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Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: burovier

Datum: 15.01.21 15:01

Ruhri schrieb:
Klassisches Beispiel: Gelsenkirchen und seine Partnerstadt Chemnitz, bei in etwa gleichgroß.
Wäre mir neu. Einzige westdeutsche Partnerstadt von Chemnitz war und ist m.E. (und auch nach Wikipedia) Düsseldorf.

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: Ruhri

Datum: 15.01.21 16:17

burovier schrieb:
Wäre mir neu. Einzige westdeutsche Partnerstadt von Chemnitz war und ist m.E. (und auch nach Wikipedia) Düsseldorf.


Wenn man schon mal aus dem Gedächtnis zitiert! :-(

Nein, es war Cottbus, auch wenn man "in etwa gleich groß" sehr großzügig interpretieren muss. Cottbus kratzt mal so gerade eben an "Großstadt".

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: Ringbahner4

Datum: 15.01.21 17:25

Hallo Ruhri,
ich weiß nicht woher du deine Informationen hast, in Ostdeutschland scheinst du noch nicht gewesen zu sein.
Ich habe noch zu DDR-Zeiten erlebt, wie täglich 6 Zugpaare a 4000 Tonnen gute polnische Steinkohle ins Ruhrgebiet fuhren, diese Zügen fahren auch heute noch, es sind aber weitere vom privaten EVUs dazu gekommen.
Ich habe damals in der Tagesschau gesehen, wie die Zechen im Ruhrpott geschlossen wurden und genau da liegen die Ursachen für den Niedergang der Region und die Armut der Städte.
Ich habe etliche Jahre in NRW gearbeitet und live miterlebt, wie die Zechen in Hamm und Marl geschlossen wurden, dafür können wir im Osten nichts!
Ich sehe in deinen Aussagen nur Neid, weil ab 1990 die Gelder für eure "blühenden Landschaften" mit 16 Millionen Neubürgern geteilt werden mußten.

Jetzt bitte ich dich, die Abschweifungen vom Thema zu beenden, Besserung kannst du nur nach den nächsten Wahlen erwarten.
Gruß vom Ringbahner, welcher 15 Jahre Aufbau West geleistet hat ;-)

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: MD 612

Datum: 15.01.21 20:57

Ruhri schrieb:
Zu der Zeit waren die Städte an Rhein und Ruhr noch dabei, ihre Stadtbahnlinien auszubauen. Das wäre vielleicht auch so zu Ende gegangen, aber die Lasten des Solidarpakts wurde den Städten noch zusätzlich aufgebürdet.
Ach gucke...

Erst leistet man sich überteuerte und meist nicht notwendige Leuchtturmprojekte zu einer Zeit, in der der Niedergang des Ruhrgebietes längst abzusehen war. Dann heult man rum, wenn man wegen absehbar wegfallender Steuereinnahmen die Kredite für diese Leuchtturmprojekte nicht mehr finanzieren kann. Aber Schuld hat der Aufbau Ost, der dieselben Kommunen nur einen Bruchteil der Summen dieser Tunnel gekostet hat. Ich hatte Dich weiter oben nicht umsonst gefragt, wie hoch die Kredite waren, die nur wegen des Aufbau Ost aufgenommen worden sind. Ich schrieb ausdrücklich nicht von den zigfach höheren Kreditsummen für Leuchtturminvestitionen, von denen man hätte wissen können, dass man sie nie hätte abzahlen können. Kommunen in Bayern und BaWü waren da wohl schlauer, die wussten, was sie sich leisten können...

Und im Übrigen, das Ruhrgebiet hat damals schon seit Jahrzehnten auf Kosten des bundesdeutschen Steuerzahlers gelebt, ohne sich darüber zu beschweren. Denn die Steinkohle wäre ohne Milliardensubventionen gar nicht überlebensfähig gewesen. Da hatte der Bund das absehbare Siechtum nur über Jahrzehnte hinausgeschoben, und die Ruhrgebietskommunen haben kaum Vorsorge für die Zeit nach der Steinkohle getroffen, sondern stattdessen schon damals weit über ihre Verhältnisse gelebt.

Ruhri schrieb:
Gelsenkirchen hatte schon vor Jahren hohe Schulden und marode Infrastruktur, Chemnitz Cottbus war quasi schuldenfrei und frisch saniert.
Nichtwissen macht nichts, wenn man nicht damit prahlt. Wie kommst Du auf das schmale Brett, dass Cottbus und die anderen ostdeutschen Kommunnen nach ihrer Sanierung (die ja längst nicht abgeschlossen ist) schuldenfrei wären?? Diese Kommunen haben genauso ihren Anteil geleistet und sich genauso verschuldet, um halbwegs dahin zu kommen, wo westdeutsche Kommunen längst waren.

Ruhri schrieb:
Bonn natürlich. Aber dir ist schon klar, dass der Standort Bonn eher aufgegeben wurde als Wilkau-Haßlau, ja?
Aber einer der Hauptproduktionsstandorte befindet sich nach wie vor in Solingen...

Ruhri schrieb:
Modern nach Ostblockstandard oder was?
Nein, auch modern nach Weltstandard. Das kannst Du jetzt glauben oder Du lässt es sein...

Ruhri schrieb:
E-Loks aus DDR-Produktion sind übrigens tatsächlich noch jahrelang auf NRW-S-Bahn-Linien gefahren.
... nachdem die hochgelobte Bundesbahn Anfang der 90er Jahre nicht mehr in der Lage war, mit eigenen Loks und Lokführern ihren Betrieb vollständig aufrecht zu erhalten. Da kam doch der wirtschaftliche Zusammenbruch des Ostens gerade Recht und rettete die Bundesbahn vor dem Offenbarungseid. Darüber spricht heute außerhalb der Bahnszene kein Mensch mehr...

Ruhri schrieb:
Das Problem dürfte aber gewesen sein, dass unter den geänderten Voraussetzungen selbst Betriebe mit relativ moderner Ausstattung wirtschaftlich nicht mehr überlebensfähig gewesen sind.
Mit guten Willen wäre da viel mehr möglich gewesen. Es gibt schließlich Konzerne, die haben gezeigt, was geht wenn man will. Henkel zum Beispiel, das leuchtende Beispiel aus NRW. Die kauften 1990 ihr früheres Zweigwerk in Genthin zurück und machten es fit für die Zukunft anstatt es plattzumachen. Das leuchtende Beispiel dauerte aber dann auch keine zwanzig Jahre. Dann brauchte Henkel das Werk in Genthin nicht mehr und machte es dicht, nachdem die Fördermittelbindefristen ausgelaufen waren. Henkel baute die gesamte Anlage in Genthin ab und verlagerte sie nach Düsseldorf. Dass man heute manch uninformierten Ossi Glauben macht, dass er mit dem Kauf der nun in Düsseldorf hergestellten Waschmittelmarke "Spee" etwas für seine ostdeutsche Heimat tut, passt dann noch gut ins Bild. Achja, Firmen aus NRW machen ja sowas nicht...

Ruhri schrieb:
Tja, und viele haben sich auf Westprodukte gestürzt.
Viele ja, aber nicht alle. Die Übrigen konnten die Ostwaren nicht mehr kaufen, weil sie von den westdeutsch dominierten Supermärkten gar nicht angeboten wurden. Das solltest Du nicht ausblenden, auch wenn Du davon keine Kenntnis hast...

Ruhri schrieb:
Aber was hast du gegen Tagesthemen und heute-journal? Sind das für dich etwa "Lügenpresse" und "Fake-News-Medien"?
Ich habe nichts gegen die Nachrichten aus ARD und ZDF, und ich schrieb auch nichts von Fakenews. Aber die haben in ihren Hauptnachrichtensendungen nunmal kaum über die nur regional relevanten Geschehnisse berichtet und tun das ja auch heute kaum, das ist auch nicht deren Aufgabe. Wenn da täglich im Osten Firmen durch Westunternehmen übernommen und dann platt gemacht wurden, dann wurde davon kaum bei ARD und ZDF berichtet. Sowas kam nur in den hiesigen Regionalsendern. Dass Du deren Nachrichten nicht gesehen hast, wirft Dir keiner vor. Nur muss man sich dann nicht hinstellen und behaupten, es wäre nicht so gewesen, nur weil man es nicht wusste bzw. wissen konnte.

sepruecom schrieb:
Die Maschinen, die im Osten abgebaut und im Westen wiederaufgebaut wurden stammten weitestgehend von der Treuhand
Nicht weitestgehend, sondern teilweise, das ist ein Unterschied. Aber macht das das Verhalten mancher westdeutscher Unternehmen besser?? Schließlich wurde damit genauso "Volkseigentum" verschleudert (die Treuhand war ja in Bundeshand, somit in "Volkseigentum") wie beim Ausschlachten von noch zu DDR-Zeiten modernisierten Betrieben.

sepruecom schrieb:
Die DDR-Wirtschaft war (zumindest für ein kapitalistisches System) weitestgehend auf dem Boden.[...]
Das wussten wir selber, das musstest Du uns jetzt nicht schreiben, aber das war gerade auch nicht Thema. Vor allem dient auch das nicht als Erklärung für die Strategie des Plattmachens zur Ausschaltung lästiger Konkurrenz, die seinerzeit nicht wenige westdeutsche Unternehmen durchgezogen haben.

sepruecom schrieb:
Bei der Wiedervereinigung wurde sicherlich eine Menge zu brutal durchgezogen, die grundsätzliche Notwendigkeit für eine vollständige Erneuerung war aber gegeben.
Nur waren viele westdeutschen Unternehmen nicht an dieser Erneuerung interessiert, sondern haben sich auf das Plattnmachen der vorher aufgekauften Konkurrenten beschränkt und auf diese Weise ihre Absatzmärkte erweitert, ohne die so manches dieser Unternehmen über kurz oder lang nicht überlebt hätte...

Gruß Peter

Der vernünftige Genuss der Gegenwart ist die einzig vernünftige Sorge für die Zukunft.
Ludwig Feuerbach (1804–1872), deutscher Philosoph

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: Ruhri

Datum: 18.01.21 09:26

Ringbahner4 schrieb:
Hallo Ruhri,
ich weiß nicht woher du deine Informationen hast, in Ostdeutschland scheinst du noch nicht gewesen zu sein.
Ich habe noch zu DDR-Zeiten erlebt, wie täglich 6 Zugpaare a 4000 Tonnen gute polnische Steinkohle ins Ruhrgebiet fuhren, diese Zügen fahren auch heute noch, es sind aber weitere vom privaten EVUs dazu gekommen.
Ich habe damals in der Tagesschau gesehen, wie die Zechen im Ruhrpott geschlossen wurden und genau da liegen die Ursachen für den Niedergang der Region und die Armut der Städte.
Ich habe etliche Jahre in NRW gearbeitet und live miterlebt, wie die Zechen in Hamm und Marl geschlossen wurden, dafür können wir im Osten nichts!
Ich sehe in deinen Aussagen nur Neid, weil ab 1990 die Gelder für eure "blühenden Landschaften" mit 16 Millionen Neubürgern geteilt werden mußten.

Jetzt bitte ich dich, die Abschweifungen vom Thema zu beenden, Besserung kannst du nur nach den nächsten Wahlen erwarten.
Gruß vom Ringbahner, welcher 15 Jahre Aufbau West geleistet hat ;-)
Dir ist aber schon klar, dass manche der klassischen Bergbaustädte im Ruhrgebiet bereits in den 60er Jahren massive Zechen geschlossen haben und auch seit den 70er Jahren keine Steinkohle gefördert haben, ja? Die Wiedervereinigung kam dann etwa 20 Jahre später und bedeutete für die Städte, die gerade dabei waren, sie neu aufzustellen, einen schweren Schlag ins Kontor. Die erste Neugründung einer Hochschule erfolgte übrigens auch erst 1962, weil vorher das preußische Prinzip galt: "Die Arbeiter im Ruhrgebiet sollen Kohle fördern und Stahl produzieren - höhere Bildung brauchen sie nicht."

Den Neid bildest du dir aber nur ein. Die unfähige SED-Führung hatte ihr Land herunter gewirtschaftet, und das war den meisten Genossen Ende der 80er Jahre ja auch klar. Das politische Tauwetter im Osten öffnete dann das Fenster zur Wiedervereinigung, und die halte ich auch für richtig, um nicht zusagen unvermeidbar. Und klar musste die dann ehemalige DDR wieder auf die Beine gestellt werden - gar keine Frage. Nur halte ich den Beitrag, den die "große Politik" auf etliche Gemeinden abgeladen hat, einfach für zu groß. Ob ich da dafür Dank erwarte? Nein, nicht wirklich. Es wäre allerdings schon nett gewesen, wenn man im Osten auf höhnische Bemerkungen wie "In Nordrhein-Westfalen können sie nicht mit Geld umgehen." verzichtet hätte. Ich bin überzeugt, dass bei einer entsprechenden Klage vor dem Bundesverfassungsgericht der Solidarpakt angepasst hätte werden müssen. Was hätte das aber für den Osten bedeutet?

Und dann kommt diese unselige Attitüde mancher Bundespolitiker hinzu, einige Probleme zwar zu erkennen und den Menschen mit entsprechenden Sozialprogrammen zu helfen, dann aber die Beträge zu deckeln und sich im Licht der verteilten Wohltaten zu sonnen. Oder noch einmal anders gesagt: Wenn der Bundestag beschließt, dass Menschen Anspruch haben auf neue Sozialleistung, dann werden die Städte sich um die Umsetzung kümmern müssen und dazu die bereit gestellten Bundesmittel ausgeben. Nur trifft es da meisten die ärmsten Städte, die zumeist mehr ärmere Bürger haben als andere. Die Bürger haben einen gesetzlich verbrieften Anspruch, so dass die Stadt zahlen muss. Wenn aber aus diesem Grund eine Stadt beispielsweise pro Jahr zehn Millionen Euro ausgeben muss, vom Bund aber nur acht erhält, muss sie den fehlenden Betrag irgendwie selber aufbringen. Dieses Geld fehlt dann natürlich an anderer Stelle. Das trägt selbstverständlich zu dem bei, was man "Vergeblichkeitsfalle" bezeichnet. Egal was die Stadtführung versucht, es funktioniert nicht, weil die Bedingungen von oben diktiert werden. Die Gelder des Solidarpakts sind da nur ein Übel, wenngleich insgesamt wahrscheinlich der größte.

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: Ruhri

Datum: 18.01.21 10:17

MD 612 schrieb:
Ach gucke...

Erst leistet man sich überteuerte und meist nicht notwendige Leuchtturmprojekte zu einer Zeit, in der der Niedergang des Ruhrgebietes längst abzusehen war. Dann heult man rum, wenn man wegen absehbar wegfallender Steuereinnahmen die Kredite für diese Leuchtturmprojekte nicht mehr finanzieren kann. Aber Schuld hat der Aufbau Ost, der dieselben Kommunen nur einen Bruchteil der Summen dieser Tunnel gekostet hat. Ich hatte Dich weiter oben nicht umsonst gefragt, wie hoch die Kredite waren, die nur wegen des Aufbau Ost aufgenommen worden sind. Ich schrieb ausdrücklich nicht von den zigfach höheren Kreditsummen für Leuchtturminvestitionen, von denen man hätte wissen können, dass man sie nie hätte abzahlen können. Kommunen in Bayern und BaWü waren da wohl schlauer, die wussten, was sie sich leisten können...

Und im Übrigen, das Ruhrgebiet hat damals schon seit Jahrzehnten auf Kosten des bundesdeutschen Steuerzahlers gelebt, ohne sich darüber zu beschweren. Denn die Steinkohle wäre ohne Milliardensubventionen gar nicht überlebensfähig gewesen. Da hatte der Bund das absehbare Siechtum nur über Jahrzehnte hinausgeschoben, und die Ruhrgebietskommunen haben kaum Vorsorge für die Zeit nach der Steinkohle getroffen, sondern stattdessen schon damals weit über ihre Verhältnisse gelebt.
Wieso überteuert? Die Städte haben doch nur etwa 5% der Kosten getragen. Der Rest wurde von Bund und Land finanziert.

Als der Stadtbahnausbau begonnen wurde, haben manche übrigens argumentiert mit neuen Jobs für Bergleute (hat es kaum gegeben) und mit der Bevölkerungsentwicklung. Essen hätte dieser Tage etwa eine Millionenstadt sein sollen - die Prognose hat nicht so ganz gepasst. Zugleich plante man immer noch die Nordwanderung des Bergbaus, der in dieser Form niemals stattgefunden hat.

Subventionierung hin oder her, aber Deutschland hat jahrzehntelang mit der Kohle aus dem Ruhrgebiet geheizt, Strom und Stahl produziert, und ist Zug gefahren. Und natürlich hat Nordrhein-Westfalen auch nach seiner Gründung noch jahrzehntelang große Summen in den Länderfinanzausgleich eingezahlt. Das ist seit einigen Jahren zwar nicht mehr der Fall, aber der Länderfinanzausgleich findet statt nach dem Umsatzsteuerausgleich. Nimmt man beide zusammen, ist NRW tatsächlich immer noch Geberland, und das trotz der Tatsache, dass die von anderen so lange und gerne verbrauchte Ruhrkohle nach wie vor Ewigkeitskosten verursacht. Der Punkt ist nur, dass man zugelassen hat, dass einige Städte in der Vergeblichkeitsfalle gelandet sind.

Zitat:
Nichtwissen macht nichts, wenn man nicht damit prahlt. Wie kommst Du auf das schmale Brett, dass Cottbus und die anderen ostdeutschen Kommunen nach ihrer Sanierung (die ja längst nicht abgeschlossen ist) schuldenfrei wären?? Diese Kommunen haben genauso ihren Anteil geleistet und sich genauso verschuldet, um halbwegs dahin zu kommen, wo westdeutsche Kommunen längst waren.

Tja, verglichen mit Gelsenkirchen schon. Und hat Cottbus sich etwa Geld leihen müssen, um einer anderen Stadt zu helfen? Nein, sicherlich nicht. Das Geld, das sich Cottbus geliehen hat, hat es in Projekte in Cottbus investiert. Das Geld, das Gelsenkirchen für den Solidarpakt hatte aufnehmen müssen, wurde (von der Höhe her gesehen) in Projekte in Cottbus investiert. Was steht dem gegenüber? Hat etwa ein Gelsenkirchener Unternehmen dermaßen nachhaltig ein Ost-Unternehmen ausgeplündert und diesen Gewinn als Gewerbesteuer abgeführt, dass die Stadt Gelsenkirchen davon irgendwie profitiert hätte?

Zitat:
Aber einer der Hauptproduktionsstandorte befindet sich nach wie vor in Solingen...
Und in Bonn wird auch produziert, aber Gewerbe wird sicherlich eher in Grafschaft gezahlt. Fakt ist aber: Was immer Haribo vor 30 Jahren in Wilkau-Haßlau getan hat, ändert nichts daran, dass man den Betrieb noch für 30 Jahre aufrecht erhalten hat. Und das entspricht sicherlich nicht dem "Billig aufkaufen, ausschlachten und dicht machen", oder?

Zitat:
Nein, auch modern nach Weltstandard. Das kannst Du jetzt glauben oder Du lässt es sein...

Die Technik, mit der Produkte hergestellt werden, ist nicht alles. Wenn du mit modernen Produktionsmitteln veraltete Produkte herstellst, gewinnst du keinen Blumentopf. Die Entwicklung neuer Produkte kostet aber, genau: Geld. Und selbst mit theoretisch weltmarktfähigen Produkten kommst du ganz leicht in eine Krise, wenn du wie damals 1989/90 von einem Tag auf den anderen dein Geschäftsmodell umstellen musste und deine bisherigen Kunden reihenweise abspringen, weil du ihnen zu gerade zu teuer wirst.

Mit derartigen Problemen haben tagtäglich Firmen zu kämpfen. Mit dem Ende der DDR und ihres Wirtschaftssystems hat es aber praktisch alle gleichzeitig getroffen.

Zitat:
... nachdem die hochgelobte Bundesbahn Anfang der 90er Jahre nicht mehr in der Lage war, mit eigenen Loks und Lokführern ihren Betrieb vollständig aufrecht zu erhalten. Da kam doch der wirtschaftliche Zusammenbruch des Ostens gerade Recht und rettete die Bundesbahn vor dem Offenbarungseid. Darüber spricht heute außerhalb der Bahnszene kein Mensch mehr...

Das ist dann aber noch einmal ein ganz anderes Thema, ebenso wie die hochgelobte Privatisierung und ihre Auswirkung auf den Güterverkehr.

Zitat:
Mit guten Willen wäre da viel mehr möglich gewesen. Es gibt schließlich Konzerne, die haben gezeigt, was geht wenn man will. Henkel zum Beispiel, das leuchtende Beispiel aus NRW. Die kauften 1990 ihr früheres Zweigwerk in Genthin zurück und machten es fit für die Zukunft anstatt es plattzumachen. Das leuchtende Beispiel dauerte aber dann auch keine zwanzig Jahre. Dann brauchte Henkel das Werk in Genthin nicht mehr und machte es dicht, nachdem die Fördermittelbindefristen ausgelaufen waren. Henkel baute die gesamte Anlage in Genthin ab und verlagerte sie nach Düsseldorf. Dass man heute manch uninformierten Ossi Glauben macht, dass er mit dem Kauf der nun in Düsseldorf hergestellten Waschmittelmarke "Spee" etwas für seine ostdeutsche Heimat tut, passt dann noch gut ins Bild. Achja, Firmen aus NRW machen ja sowas nicht...

Tja, offensichtlich nicht! Haribo hat es nicht getan und Henkel auch nicht. Brandt umgekehrt hat halt seine gesamte Produktion und die zugehörigen Arbeitsplätze nach Thüringen verlagert.

Zitat:
Viele ja, aber nicht alle. Die Übrigen konnten die Ostwaren nicht mehr kaufen, weil sie von den westdeutsch dominierten Supermärkten gar nicht angeboten wurden. Das solltest Du nicht ausblenden, auch wenn Du davon keine Kenntnis hast...

So etwas reicht dann schon, dass die alteingeführten Lieferketten zusammenbrechen. Da gilt das Prinzip Lawine: Zu Beginn kommt ein wenig Schnee ins Rutschen, und am Ende donnern unvorstellbare Massen talwärts.

Zitat:
Ich habe nichts gegen die Nachrichten aus ARD und ZDF, und ich schrieb auch nichts von Fakenews. Aber die haben in ihren Hauptnachrichtensendungen nunmal kaum über die nur regional relevanten Geschehnisse berichtet und tun das ja auch heute kaum, das ist auch nicht deren Aufgabe. Wenn da täglich im Osten Firmen durch Westunternehmen übernommen und dann platt gemacht wurden, dann wurde davon kaum bei ARD und ZDF berichtet. Sowas kam nur in den hiesigen Regionalsendern. Dass Du deren Nachrichten nicht gesehen hast, wirft Dir keiner vor. Nur muss man sich dann nicht hinstellen und behaupten, es wäre nicht so gewesen, nur weil man es nicht wusste bzw. wissen konnte.

Du, dass es da einige echt üble Auswüchse gegeben hat, habe selbst ich tief im Westen mitbekommen. Oder warum glaubst, habe ich oben den bissigen Spruch der Treuhand zitiert?

Aber als informierter Mensch wirst du dich daran erinnern, dass es damals recht laute Stimmen für eine Währungsumstellung im Verhältnis 1:1 gegeben hat. Diesen Forderungen wurde nachgegeben. Dir ist natürlich auch klar, dass es dadurch praktisch zu einer Aufwertung der Währung um rund 400 % gekommen ist. Die Lohnstückkosten stiegen weit über das Niveau der westdeutschen Industrie und verringerten die Wettbewerbsfähigkeit. Das von der Treuhand gehaltene Volksvermögen wurde von einem Tag auf den anderen entwertet - kein wirklich guter Start für eine zu Beginn personell unterbesetzte und konzeptionell schlecht aufgestellte Behörde.

Zitat:
Nicht weitestgehend, sondern teilweise, das ist ein Unterschied. Aber macht das das Verhalten mancher westdeutscher Unternehmen besser?? Schließlich wurde damit genauso "Volkseigentum" verschleudert (die Treuhand war ja in Bundeshand, somit in "Volkseigentum") wie beim Ausschlachten von noch zu DDR-Zeiten modernisierten Betrieben.

Die wahre Verschleuderung dieses Volksvermögens hatte aber eben schon zuvor begonnen.

Zitat:
Das wussten wir selber, das musstest Du uns jetzt nicht schreiben, aber das war gerade auch nicht Thema. Vor allem dient auch das nicht als Erklärung für die Strategie des Plattmachens zur Ausschaltung lästiger Konkurrenz, die seinerzeit nicht wenige westdeutsche Unternehmen durchgezogen haben.

Da mag es gute Lobbyarbeit gegeben haben, und die Befriedigung der Rufe "von der Straße" nach einer Währungsreform hat da ihr übriges getan.

Zitat:
Nur waren viele westdeutschen Unternehmen nicht an dieser Erneuerung interessiert, sondern haben sich auf das Plattnmachen der vorher aufgekauften Konkurrenten beschränkt und auf diese Weise ihre Absatzmärkte erweitert, ohne die so manches dieser Unternehmen über kurz oder lang nicht überlebt hätte...

Gruß Peter

Mit der löblichen Ausnahme von Firmen wie Haribo und Henkel, die ihre übernommenen Oststandorte noch jahrzehntelang aufrecht erhalten haben. Stimmt doch, oder? Auch US-Autobauer General Motors hat die Gunst der Stunde genutzt und eine Produktionsstätte im Osten aufgebaut, die bei Verkauf ihrer deutschen Tochter nach wie vor in Betrieb gewesen ist.

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: MD 612

Datum: 18.01.21 20:54

Ruhri schrieb:
Wieso überteuert? Die Städte haben doch nur etwa 5% der Kosten getragen.
Ich hatte Dich schon zwei Mal nach konkreten Zahlen gefragt. Also, was bedeuten 5% von überteuerten und oft überdimensionierten Tunnelstrecken in Mark und Euro und was der Anteil der jeweiligen Stadt am Aufbau Ost??

Ruhri schrieb:
Als der Stadtbahnausbau begonnen wurde, haben manche übrigens argumentiert mit neuen Jobs für Bergleute (hat es kaum gegeben) und mit der Bevölkerungsentwicklung. Essen hätte dieser Tage etwa eine Millionenstadt sein sollen - die Prognose hat nicht so ganz gepasst. Zugleich plante man immer noch die Nordwanderung des Bergbaus, der in dieser Form niemals stattgefunden hat.
Ich schrieb es doch, man hat sich über Jahrzehnte hinweg ein Wolkenkuckucksheim erbaut und beschwert sich nun über finanzielle Lasten, die andere Städte im Bundesgebiet weitaus besser stemmen können. Der Steinkohlebergbau wurde viel zu lange künstlich am Leben gehalten, auf Kosten von Bund und Ländern und auf Kosten der Umwelt, und beides auch noch in die weite Zukunft hinein. Jahrzehntelang Subventionen kassieren und nun jammern, wenn man mal ein kleines Stück davon abgeben muss. Das ist die Kurzform, das kannst Du nicht wegdiskutieren.

Ruhri schrieb:
Das Geld, das Gelsenkirchen für den Solidarpakt hatte aufnehmen müssen, wurde (von der Höhe her gesehen) in Projekte in Cottbus investiert.
Das Geld, was vor der Wiedervereinigung jahrzehntelang in Gelsenkirchen investiert wurde, kam in großen Teilen auch nicht aus Gelsenkirchen.

Ruhri schrieb:
Wenn du mit modernen Produktionsmitteln veraltete Produkte herstellst, gewinnst du keinen Blumentopf.
Die Produkte mögen hier und da veraltet gewesen sein (was aber auch oft nicht zutraf), sie waren vor allem aber nachhaltig produziert. Die hielten ein Vielfaches von dem, was billig im anderen Teil Deutschlands produziert wurde und wird. Auch das war vielen Unternehmen ein Dorn im Auge. Produkte, die robust sind und die man einfach reparieren kann, kann man nicht durch neu produzierte Produkte ersetzen. Hat man seinerzeit einfach die kaputte Laugenpumpe in der Waschmaschine ersetzt, kommt man heute kaum noch ran, muss die halbe Maschine auseinander bauen und zahlt in Summe fast genauso viel wie für eine Neue. Und da man bei dem heutigen Billigkram darauf wetten kann, dass nach der Laugenpumpe bald das Wassereinlassventil und der Steuerblock die Grätsche machen, kauft man auch gleich eine neue Maschine. Das freut den Unternehmer, deswegen musste vielerorts die Produktion haltbarer Produkte platt gemacht werden.

Ruhri schrieb:
Zitat:
Dass man heute manch uninformierten Ossi Glauben macht, dass er mit dem Kauf der nun in Düsseldorf hergestellten Waschmittelmarke "Spee" etwas für seine ostdeutsche Heimat tut, passt dann noch gut ins Bild. Achja, Firmen aus NRW machen ja sowas nicht...
Tja, offensichtlich nicht!
Doch, beide haben es getan, wenn auch nicht sofort. Man zieht die Produktion in die eine Hälfte Deutschlands ab und degradiert die Menschen in der anderen Hälfte vom Produzenten zum Verbraucher. Genau das passierte im großen Stil in den 90ern. Und auch wenn Du es weiter abstreitest, da waren mit Sicherheit auch Firmen aus NRW beteiligt.

Ruhri schrieb:
Die wahre Verschleuderung dieses Volksvermögens hatte aber eben schon zuvor begonnen.
Das macht die Verschleuderung des Volksvermögens nach 1990 besser??

Ruhri schrieb:
Da mag es gute Lobbyarbeit gegeben haben, und die Befriedigung der Rufe "von der Straße" nach einer Währungsreform hat da ihr übriges getan.
Die Rufe kamen auch deshalb, weil da einer hier blühende Landschaften versprochen hatte, ohne zu verraten, dass das nur auf platt gemachten Firmengrundstücken geht. Der hat dafür gesorgt, dass seine Gefolgsleute hier zusätzliche Absatzmärkte finden anstatt hier den Aufbau einer gesunden Wirtschaft zu fördern. Ich schrieb es schon mehrfach, ohne diese zusätzlichen Absatzmärkte hätte es keinen Aufschwung West gegeben. Da ist es doch nur allzu verständlich, dass wenigstens ein kleiner Teil dieses Aufschwungs wieder dorthin zurück gebracht wurde, wo er her kam, nämlich in den Osten.

Ruhri schrieb:
Mit der löblichen Ausnahme von Firmen wie Haribo und Henkel, die ihre übernommenen Oststandorte noch jahrzehntelang aufrecht erhalten haben. Stimmt doch, oder?
Sollen wir da jetzt noch ausdrücklich Danke sagen?? Ich hätte erwartet, dass die diese Standorte im Osten dauerhaft erhalten und nicht dann platt machen, wenn der Absatz im Westen einbricht. Warum hat Henkel nicht sein Werk in Düsseldorf geschlossen sondern stattdessen die einst mit Fördermitteln aufgebauten Produktionsanlagen von Genthin nach Düsseldorf verschleppt??

Gruß Peter

Der vernünftige Genuss der Gegenwart ist die einzig vernünftige Sorge für die Zukunft.
Ludwig Feuerbach (1804–1872), deutscher Philosoph

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: Ruhri

Datum: 19.01.21 09:07

MD 612 schrieb:
Ich hatte Dich schon zwei Mal nach konkreten Zahlen gefragt. Also, was bedeuten 5% von überteuerten und oft überdimensionierten Tunnelstrecken in Mark und Euro und was der Anteil der jeweiligen Stadt am Aufbau Ost??

Einen großen Unterschied! Die Stadtbahnbauten werden noch heute genutzt. Das Geld für den Aufbau Ost nützt Städten, wie Duisburg, Essen oder Dortmund gar nichts.

Zitat:
Ich schrieb es doch, man hat sich über Jahrzehnte hinweg ein Wolkenkuckucksheim erbaut und beschwert sich nun über finanzielle Lasten, die andere Städte im Bundesgebiet weitaus besser stemmen können. Der Steinkohlebergbau wurde viel zu lange künstlich am Leben gehalten, auf Kosten von Bund und Ländern und auf Kosten der Umwelt, und beides auch noch in die weite Zukunft hinein. Jahrzehntelang Subventionen kassieren und nun jammern, wenn man mal ein kleines Stück davon abgeben muss. Das ist die Kurzform, das kannst Du nicht wegdiskutieren.

Dir ist aber schon klar, dass ganz Deutschland diese Kohle über einen langen Zeitraum dringend gebraucht hat, ja? Und der Begriff "Ewigkeitskosten" ist dir sicherlich auch bekannt?

Die Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung im Ruhrgebiet haben nicht gestimmt, ja. Etwas besseres hat man aber nicht gehabt, und der Steinkohlenbergbau lief 1989 auch schon lange aus. Bochum etwa hat seine letzte Zeche bereits 1973 dichtgemacht.

Und Subventionen hin oder her - das Land Nordrhein-Westfalen finanziert noch heute andere Länder, die man in Insolvenz gehen lassen müsste, wenn es Unternehmen wären. Die Idiotie, wie es von etlichen Bundesregierungen gewollt und von den Landesregierung letztlich unterstützt worden ist, besteht nun einmal darin, dass armen und hoch verschuldeten Städten Lasten für den Aufbau Ost aufgebürdet wurden, die sie schlichtweg nicht trage können. Wie soll man den tatsächlich dringend notwendigen Strukturwandel bewältigen, wenn man dafür das Geld nicht hat?

Zitat:
Das Geld, was vor der Wiedervereinigung jahrzehntelang in Gelsenkirchen investiert wurde, kam in großen Teilen auch nicht aus Gelsenkirchen.

Sicherlich kam es das, oder zumindest aus Nordrhein-Westfalen. Woher hätte es denn sonst kommen können? Aus Bayern etwa?

Zitat:
Die Produkte mögen hier und da veraltet gewesen sein (was aber auch oft nicht zutraf), sie waren vor allem aber nachhaltig produziert. Die hielten ein Vielfaches von dem, was billig im anderen Teil Deutschlands produziert wurde und wird. Auch das war vielen Unternehmen ein Dorn im Auge. Produkte, die robust sind und die man einfach reparieren kann, kann man nicht durch neu produzierte Produkte ersetzen. Hat man seinerzeit einfach die kaputte Laugenpumpe in der Waschmaschine ersetzt, kommt man heute kaum noch ran, muss die halbe Maschine auseinander bauen und zahlt in Summe fast genauso viel wie für eine Neue. Und da man bei dem heutigen Billigkram darauf wetten kann, dass nach der Laugenpumpe bald das Wassereinlassventil und der Steuerblock die Grätsche machen, kauft man auch gleich eine neue Maschine. Das freut den Unternehmer, deswegen musste vielerorts die Produktion haltbarer Produkte platt gemacht werden.

Das ist ja noch einmal ein ganz anderes Thema. Wenn einer Gesellschaft Nachhaltigkeit wichtig ist, muss sie sich entsprechende Gesetze geben. Die gab es damals aber nicht, und die ehemaligen DDR-Unternehmen mussten sich mit all den Bedingungen auseinander setzen. Meiner Meinung nach war die Sache mit der Nachhaltigkeit aber nicht der Hauptgrund, warum so viele nicht überleben konnten.

Zitat:
Doch, beide haben es getan, wenn auch nicht sofort. Man zieht die Produktion in die eine Hälfte Deutschlands ab und degradiert die Menschen in der anderen Hälfte vom Produzenten zum Verbraucher. Genau das passierte im großen Stil in den 90ern. Und auch wenn Du es weiter abstreitest, da waren mit Sicherheit auch Firmen aus NRW beteiligt.

Brandt etwa? Aber halten wir es noch einmal fest: Haribo und Henkel haben noch zig Jahre nach der Wiedervereinigung im Osten produziert. Du hast aber gerade doch beklagt, dass die "Investoren" aus dem Westen eingestiegen sind, alle Arbeitsplätze gestrichen und die Maschinen abgebaut haben. Du hättest noch die Grundstücke erwähnen können, die ja ihren ganz eigenen Wert haben. Das haben diese beiden NRW-Firmen nun einmal gerade eben nicht getan.

Zitat:
Das macht die Verschleuderung des Volksvermögens nach 1990 besser??

Was gab es da noch zu verschleudern? Das Volksvermögen, was in deinen Augen noch da gewesen ist und "verschleudert" wurde, bestand zu diesem Zeitpunkt bereits nur noch auf dem Papier. Mit anderen Worten: Die Menschen haben geglaubt, dass ihre Betrieb noch etwas wert gewesen wären, aber dem war schon längst nicht mehr so.

Zitat:
Die Rufe kamen auch deshalb, weil da einer hier blühende Landschaften versprochen hatte, ohne zu verraten, dass das nur auf platt gemachten Firmengrundstücken geht. Der hat dafür gesorgt, dass seine Gefolgsleute hier zusätzliche Absatzmärkte finden anstatt hier den Aufbau einer gesunden Wirtschaft zu fördern. Ich schrieb es schon mehrfach, ohne diese zusätzlichen Absatzmärkte hätte es keinen Aufschwung West gegeben. Da ist es doch nur allzu verständlich, dass wenigstens ein kleiner Teil dieses Aufschwungs wieder dorthin zurück gebracht wurde, wo er her kam, nämlich in den Osten.

Echt? Das habt ihr dem Dicken abgenommen? Dem Vorsitzenden einer Partei, die immer lautstark behauptet, etwas für die Leute zu tun, es am Ende aber doch wieder sein lässt? Die ihre gleichnamige Blockflöten-Schwesterpartei mal kurzerhand geschluckt hat?

Bei allen seinen späteren Untaten bleibt doch festzuhalten, dass Oskar Lafontaine da eine realistischere Vorstellung gehabt hatte.

Und was das "zurückbringen" angeht, so stelle ich schließlich weder die Wiedervereinigung noch die Notwendigkeit für den Aufbau Ost in Frage. Nur macht es eben keinerlei Sinn, wenn Kommunen gesetzlich gezwungen werden, ihre Zukunft zum Wohle des Ostens zu verfrühstücken.

Zitat:
Sollen wir da jetzt noch ausdrücklich Danke sagen?? Ich hätte erwartet, dass die diese Standorte im Osten dauerhaft erhalten und nicht dann platt machen, wenn der Absatz im Westen einbricht. Warum hat Henkel nicht sein Werk in Düsseldorf geschlossen sondern stattdessen die einst mit Fördermitteln aufgebauten Produktionsanlagen von Genthin nach Düsseldorf verschleppt??

Gruß
Peter

Warum nicht? Andere Pseudoinvestoren haben so schnell dicht gemacht, wie sie nur konnten. Haribo und Henkel haben die übernommenen Standorte schließlich dauerhaft erhalten, und das über Jahrzehnte. Was willst du denn noch? Eine Ewigkeitsgarantie? Die wird dir niemals jemand geben. Das hat auch General Motor in Bochum nicht getan - und am Ende auch nicht erfüllt. Das Opel-Werk I nahm 1963 den Betrieb auf und wurde bereits 2014 geschlossen. Das sind auch gerade einmal 51 Jahre.

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: MD 612

Datum: 19.01.21 18:00

Solange Du Dir die Dinge immer wieder passend zurecht drehst, werden wir wohl nicht auf einen grünen Zweig kommen...

Ruhri schrieb:
Dir ist aber schon klar, dass ganz Deutschland diese Kohle über einen langen Zeitraum dringend gebraucht hat, ja? Und der Begriff "Ewigkeitskosten" ist dir sicherlich auch bekannt?
Nicht ganz Deutschland. Und vor allem nicht zu dem künstlich nach unten gedrückten Preis. Ein frühzeitiger Abbau der Subventionen hätte dazu geführt, dass man sich weit früher nach passenden Alternativen umgesehen hätte. So aber hat man mit steigenden Subventionen eine Industrie am Leben gehalten, die schon lange auf dem absteigenden Ast stand. Damit hätten man uns die Ewigkeitskosten in dem Umfang wie heute erforderlich nämlich sparen können. Wo kein Abbau in hunderten Metern Tiefe, da keine Grube, da kein Grubenwasser, was abgepumpt werden muss. Wieso kommen eigentlich nicht die Steinkohlekonzerne dafür auf, die jahrzehntelang schon an den Subventionen verdient haben??

Ruhri schrieb:
dass armen und hoch verschuldeten Städten Lasten für den Aufbau Ost aufgebürdet wurden
Wo sind denn nun die Zahlen, die Deine Vorwürfe erklären könnten??

Ruhri schrieb:
Wenn einer Gesellschaft Nachhaltigkeit wichtig ist, muss sie sich entsprechende Gesetze geben.
Dazu braucht es keine Gesetze, sondern Vernunft (auch der Verbraucher) und ein klein wenig Verzicht auf den ausschließlichen Kurs der Unternehmen ausgerichtet an Profiten.

Ruhri schrieb:
Brandt etwa? Aber halten wir es noch einmal fest: Haribo und Henkel haben noch zig Jahre nach der Wiedervereinigung im Osten produziert.
Warum geilst Du Dich an diesen drei Firmen auf und blendest die hunderten auch aus NRW aus, die anders gehandelt haben?? Es geht dabei nicht nur um die großen Namen, sondern auch um viele Klein- und Mittelständler.

Ruhri schrieb:
Was gab es da noch zu verschleudern? Das Volksvermögen, was in deinen Augen noch da gewesen ist und "verschleudert" wurde, bestand zu diesem Zeitpunkt bereits nur noch auf dem Papier.
Mit Sicherheit nicht. Es gab eine Reihe Betriebe, die gut in Schuss waren, und es gab vor allem auch welche, deren Anlagen man plünderte um sie im goldenen Westen wieder aufzubauen. Alles Volksvermögen aus VEB-Zeiten, welches im Besitz der Treuhand immer noch Volksvermögen war.

Ruhri schrieb:
Mit anderen Worten: Die Menschen haben geglaubt, dass ihre Betrieb noch etwas wert gewesen wären, aber dem war schon längst nicht mehr so.
Ein typischer Satz von jemanden, der nie hier war, die Betriebe hier nicht kannte und sein "Wissen" hauptsächlich aus der westlich-regionalen Presse bezog.

Gruß Peter

Der vernünftige Genuss der Gegenwart ist die einzig vernünftige Sorge für die Zukunft.
Ludwig Feuerbach (1804–1872), deutscher Philosoph

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: Ruhri

Datum: 21.01.21 09:53

MD 612 schrieb:
Solange Du Dir die Dinge immer wieder passend zurecht drehst, werden wir wohl nicht auf einen grünen Zweig kommen...
Na ja, wenn ich da an die "Verschleuderung von Volksvermögen" oder das "Abbauen und Plattmachen" denke, über das in diesem Thread bereits fabuliert wurde, dann drehen sich das einige andere hier auch immer so zurecht, wie sie es brauchen.

Zitat:
Nicht ganz Deutschland. Und vor allem nicht zu dem künstlich nach unten gedrückten Preis. Ein frühzeitiger Abbau der Subventionen hätte dazu geführt, dass man sich weit früher nach passenden Alternativen umgesehen hätte. So aber hat man mit steigenden Subventionen eine Industrie am Leben gehalten, die schon lange auf dem absteigenden Ast stand. Damit hätten man uns die Ewigkeitskosten in dem Umfang wie heute erforderlich nämlich sparen können. Wo kein Abbau in hunderten Metern Tiefe, da keine Grube, da kein Grubenwasser, was abgepumpt werden muss. Wieso kommen eigentlich nicht die Steinkohlekonzerne dafür auf, die jahrzehntelang schon an den Subventionen verdient haben??

Gut, das Saarland hat die Ruhrkohle sicherlich nicht gebraucht, und vielleicht die Lausitz und angrenzende Gegenden nicht, denn da gab bzw. gibt es Stein- und Braunkohle. Die Braunkohle aus dem Rheinischen Revier und die Steinkohle bei Aachen oder Ibbenbüren kann man natürlich auch nicht zu den Produkten des Ruhrgebiets zählen, wohl aber zu denen des heutigen Nordrhein-Westfalens.

Womit habt ihr alle in Deutschland denn zig Jahrzehnte eure Lokomotiven betrieben und eure Öfen befeuert? Und woher habt ihr die Kohle für euren Strom bekommen? Eben, aus dem Ruhrgebiet. Klar wurde der Ruhrbergbau seit den 50er Jahren unrentabel, aber Bergbau fährt man nicht mal so eben herunter.

Die Ewigkeitskosten werden übrigens von der RAG-Stiftung getragen. Nach einer Vereinbarung der Bundesrepublik Deutschland, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland, der RAG Aktiengesellschaft und die IG BCE haben unter anderem die RAG-Aktionäre ihre Anteile an der RAG in die Stiftung eingebracht.

Zitat:
Wo sind denn nun die Zahlen, die Deine Vorwürfe erklären könnten??

Woher bitte soll ich genaue Zahlen haben, hm? Red dich jetzt aber nicht heraus. Die hochverschuldeten Städte, deren (Ober-) Bürgermeister seit Jahren auf eine Entschuldung dringen, sind doch keine inkompetenten Verschwender oder Raffzähne, die sich goldene Wasserhähne für ihre Rathäuser leisten wollen, sondern einfach nur verzweifelt. Letztes Jahr haben sich übrigens tatsächlich einige Städte mal gerichtlich gegen unterfinanzierte Sozialprogramme, mit denen der Bund sie zwingt, eigenes Geld zuzuschießen, gewehrt - und das mit Erfolg.

Zitat:
Dazu braucht es keine Gesetze, sondern Vernunft (auch der Verbraucher) und ein klein wenig Verzicht auf den ausschließlichen Kurs der Unternehmen ausgerichtet an Profiten.

Schöne Worte! Die Erfahrung zeigt nur leider: Das funktioniert so nicht.

Aber zu Stichwort "Nachhaltigkeit" ist das Realsatire, wenn man im Zusammenhang mit der DDR-Wirtschaft davon spricht. Auf Umweltfolgen haben die großen Kombinate nun nicht wirklich geachtet. Da wurde dem frühkapitalistischen Prinzip der Produktion ohne jede Rücksicht auf Mensch wie Natur gehuldigt. Die Lebensbedingungen für die Menschen vor Ort haben sich in dieser Hinsicht erst nach der Wiedervereinigung verbessert. Und natürlich standen die ungeklärten Altlasten (ebenso wie den Besitzverhältnissen) in vielen Fällen auch dem möglichen Investitionswillen entgegen.

Zitat:
Warum geilst Du Dich an diesen drei Firmen auf und blendest die hunderten auch aus NRW aus, die anders gehandelt haben?? Es geht dabei nicht nur um die großen Namen, sondern auch um viele Klein- und Mittelständler.

Das kann ich dir sagen! Brandt sitzt zwar nach wie vor in Hagen, aber die Industriearbeitsplätze an den Backstraßen befinden sich seit Jahren im thüringischen Ohrdruf. Wer den Zwieback von Brandt backt, zahlt also in Thüringen Einkommenssteuer, wohnt in Thüringen und kauft in Thüringen ein.

Was Haribo und Henkel angeht, so habe ich die ja nicht ins Spiel gebracht. Beide Unternehmen wurden als typische "Plattmacher" aus Nordrhein-Westfalen genannt., Nach wenig Recherche haben wir jetzt alle erfahren können, dass der Vorwurf völlig an den Haaren heran gezogen gewesen ist. Henkel hat 20 Jahre lang im Osten produziert, Haribo sogar 30. Nachhaltiger kann das niemand erwarten.

Und die Frage ist ja: Wenn die beiden es nicht gewesen sein können, welche Firmen aus NRW haben denn den Osten ausgeplündert und welche Städte haben davon profitiert? Ich denke mal, dass die Städte des Ruhrgebiets nicht dazu gehören. Bonn (ehemals Haribo) und Düsseldorf (Henkel) liegen auch nicht an der Ruhr. Auch falls Städte wie Stuttgart, Frankfurt oder München womöglich Gelder haben einsacken können, weil ortsansässige Firmen ehemalige DDR-Unternehmen gewinnbringend abgewickelt hatten, profitiert an der Ruhr keine Kommune davon. Mit anderen Worten: Die Profiteure waren sicherlich andere.

Zitat:
Mit Sicherheit nicht. Es gab eine Reihe Betriebe, die gut in Schuss waren, und es gab vor allem auch welche, deren Anlagen man plünderte um sie im goldenen Westen wieder aufzubauen. Alles Volksvermögen aus VEB-Zeiten, welches im Besitz der Treuhand immer noch Volksvermögen war.

Du solltest dich wirklich etwas besser informieren! Als die Treuhand ihre Arbeit so richtig aufgenommen hat, lag das Kind doch schon längst im Brunnen. Mal abgesehen davon, dass die politische Entscheidung, die zu einer fast vollständigen Entwertung des DDR-Volksvermögens geführt hat, zu diesem Zeitpunkt bereits in Kraft gewesen ist, so hätte ich doch wirklich gerne mal ein Beispiel, wo eine Firma aus der alten Bundesrepublik sich den alten Schrabbel aus der DDR wirklich ihre Werkhallen geholt hätte. Und nein, Haribo und Henkel sind keine guten Beispiele, denn die haben ja ganz offensichtlich entweder mit dem alten gerät weiter produziert oder die Anlagen gegen andere ausgetauscht.

Die Legende von den lebensfähigen DDR-Betrieben ist schlicht und einfach Anfang der 90er Jahre an den Gesetzen von Politik und Markt zerschellt. Glaub mir, mir wäre es anders auch lieber gewesen, denn dann hätten wir den Solidarpakt auch ein oder zwei Nummern kleiner gestalten können.

Zitat:
Ein typischer Satz von jemanden, der nie hier war, die Betriebe hier nicht kannte und sein "Wissen" hauptsächlich aus der westlich-regionalen Presse bezog.

Gruß Peter

Tja, Peter, und du machst dir etwas vor. Die Betriebe waren für sich schon zum größten Teil marode. Die politische Entscheidungen, auch getroffen auf Druck der Bevölkerung, haben den meisten dann den Rest gegeben. Die Finanzmittel waren praktisch nicht vorhanden, weswegen Firmenübernahmen durch die Mitarbeiter in vielen Fällen auch gescheitert sind. Eine Firma in wirtschaftlichen Schwierigkeiten hat nun einmal keinen Anspruch darauf, gerettet zu werden. Und damals gab es davon ziemlich viele.

Und vergiss nicht, dass eine Firma immer Zulieferer und Kunden braucht. Wenn von beiden viele pleite gehen, kann das auch eigentlich gesunde Unternehmen dahin raffen, vor allem, wenn durch äußere Umstände (Stichwort: Währungsumstellung) das gesamte Geschäftsmodell neu aufgestellt werden muss.

Klar hätten Investoren Geld in die Ost-Betriebe stecken und sie wieder aufbauen können, und in manchen Fällen ist das ja auch geschehen, wie etwa bei den ehemaligen Standorten von Henkel oder Haribo. Wenn die möglichen Investoren aber nur an den Grundstücken interessiert sind, aber nicht am Firmenerhalt, dann kannst du dir auch keinen besseren Geldgeber backen. Nicht einmal in Ohrdruf.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:01:21:10:19:29.

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 21.01.21 12:34

MD 612 schrieb:
Es gab eine Reihe Betriebe, die gut in Schuss waren, und es gab vor allem auch welche, deren Anlagen man plünderte um sie im goldenen Westen wieder aufzubauen.

Mehr als Einzelfälle? Hast Du Beispiele für im Osten demontierte und im Westen wieder aufgebaute Anlagen?

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: TheDemon

Datum: 21.01.21 14:16

kaufhalle schrieb:
MD 612 schrieb:
Es gab eine Reihe Betriebe, die gut in Schuss waren, und es gab vor allem auch welche, deren Anlagen man plünderte um sie im goldenen Westen wieder aufzubauen.
Mehr als Einzelfälle? Hast Du Beispiele für im Osten demontierte und im Westen wieder aufgebaute Anlagen?
Ich glaube er verwechselt das mit der Sowjetunion nach dem 2. Weltkrieg

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: MD 612

Datum: 21.01.21 18:01

Es ist sinnlos mit Typen zu diskutieren, die glauben aus der Ferne heraus zu wissen, was hier gelaufen ist. Und die uns dann auch noch erklären wollen, wie wir hier gelebt und was wir nicht alles falsch gemacht haben, ohne dass sie jemals selbst zu dieser Zeit auch nur einmal hier waren. Allerdings dachte ich, diese Zeit wäre lange vorbei. Und schon wurden wir eines Besseren Schlechteren belehrt...

Um es also noch einmal zusammen zu fassen: Du hast Recht, und wir haben unsere Ruhe aber wir wissen was hier vor und nach 1990 wirklich gelaufen ist...

Ruhri schrieb:
Gut, das Saarland hat die Ruhrkohle sicherlich nicht gebraucht, und vielleicht die Lausitz und angrenzende Gegenden nicht, denn da gab bzw. gibt es Stein- und Braunkohle.
Der ganze Osten Deutschlands brauchte die Steinkohle aus dem Ruhrgebiet nicht. Es war zwar nicht einfach, aber einerseits konnte die durch Braunkohle, Braunkohlebriketts oder BHT-Koks ersetzt werden, andererseits gab es ja noch Steinkohle aus Schlesien. Mit letzteren konnten die Kollegen seinerzeit auch die Dampfloks betreiben. Und auch die westlichen Bundesländer hätten Ersatz gefunden, wenn es keine Steinkohle gegeben hätte oder die für den jeweiligen Produktionsprozess mangels Milliardensubventionen unbezahlbar teuer geworden wäre. Es ist ja nicht so, dass das Kohle aus dem Ruhrgebiet unersetzbar gewesen wäre, man hielt sie dort nur dafür...

Ruhri schrieb:
Woher bitte soll ich genaue Zahlen haben, hm?
Es war Deine Behauptung, die darfst Du gerne untermauern. Ansonsten musst Du Dich nicht wundern, dass diese Behauptungen angezweifelt werden.

Ruhri schrieb:
Henkel hat 20 Jahre lang im Osten produziert, Haribo sogar 30. Nachhaltiger kann das niemand erwarten.
Wir fallen auf die Knie und werden unsere Brüder und Schwestern in NRW auf alle Ewigkeit in tiefster Dankbarkeit in Erinnerung behalten...

Aber solche Sätze kenne ich auch aus eigenem Erleben. Meist kamen die von abgehalfterten Regierungs- bzw. Kommunalbeamten oder Möchtegernunternehmenschefs, die im Westen nichts mehr wurden, aber im Osten nochmal auf großartige Weise ihre Unfähigkeit zur Schau stellen konnten. Leute, die von weit weg kamen und uns erklären wollten, wie wir gelebt haben.

kaufhalle schrieb:
Mehr als Einzelfälle? Hast Du Beispiele für im Osten demontierte und im Westen wieder aufgebaute Anlagen?
Es gab genügend Fernsehreportagen dazu im hiesigen Dreiländerprogramm. Du wirst mir verzeihen, dass ich mir die Firmenamen über die vergangenen drei Jahrzehnte hinweg nicht gemerkt habe. Ein prominentes Beispiel hatte ich allerdings schon benannt, auch wenn der Abbau und die Verlagerung der Anlagen erst ein paar Jahre später nach Ablauf der Fördermittelbindefristen stattfand: der Waschmittelhersteller Henkel, der die Anlagen in Genthin abgebaut und nach Düsseldorf verlagert hat.

Gruß Peter

Der vernünftige Genuss der Gegenwart ist die einzig vernünftige Sorge für die Zukunft.
Ludwig Feuerbach (1804–1872), deutscher Philosoph

Re: Ein bisschen vom eigentlichen Thema weg...

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 21.01.21 18:42

MD 612 schrieb:
Und auch die westlichen Bundesländer hätten Ersatz gefunden, wenn es keine Steinkohle gegeben hätte oder die für den jeweiligen Produktionsprozess mangels Milliardensubventionen unbezahlbar teuer geworden wäre. Es ist ja nicht so, dass das Kohle aus dem Ruhrgebiet unersetzbar gewesen wäre, man hielt sie dort nur dafür...

Ob man nun mit Milliarden die Steinkohle oder die Landwirtschaft subventioniert, und vor allem, ob man da einen Unterschied konstruiert, ist in erster Linie eine Frage der Parteizugehörigkeit.

MD 612 schrieb:
kaufhalle schrieb:
Mehr als Einzelfälle? Hast Du Beispiele für im Osten demontierte und im Westen wieder aufgebaute Anlagen?
Es gab genügend Fernsehreportagen dazu im hiesigen Dreiländerprogramm. Du wirst mir verzeihen, dass ich mir die Firmenamen über die vergangenen drei Jahrzehnte hinweg nicht gemerkt habe.

Mag schon sein, dass ich das verzeihe. Nur die Behauptung von im Osten abgebauten und im Westen wieder aufgebauten Anlagen kann ich ohne Beispiel dann auch nicht so recht glauben.

MD 612 schrieb:
Ein prominentes Beispiel hatte ich allerdings schon benannt, auch wenn der Abbau und die Verlagerung der Anlagen erst ein paar Jahre später nach Ablauf der Fördermittelbindefristen stattfand: der Waschmittelhersteller Henkel, der die Anlagen in Genthin abgebaut und nach Düsseldorf verlagert hat.

Das ist dann aber doch was anderes, das waren ja keine DDR-Anlagen.
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