Im zweiten Teil folgt nun die Nachkriegsgeschichte der Schwebebahn-Wagen.
Den zweiten Umbau von 1934 hatte ich schon erwähnt. Die Hauptwagen erhielten 1934 eine vestibülierte Talplattform, womit nun ein geschlossenes Dienstabteil zur Verfügung stand. Nach Verschrottung der Vorsetzwagen 1937 wurde als nächste äußerliche Veränderung der markante Stoßpuffer an der Bergplattform entfernt. Bis zuletzt jedoch konnte man als konstruktives Detail die hierfür viel massivere Ausführung des Dachunterbaus im Vergleich zur Talplattform erkennen. Um 1950 präsentierten sich die Wagen dann in diesem Zustand:
Wagen 2 sehen wir hier noch mit offener Bergplattform Anfang der 1950er Jahre in der oberen Station. Wir erkennen gut die massive Dachkante mit der Aufnahme des abmontierten Puffers für den Vorsetzwagen-Betrieb. Er trägt bereits das charakteristische Flügelwappen der Dresdner Verkehrsbetriebe, was an den Bergbahnwagen als einzigen Verkehrswagen bis heute überlebt hat. Braune Zierstreifen aber sucht man noch vergebens. Vorher besaßen die Bergbahnwagen auch die Wappenvariante mit dem Schriftzug „KWU Dresden ---\/--- Verkehrsbetriebe“. Foto: Archiv DVB
Nachdem 1954 ein Gepäckkorb nach Vorbild der Standseilbahnwagen angebaut worden war, wurden schließlich 1955 auch die bergseitigen Plattformen verschlossen und über der alten Heckbrüstung eine große Panoramascheibe eingebaut. Außerdem erhielten die Wagen nun eine Adaption der Dreistreifenlackierung - zumindest an den Wagenenden, denn anders als bei den Nachfolgern wurde auf umlaufende Zierstreifen verzichtet. Wagen 1 zeigt uns die umgestaltete Bergplattform beim Überfahren des 1. Steinwegs unmittelbar vor der Bergstation.
Zustand der Wagen nach den letzten großen Umbauten um 1960. Später wurde wie bei der Straßenbahn die Lackierung vereinfacht und nun gab es einen braunen Zierstreifen nur noch unterhalb der Frontfenster.
Bis zum Ende der alten Schwebebahn-Anlage 1984 sollte sich nichts Grundlegendes mehr am Aussehen der Fahrzeuge ändern. Die Stilllegung der nie rentablen Bahn war auf 1980 terminiert, doch es sollte anders kommen. Fahrplan von 1979/80, der nach den Stilllegungsabsichten der letzte hätte werden sollen. Beachtenswert: Im Spätverkehr wurde nur noch mit einem Wagen gefahren.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre setzte ein Umdenken ein, denn der verkehrshistorische Wert dieser einmaligen Konstruktion trat nun zunehmend in den Vordergrund. So entschlossen sich die Verkehrsbetriebe zu einer grundhaften Sanierung - die letztlich einem Neubau gleichkommen würde. Zunächst aber wurde ab 1980 nur noch mit einem Wagen Fahrgastbetrieb durchgeführt, m.E. mit Wagen 1. Dies schlug sich wohl auch am unterschiedlichen Sanierungsgrad der Wagen bei der Einstellung 1984 nieder, doch dazu gleich. Fahrplan von 1980/81 mit bedingt durch den Einwagenbetrieb unterschiedlichen Abfahrtszeiten für beide Stationen - auch die Taktzeiten wurden aus Personalgründen und zur Schonung der maroden Anlage zurückgefahren.
Nachdem 1981/82 bereits erste umfassende Sanierungsarbeiten an der Fördermaschine und der Bergstation durchgeführt worden waren, war die Bahn noch einmal von 1982 bis März 1984 in Betrieb. Nunmehr wurde wieder mit beiden Wagen gefahren, aber stark eingeschränkten Betriebszeiten. Der ausführliche Begleittext zum letzten Fahrplan von 1983/84 weist auf die touristische Neuausrichtung des Betriebsangebotes hin - für den gemeinen Fahrgast gab es ja die weentlich kommodere Buslinie 84 mit Direktanbindung an den Schillerplatz.
Dass die Sanierung letztlich den kompletten Neubau des Traggerüsts umfassen würde, ahnte anfangs wohl noch niemand. So zog sich die „Sanierung“ bis 1991 hin. Zunächst gab es sogar „KOM-Ersatzverkehr“, auf den man jedoch mangels Bedarf bald verzichtete.
Die Wagen im letzten Betriebszustand. Die folgenden Angaben sind mit Vorsicht zu genießen, vielleicht kann ja jemand ergänzen korrigieren…
Wagen 1 besaß zuletzt eine automatische Türschließeinrichtung, zu erkennen an den Verkleidungen über den Türen. Ob diese 1981/82 oder schon vorher eingebaut wurde ist mir unbekannt, ebenso,. ob dies evt. damit zu tun haben könnte, dass man ihn für den Einwagenverkehr auserkoren hatte. Beide Wagen erhielten zudem irgendwann einmal neue Türen, zu erkennen an den abgerundeten Fenstern, wann genau, weiß ich nicht.
Wagen 2. Bis zuletzt waren hier die Türen noch händisch zu schließen, am Türarrangement hatte sich seit der Inbetriebnahme 1901 nichts geändert.
Nach der Stilllegung 1984 wurden die Wagen abgenommen und abtransportiert, was sich bei den engen und steilen Straßen als äußerst schwierig erwies. Die Tragwerke wurden zunächst jahrelang neben der Station auf dem verwaisten Grundstück der „Lockwitzhöhe“ abgestellt, bevor sie dann saniert als elementarer Bestandteil der neu aufgebauten Anlage mit den neuen Wagenkästen vereinigt werden konnten.
Hergestellt wurden diese Ende der 1980er Jahre in den eigenen Werkstätten der Dresdner Verkehrsbetriebe. Bei ihrer Inbetriebnahme 1991 war bereits ein politischer Sturm über das Land gebrochen, und unter gänzlich neuen Vorzeichen sollten sie ihre täglichen Aufgaben als nunmehr (nahezu) rein touristisches Verkehrsmittel angehen.
Die neuen Wagenkästen sind etwas länger als ihre Vorgänger, entsprechen diesen aber im Grundaufbau. Die bergseitige Dienstplattform entfiel zugunsten eines weiteren Fahrgastabteils. Bei der Lackierung orientierte man sich an der bis Mitte der 1960er Jahre gebräuchlichen Dreistreifen-Lackierung der Straßenbahn. Selbst das eigentlich nicht mehr gebräuchliche Flügelwappen wurde an den Stirnfronten angebracht. Wagen 2II unterhalb der Reinhardsbank an der Sierksstraße (2016).
Wagen 1II bei Ausfahrt aus der Bergstation und Überquerung des 1. Steinwegs in Oberloschwitz.
Die Wagen der zweiten Generation in der Grafik. Bis heute sind sie äußerlich unverändert im Einsatz.
Mit einer Ausnahme: 2011 erhielt Wagen 2 anlässlich des 110jährigen Bestehens der Bahn eine sehr attraktive Folierung in Rot, um den Ursprungszustand der ersten Wagen darzustellen. Man hätte dies beibehalten sollen, meine bescheidene Meinung…
Das war mein kleiner Überblick über die Geschichte der Dresdner Schwebebahn-Wagen. Ergänzungen sind wie immer gern willkommen.
Viele Grüße
der Antonstädter