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Modelle bay. S 2/6 : verschiedene mögliche Farbgebungen ; mit Quellen

geschrieben von: Dirk W.

Datum: 25.10.14 17:38


Hallo,

ob zu neuen S 2/6 -Modellen von Märklin/Trix H0, oder von Brawa, Micro-Metakit usw, und kommenden Modellen dieser Lok in verschiedenen Spurweiten von anderen Herstellern, hier Ausführungen zu ein paar verschiedenen Farbgebungs-Versionen der S 2/6 beim Vorbild:
(im Märklin/Trix -Thread in der 71.Antwort sieht das sowieso fast niemand)


1.) Glanzblech Ablieferungs-Version 1906:

- Sehr detailiert hatte Augenzeuge Ludwig von Welser (in den Bayern-Reporten vom Merker-Verlag) die S 2/6 beschrieben:
bei Ablieferung 1906 hatte die S 2/6 die unlackierte bläulich-grau schimmerende, spiegelnde Glanzblech-Verkleidung an Kessel und Zylindern; das gewölbte Verkleidungs-Blech an der Stirnseite der Lok im Bereich der Pufferbohle war nur blank-geschliffenes und poliertes Stahlblech (man versuchte wohl dass das dem Aussehen des Glanzbleches möglichst nahe kommt; dieses kompliziert geformte Blech wurde wohl nicht einfach ebenfalls aus Glanzblech geformt, weil man Glanzblech nicht kümpeln konnte, ohne dass die Oberfläche Risse bekam) .
Das Führerhaus und der Tender waren passend zum Kesel und Zylindern in einem dunkleren Grau lackiert, aber im deutlichen Kontrast zum helleren Glanzblech. Brawa hatte das schlecht dargestellt, weil es nicht kontrastierend umgesetzt wurde.
Wenn an mehrere Vorbild-Fotos der S 2/6 im Lieferzustand auswertet, sieht man dass Führerhaus und Tender in einem dunkleren, in der Helligkeit zum Glasnzblech-Kessel kontrastierenden Farbton lackiert ist. Erst das macht eine Glanzblech-Lok im Modell vor allem attraktiv und interessant, will ich es extra nicht attraktiv umsetzten, mach ich Kessel und Führerhaus/Tender fast im gleichen Farbton.

Hier sieht man im Vorbild eine badische Lok IVf mit Glanzblech-Verkleidung [diehugs.de] , der Kontrast zum Führerhaus ist aber noch etwas grösser als bei der S 2/6 , da das Führerhaus bei der IVf im üblichen badischen Tiefschwarz lackiert war, nicht nur im dunkelgrau wie bei der S 2/6.

Und so fantastisch kann eine S 2/6 in der Ablieferungs-Glanzblech-Version von Märklin/Trix dann aussehen, wie diese H0-Modelle bei denen G. Gohl hervorragend das Glanzblech in 1: 87 umsetzte: [www.gbmodell.ch]

Räder/Rahmen bei der Ablieferungs-Version wie von Von Welser überliefert: rot


Edit: Und hab jetzt doch noch Zitate gefunden:

- Ludwig Freiherr von Welser (1876 - 1958), zuerst Ingenieur bei Krauss, ab 1907 bei Maffei, zuletzt Firmenarchivar bei Krauss-Maffei, schreibt zur Farbgebung der S 2/6 bei ihrer Auslieferung 1906, siehe Bayern-Report Band No 9 des Eisenbahn-Journal ( erschienen im Merker Verlag [www.merker-verlag.de] ) Seite 35: "... .Schließlich war die ganze vertikale Vorderfläche an Zylindern und Schiebern durch ein großes, auf den Rahmen aufgesetztes, an die Niederdruckzylinder anschließendes, schräg nach oben führendes, gewölbtes Deckblech abgeschlossen, ... . Im neuen Zustand der Maschine war dieses Abdeckblech blank geschliffen, die Verkleidung des Langkessels aus grauem Glanzblech mit blanken Ziehbändern umgürtet. Die leider etwas zu wenig ausladende Kaminkrone, Fensterahmen und die Deckel der Niederdruckzylinder-Verkleidung waren ebenfalls blank gehalten. ...".

An einer anderen Stelle in diesem Bayern Report Band No 9 schreibt er dann noch mal was zur Farbgebung bei Ablieferung der S 2/6, dort steht das dann auch mit dem im dunkleren Grau lackierten Führerhaus und Tender, und der roten Farbgebung der Räder und Fahwerksrahmen (könnte das jemand bitte raustippen; hab die Bayern-Reporte nicht mehr)




2.) schokoladenbraune Version ab ca 1910:

zur prinzipiellen Farbgebung der Pfalzbahnen /pfälzischen Loks, und auch der 1910 (?) in die Pfalz versetzten KBayStsB -Lok S 2/6 hab ich gerade hier was umfangreiches mit vielen Quellen geschrieben:

[www.1zu160.net]

Daraus das zur S 2/6, im pfälzischen Netz der K.Bay.Sts.B. ab ca 1910 eingestzt:

"... . Gelegentlich der Hauptreperatur in Ludwigshafen wurde die S 2/6 durch den verständnisvollen Leiter der Zentralwerkstätte auch äußerlich in tadellosen Zustand versetzt. Sie erhielt den eigenartig vornehmen braunvioletten Anstrich der Pfälzer Schnellzuglokomotiven, alle blanken Teile wurden frisch aufpoliert, Rahmen und Räder erhielten einen dunkeleren, fast karmesinroten Anstrich, sodass die ganze Maschine laut Mitteilung des genannten Herrn an den Verfasser einen geradezu 'hinreißend schönen' Anblick geboten habe." Geschrieben vonLudwig Freiherr von Welser (1876 - 1958), dem peinlich genauen Chronisten der bayerischen Lokomotiven und Eisenbahn, der bei sehr vielen Loks auch auf die Farbgebung einging. Er hatte die S 2/6 auch vor und nach ihrer Zeit in der Pfalz mit eigenen Augen gesehen und beschrieben (natürlich samt Farbgebung). Zu finden ist das Zitat z.B. im Bayern-Report Band 9 S.38.

Den Begriff Schokoladenbraun verwende ich deshalb weil das von Maffei gefertigte zeitgenössische 1:10-Modell der pfälz. P 4 'Frauendorfer' im Deutschen Museum, exakt vorbildgetreu gefertigt und mit Original-Lokomotivlack lackiert, ziemlich genau den heutzutage als RAL 8017 Schokoladenbraun bezeichneten Farbton zeigt.

Der Einfachheithalber, bevor groß rumzurätseln, würde ich als Modellbahnhersteller für Loks des pfälz. Netztes einfach diesen Farbton 'Schokoladenbraun' nehmen.

Mündliche Quellen von damals versuchgen natürlichg den Braunton Pfälzer Loks irgendwie zum Umschreiben, so z.B. in dem Schreiben an Von Welser 'Braunviolett' .



3) mögliche Version in dunkelgrün/ rotbraun mit roten Zierlinien im Pfälzer Netz der K.Bay.Sts.B. nach ca 1914

gut möglich dass die S 2/6 nach ihrem schokoladenbraunen Anstrich (wie das 1:10 -Modell der pfälz. P 4 im Deutschen Museum) , dann auch das für 1914 überlieferte bayerisch-dunkelgrüne/ rotbraune Farbschema mit roten Zierlinien erhalten hat.
Mit als eigenständiges Merkmal der KBayStsB- Loks im pfälzer Netz rotbraune Räder, in Bayern waren ja schon wieder grüne Räder und Rahmen üblich ( siehe dazu Quelle von 1917 [www.1zu160.net] , dort unten im Text); und mit rote Zierlinien im pfälzer Netz statt - wie im rechtsrheinischen bayerischen Netz jahrezehntelang üblichen, nur ca 3-4 mm dicken hellgrünen Zierlinen - die ab 1908 etwas dicker und evtl dann weiß waren .

Hier die Quelle von 1917 aus der Zeit nach Übernahme der Pfalzbahn ist ein Schreiben der Kgl.Maschineninspektion Ludwigshafen vom 17.Dezember an die Kgl.Eisenbahndirektion Ludwigshafen, abgedruckt in 'Anstrich und Bezeichnung von Lokomotiven - Das Erscheinungsbild deutscher Lokomotiven von 1871 bis heute" von Wolfgang Diener, erschienen 1996 im transpress Verlag, S. 14:

" Der Farbton der Lokomotiven und Tender des pfälzischen Netzts ist folgender:

1. Für die sichtbaren Außenflächen des Führerhauses, der Kessel- und Zylinderbekleidung, der Kohlen- und Wasserbehälter der Tender- und Tenderlokomotiven:
Dunkelgrün.

2. Lokomotiv- und Tenderrahmen außen, Bufferbalken und sämtliche Flächen der Radkörper: Rotbraun.

3. Rauchkammer und Schornstein außen, Federn, Laufbretter, Röhren, sowie die zwischen den Rahmen liegenden Flächen: Schwarz.

4. Fußbodenbelag im Führerhaus, die Innenwände desselben in der unteren Hälfte: schwarzen, in der oberen Hälfte: gelben Ölfarbenanstrich.

Bis zum Kriegsausbruch (Anmerkung: August 1914) wurden die unter 1. bis 4. genannten Arbeiten in folgender Weise ausgeführt:

1. Abbrennen und Schleifen der Bleche, Grundfarbe auftragen, dreimal spachteln, schleifen, zweimal Ölfarbe auftragen, Schleiflack, Abziehen, rot und schwarz fassen, fertig lackieren.

2. ... "


'rot und schwarz fassen' betrifft die Linierung und heißt: die lackierten dunkelgrünen Lokaufbauten erhalten die mehrere cm breiten schwarzen Einfassungen, und dazu die dünnen roten Absetzlinien zwischen den schwarzen Einfassungen und der dunkelgrünen Fläche.




4) mögliche Versionen in DRG-Zeit ab 1920 bzw. im Museum

- Und zur Reichsbahn-Zeit nach 1920 erhielt sie dann irgendwann mal vermutlich das neue DRG Farbschema ab 1921 olives dunkelgrün/ bräunlich-rot (selbst wenn nicht, wäre das eine plausiblem realistische Version) , mit dem sie auch ins Nürnberger Museum kam (KORREKTUR: nach von Welser kam sie mit einem düstergrauen-Anstrich den sie seit 1922 trug, ins Museum) . Auf Fotos von 1932 - in und laut Lothar Spielhoffs Buch 'Lokomotiven der Bayrerischen Eisenbahnen' Band 1 [www.pepke-verlag.de] - sieht man die Museums- S 2/6 dann im Nürnberger (Museums-?)Bw zusammen mit der einer BR 18.4; die S 2/6 wurde also gar nicht gleich stationär ins Museumsgebäude verfrachtet, vielleicht erhielt sie ja auch bereits zwischen 1925 und den Aufnahmn von 1932 einen Neuanstrich.

Im Museum wurde sie irgendwann nach dem 2.Weltkrieg wohl noch mal neue restauriert und lackiert.
Das ist im Prinzip ungefähr dieses damalige erste Reichsbahn-Farbschema wie sie heute im Museum steht ! kein K.Bay.Sts.B. - Anstrich.


Ludwig von Welser verwendet für die Zeit irgendwann mal nach dem ersten Weltkrieg, als sie wieder in Bayern war und er sie runtergekommen ungepflegt sah, auch mal den Begriff 'Feldgrau' für die S 2/6 (KORREKTUR: war wohl doch nicht von Welser, dann hab ich das mit dem 'Feldgrau' in einer anderen Quelle gelesen).
Wer sich mit den Uniformen von der deutschen Armee im 1. und 2.Weltkrieg schon mal beschäftigt hat, weiß dass das natürlich ein grünliches Grau ist [de.wikipedia.org] ( hier mal ein Bild für einen Feldgrau-Farbton [www.zenker-militaria.de]
So eine Lackierung konnte für die S 2/65 vorübergehend zustande gekomnmen sein, weil wegen des 1.Weltkriegs von 1917 bis ca 1919/20 dramatische Rohstoff-Mangel herrschte, und dann aufgrund von Lieferengpässem die Werke damals nicht die gewünschten Farben und Lacke bekommen konnten, sondern nehmen mußten was ihnen halt geliefert wurde.



- Für ein grün/grünes Farbschema in K.Bay.Sts.B. -Version ist glaube ich nicht überliefert, aber rein theoretisch wäre ja eine Neulackierung in dieser Farbgebung kurz nach Auslieferung nicht ausgeschlossen gewesen . Daher eine mögliche, plausible legitime Version, selbst wenn's nicht so war.

Und ich versteh dann auch wenn dann ein Hersteller noch eine schwarz-rote DRG-Lackierung macht, da die S 2/6 diese ja wohl nur um wenige Jahre verpasste; für einen DRG-Fan der schwarz-roten Lackierung eine verständlicher weise gewünschte - mit etwas Toleranz für einen selber theoretisch vorstellbare Version.

- Aber erste Wahl für eine Version mit neuer Reichsbahn BR 15 001 - Beschilderung ist natürlich die sehr elegante Ausführung im ersten Reichsbahn-Farbschema ab 1921 dunkelolivgrün/bräunlich-rot, mit dem bei der DRG mindestens bis 1932 Loks regelmäßig unterwegs waren, nähere Ausführung dazu siehe hier in meiner Antwort zu möglichen Epoche 2 -Versionen: [www.drehscheibe-online.de]
Damit könnte die S 2/6 in DRG-Version so wünderschön-elegant wie dieses H0-Modell aussehen [www.diehugs.de]


Schöne Grüsse

Dirk



25-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:11:06:16:58:03.
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