Hallo zusammen!

Ich habe erst vor rund zwei Wochen privat Modelleisenbahnen aus der Schweiz importiert. Das Paket wurde zuerst im Zollamt Speyer abgefertigt und hat dieses am Tag nach der Ankunft wieder verlassen. Am folgenden Tag kam dazu ein Schreiben von DHL, demzufolge die Sendung bis zu einem bestimmten Datum beim wohnortnächsten Zollamt (hier Berlin-Schöneberg) zur Abholung bereitliegen würde. Die Lagerfrist dort betrug demnach drei Wochen.

Dem Schreiben beigefügt war ein Formblatt, mit dem man DHL mit den Zollformalitäten beauftragen konnte. Die Servicegebühr dafür beträgt allerdings stolze 28,50 Euro bei (auf Anhieb) erfolgreicher Abwicklung. Welche Servicegebühren andere Paketdienste (beispielsweise UPS) verlangen, weiß ich nicht.

Ich habe über die Angelegenheit mit einem Hobbykollegen gesprochen, der aus Dessau stammt: Es gibt in ganz Sachsen-Anhalt nur drei Zollämter: Halle (Saale), Magdeburg und Stendal. Das heißt, man muss dort bis zu 100 Kilometer weit zum Zollamt anreisen oder aber den DHL-Service für 28,50 in Anspruch nehmen, was für solche Aktionen ein ziemlicher Abtörner sein kann - da muss man überlegen, bei welchem Warenwert ein privater Import Sinn ergibt. Wie die Situation in anderen Bundesländern ist, kann ich nicht sagen, aber wohl demjenigen, der ein Zollamt in der Nähe hat!


Rechnung:

In jedem Fall muss für eine reibungslose Verzollung (dazu gehört auch der hier einschlägige Fall, dass kein Zoll, sondern nur Einfuhrumsatzsteuer fällig wird) eine Rechnung vorgelegt werden, die konkrete Artikelbezeichnungen, die dazugehörigen Artikelpreis(e) sowie die Versandkosten ausweist - möglichst in Originalwährung. Die "Rechnung", die zum Beispiel Ebay bei der Kaufabwicklung zum Ausdrucken anzeigt und auch jeweils ein Foto der Artikel enthält, ist dafür nach Auskunft "meines" Zollamts in Berlin "perfekt" geeignet. Man muss sie ausdrucken, nicht beim Zollamt auf dem Bildschirm vorzeigen, die arbeiten komplett mit Papieren.

Wenn man beim Zollamt von vornherein die korrekte Rechnung vorlegt und die Ware korrekt beschreibt, wird man auch nicht für falsche Deklarationen des Versenders verantwortlich gemacht - etwa wenn der Absender "gut gemeint", aber tatsächlich wahrheitswidrig auf die Inhaltserklärung geschrieben hat "Geschenk, Wert 10 Euro". Und natürlich je nach Ware auch eventuell erforderliche Einfuhrgenehmigungen - ich denke da insbesondere an Bestimmungen zu Artenschutz und Kulturgütern.


Ablauf im Zollamt: Da kann ich nur für das Zollamt Berlin-Schöneberg sprechen, dort habe ich schon mehrmals Sendungen verzollt:

Man geht zunächst zu einem Empfangsschalter, wo man die von DHL per Post erhaltenen Frachtpapiere sowie die Rechnung vorlegt und gegebenenfalls erläutert. Dort erhält man eine Wartenummer.

Mit dieser Wartenummer wird man zu einem Schalter in der Abfertigungshalle aufgerufen, wo ein Zollbeamter mit dem Paket wartet. Man muss dann das Paket vor den Augen des Beamten eigenhändig öffnen (Teppichmesser wird gestellt), auspacken und die Waren vorzeigen. Werden keine Abweichungen zur Rechnung festgestellt, wird man wieder in den Warteraum geschickt, das ausgepackte Paket bleibt derweil auf dem Tisch am Schalter liegen.

Nach einer Weile wird man unter derselben Wartenummer zur Kasse aufgerufen, wo die in der Zwischenzeit ausgefertigte Zoll- und Einfuhrumsatzsteuererklärung vorgelegt wird und zu bezahlen ist. Mit der abgestempelten Erklärung kann man dann direkt zum Abfertigungsschalter gehen und das Paket wieder einpacken. Paketklebeband wurde gestellt, und es wurde mir angeboten, die Styroporchips aus dem Karton dort gratis zu entsorgen (sehr angenehm, die haben vermutlich selbst einen Abnehmer dafür). Anschließend kann man mit dem Paket und der Ware den Heimweg antreten.

Bei der oben erwähnten jüngsten Aktion war im Zollamt nichts los. Ich habe bis zum ersten Aufruf (Ware vorführen) circa zehn Minuten gewartet, bis zum zweiten Aufruf (Kasse) ebenfalls nochmal rund zehn Minuten. Ich habe dort aber auch schon über zwei Stunden gewartet, um am Ende rund 5,30 Euro Einfuhrumsatzsteuer für einen Kalender aus Australien zu bezahlen (knapp über der Freigrenze und weniger, als die S-Bahn-Fahrkarten für An- und Abreise gekostet haben). Das ist dann schon sehr ärgerlich - aber nichts dagegen, wenn man 100 Kilometer anreisen oder DHL für viel Geld beauftragen muss.


Briefsendungen:

Letztes Jahr habe ich dreimal gleichartige Artikel aus der Schweiz bezogen, die jeweils per gepolstertem Brief verschickt werden konnten. Diese gingen von Lausanne aus offensichtlich per Luftpost nach Deutschland. Die erste Sendung lag acht Tage im Zollamt Frankfurt Flughafen, bevor sie weiterbefördert wurde. Die zweite Sendung vier Tage und die dritte Sendung satte vier Wochen (!) - ich hatte sie schon verschollen geglaubt. Frachtführer in Deutschland war aufgrund des Briefversands nicht DHL, sondern die Deutsche Post AG.

In einem Fall musste die Sendung verzollt werden - hier bekam ich aber keine Option, dies selbst vorzunehmen, sondern eine Abholkarte (entsprechend anderer Sendungen wie Einschreiben) für die nächstgelegene Postfiliale, wo die Sendung gegen Zahlung der Einfuhrumsatzsteuer und einer Servicepauschale ausgehändigt wurde. Die Servicepauschale bewegte sich meiner Erinnerung nach im mittleren einstelligen Euro-Bereich.


Nebenbei:

Auch innerhalb der EU können Pakete vom Zoll untersucht werden. Im Februar dieses Jahres hatte ich Modellbahnen aus Prag importiert. Das Paket kam hier an mit Paketklebeband mit dem Aufdruck "Zoll". Im Paket lag obenauf ein Formschreiben des Zollamts Erfurt (nicht gerade an der Strecke Prag - Berlin gelegen), in dem es sinngemäß hieß: "Ihr Paket wurde stichprobenartig vom Zoll geprüft. Es ergaben sich keine Beanstandungen". Trotz des Umwegs über Erfurt und der Zollkontrolle betrug die Paketlaufzeit zwei Werktage (Anlieferung am Absendetag plus zwei).

Ich hoffe, damit wenigstens zu diesem Thema eine kleine Hilfe für Hobbykollegen gegeben zu haben, die solche Importe beabsichtigen.

Viele Grüße
Manuel



Torsten87 schrieb:

AS78 schrieb:

Soweit ich erinnere, werden die Lieferkosten bei der Umsatzsteuerberechnung berücksichtigt, nicht aber beim Zoll. Ob die hier betrachtete Anlage überhaupt zollabgabepflichtig ist, weiß ich nicht. Die Freigrenze für die Erhebung von Zoll und Umsatzsteuer ist vermutlich überschritten.

Dann kommt es noch darauf an, welches Versandunternehmen beauftragt ist. DHL darf m.W. Einfuhrabgaben beim Empfänger stellvertretend direkt kassieren, andernfalls muß der Empfänger die Sendung gegen Zahlung beim Zoll abholen. Der bewahrt Sendungen nicht übermäßig lange auf, bevor sie an den Absender zurückgehen, und die Benachrichtigung über den Eingang der Sendung beim Zoll soll nicht immer (schnell) dem Empfänger zugehen. Dazu liegen mir allerdings keine eigenen Erfahrungen vor.

Das ist kein Problem, das hiesige Zollamt informiert einen zuverlässig und zeitnah per Post, wenn dort was eingetrudelt ist, aufbewahrt wird es für gewöhnlich für eine Woche. Musste da schon öfter Sachen aus Nicht-EU-Ländern abholen, lief bislang immer problemlos. Wenn man Glück hat, muss man auch gar nicht zum Zoll und wird es direkt nach Hause geliefert, da ja nicht alle zollpflichtigen Sendungen kontrolliert werden, sondern nur stichprobenartig. In dem Fall ist die Wahrscheinlichkeit natürlich schon hoch, da es sich um ein größeres Paket handeln dürfte, aber na ja, abwarten. bin mal gespannt, was draus wird und werden mich ggf. noch mal hier melden, wenn es Neuigkeiten/Probleme geben sollte.

1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:08:04:00:35:35.