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KSW-Wagen Rahnsdorf

geschrieben von: Sven Vollrath

Datum: 12.07.21 20:23

Am S-Bahnhof in Rahnsdorf bei Berlin begegnete mir heute der KSW-Wagen 7 auf der Woltersdorfer Straßenbahn. Über den Grund der Fahrt kann ich nichts beitragen. Vielleicht war es eine Bewegungsfahrt nach der Coronapause.

https://abload.de/img/20210712_1225481cdkgp.jpg

https://abload.de/img/20210712_12261214xkme.jpg

MfG Sven

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 12.07.21 22:18

Aus der Not entstanden, ist ein trotzdem bis heute klassisches, fast ikonisches, Design herausgekommen, das mit den klaren Linien und großen Fensterflächen starke Bezüge zur Bauhaus-Architektur zeigt. Auch wenn zwölf bis sechzehn Sitzplätze natürlich für die Fahrgäste wenig Komfort boten. Der westdeutsche Nachfolger „Aufbauwagen“ bot bei gleicher Länge und ähnlich klarer Wagenkastenarchitetur immerhin bis zu 22 Sitzplätze.

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf

geschrieben von: ingo st.

Datum: 13.07.21 09:22

Dafür hatten die KSW aber auch 68 Stehplätze, die Beiwagen sogar 78, 4 Personen pro qm.

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf

geschrieben von: Bernhard Martin

Datum: 13.07.21 10:09

Früherwarallesbesser schrieb:
Aus der Not entstanden, ist ein trotzdem bis heute klassisches, fast ikonisches, Design herausgekommen, das mit den klaren Linien und großen Fensterflächen starke Bezüge zur Bauhaus-Architektur zeigt.
Jeder hat seinen eigenen Geschmack und bei den Themen Bauhaus und KSW werden Du und ich uns wohl nicht einig werden. (lächel) Deine Ausführungen reizen mich zum Widerspruch: Ich mag die Bauhausarchitektur nicht besonders. Wenn der KSW auf sie Bezug nehmen würde - was ich nicht beurteilen kann - , wäre das zumindest für mich kein Grund, sein Design positiv zu empfinden. Auf mich persönlich wirkt das KSW-Design sehr plump und sehr passend zum ursprünglichen Zweck der KSW: Zu günstigen Herstellungskosten und bei sehr geringem Komfort möglichst viele Fahrgäste befördern. Die von Dir angesprochenen Aufbauwagen, aber auch die Verbandstypwagen oder die polnischen N-Wagen, zeigen m.A.n., dass bei grundsätzlich ähnlicher Designkonzeption deutlich mehr - im Sinne von etwas ansprechender oder entschärfter - möglich gewesen wäre.

Andererseits hat der KSW natürlich - und das auch bis zu einem gewissen Maß auch zu Recht - heute Kultstatus. Letzteren haben aber auch z.B. die 105Na oder die Stuttgarter DT8. Schöne Fahrzeuge - oder ein gelungenes Design - sind (bzw. haben) sie für mich persönlich alle trotzdem nicht.

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf

geschrieben von: Mahuli4

Datum: 13.07.21 11:36

Würde mich gern meinem Vorredner anschließen und noch ergänzen wollen, dass Kriegsstraßenbahnwagen genauso wie Kriegseinheitsobusse in ihrer Konstruktion eine Folge der Materialverknappung waren und deshalb einfachsten Konstruktionsmerkmalen folgten. Eine Inspiration der Designer zum Bauhausstil der 1920er Jahre kann ich wahrlich nicht erkennen. Die kubische Form ließe das vielleicht vermuten, aber eine Konstruktion ohne "Schnickschnack" mit wenigen Fertigungsschritten stand hier wohl eher im Vordergrund.
Gruß Mahuli

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf

geschrieben von: PL

Datum: 13.07.21 14:54

Einfachster Betrieb. Nachdem das mit dem Anschluß ans Straßenbahnnetz nicht so einfach ist, würde ich es mit Zweisystemern auf der S-Bahn probieren. Das zieht wenigstens Fahrgäste.


Grüße aus Wü

TW 239

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 13.07.21 15:25

Die großen Fensterflächen mit den großen Scheiben (=aufwendiger zu produzieren als kleine) stehen aber dem Versuch einer Ressourceneinsparung eher entgegen. Eine rationelle industrielle (Vor-)Fertigung gehört ebenso zur Bauhausphilosophie wie das Weglassen überflüssigen Zierrats der Reduktion auf das notwendige und das Strenge Rastermaß, das bei keinem anderen Straßenbahnwagen so perfekt umgesetzt wurde. Wenn man sich einige Provisorische Nachkriegs-Aufbaufahrzeuge anguckt, denen sieht man Mangel und Not deutlich an, aber beim KSW wurde schon darauf geachtet, trotz aller Einsparungen und Vereinfachungen, ein auch optisch ansprechendes Fahrzeug auf die Räder zu stellen.

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf

geschrieben von: T3R.PV

Datum: 13.07.21 15:37

Früherwarallesbesser schrieb:
Die großen Fensterflächen mit den großen Scheiben (=aufwendiger zu produzieren als kleine) stehen aber dem Versuch einer Ressourceneinsparung eher entgegen. Eine rationelle industrielle (Vor-)Fertigung gehört ebenso zur Bauhausphilosophie wie das Weglassen überflüssigen Zierrats der Reduktion auf das notwendige und das Strenge Rastermaß, das bei keinem anderen Straßenbahnwagen so perfekt umgesetzt wurde. Wenn man sich einige Provisorische Nachkriegs-Aufbaufahrzeuge anguckt, denen sieht man Mangel und Not deutlich an, aber beim KSW wurde schon darauf geachtet, trotz aller Einsparungen und Vereinfachungen, ein auch optisch ansprechendes Fahrzeug auf die Räder zu stellen.
Ich sehe das genauso - und da ich Bauhaus (und Neue Sachlichkeit) mag finde ich auch den KSW optisch sehr gelungen. Der Aufbau- bzw. Verbandswagen ist dann - für mich - noch das Tüpfelchen auf dem I. Wie du schreibst hat man sich wirklich um die Optik bemüht - im krassen Gegensatz zu Behelfspersonenwagen oder Baureihe 52. Dort kann man sofort die Einsparungen erkennen.

Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.

Die echte Seite über die Chemnitzer Straßenbahn: [www.strassenbahn-chemnitz.de]
Hallo,

der KSW Nummer 7 der Straßenbahn Woltersdorf, der ursprünglich 1943 an die Berliner Straßenabhn geliefert wurde und 1944 zur Straßenbahn Wolterdorf kam ist der letzte noch fahrfähige KSW Prototyp die noch vor Ende des 2. Weltkrieges gebaut und geliefert wurden. In sofern ist dieses Fahrzeug historisch gesehen einmalig, auch wenn es noch mehr erhaltene KSW gibt, die aber alle erst nach Ende des 2. Weltkrieges gebaut wurden.

Ob man die Wagen nun schön findet oder nicht ist meiner Meinung nach einfach Geschmackssache.

Gruß

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf - der letzte fahrfähige Prototyp

geschrieben von: GT8S

Datum: 13.07.21 20:06

Triebwagen 14 aus Düsseldorf ist ebenfalls 1944 gebaut:
[linied.net]

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf - der letzte fahrfähige Prototyp

geschrieben von: SES

Datum: 13.07.21 20:08

Ebenfalls? Der Woltersdorfer 1943.

SCHANDAUER ELEKTRISCHE STRASSENBAHN

1898-05-26 Behördliche Probefahrten.
1898-05-27 Eröffnungsfahrten und -feier.
1898-05-28 Aufnahme des Fahrplanmäßigen Betriebes.

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf - der letzte fahrfähige Prototyp

geschrieben von: GT8S

Datum: 13.07.21 20:28

"Ebenfalls" im Sinne von vor dem Ende des 2. Weltkrieges

Re: KSW-Wagen

geschrieben von: Jan Bochmann

Datum: 13.07.21 20:37

Guten Abend,

Früherwarallesbesser schrieb:
Die großen Fensterflächen mit den großen Scheiben (=aufwendiger zu produzieren als kleine) stehen aber dem Versuch einer Ressourceneinsparung eher entgegen.
Glas war ein einheimischer Rohstoff, der für die Rüstung kaum gebraucht wurde, im Gegensatz zu Stahl und Buntmetall. Wenn es möglich gewesen wäre, dann hätte man die Wagen nur aus Glas, Holz und Aluminium gebaut.

Erst mit den Luftangriffen wurde Glas knapp, weil überall die Fensterscheiben zertrümmert wurden.

Früherwarallesbesser schrieb:
Eine rationelle industrielle (Vor-)Fertigung gehört ebenso zur Bauhausphilosophie..
Das Bauhaus war eine Schule der 1920er Jahre, die von den Nazis verfemt und geschlossen wurde. Darauf hat sich 1943 niemand in Deutschland berufen.

Früherwarallesbesser schrieb:
...das Weglassen überflüssigen Zierrats und die Reduktion auf das notwendige und das strenge Rastermaß...
Das gab es durchaus auch bei anderen Schulen, auch bei welchen, die das Bauhaus ablehnten.

Früherwarallesbesser schrieb:
..das bei keinem anderen Straßenbahnwagen so perfekt umgesetzt wurde.
Zum Glück, denn da war gar nichts "perfekt". Das ging nur wegen der großen einteiligen Schiebetür, dem Hauptmangel des KSW. Solche Türen brauchen lange zum Öffnen und zum Schließen und werden nach kurzem Gebrauch schwer gängig bzw. brauchen deshalb intensive Pflege.

Diese Tür mußte beim Öffnen irgendwo hin geschoben werden, und daher brauchte man einerseits die große Plattform, und es ergab sich andererseits der nahezu Null-Abstand zwischen Türbereich und Innenraum.

Früherwarallesbesser schrieb:
...beim KSW wurde schon darauf geachtet, trotz aller Einsparungen und Vereinfachungen, ein auch optisch ansprechendes Fahrzeug auf die Räder zu stellen.
"Optisch ansprechend", aber wenig nützlich, das ist genau das Gegenteil der Bauhaus-Philosophie.

Dieser Humbug war denn auch das erste, das bei den Nachfolgern des KSW korrigiert wurde (Verbandstyp, in Polen die 4N/5N, Lowa ET50). Man baute 2teilige Schiebetüren ein, womit freilich das "perfekte Raster" in Halbschritten geteilt wurde, aber wesentlich besser brauchbare Straßenbahnen entstanden.

Grüße,
Jan B.

Re: KSW-Wagen

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 13.07.21 21:43

Der KSW scheint ja echt zu polarisieren, und die Ablehnung hier im Forum zu überwiegen. Die so gescholten breiten Schiebetüren wurden allerdings in Linz und in Graz für die Nachkriegszweiachser übernommen, und übermäßige Probleme damit habe ich im Planeinsatz jedenfalls nie erlebt, obwohl die Wagen noch bis weit in die Achtzigerjahre im planmäßigen Betrieb standen.

Re: Alleinstellungsmerkmal Tw 7 Woltersdorf

geschrieben von: Luftweiche

Datum: 14.07.21 09:43

Hallo,

der Woltersdorfer Tw 7 ist der einzige Motorwagen, welche im Rahmen der KSW-Programms von der Waggonfabrik Uerdingen gebaut wurde. Ansonsten fertigte man in diesem Programm dort nur Beiwagen.

Gruß

Luftweiche

Re: KSW-Wagen, Zahl der Stehplätze?

geschrieben von: Luftweiche

Datum: 14.07.21 10:03

Hallo,

auf welche Zeit und ggf. welchen Betrieb / welches Land beziehst Du Dich bei der Angabe „4 Personen pro qm“? Nach meinem Kenntnisstand waren es bei Inbetriebnahme der KSW 8 Personen pro m².

Gruß

Luftweiche

Re: KSW-Wagen Rahnsdorf

geschrieben von: matzehbs

Datum: 14.07.21 10:11

Interessante Aufnahme von einem schönen Fahrzeug. Danke für‘s Zeigen.

Re: KSW-Wagen

geschrieben von: SES

Datum: 15.07.21 20:58

Früherwarallesbesser schrieb:
Der KSW scheint ja echt zu polarisieren, und die Ablehnung hier im Forum zu überwiegen. Die so gescholten breiten Schiebetüren wurden allerdings in Linz und in Graz für die Nachkriegszweiachser übernommen, und übermäßige Probleme damit habe ich im Planeinsatz jedenfalls nie erlebt, obwohl die Wagen noch bis weit in die Achtzigerjahre im planmäßigen Betrieb standen.
Ist wie mit Geisterfahrern auf der Autobahn: "Achtung! Ihnen kommt ein Geisterfahrer entgegen." Einer? Viele!

SCHANDAUER ELEKTRISCHE STRASSENBAHN

1898-05-26 Behördliche Probefahrten.
1898-05-27 Eröffnungsfahrten und -feier.
1898-05-28 Aufnahme des Fahrplanmäßigen Betriebes.