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Moderatoren: Klaus Habermann - MWD

mit Rezension: 2 neue österreichische Tram-Bücher

geschrieben von: Rolf Hafke

Datum: 18.03.23 15:42

Guten Tag, liebe Tam-Freunde,

durch die rückseitige Werbung auf dem Straßenbahn Magazin 4-23 aufmerksam geworden,
hier die Infos zu den beiden neuen Tram-Büchern aus Österreich vom Phoibos-Verlag Wien.

Wie häufig bei ausländischen Titeln, nicht immer übrall "an jeder Ecke" erhältlich,
möglicherweise bei den beaknnten Adressen, in Kürze aber auf jeden Fall bei der
Fachbuchhandlung Donat in Duisburg und im Versand beim TramShop:

DÜWAG in Österreich
Eine importierte Erfolgsgeschichte

von Ernst Lassbacher
Inhalt: 252 Seiten im Format A4
mit 295 S/w- und Farb-Abbildungen
Preis: 49,00 €

siehe dazu
[phoibos.at]


Fahrt in die Vergangenheit
Ö P N V in österreichischen Museen

von Ernst Lassbacher
Inhalt: 364 Seiten im Format A4
mit 409 S/w- und Farb-Abbildungen
Preis: 59,00 €
dieser Titel erscheint Ende März ....

siehe dazu
[phoibos.at]

Ernst Lassbacher ist ein ausgezeichneter Kenner der österreichischen Tram-Geschichte.
Er hat bereits die Buchtitel veröffentlicht:

- Auf die Bim gekommen? Verkehr und Verkehrspolitik in Wien seit 1744 - kritisch betrachtet
- Entschleunigt! Warum die Wiener Linien immer langsamer statt schneller werden
- Der Stadtverkehr zur UEFA EURO 2008

Bestellungen, wie immer möglich, auch per Mail.

Gruß aus Köln
Rolf Hafke, TS: TramShop
hafke.koeln@t-online.de



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:04:07:15:59:12.

Das riecht nach großen Sensationen!

geschrieben von: ludger K

Datum: 19.03.23 03:14

Ich kannte bisher kein Museum, in dem ein ÖPNV stattfindet. Und daß es ein österreichisches Museum auch in Paris, Amsterdam, Trondheim und Berlin gibt, ist nicht weniger erstaunlich. Oder was hat der Buchtitel mit dem Inhalt zu tun?
(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Gruß
Christian
---
"Die letzten sogenannten Fernverkehrsreisen waren mehr improvisiertes Zurücklegen einzelner Teilabschnitte unter Miteinbeziehung ungewöhnlicher Routen."
(Zitat DSO-User Dieselpower-WW)
Beste Beschreibung für das Befördertwerden durch DB Fernverkehr!

Re: Das riecht nach großen Sensationen!

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 19.03.23 10:15

ludger K schrieb:
Ich kannte bisher kein Museum, in dem ein ÖPNV stattfindet. Und daß es ein österreichisches Museum auch in Paris, Amsterdam, Trondheim und Berlin gibt, ist nicht weniger erstaunlich. Oder was hat der Buchtitel mit dem Inhalt zu tun?
Mal abgesehen vom mehrdeutigen Titel (bei dem dann letztlich doch wieder klar sein sollte, was gemeint ist) bleiben Fragen zum Inhalt. Dem Inhaltverzeichnis nach scheint das Buch ÖPNV-Geschichte zu erzählen, in Kombination mit dem Titel aber wohl eher anhand von in Museen erhaltenen Stücken. Die Frage wäre dann aber doch, wie das ein 59-Euro-Buch angemessen füllen soll. Irgendwie erwarte ich da doch mehr als einen lieblos hingehauenen Museumsführer auf transpress- oder Geramond-Level. Mir ist aber auch nach Lesen des Inhaltsverzeichnisses nicht so ganz klar, wie das gelingen soll. Erst recht beim Anspruch vom 59 Euro, für den man ansonsten eher vom feinsten bedient wird.

Keineswegs!

geschrieben von: Peter

Datum: 19.03.23 10:24

Hallo!

6083 schrieb:
"Re: Mal wieder ein typischer dämlicher Kenning-Kommentar!"
Keineswegs!
Er zeigt, dass es Leser gibt, die mitdenken und bloedsinnig gewaehlte Titel entlarven.

Und ja, das ist relevant: Einem Verfasser, der nicht einmal einen eindeutigen Titel fuer sein Werk formulieren kann, traut man auch keinen schluessigen Inhalt zu.

Gruss

Peter

+++ Ich will gar nicht, dass mich jeder mag - im Gegenteil: Die Sympathie oder Zuneigung gewisser Menschen waere mir hochgradig peinlich.
+++ Friends help you move. True friends help you move bodies.
+++ Rechtschreibfehler sind beabsichtigt: Es gibt immer Menschen, die nach Fehlern suchen - und ich versuche, allen Lesern etwas zu bieten.
Gegen einen kleinen Obolus biete ich sogar Patenschaften fuer meine Schreibfehler an. Und bald ist Weihnachten ...

Re: Das riecht nach großen Sensationen!

geschrieben von: 245 002

Datum: 19.03.23 10:33

ludger K schrieb:
Ich kannte bisher kein Museum, in dem ein ÖPNV stattfindet. Und daß es ein österreichisches Museum auch in Paris, Amsterdam, Trondheim und Berlin gibt, ist nicht weniger erstaunlich. Oder was hat der Buchtitel mit dem Inhalt zu tun?
Hauptsache etwas geschmarrt - wie man in Bayern sagt. So bleibt man im Gespräch!

Re: Mal wieder ein typischer dämlicher Kenning-Kommentar!

geschrieben von: 4076

Datum: 19.03.23 18:20

Das Buch beschreibt jene Museen, deren Ausstellung/Sammlung sich dem ÖPNV in Österreich widmen, von deren Entstehung an. Der Autor ist Vielen bekannt, er war über Jahrzehnte Redakteur österr. Zeitschriften (und auch in einem der Museen mitwirkend). Von daher konnte er über Jahrzehnte Material sammeln. Der Autor ist aber auch dafür bekannt, in seinen Artikeln ausschweifend seine Sichtweise kundzutun. Das kann man positiv wie auch negativ sehen.
Komisch ist, dass in seinem Buch über die DÜWAG in Österreich keiner der Mitwirkenden namentlich genannt werden will. Und dass fast ausschließlich seine eigenen Bilder verwendet wurden, auch wenn sie von minderer Qualität sind, der Autor entschuldigt dies im Vorwort mit dem Wettbewerb um dieses Buch-Thema. Aber viele "Leckerbissen" entschädigen dies.

Re: Keineswegs!

geschrieben von: ludger K

Datum: 19.03.23 23:20

Das hast Du äußerst treffend formuliert, Peter. Seit Mitte der 70er Jahre hat sich bei mir sehr viel österreichische Literatur angesammelt, so daß mir der Name Laßbacher durchaus geläufig ist. Seine oftmals reichlich subjektiven Texte sind mir immer wieder aufgestoßen. So paßt dieser ziemlich gedankenlos dahinformulierte Titel ganz zu dem Bild, das ist in den letzten Jahrzehnten von ihm gewonnen habe. Kurzum: Alter schützt vor Torheit nicht.

Re: Keineswegs!

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 19.03.23 23:26

ludger K schrieb:
Seine oftmals reichlich subjektiven Texte sind mir immer wieder aufgestoßen. So paßt dieser ziemlich gedankenlos dahinformulierte Titel ganz zu dem Bild, das ist in den letzten Jahrzehnten von ihm gewonnen habe.

In diesem Zusammenhang stört mich eigentlich eher der Titel zu den Düwags. Denn laut Inhaltsverzeichnis wird in erster Linie die Geschichte der Lizenzbauten erzählt. Das ist sicher sehr interessant, zumal mir zu deren Geschichte bisher kein umfassendes Werk bekannt ist. Es sind aber eben keine Düwags. Die tauchen nur eher am Rande als Gebrauchtwagen auf.

Re: Keineswegs!

geschrieben von: Rolf Hafke

Datum: 25.03.23 17:16

Die beiden Österreich-Titel sind gestern eingetroffen,
Düwag in Österreich
ÖPNV in österreichischen Museen,
sie machen einen ganz passablen Eindruck.

Das Innsbruck-Buch ist auch vorhanden, siehe Kritik vom Koll. Jahn.

Mit der Straßenbahn durch das Berlin der 60er Jahre 14 ist in der Auslieferung.

Gruß aus Köln
Rolf Hafke, TS: TramShop
hafke.koeln@t-online.de

Re: Duewags in Österreich

geschrieben von: DAVIDG

Datum: 25.03.23 18:34

Ich habe mein Exemplar gestern erhalten und bin sehr zufrieden. Es werden sowohl Lizenzbauten als auch Original-Duewags vorgestellt inkl Umbauten. Auch die halbstarken Garnituren werden vorgestellt.

Von mir unbedingte Kaufempfehlung.

Re: Duewags in Österreich

geschrieben von: Rolf Hafke

Datum: 07.04.23 16:01

Liebe Straßenbahn- und Nahverkehrsfreunde,

nachfolgend die Rezension für die beiden sehr empfehlenswerten Österreich Tram-Titel.

Diese Bücher dürften kaum bei einem Großstadt-Buchhändler lieferbar sein (Ausnahme
Donat und möglicherweise Stiletteo).

Erhältlich möglicherweise bei den bekannten Anbietern hier,
im Versand u.a. auch beim TramShop in Köln.

Gruß aus Köln + frohe Ostertage
Rolf Hafke, TS: TramShop
hafke.koeln@t-online.de


Vorbemerkung
Der Wiener Phoibos-Verlag
ist eigentlich ein Fachverlag für Geisteswissenschaften sowie archäologischer und althistorischer Fachliteratur mit einem großen Angebot an wissenschaftlichen Werken. Das bürgt für hohe Qualität, für den Bereich der Verkehrshistorie ist er eher unbekannt. Der Autor hat dort aber bereits 2009 mit dem Titel „Auf die Bim gekommen?“ eine kritische Betrachtung von Verkehr und Verkehrspolitik in Wien seit dem 18.Jahrhundert veröffentlicht. Lassbacher gehört seit den 1960er Jahren zum Kreis der Wiener Verkehrsfreunde, deren Interesse sich nicht alleine der fotografischen Erfassung des Geschehens gehörte, sondern sich auch der gewissenhaften Dokumentation des Betriebsgeschehens vor allem in Wien widmet.

Als Mitglied des „Wiener Arbeitskreises Nahverkehr“ gehört er seit 1995 zu den Herausgebern des monatlichen Mitteilungsblattes „Wiener Verkehrsblätter“, eines Jahresberichtes über wie Wiener Verkehrsbetriebe und einer Fahrzeugstatistik aller Straßenbahn- und Privatbahnen zum Jahresanfang. Diese Publikationen reichen bei den Aktivitäten einer Arbeitsgruppe innerhalb des Ende der 1940er Jahre gegründeten „Verbandes der Eisenbahnfreunde“ (VEF) bis in die frühen 1950er Jahre zurück und bieten in der Verkehrsdokumentation eine selten zu findende Kontinuität mit einfachen Mitteln auf hohem Niveau.

Lassbacher betreute auch lange Jahre den Straßenbahnteil des Fachblattes „Eisenbahn“ des VEF und der 1973 als Gegenstück entstandenen Zeitschrift „Schienenverkehr“. Im dazu genutzten „Spurkranz-Verlag“ von Peter Pospischil, erschien seit den 1960er Jahren auch eine verkehrpolitische Zeitschrift „Der Spurkranz“ welche sich auch kritisch mit den Entwicklungen in Österreich auseinandersetzte. Sie wurde ab den 1970er Jahren unter anderer Regie aber gleicher Zielsetzung fortgeführt. Die kritischen Aspekte waren dann Lassbacher auch bei seinen Veröffentlichungen immer ein Thema, wobei er mit seinem erworbenen Fachwissen und der verständlichen Darstellung komplexer Zusammenhänge und sachlicher Kritik sich „in der Szene“ nicht nur Freunde machte, aber meist mit seinen Prognosen Recht behalten sollte.
Soviel vorweg für die deutsche Leserschaft zum Hintergrund des publizistischen Wirkens des Autors eingebettet in die Geschichte der organisierten Aktivitäten der Verkehrsfreunde unseres Nachbarlandes



*** Nahverkehr Österreich ***
„DÜWAG in Österreich – Eine importierte Erfolgsgeschichte “ von Ernst Lassbacher, Wien (A) 2023, 252 Seiten im Format 21,5 x 30,0 cm, gebunden, Herausgeber: Phoibos-Verlag; Preis: 49,00 €

Unmittelbarer Anlass für diese Veröffentlichung war das Einsatzende der „klassischen“ Sechsachser Type E1 samt vierachsigem Großraumbeiwagen c4 in Wien gegen Jahresende 2022.

Die Modernisierung des zu Beginn der 1950er Jahre restlos überalterten riesigen Fuhrparks der Wiener Straßenbahn durch zeitgemäße Fahrzeuge reicht bis in das Jahr 1953 zurück. Der erste in Österreich gebaute Großraumzug nach Schwedischen und Schweizer Vorbildern wurde ein Flop, so dass in einem zweiten Schritt Fahrzeuge nach erprobten deutschen Vorbildern angeschafft werden sollten. Da ein Import von dort an den äußerst strengen Bestimmungen Österreichs dafür nicht möglich war, lieferte die Düsseldorfer Waggonfabrik (DÜWAG) lediglich die Zeichnungen für einen Lizenzbau an österreichische Hersteller. Auch einige Bauteile, wie die patentierten Falttüren durften eingeführt werden. Waren es zunächst vierachsige Großraumwagen, die nachgebaut wurden, geschah dies ab Ende der 1950er Jahre auch mit den Gelenkwagen des Herstellers. Nicht nur Wien setzte die Wagen ein, auch die anderen Betriebe beschafften bis in die 1970er Jahre hinein Großraum- und Gelenkwagen. In einen zweiten Schritt des im Titel als „importierte Erfolgsgeschichte“ bezeichneten Einsatz von in Österreich nachgebauten Wagen kamen später aus Deutschland aber auch dort gebaute Fahrzeuge gebraucht ins Land. Schritt 3 schließlich war der Verkauf von in Österreich gebauten Wagen vorzugsweise nach Osteuropa nach 1990. Besonders aus dem großen Bestand Wiener Gelenkwagen samt den zugehörigen vierachsigen Großraumwagen fanden zahlreiche Exemplare in Polen, Rumänien und Ungarn eine neue Heimat.

Der Autor beschreibt äußerst detailliert und übersichtlich gegliedert Beschaffung und Einsatz der Fahrzeuge bei den jeweiligen Unternehmen. Dabei ist der „Schritt 3“ in die Kapitel der Erstbeschaffung der Nachbauten in Österreich mit eingearbeitet. Mancher Leser wird sich an verschiedenen Stellen des Textes sicherlich fragen, ob eine Darstellung bestimmter Sachverhalte, ergänzt z.T. um eine Bewertung, wirklich im Rahmen einer derartigen Veröffentlichung notwendig war. Angesichts der Tatsache, dass derartiges Wissen verschwindet, wenn es denn nicht zu Papier gebracht wird, beantwortet der Rezensent diese Frage eindeutig mit „ja“. Zudem ist kein Leser verpflichtet jede Zeile eines Buches zu lesen!

Am Beginn steht, wie es sich für derartige Typenbeschreibungen gehört, ein Kapitel der allgemeinen Fahrzeugentwicklung bei Straßenbahnen welche im Bau der DÜWAG-Großraum- und Gelenkwagen in Deutschland ab 1951 bzw. 1956 ihren Höhepunkt fanden.

Über 100 Seiten umfasst alleine das Kapitel Wien mit seinen drei Typen an Großraumwagen und drei Typen von sechsachsigen Gelenkwagen. Dabei steht weniger die Technik im Vordergrund als die Entstehungsgeschichte und der spätere Einsatz sowie die nachträglichen Umbauten. Illustriert mit zahlreichen guten Fotos, z.T. in Schwarz-weiß, z.T. in Farbe erfährt der Leser eine Vielzahl von bislang unveröffentlichten Details, wobei auch die z.T. sehr umfangreichen Bildunterschriften eine gewissenhafte Dokumentation von Sachverhalten erkennen lassen. Auch Kritik an bestimmten Entscheidungen und Entwicklungen wird nicht ausgespart, sie macht häufig „Insiderwissen“ nötig, welches sich der Autor im Laufe der Jahre erkennbar angeeignet hat.

Nach Wien werden die übrigen Betriebe Innsbruck, Gmunden, Graz und Linz mit ähnlicher Gewissenhaftigkeit behandelt, es findet aber auch der im Zillertal eingesetzte Großraumzug mit Generatorwagen Erwähnung, der drei Betrieben im Laufe seiner Existenz nützlich war. Beschrieben werden auch die vom „Typ Mannheim“ beeinflussten Achtachser der Wiener Lokalbahn, den es nicht nur bei der Wiener Straßenbahn als Type E2+c5 immer noch gibt, sondern auch in Graz. Die ebenfalls gezeigten Gelenkwagen der Salzburger Lokalbahn sind allerdings ein Grenzfall und unterscheiden sich deutlich von den DÜWAG-Fahrzeugen der klassischen und modifizierten Bauart des Typs Mannheim.

Der Statistikfreund wird an den umfangreichen und auch die neueste Entwicklung berücksichtigenden Tabellen seine helle Freude haben. Weitere „i-tüpfelchen“ sind Angaben zu Waggonfabriken, Kupplungssystemen und die verwendeten Abkürzungen und nicht zuletzt eine Übersicht über grundlegende Literatur.

Das Buch lässt in Druck, Gestaltung und Verarbeitung ebenfalls keine Wünsche offen. (reu)


„Fahrt in die Vergangenheit – Öffentlicher Personen-Nahverkehr in österreichischen Museen“ von Ernst Lassbacher, Wien (A) 2023, 364 Seiten im Format 21,5 x 30,0 cm, gebunden, Herausgeber: Phoibos-Verlag; Preis: 59,00 €

Für dieses Buch eine passende Inhaltsbeschreibung zu geben ist schwierig und auch der Titel gibt ihn eigentlich nur unvollkommen wieder. Im Grunde genommen stellt es eine Dokumentation aller Aktivitäten zum Erhalt historischer Bahnfahrzeuge in Österreich, aber mit Schwerpunkt auf dem Raum Wien nach 1945 dar, wobei also auch die Eisenbahnfahrzeuge gerade in den Anfangsjahren einen größeren Raum einnehmen, was der Titel so nicht erkennen lässt. Unter dem Begriff „Aktivitäten“ hat der Autor sehr kleinteilig alle Erfolge und Misserfolge, aber auch Streitigkeiten und Auseinandersetzungen der Akteure mit den Verkehrsunternehmen und untereinander zu Papier gebracht. Das „wie und warum“ erschließt sich einem Außenstehenden nicht immer, denn es wird viel Insiderwissen verwendet, welches bei den Lesern außerhalb Österreichs fehlen dürfte.

Das Buch will keine aktuelle Bestandsübersicht der erhaltenen historischen Fahrzeuge sein, obwohl es zu etlichen Sammlungen Übersichten gibt. Aus den Schilderungen des Autors wird aber deutlich, dass viele der erhaltenen Exponate eine besondere, zum Teil von Glücksfällen geprägte Geschichte haben. Diese Detaillierung macht es nicht immer einfach, den Text zu verstehen, gehört aber zu einer gründlichen Aufarbeitung des Themas dazu. Den Text ergänzen zahlreiche Fotos, denen ebenso ausführliche Bildlegenden beigefügt sind. Zum Vergleich werden auch Aktivitäten der Fahrzeugerhaltung im Ausland beschrieben und einige Museen dort kurz vorgestellt.

Wer sich für die Bewahrung der Bahnhistorie unseres Nachbarlandes interessiert, dem öffnet sich hier eine riesige Fundgrube an Informationen. Wie tief er sie nutzen möchte, dass muss jeder Leser für sich selbst entscheiden. Das Buch macht auch deutlich, dass für den Erhalt der Historie aktuell und in den Konsequenzen noch nicht absehbare Entwicklungen ihren Lauf nehmen, welche das ehrenamtliche Engagement auf eine Belastungsprobe stellen werden. Verkehrsunternehmen konzentrieren sich zunehmend auf ihr Kerngeschäft, welches das Thema Historie allenfalls noch als Kostenfaktor begreift, den es los zu werden gilt!

Daher ist es auch ein wenig beruhigend rückblickend festzustellen, dass man sich in Österreich nicht mit dem, was gerade in den letzten Jahrzehnten erreicht worden ist, zu verstecken braucht und dies vor allem ehrenamtlichen Engagement zu verdanken ist. Das historische Erbe einer abwechslungsreichen Fahrzeugentwicklung ist gut dokumentiert, wobei das „Wiener Modell“ einer Aufteilung in „Bestandsfahrzeuge“, bei denen das authentische Aussehen im Vordergrund steht und „Betriebsfahrzeugen“ welche auch unter aktuellen Bedingungen einsetzbar sind und dazu Kompromisse zum historischen Ursprung erlauben auch als Vorbild für andere Betriebe taugt.
(reu)

Re: Duewags in Österreich

geschrieben von: 4076

Datum: 15.04.23 18:07

Nach dem Lesen des Buchs "DÜWAG in Österreich" sei ergänzend zur Rezension mitgeteilt, es füllt auf jeden Fall ein Lücke. Speziell die Wagen der Wiener Straßenbahn sind ausführlich beschrieben, auch wenn der Autor sehr oft vom Thema abschweift. Bei den übrigen Betrieben lässt leider dieses Detailwissen etwas nach, das trübt aber keinesfalls den positiven Gesamteindruck. Einige Beispiele: Während der Autor im Wien-Teil die Holzsitze kritisiert, blieb das Anbringen von Polsterauflagen bei anderen Betrieben unerwähnt. Die Hagener Tw erhielten im Rahmen ihrer Modernisierung bei Bombardier keine neue Inneneinrichtung. Der Gmundner GM9 hatte bis zuletzt originale "Vestische" Sitzbezüge. Der GM10 wurde von den BMB zerlegt, nicht von StH in Vorchdorf. Brand- und Unfallschäden in Linz und aus den Überesten zweier Wagen gebildete Gelenkwagen blieben unerwähnt ebenso wie die zahlreichen Rostschäden die daraus abgeleitenden Folgen. Und bei BWS stand das W für Wien.
Bei den Grazer Achtachsern 581-584 wurden nicht nur Wuppertaler Mittelteile eingebaut, sondern auch (alle) Drehgestelle, Motore und die Bremsausrüstung von ausgemusterten Wuppertaler Düwag-Triebwagen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:04:17:20:40:29.