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[K]Probleme mit Schließzeiten der Schranken auf der 18

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 16.09.20 19:49

Neulich fuhr ich mal mit der 18 im Berufsverkehr von Köln nach Bonn. Einerseits sollte man sich die Linie zu gewissen Uhrzeiten besser nicht antun und andererseits scheinen die Autos an den Bahnübergängen (besonders im EBO-Bereich) recht oft warten zu müssen, sodass es sich ordentlich vor den BÜs staut. Ich konnte jetzt nicht sehen, wie weit der Stau reicht, allerdings muss man ja bedenken, dass die Linie tagsüber einen Zehnminutentakt fährt. Somit werden die Schranken auch wohl oft unten sein. Kennt sich jemand vor Ort aus und weiß, wie groß diese Stauproblematik ist?

Ferner frage ich mich, warum man auf EBO wechseln muss. Ich las an einer Haltestelle etwas von Infrastrukturbetreiberwechsel. Ist das der Grund weshalb man nach EBO fahren muss?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:09:16:19:57:45.
Moin,

der Rhein-Sieg-Kreis bzw Bonn und seine Schranken, das sind zwei Parteien die sich nie grün werden. Die Schließzeiten auf der 18 sind in der Region sogar noch verhältnismäßig kurz, verglichen mit der linken Rheinstrecke.

Größeren Rückstau habe ich bisher eigentlich nur in Brühlund in Alfter erlebt, die anderen Schranken haben alle irgendwo Alternativen die dann eben auch genutzt werden.

Der Infrastrukturbetreiber (SWB -> HGK -> KVB in Richtung Köln) ist nicht daran schuld dass auf EBO gewechselt wird sondern anders herum. Die Vorgebirgsbahn (18) sowie die Rheinuferbahn (16) und die Querbahn (Brühl-Wesseling) sind seit jeher Eisenbahnstrecken und wurden erst in den 80ern auf Stadtbahn umgestellt. Damals gingen die Strecken dann von der KBE (Köln-Bonner-Eisenbahn) auf die neu zusammenfusionierte HGK (Häfen und Güterverkehr Köln) über. Da diese ebenfalls Vollbahn-Güterverkehr beheimaten und sich eine Umkonzessionierung auf BOStrab nicht mal einfach so machen lässt wird das auch auf absehbare Zeit so bleiben.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:09:16:20:30:03.

Re: [K]Probleme mit Schließzeiten der Schranken auf der 18

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 16.09.20 22:57

Fährt die 18 nicht bis nach Istanbul?

[www.youtube.com]
Also fangen wir mal ganz vorne an:

Die 18 und 16 fahren zwischen Köln und Bonn auf der Infrastruktur der HGK, dem direkten Nachfolger der Köln-Bonner-Eisenbahnen (KBE). Die KBE war schon immer (bei der Vorgebirgsbahn mindestens seit der Umspurung auf Regelspur) als Vollbahn betrieben. Die Strecken der KBE sind sogar als Hauptbahn klassifiziert, was sich ebenfalls negativ auf die Schließzeiten der BÜs auswirkt, da die meisten BÜs signalgedeckt sind.

Der Grund, warum sich das bis heute gehalten hat ist, dass sowohl die Rheinuferbahn als auch die Vorgebirgsbahn in Teilen auch dem Güterverkehr dienen. Daher ist eine vollständige Umwidmung auf BoStrab auch in Zukunft nicht möglich und eine teilweise Umwidmung wird wohl als nicht zielführend angesehen (da sie vor allem Geld kostet, dem Betrieb aber keinen Nutzen bringt).

Die Schließzeiten der BÜs sind auch auf der 18 keineswegs ohne. Ich persönlich kenne bspw. den BÜ Ursulastraße zwischen Hermühlheim und Fischenisch. Dort überquert man nicht nur die Gleise der 18, sondern auch noch die der Ville-Bahn, sowie drei Abstellgleise. Zu guter Letzt ist der BÜ auch noch in die Ampelsteuerung der angrenzenden Kreuzung eingebunden.

Der BÜ wird vermutlich schon angesteuert, wenn eine Bahn in Hermühlheim oder Fischenich am Bahnsteig steht. Anders lassen sich die Schließzeiten nicht erklären. Dazu muss der Verkehr noch vom BÜ abfließen, bevor die Schranken vollständig schließen. Dazu muss die Ampelschaltung der benachbarten Kreuzung angesteuert werden. Ein Vorziehen der Autos bei offenen Schranken auf den BÜ selbst ist hier übrigens ausdrücklich vorgesehen, anders wäre der die Ursularstraße auch nicht mehr nutzbar. Ich kenne den BÜ nur von Besuchen am Wochenende, wo die 18 im 15 oder 30min-Takt fährt und auch da bilden sich hier schon lange Staus. Werktags wird hier ein 10min-Takt gefahren.

Ein anderer BÜ, der es in sich hat, ist der BÜ Schmittenstraße in Fischenich. Dieser wird von der KBE und der DB Netz gemeinsam betrieben, da hier die Voreifelbahn und die Eifelstrecke parrallel liegen. Das macht den BÜ auch zu einen Kandidaten langer Schließzeiten.

Grüße
Guten Tag Zusammen,
zu den Eisenbahnstrecken Rheinufer- (9260) und Vorgebirgsbahn (9261) und deren Historie ist schon umfangreich von HSimpson ausgeführt worden. Zu den Schließzeiten möchte ich allerdings noch einiges ergänzen bzw richtigstellen:
Die Bü der beiden Strecken sind mittlerweile alle Bü der Sicherungsart Hp. Für die nicht Techniker, es gibt die Sicherungsarten Hp = Hauptsignal; ÜS = Überwachungssignal (Vormals LO Lokführerüberwacht)/ÜSoE, Fü = Fernüberwacht und Bediener = „Schrankenwärter“.
Eine Verwendung von HP-Anlagen auf freier Strecke ist eher ungewöhnlich, u.a. Wegen der teuren Einbindung ins Stellwerk. Dies hat bei den o.g. Strecken allerdings den Grund, dass die Stadtbahnen in Köln und Bonn keine Zugsicherung der Eisenbahn besitzen, sondern „nur“ die technisch relativ simple Fahrsperre. Diese kennt keine Beeinflussung am Vorsignal bzw am Überwachungssignal. Dort liegt bei der Eisenbahn ein 1000 Hz Magnet der PZB/Indusi, um zu kontrollieren ob der Triebfahrzeugführer bei Bedarf eine Bremsung einleitet.
Da dies bei den Stadtbahnen „gespart“ wurde, hat man die Überwachungsart Hp gewählt, bei der eine Zugbeeinflussung mittels Fahrsperre oder/und 2000 Hz Magnet stattfindet und die Bü immer unter der Deckung eines solchen Signals liegt.
Diese Lösung ist allerdings alles andere als eine Sparlösung und bedeutet nicht automatisch längere Schließzeiten als bei ÜS-Anlagen. Auf den o.g. Strecken gibt es einige Signale die für die Zugfolge nicht unbedingt notwendig sind, aber zur Optimierung der Schließzeiten gebaut wurden. Des Weiteren werden ausführliche Berechnungen und fahrdynamische Betrachtungen gemacht. Meines Wissens ist das bei der großen Bahn eher nicht der Fall.
Was meiner subjektiven Einschätzung auch noch ein Unterschied ist, das es bei DB Netz Strecken mit ähnlich hoher Zugfrequenz eher/schneller zum Bau von höhenfreien Lösungen kommt. Die kann u.a. Mit der unterschiedlichen Finanzierung zu tun haben. Bspw. der Bü Roisdorfer Straße in Hersel.

Deine Beispiele sind jetzt nun nicht die typischen Bü. Beim Bü Ursulastraße hast du schon korrekt ausgeführt das dies ein 7 gleisiger Bü ist. Neben den beiden Gleisen der Vorgebirgsstrecke noch die beiden Gleise der Strecke Kendenich - Nord-Süd Bahn (Dies ist nicht die Ville-Bahn, dies war die im wesentlichen parallele Strecke der Rheinbraun) sowie die letzten drei übriggebliebenen Gleise des Güterbahnhof Kendenich. Dieser Bü ist ebenfalls ein Bü der Art Hp, hat allerdings einen Vollabschluß (keine Halbschranken). Dies erhöht die Schließzeiten deutlich, da zunächst die Zulauf- und dann die Ablaufschranken schließen müssen. Zudem ist der Bü wie richtig angesprochen eine BÜSTRA Anlagen und hat eine Schnittstelle mit der nebenstehenden Straßenverkehrsanlage (Ampel).
Im Gegensatz zu früher (vor 20-30 Jahren) als der Gbf noch richtig in Betrieb war sind die Schließzeiten übrigens heute harmlos. Heute wird da selten noch ein Zug abgestellt oder ausrangiert. Dann kann/konnte der Bü (liegt halt im Bf) auch ne Viertelstunde oder mehr zu sein.

Die Schmittenstraße hat mE eigentlich eine unproblematische Belastungssituation durch den IV.

Gruß, Lz
Danke für Deine ausführlichen Erläuterungen mit Erklärungen auch für weniger Versierte in diesem Forum...

Viele Grüße Jochen