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Umfrage: Mehrheit der Hamburger gegen Straßenbahn

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 09.01.20 11:15

Die Umfrage über die Verkehrsprobleme wurde vom NDR in Auftrag gegen: [www.ndr.de]

Re: Knappe Mehrheit der Hamburger gegen Straßenbahn

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 09.01.20 11:59

Hej,

es ist aber nur eine knappe Mehrheit(51% gegen 45%). Da scheint König Scholz gute Arbeit geleistet zu haben bei den Hamburgern, anders kann man es nicht erklären...

Auch interessant, eine Mehrheit findet Autofreie Bereiche gut, aber natürlich nicht Anhänger der FDP(ist ja eh so eine Autoliebhaber- & Gegen-ÖV-Partei). Das es bei der AfD ähnlich aussieht ist auch klar, Verkehrspolitik ist denen wie so manch anderes völlig fremd;)

Re: Knappe Mehrheit der Hamburger gegen Straßenbahn

geschrieben von: Ruhri

Datum: 09.01.20 12:37

Tz 4683 schrieb:
Hej,

es ist aber nur eine knappe Mehrheit(51% gegen 45%). Da scheint König Scholz gute Arbeit geleistet zu haben bei den Hamburgern, anders kann man es nicht erklären...

Auch interessant, eine Mehrheit findet Autofreie Bereiche gut, aber natürlich nicht Anhänger der FDP(ist ja eh so eine Autoliebhaber- & Gegen-ÖV-Partei). Das es bei der AfD ähnlich aussieht ist auch klar, Verkehrspolitik ist denen wie so manch anderes völlig fremd;)
Ob der Scholz-Effekt da wirklich so groß ist? In Sachen Straßenbahn kann man den Hamburgern eine gewisse Konsequenz zumindest nicht absprechen.

Re: Knappe Mehrheit der Hamburger gegen Straßenbahn

geschrieben von: Null2

Datum: 09.01.20 12:57

Tz 4683 schrieb:
Hej,

es ist aber nur eine knappe Mehrheit(51% gegen 45%). Da scheint König Scholz gute Arbeit geleistet zu haben bei den Hamburgern, anders kann man es nicht erklären...

Auch interessant, eine Mehrheit findet Autofreie Bereiche gut, aber natürlich nicht Anhänger der FDP(ist ja eh so eine Autoliebhaber- & Gegen-ÖV-Partei). Das es bei der AfD ähnlich aussieht ist auch klar, Verkehrspolitik ist denen wie so manch anderes völlig fremd;)
Naja, knapp sieht anders aus als 6%.
Und die Hamburger sind da auch ohne Scholz bisher konsequent gewesen und wollen anscheinend keine Straßenbahn.

"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
Carlo Schmid (SPD) 1948

„Si vis pacem para bellum“ Marcus Tullius Cicero

Re: Knappe Mehrheit der Hamburger gegen Straßenbahn

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 09.01.20 13:24

Bei der jüngsten Umfrage liegen Grüne und SPD in Hamburg gleichauf.
Die Grünen können die Stadtbahn kaum weiter aussitzen:
"Ein weiterer Faktor bei den Lebenshaltungskosten sind die Preise für Mobilität. Unsere Verkehrswende setzt darauf, dass mehr Menschen das Auto stehen lassen, und wir wollen erreichen, dass es ihnen leichter fällt. Durch den konsequenten Ausbau zur sicheren Fahrradstadt wollen wir Menschen ermuntern, sich noch häufiger aufs Rad zu schwingen. Indem wir den öffentlichen Personennahverkehr weiter massiv ausbauen, sollen wir schnell, entspannt und pünktlich überall in Hamburg an unser Ziel gelangen. Dazu gehört für uns der Ausbau von S- und U-Bahn, und ja, dazu gehört für uns perspektivisch auch die Stadtbahn!"
[www.gruene-hamburg.de]
Mir ist das noch zu vage formuliert, als ob die Partei nur permanent der Trittbrettfahrer bei der SPD ist.
Allerdings wäre eine Dreierkoalition mit CDU und FDP sicher schwierig.
Heute war ein Artikel mit der Hamburger Spitzenkandidatin der FDP, Anna von Treuenfels-Frowein und Herrn Lindner im Abendblatt, mit dem Zitat von dem Herrn als Überschrift: "Wir tun nichts gegen die Erderwärmung, wenn wir auf Autos, Fliegen und Fleisch verzichten."
Frage "die Klimakrise", Antwort Lindner: "Ich rate ab, diesen Begriff zu verwenden, das klingt nach Alarmismus."
Also weiter so oft wie möglich Mallorca jetten [www.facebook.com] den Porsche ohne Abgasentgiftung fahren [www.spiegel.de]
Was soll man zu solchen Politikern sagen, das Wort mit dem A am Anfang?
Das Wahlprogramm der Hamburger FDP passt dazu: "Wegen des begrenzt verfügbaren Straßenraums lehnen wir die Wiedereinführung der Straßenbahn konsequent ab. Sie liefe einem leistungsfähigen ÖPNV zuwider" Auf Seite 63 hier zu finden: [www.fdphamburg.de]
Das könnten sie von Herrn Scholz übernommen haben, der Mann soll auch Autonarr sein, nur mit anderer Marke.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:01:09:14:19:40.
Naja, es müssten im Endeffekt 3% +1 Person von der Straßenbahn überzeugt werden (und natürlich die Befürworter alle bei der Stange gehalten werden). Für mich ist das zum einen kein unumkehrbarer Rückstand und zum anderen auch keine Zahl die mich beindruckt (Bei 1/3 zu 2/3 würde ich sagen: "Gut, ich bin davon zwar weiter überzeugt, aber es ist offenbar nicht Mehrheitsfähig."). Zumal gerade die Grünenanhänger mit nur 48% Zustimmung da noch Potenzial haben.

Interessant wird sein was am Ende im Koaltionsvertrag steht, wie auch immer der neue Senat aussieht und wichtig ist außerdem - wenn es die Straßenbahn in den Koaltionsvertrag schafft - ob sich der Verkehrssenator/ die Verkehrssenatorin auch dahintersteht. Um es mal konkret zu machen: Ein Verkehrssenator der, auf die Frage "Was ist eigentlich mit der Planung der Straßenbahn?" mit tränenerstickter Stimme antwortet, dass die Planer in der Behörde alle in anderen Projekten gebunden sind, wäre nicht zu gebrauchen...

Zumal: In der Auswertung kommt die Straßenbahn direkt hinter "Mehr Radwege zulasten von Auto-Fahrspuren". Sollte das in der Befragung genauso gewesen sein, ist das unsauber, weil dieses "zulasten von Auto-Fahrspuren" immer noch unterschwellig mitschwingt. Auch wenn es nicht die Aussage war. (Ich fände es übrigens Richtig, für den ÖPNV den Autoverkehr zu bescheiden, allerdings würde ich es im Wahlkampf für die Straßenbahn nicht an die große Glocke hängen...)

Lange Rede kurzer Sinn, ich würde mich nicht so sehr vom Wahlkampf (und von Umfragen während des Wahlkampfes) beeindrucken lassen, sondern erst Bilanz ziehen, wenn der Koaltionsvertrag steht. Bei der überwiegenden Mehrheit der Wähler wird die Straßenbahn, für die Wahlentscheidung, keine große Rolle spielen.

Re: Knappe Mehrheit

geschrieben von: bahamas

Datum: 09.01.20 14:55

Null2 schrieb:
Naja, knapp sieht anders aus als 6%.
Und die Hamburger sind da auch ohne Scholz bisher konsequent gewesen und wollen anscheinend keine Straßenbahn.

Das ist so "knapp" wie die Brexit-Mehrheit, rund die andere Hälfte wird dafür mit bestraft. Die fehlenden Prozente zur "Mehrheit" würden schon auf den Geschmack kommen, wenn sie erst mal eine Straßenbahn vor der Tür hätten und es kennenlernen könnten.

Re: Knappe Mehrheit

geschrieben von: Null2

Datum: 09.01.20 15:30

bahamas schrieb:
Null2 schrieb:
Naja, knapp sieht anders aus als 6%.
Und die Hamburger sind da auch ohne Scholz bisher konsequent gewesen und wollen anscheinend keine Straßenbahn.
Das ist so "knapp" wie die Brexit-Mehrheit, rund die andere Hälfte wird dafür mit bestraft. Die fehlenden Prozente zur "Mehrheit" würden schon auf den Geschmack kommen, wenn sie erst mal eine Straßenbahn vor der Tür hätten und es kennenlernen könnten.
Ich hab hier auch ne Tram vor der Tür, mich muß da niemand überzeugen die zu benutzen.
Das ist aber Aufgabe der Politiker und vor allem der BI vor Ort. Da hilft nur bohren, bohren und bohren. Steter Tropfen höhlt den Stein.
Wenn das nicht hinhaut gibts halt keine Straßenbahn.

"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
Carlo Schmid (SPD) 1948

„Si vis pacem para bellum“ Marcus Tullius Cicero

Re: Knappe Mehrheit

geschrieben von: ex-Magdeburger

Datum: 09.01.20 16:28

bahamas schrieb:
Die fehlenden Prozente zur "Mehrheit" würden schon auf den Geschmack kommen, wenn sie erst mal eine Straßenbahn vor der Tür hätten und es kennenlernen könnten.
Wenn die erstmal fährt waren sowieso schon immer alle dafür...

Re: Knappe Mehrheit

geschrieben von: Ruhri

Datum: 09.01.20 16:48

ex-Magdeburger schrieb:
Wenn die erstmal fährt waren sowieso schon immer alle dafür...
Wohl wahr! Als in Bochum-Linden der eingleisige Streckenabschnitt der 318 auf der Dr.-C.-Otto-Straße beseitigt werden sollte, hieß es plötzlich:

"Warum denn noch groß bauen? Legt sie doch einfach still!"

Als es dann fertig war:

"Schön geworden!"

Re: Knappe Mehrheit der Hamburger gegen Straßenbahn

geschrieben von: nozomi07

Datum: 09.01.20 17:29

Tz 4683 schrieb:
Auch interessant, eine Mehrheit findet Autofreie Bereiche gut, aber natürlich nicht Anhänger der FDP(ist ja eh so eine Autoliebhaber- & Gegen-ÖV-Partei). Das es bei der AfD ähnlich aussieht ist auch klar, Verkehrspolitik ist denen wie so manch anderes völlig fremd;)
Die AfD versteht sich ja als "Anti-Grün-Linke". Wenn die Grünen sagen, dass die Erde eine Kugel ist, vertritt die AfD die Scheiben-Theorie. Lustig sich das Wahlprogramm mal darauf durchzusehen, es ist über weite Teile fast ein Negativ-Abzug des Grünen-Programms.

Rätselhaft, dass Leute was wählen, was sich nur durch sein Gegenteil definiert...

Die Angst vor der Veränderung

geschrieben von: nozomi07

Datum: 09.01.20 17:32

Wie viele Münchner oder Berliner würden heute für die Abschaffung der Straßenbahn stimmen? Vielleicht eine Handvoll FDPler. Anders gefragt: Wie viele Hamburger würden gegen ein bestehendes Straßenbahnnetz stimmen?

Es ist nur die Angst vor dem Neuen. Die Ablehnung der Veränderung. Man sieht was man verliert, aber nicht was man gewinnt. Ein Grund, warum ich direkter Demokratie kritisch gegenüberstehe (nicht ablehnend! Aber einfach mit plumper Abstimmung schafft man keine guten Entscheidungen).
Die Hamburger sind schon komisch...bin ja selbst einer;-)

Aber schaut mal, selbst die Cariocas in Rio haben es hingekriegt...


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Wie geht doch der schöne, nur allzu wahre Spruch? Beim Thema Straßenbahnen sind die Leute immer zweimal dagegen. Einmal, bevor sie gebaut werden soll, und dann wieder, wenn sie abgeschafft werden soll. Dazwischen sind sie mit Leidenschaft dafür, denn bei gleichen Potenzialen und gleichen Rahmenbedingungen ist die Nachfrage in aller Regel bei Straßenbahnen rund doppelt so hoch wie bei Bussen.

Lerne: gegen Straßenbahnen und für Busse sind immer die, die den ÖPNV nicht nutzen. Und Hamburg ist ein Spezialfall: schließlich geht die Entscheidung zur Abschaffung der Straßenbahn auf die jugendliche traumatische Erfahrung des später zuständigen Senators Kern zurück, der volle Pulle gegen eine Straßenbahn gelaufen ist. Es scheint ihm gelungen zu sein, dieses Trauma auch auf andere Teile der Bevölkerung zu übertragen....:) Im Ernst: was will man Leute befragen, die so lange Straßenbahn-entwöhnt sind, dass sie gar nicht Bescheid wissen, was eine moderne Straßenbahn leisten kann? Wie oben schon bemerkt: so wars auch auf der Insel West-Berlin. Scholzomat hat das das Seinige an Agitprop getan, um die Straßenbahn mies zu reden, und fertig war das giftige Gebräu.

Beste Grüße, Tss

Der Wahlzettel für HH:

geschrieben von: SvenT

Datum: 09.01.20 19:01

Für die FDP, Zutreffendes bitte ankreuzen:

( ) Asozial
( ) @#$%&
( ) Ahnungslos
( ) Alles zusammen

Die Mövenpick-Partei mausert sich immer mehr zur AfD für Ärzte und Apotheker (da wären wir wieder beim A...).

Grüße
Sven

The light at the End of the Tunnel is the Light of an oncoming train.


Als Exil-Hamburger...

geschrieben von: Kein Verkehr in Wagen 11

Datum: 09.01.20 20:04

...bin ich für den Ausbau des Schnellbahnnetzes. Denn da gibt es riesige Lücken, die man nur mit S- oder U-Bahnen schließen kann, wenn der ÖPNV attraktiv sein soll. Natürlich, an der ein oder anderen Stelle wäre eine Straßenbahn eine Entlastung. Aber von meinem neuen Wohnort mit Straßenbahn kenne ich auch einige Gebäude, in denen es bei Vorbeifahrt ziemlich dröhnt. Und ich höre die Bahnen hier trotz etlicher Meter Abstand ebenfalls ziemlich gut. Also so ganz und gar das supertolle Verkehrsmittel ohne Nachteile ist eine Straßenbahn nun auch nicht. Und Hamburgs Problem ist eben primär das unzureichende Schnellbahnnetz. Um den Rückstand aufzuholen könnte man aber zweigleisig fahren, sollte aber erst einmal ein entsprechendes Konzept haben.

Re: Als Exil-Hamburger...

geschrieben von: Gernot

Datum: 09.01.20 20:23

Kein Verkehr in Wagen 11 schrieb:
...bin ich für den Ausbau des Schnellbahnnetzes. Denn da gibt es riesige Lücken, die man nur mit S- oder U-Bahnen schließen kann, wenn der ÖPNV attraktiv sein soll. Natürlich, an der ein oder anderen Stelle wäre eine Straßenbahn eine Entlastung. Aber von meinem neuen Wohnort mit Straßenbahn kenne ich auch einige Gebäude, in denen es bei Vorbeifahrt ziemlich dröhnt. Und ich höre die Bahnen hier trotz etlicher Meter Abstand ebenfalls ziemlich gut. Also so ganz und gar das supertolle Verkehrsmittel ohne Nachteile ist eine Straßenbahn nun auch nicht. Und Hamburgs Problem ist eben primär das unzureichende Schnellbahnnetz. Um den Rückstand aufzuholen könnte man aber zweigleisig fahren, sollte aber erst einmal ein entsprechendes Konzept haben.
Hamburgs Problem ist wohl eher, dass man sich ähnlich wie in West-Berlin entschlossen hat, das Schnellbahnnetz anstelle einer Straßenbahn einzuführen und nicht wie beispielsweise in München oder Wien beides als einander ergänzende Verkehrsmittel betrachtet. Ich halte auch nichts davon, U-, bzw. S-Bahn und Straßenbahn gegeneinander auszuspielen. Auch in Hamburg gibt es Relationen, für die eine U-Bahn überdimensioniert ist, aber der Bus zu klein. Für eine brauchbare Erschließung des Großraums Hamburg braucht man sowohl Schnellbahnen als auch Straßenbahnen.

Ich kenne übrigens auch Gebäude, in denen es ziemlich dröhnt wenn unter der danebenliegenden Straße eine S-Bahn entlangfährt. Das Argument zieht deshalb nicht wirklich.

Re: Die Angst vor der Veränderung

geschrieben von: mannibreuckmann

Datum: 09.01.20 22:52

nozomi07 schrieb:
Wie viele Münchner oder Berliner würden heute für die Abschaffung der Straßenbahn stimmen? Vielleicht eine Handvoll FDPler. Anders gefragt: Wie viele Hamburger würden gegen ein bestehendes Straßenbahnnetz stimmen?
Anders gefragt:

Wie viele würden heute Gurtpflicht oder Rauchverbote rückgängig machen wollen? Wenige.

Wären diese Maßnahmen gekommen, wenn man die Bevölkerung gefragt hätte? Wohl kaum.

Der Vorteil einer repräsentativen Demokratie ist ja gerade, dass weitsichtige Politik gemacht werden kann, auch wenn einzelne Maßnahmen keine Mehrheit in der Bevölkerung haben, diese sich auf Sicht aber auszahlen werden.

Würde man Maßnahmen zum Klimaschutz von der Zustimmung der Bürger abhängig machen, könnte man sich das auch gleich sparen. In diesem Zusammenhang von einer Öko-Diktatur zu sprechen, halte ich nicht für angemessen.

Re: Die Angst vor der Veränderung

geschrieben von: Samba Tw 303

Datum: 09.01.20 23:02

mannibreuckmann schrieb:
nozomi07 schrieb:
Wie viele Münchner oder Berliner würden heute für die Abschaffung der Straßenbahn stimmen? Vielleicht eine Handvoll FDPler. Anders gefragt: Wie viele Hamburger würden gegen ein bestehendes Straßenbahnnetz stimmen?
Anders gefragt:

Wie viele würden heute Gurtpflicht oder Rauchverbote rückgängig machen wollen? Wenige.

Wären diese Maßnahmen gekommen, wenn man die Bevölkerung gefragt hätte? Wohl kaum.

Der Vorteil einer repräsentativen Demokratie ist ja gerade, dass weitsichtige Politik gemacht werden kann, auch wenn einzelne Maßnahmen keine Mehrheit in der Bevölkerung haben, diese sich auf Sicht aber auszahlen werden.

Würde man Maßnahmen zum Klimaschutz von der Zustimmung der Bürger abhängig machen, könnte man sich das auch gleich sparen. In diesem Zusammenhang von einer Öko-Diktatur zu sprechen, halte ich nicht für angemessen.
Genau das ist der Punkt. Bis 2015 war ich ein großer Anhänger der direkten Demokratie nach Schweizer Vorbild. Dann war ich Mitakteur im Bürgerentscheid über die Verlängerung der Essener Linie 105 nach Oberhausen. Was in diesem Wahlkampf an absichtlichen Falschinformationen von Gegnern verbreitet worden sind hatte mit Meinungsäußerung nichts mehr zu tun. Da wurden glatt in absolut unsachlichen Stil Dinge aneinander gereit, die überhaupt nichts zu tun haben.
Santa Theresa schrieb:
Aber schaut mal, selbst die Cariocas in Rio haben es hingekriegt...
Das ist wieder ein schönes Beispiel für den Straßenbahntunnelblick, den ich so liebe... Straßenbahn gebaut oder erhalten = toll, weiteres Nachdenken erübrigt sich... In Rio ist in Vorbereitung von Fußball-WM und Olympia viel gebaut worden, aber oft an den Bedürfnissen der absoluten Mehrheit der Bewohner vorbei. Die Unzufriedenheit mit der PT (also der Lula-Partei) und ihr katastrophales Wahlergebnis hatten doch handfeste Ursachen. (Auch wenn diese in unseren Medienberichten i.d.R. nicht vorkamen.) Allein schon die Tatsache, dass durchgehend, aber ohne triftigen Grund das teure APS verwendet wird, lässt daran zweifeln, dass wirklich der Nutzen für größere Bevölkerungsteile die Motivation für den Straßenbahnbau war.

(Ein anderes Beispiel dafür, dass Straßenbahnprojekte in Entwicklungsländern Elitenprojekte sein können, ist jenes in Dakar/Senegal, das allerdings inzwischen wieder auf Eis liegt. Die geplanten Strecken sollten fast ausschließlich die Viertel der Ober- und Mittelschichten bedienen. Die großen Viertel der Unterschicht wären nicht angebunden worden. (Schon heute ist das Netz der städtischen Busse in den erstgenannten Vierteln deutlich dichter als in den letztgenannten.) Würde das Projekt doch noch realisiert, gäbe es hier bestimmt genug unkritische Jubler... Ähnlich verhält es sich beim neuen TER. Er dient vorwiegend den Mobilitätsinteressen der Ober- und Mittelschichten sowie der Touristen- und Konferenzbesucher. Die Fahrpreise liegen zudem auf einem Niveau, das sich die meisten Dakarois in den Quartiers populaires nach 40 Jahren von IWF und Weltbank verordneter Verarmungspolitik (alias Strukturanpassung bzw. Wirtschaftsreformen) nicht leisten können.)
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