DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 05 - Straßenbahn-Forum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Aktuelle Bilder, Berichte, News, Fragen und Antworten zum Thema Straßenbahn - Sonstiger ÖPNV ist gestattet.
Historische Aufnahmen sind im Historischen Forum willkommen. Hier befindet sich das Bus-Forum (auch für O-Busse).
Seiten: 1 2 3 All Angemeldet: -
Frank Schönow schrieb:
Damit U-Bahnen vermeiden zu wollen scheint mir ein, besonders Berliner, Irrglaube zu sein.
Naja, es ist ebenso ein Tribut an die Haushaltslage Berlins, auch wenn in Zeiten negativer Zinsen ein Schuldenberg (Berlin ca. 60 Mrd. EUR) eine provitable Sache zu sein scheint. -- Warum verlangt meine Bank überhaupt noch posivitve Dispozinsen?

Auch ist die Mentalität, sich städtische Infrastruktur auf Kosten des Landes finanzieren zu lassen, zu hinterfragen. Eine Möglichkeit trotzdem Bahn zu fahren ist eben die Tram. Damit bleibt hoffentlich auch ein bisschen Investment für Land & Leute - z.B. für das Netz in der Prignitz - übrig. Auch wenn man mit solch einem Ansinnen hier unter friendly fire kommt...

MfG, IR26+
der weiße bim schrieb:
Marienfelde schrieb:
(...)

4. Historisch gesehen, war die Einstellung von Straßenbahnstrecken wegen neuer U-Bahnstrecken in Berlin bis 1930 (Ende der zweiten Ausbauphase der Berliner U-Bahn - die meisten Berliner U-Bahnhöfe gab es bereits 1930) unüblich. Ich wüßte keinen einzigen Fall, in dem der Bau einer U-Bahn bis dahin zur Aufgabe einer Straßenbahnstrecke geführt hätte.
Da kann ich helfen. Gehen wir mal 100 Jahre zurück. 1912 begann der Bau der im Eigentum der Stadt Berlin stehenden Nordsüd-Untergrundbahn. Durch die Kriegs-/Nachkriegsereignisse, Pandemie, Revolution und Inflation stark erschwert, gelang erst im März 1923 die Inbetriebnahme zwischen Seestraße und Halleschem Tor. Umständehalber mit den ältesten Kleinprofilwagen und Personal der privaten Hochbahngesellschaft. Die Fahrzeuge nachgerüstet mit "Blumenbrettern" - Parallelen zur heutigen U5 sind rein zufällig ;-).
Dennoch war nach den ersten Wochen der neuen U-Bahn der Fahrgastschwund auf den Straßenbahnlinien in der Chausseestraße, Friedrichstraße und im erst 1914 bis Ende 1916 als Konkurrenz zur U-Bahn durch die private Straßenbahngesellschaft GBS und die Stadt Berlin (!) gebauten Straßenbahntunnel so gewaltig, dass der Verkehr stark ausgedünnt wurde und im September 1923 die westliche Hälfte des viergleisigen Tunnels (die Seite zum heutigen Bebelplatz) stillgelegt, die Gleisanlagen und Rampe bis 1926 abgebaut wurde.
Natürlich wurden die Verluste kommunalisiert, da die GBS wie alle anderen privaten Straßenbahngesellschaften Groß-Berlins durch die Stadt übernommen wurden. Dennoch wurde in der zweiten Hälfte der 1920er sowohl das U-Bahnnetz als auch das Straßenbahnnetz (übrigens ohne staatliche Förderung) weiter ausgebaut. (...)
Ja, das wäre dann womöglich der einzige Fall. Allerdings muß man die Gesamtsituation im Inflationsjahr 1923 bedenken, die generell zu hohen Fahrgastrückgängen, zur Pleite der ja bereits städtischen Berliner Straßenbahn, einem straßenbahnlosen Tag (dem 9. September 1923), Entlassungen aller 7.000 Straßenbahner, der Reduzierung von 89 auf 32 Linien (vom 8. zum 10. September 1923) und der Wiedereinstellung von nur noch 4.000 Straßenbahnern führte.

Nach meiner Erinnerung wurden ab dem 10. September 1923 auch eine ganze Reihe anderer Strecken nicht bedient, wobei es mit der Einführung der Rentenmark Mitte November 1923 zur Stabilisierung und anschließendem Wiederaufschwung der Fahrgastzahlen, im Liniennetz und auch beim Ausbau kam.

Für die Bewertung als "einzigen Fall" spricht aber sicherlich die Nichtwiederaufnahme des Straßenbahnbetriebs im Westtunnel, während ansonsten der Betrieb auf den anderen von der Einstellung ab dem 9.09.1923 betroffenen Strecken überall (?, ich komme jetzt nicht dazu, nachzusehen, ob nicht doch auch andere Strecken nicht wieder in Betrieb genommen wurden, könnte aber sein) wiederaufgenommen wurde.

Für historisch "interessierte Kreise" noch ein Link zum straßenbahnlosen Tag in Berlin: [de.wikipedia.org]

Nachschlag

geschrieben von: SvenT

Datum: 18.11.20 18:27

Zitat
Ja nee, is klar ...
Gibt's noch mehr als diese hingerotzte Satzfetzen?

Als Ex-Hohenschönhausener kann ich Dir sagen, dass man keine U-Bahn vermisst. Die Strassenbahn war hier schon immer das A und O.

Aber was will schon von einem Landei erwarten...

The light at the End of the Tunnel is the Light of an oncoming train.


Re: Nachschlag

geschrieben von: Frank Schönow

Datum: 18.11.20 18:47

Macht nichts, dann bleibt der Hohenschönhauser Plattenbaubewohner eben bei seinem A und O. Am westlichen Statdrand würde man sich freuen wenn endlich die U-Bahn das Falkenhagener Feld und die Heerstraße erreicht und am südlichen Stadtrand wird man sich der U9 nach Lankwitz auch nicht verwehren.
Wenn noch Geld übrig ist reichts vielleicht noch für die U3 bis Mexikoplatz.
Um Kosten im Osten zu sparen könnte man die U5 hinter Tierpark zuschütten und auf die restlichen Trasse eine Strassenbahn legen ...

Frank aus der Prignitz
____________________________________________________

Eisenbahn ist für mich Freizeit, nicht Lebensinhalt!

Tillig-Elite und Weinert-MeinGleis haben vorbildorientiert keine Herzstücke - Weisheiten eines Spielbahners

Re: Nachschlag

geschrieben von: Ringbahner4

Datum: 18.11.20 20:39

Frank Schönow schrieb:
Macht nichts, dann bleibt der Hohenschönhauser Plattenbaubewohner eben bei seinem A und O. Am westlichen Statdrand würde man sich freuen wenn endlich die U-Bahn das Falkenhagener Feld und die Heerstraße erreicht und am südlichen Stadtrand wird man sich der U9 nach Lankwitz auch nicht verwehren.
Wenn noch Geld übrig ist reichts vielleicht noch für die U3 bis Mexikoplatz.
Um Kosten im Osten zu sparen könnte man die U5 hinter Tierpark zuschütten und auf die restlichen Trasse eine Strassenbahn legen ...
Hallo Frank Schönow,
ich arbeite in Hohenschönhausen und würde mich über eine Straßenbahnverbindung nach Marzahn freuen.
20 Minuten Fußweg zum S-Bf Gehrenseestraße sind mir zu weit, da fahre ich doch gleich mit dem Auto in 10 Minuten nach Hause.
Zum Glück wurden die meisten Neubaugebiete im Osten Berlins mit der kostengünstigen Straßenbahn erschlossen, für längere Strecken gibt es die S-Bahn.
Die U 5 hinter dem Tierpark zuschütten geht zum Glück nicht, da diese Strecke kostengünstig ohne Tunnelbohrmaschine gebaut wurde.
Da Berlin "arm aber sexi" ist, kannst du gerne deine Rücklagen im Untergrund der westlichen schienenarmen Stadtteile versenken!
Dazu gerne noch statt 30 km/h mit dem Auto wegen der Umweltbelastungen noch ein Fahrverbot,
dann haben die Parkplätze auf den ehemaligen Straßenbahntrassen wenigstens einen Sinn.
Gruß vom Ringbahner

Re: Nachschlag

geschrieben von: Pio

Datum: 18.11.20 20:57

Und noch günstiger wurde sie auch noch, weil man sie hinter dem Tierpark, auf die alte VnK Strecke (Verbindung nach Kaulsdorf) gelegt hat.

Zwei Trapeze pro Bahnhof statt zwei einfacher Weichenverbindungen !!!




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:11:18:20:58:13.

U-Bahnfanatiker?

geschrieben von: SvenT

Datum: 19.11.20 17:33

Zitat
Macht nichts, dann bleibt der Hohenschönhauser Plattenbaubewohner eben bei seinem A und O. Am westlichen Statdrand würde man sich freuen wenn endlich die U-Bahn das Falkenhagener Feld und die Heerstraße erreicht und am südlichen Stadtrand wird man sich der U9 nach Lankwitz auch nicht verwehren.

In Hohenschönhausen gibt es bereits ein attraktives Schienenverkehrsmittel - Strassenbahn genannt. In den von Dir genannten Ortsteilen gibt es nur den lästigen Bus. Damit fahren eben nur die "5 A".
Merkst du was? Man kann über S- / U- oder Straßenbahn gerne da diskutieren, wo das Angebot schlecht ist. Eine U9 kann auf beiden Seiten verlängert werden. Da ist genügend Potential. Warum diskutiert man nicht darüber?


Zitat
Um Kosten im Osten zu sparen könnte man die U5 hinter Tierpark zuschütten und auf die restlichen Trasse eine Strassenbahn legen ...


Geistiger Dünnpfiff.

The light at the End of the Tunnel is the Light of an oncoming train.


Mittlerweile liegt nun auch das Inhaltsprotokoll der Sitzung des Ausschusses für "UVK" vom 12.11.20 vor: [www.parlament-berlin.de]

Ergänzend zum Eingangsbeitrag einige Zitate aus dem Protokoll:

"Senatorin Regine Günther (SenUVK): (...) SenUVK habe Ende 2016 auf keine Vorarbeiten zu Straßenbahnplanungen zurückgreifen können. Es sei mutig gewesen, den Bau von fünf Strecken in den Koalitionsvertrag aufzunehmen, denn durchschnittlich dauere dies von der Idee bis zum Bau acht Jahre ohne Probleme bei der Beteiligung und ohne Klageverfahren. Sie bitte, dies zu berücksichtigen, wenn beurteilt werde, was die Verwaltung in der kurzen Zeit von vier Jahren geleistet habe. Das Engagement der Mitarbeiter/-innen sei sehr groß."

"Staatssekretär Ingmar Streese (SenUVK): (...) In der Taskforce Beschleunigung arbeiteten BVG und Behörden in regelmäßigen Treffen sehr konstruktiv zusammen und identifizierten die Beschleunigungsmaßnahmen, in der Regel Ampelschaltungen. Wenn ohnehin ein Umbau oder eine Erneuerung vorgesehen sei, gehe dies schneller. Ansonsten seien einige Wochen bis einige Monate für die Umstellung erforderlich. BVG und SenUVK seien mit den Abläufen sehr zufrieden. Verlängerte Durchschnittsgeschwindigkeiten gingen auf den zunehmenden Verkehr und die Zunahme von Baustellen zurück. Deshalb sollten weiterhin Ampelschaltungen verändert und Busspuren angelegt werden."

"Hartmut Reupke (SenUVK): (...) Das Thema Mahlsdorf habe eine lange Geschichte. Durch die Umstellung der Art der Beteiligung der Betroffenen vor Ort habe man ein deutlich größeres Verständnis für die Planungen hergestellt und sei mit der Vorplanung so weit, dass man im nächsten Jahr Dinge für die konkreten Planungen für den Planfeststellungsbeschluss einleiten könne, parallel zu den Planungen der Tiefbauabteilung zum Ausbau der Straße An der Schule für den Autoverkehr. Der Kern von Mahlsdorf werde dann nur von der Straßenbahn befahren und für den Rad- und Fußverkehr attraktiver gestaltet. In diesem Zuge könne der Knoten B1/B5 besser gestaltet und Mahlsdorf deutlich von Verkehr entlastet werden.

Bei der Strecke zur Turmstraße habe die zweite Auslegung der Planfeststellungsunterlagen zu einer Verzögerung geführt. Er glaube, dass man hier nun auf einem guten Weg sei und den Planfeststellungsbeschluss zügig fassen könne. Mit dem Planfeststellungsbeschluss könne der Vorhabenträger sofort in die Umsetzung gehen, denn alle rechtlichen Fragen und Abstimmungen mit Leitungsverwaltungen würden mit dem Planfeststellungsbeschluss abschließend geregelt. Allerdings wäre eine Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss möglich. Hier werde möglicherweise das Investitionsbeschleunigungsgesetz greifen, indem ein sofortiger Vollzug der Maßnahme umsetzbar gemacht werde.

Die Planungen für die Verlängerung nach Jungfernheide seien so weit, dass man den Senatsbeschluss dazu habe und die weitere Beauftragung durch die BVG erfolge. Die Maßnahmen würden im nächsten Jahr starten. SenUVK gehe von einer Umsetzung Anfang der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre aus.

Am Ostkreuz sei der Widerstand der Bevölkerung in der Sonntagstraße ein Thema. Die Entwässerung betreffe nicht nur die Straßenbahn, sondern die gesamte Gestaltung des Vorplatzes, für den eine Maßnahme durch Grün Berlin vorgesehen sei. Dieses Thema habe sich als extrem langwierig herausgestellt, man sei jetzt aber auf einem Pfad, dass Grün Berlin ein Konzept mit allen Beteiligten abgestimmt haben werde und damit in die Umsetzung werde gehen können, sodass SenUVK im Moment keine weiteren Verzögerungen erwarte, wenn der Planfeststellungsbeschluss für die Straßenbahn am Ostkreuz vorliege."


Allseits einen schönen Abend wünscht Euch
Marienfelde
Liebe Mitforisten,

Marienfelde entnahm dem Inhaltsprotokoll des Senats u.a. noch folgendes

Zitat
SenUVK habe Ende 2016 auf keine Vorarbeiten zu Straßenbahnplanungen zurückgreifen können.
Das glaube ich aufs Wort - bis dahin war doch ein einziger Senats-Mitarbeiter für die gesamte Tramnetz zuständig. Zuerst galt es also 2016 Stellenanzeigen auszuschreiben, um neues Personal einzustellen! Möglicherweise fällt in diesen Kontext auch der ein oder andere Berufserfahrungs-Lerneffekt, der Nacharbeiten erforderlich machte. Dann gibt es noch das BER Dilemma: Bei langer Planungszeit ändern sich zwischenzeitlich die Bestimmungen. Komplexe Bauwerke werden so ein kaum zu gewinnender Wettlauf gegen die Zeit.

Und über Fragen, wie ein Grundnetz im Westteil der Stadt wieder aussehen könnte, hatte sich in den Jahren seit der Wiedervereinigung auch kein Senat ernsthaft Gedanken gemacht. Eine Folge war bis zu den Tagen anno 2016, dass in Baumaßnahmen solch ein Wiederaufbau (nahezu komplett) unberücksichtigt bleib. Weder für Projekte in den umstrittenen Innenstadtlagen noch in den Außenbezirken, für die 'sogar' in diesem Forum eine Mehrheit auszumachen ist.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Mir fällt als Vorleistung und Berücksichtigung nur die Johannisthaler Brücke über die Autobahn A113 ein. Wie gesagt eine punktuelle Ausnahme - keine so großartige Bilanz für 30 Jahre. Und dafür finden sich auch einfach keine anerkennenden Worte gegenüber den bisherigen Berliner Stadtverwaltungen - siehe Betreffzeile.

Aber etwas Hoffnung bleibt für die Zukunft!

An dieser Stelle möchte ich für alle Zuschriften in diesem Thread danken - da gab es ja unter der wenig erfreulichen Einleitungsmeldung doch wieder einige neue Aspekte, die das Ganze besser verstehen lassen und auch das ein oder andere kleine Zeichen der Besserung.

Meinerseits Vielen Dank und auf ein Wiedersehen in einem neuen Thread!

Beste Wünsche vom
InterRailer26+



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:11:20:15:46:26.
Etwas Hoffnung bleibt für die Zukunft - das ist wahr! Erlaubt mir einen Rückblick:

Vor vier Jahren rafften sich die drei Koalitionsparteien (SPD, Linke und Grüne) zu einem aus verkehrspolitischer Sicht vollkommen richtigen, sehr ambitionierten Schwerpunkt beim Ausbau der Straßenbahn (auch nach Westen) auf. Mit dem detaillierten Zeitkatalog von Ende 2016 wurde eine klare Handlungsorientierung formuliert, wobei die personellen Voraussetzungen zuerst komplett fehlten.

Jetzt, bald vier Jahre später, scheint immerhin die Umsetzung der ersten vier Projekte (des Vorgängersenats) in absehbarer Zeit einigermaßen realistisch. Im Nachhinein drängt sich die Frage auf, wie "weit" man denn z.B. mit dem Projekt Turmstraße gekommen wäre, wenn die CDU hier noch mitregieren würde.

Wenn es über die wohl weniger polarisierenden "Ostvorhaben" hinaus im Laufe der nächsten Jahre tatsächlich gelänge, die Strecken zum Hermannplatz und Richtung Jungfernheide/UTR (der halbe Weg nach Spandau) mehr oder weniger unumkehrbar vorzubereiten, hätte meine Wunschkoalition auch im Oberflächenverkehr beachtliche Akzente gesetzt - und zwar gegen eine große Daueropposition, die die Straße mehr oder weniger weitgehend dem Auto vorbehalten will.
Seiten: 1 2 3 All Angemeldet: -