintergründe, welche das Verständnis für bestimmte Zusammenhänge erleichtern und stellt Zusammenhänge her, die so auf den ersten Blick nicht sichtbar werden. Ergänzt durch zahlreiche Fotos, vor allem aber auch Zeichnungen und Tabellen mit Daten entsteht so „Technik zum Verstehen“. Derjenige, der sich nur für das Äußere von Fahrzeugen und bunte Bilder interessiert, der kann auf den Erwerb dieser Broschüre getrost verzichten, wer nach einem umfassenden Überblick eines Teils der Entwicklungsgeschichte der Großraumwagen in Europa sucht, der wird hier bestens bedient. Wer noch tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem bietet ein fuluminantes Quellenverzeichnis aus Fachzeitschriften den Ansatz dazu. Für den an Technik Interessierten Straßenbahnfreund ist diese Broschüre ein „Muss“! (reu)