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 05 - Straßenbahn-Forum 

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Seiten: 1 2 All Angemeldet: -
Vor einiger Zeit habe ich eine nach Einwohnerzahlen sortierte Liste westdeutscher Großstädte ohne städtisches Schienenverkehrsmittel (in Ostdeutschland gibt es keine Großstadt ohne Straßenbahn/Stadtbahn) erstellt: [www.drehscheibe-online.de]

Nunmehr habe ich mich zu einer Aktualisierung der Liste entschlossen. Mit dem Stand vom 31.12.2018 ergibt sich eine Zahl von 32 (bisher 31) Großstädten. Neu hinzugekommen ist Gütersloh - aber nicht wegen einer aktuellen Einstellung, sondern weil die Stadt zu einer Großstadt herangewachsen ist.

Nicht aufgenommen habe ich Hamburg ("Hochbahn" vorhanden), Wuppertal (Schwebebahn vorhanden), Fürth (U-Bahn Nürnberg fährt bis Fürth) und Bergisch Gladbach (Stadtbahn Köln fährt bis Bensberg); Herne und Neuss am Rhein natürlich auch nicht.

Das Abgrenzungsmerkmal "städtischer Schienenverkehr" ist meines Erachtens deswegen gut geeignet, weil die durchschnittlichen Haltestellenabstände von S-Bahnen deutlich größer sind als die von Stadtbahnen bzw. U-Bahnsystemen. Wenn man es im Rahmen einer "Verkehrswende" für erstrebenswert hält, auch die PKW-Besitzquoten zu vermindern, so sind dafür Stadtbahn- bzw. U-Bahnsysteme wegen des mit ihnen verbundenen guten Flächenaufschlusses geeignet; S-Bahnsysteme dagegen eher nicht (und wohl auch keine BRT-Systeme; jedenfalls ist mir insoweit keines bekannt).

Als Einwohnerzahl aller 32 Städte habe ich 4.949.290 Menschen ermittelt (Angaben zum 31.12.18). Die Einwohnerzahl von Trier ist nicht zurückgegangen. Die in der "alten" Liste höhere Einwohnerzahl zum 31.12.15 ergab sich aus der damaligen Zuordnung von Flüchtlingen im Land Rheinland-Pfalz.

Ist der Stadtname fettgedruckt, so halte ich die Wiederaufnahme des (kommunalen) Schienenverkehrs für wahrscheinlich, eine fettgedruckte Anmerkung deutet meist auf eine "objektiv" mögliche Wiederaufnahme des Schienenverkehrs hin (über einen vorhandenen Betrieb in einer Nachbarstadt). Die Zahl der "fettgedruckten" Städte liegt nunmehr bei 5, außerdem gibt es noch einige weitere Städte, in denen "Pro-Tram-Beschlüsse" in nächster Zeit nicht unwahrscheinlich sind - aus "Schienensicht" sieht es gar nicht so schlecht aus!

Für Anregungen, Ergänzungen und Korrekturen wäre ich dankbar.


Großstädte ohne städtischen Schienenverkehr

1. Münster (314.319 Einwohner/ Tram bis 1954/ Stadtbahn Münster in Diskussion)

2. Wiesbaden (278.342 Einwohner/ Tram bis 1955/ Tram in Mainz, Citybahn in Planung)
3. Mönchengladbach (261.454 Einwohner/ Tram bis 1969/ Tram in Krefeld vorhanden)
4. Kiel (247.548 Einwohner/ Tram bis 1985/ Stadtbahn Kiel wird angestrebt)
5. Aachen (247.380 Einwohner/ Tram bis 1974/ Negativer Ratsbürgerentscheid 2013, Euregio-Tram in Diskussion)

6. Lübeck (217.198 Einwohner/ Tram bis 1959)

7. Hagen (188.814 Einwohner/ Tram bis 1976)
8. Hamm (179.111 Einwohner/ Tram bis 1961)
9. Oldenburg (168.210 Einwohner/ Pferdebahn bis 1888)
10. Osnabrück (164.748 Einwohner/ Tram bis 1960)
11. Leverkusen (163.838 Einwohner/ Tram bis 1963/ Stadtbahn Köln vorhanden)
12. Solingen (159.360 Einwohner/ Tram bis 1959/ Obusnetz vorhanden)
13. Regensburg (152.610 Einwohner/ Tram bis 1964/ Stadtbahn Regensburg wird angestrebt)
14. Paderborn (150.580 Einwohner/ Tram bis 1963)

15. Ingolstadt (136.981 Einwohner/ Pferdebahn bis 1921, Umstellung gescheitert)
16. Offenbach (128.744 Einwohner/ Tram bis 1996/ Tram in Frankfurt (Main)/ Tram in Diskussion)
17. Pforzheim (125.542 Einwohner/ Tram bis 1964/68)
18. Wolfsburg (124.151 Einwohner/ bisher keine Tram)

19. Göttingen (119.801 Einwohner/ Tram scheiterte kriegsbedingt)
20. Bottrop (117.383 Einwohner/ Tram bis 1976/ Stadtbahn in Diskussion)
21. Reutlingen (115.966 Einwohner/ Tram bis 1974/ Regionalstadtbahn Neckar-Alb in Planung)
22. Koblenz (114.024 Einwohner/ Tram bis 1967)
23. Bremerhaven (113.634 Einwohner/ Tram bis 1982/ Stadtbahn wird geprüft)
24. Recklinghausen (112.267 Einwohner/ Tram bis 1982/ U 35 bis Herne, Schloß Strünkede)
25. Erlangen (111.962 Einwohner/ keine Tram/ positiver Bürgerentscheid für STUB in Erlangen selbst im Jahr 2016)
26. Remscheid (110.994 Einwohner/ Tram bis 1969)
27. Trier (110.636 Einwohner/ Tram bis 1951)

28. Salzgitter (104.948 Einwohner/ bisher keine Tram)
29. Moers (103.725 Einwohner/ Tram bis 1963)
30. Siegen (102.836 Einwohner/ Tram bis 1956)
31. Hildesheim (101.990 Einwohner/ Tram bis 1945 bzw. 1958/ ÜSTRA-Betrieb bis Sarstedt)
32. Gütersloh (100.194 Einwohner/ bisher keine Tram)


Nicht in der Liste enthalten/ Grund

Hamburg (1.841.179 Einwohner/ Tram bis 1978 / U-Bahnnetz vorhanden - Stadtbahn in Diskussion)

Wuppertal (354.382 Einwohner/ Tram bis 1987/ Schwebebahn vorhanden)

Fürth (127.748 Einwohner/ Tram bis 1981/ U-Bahn Nürnberg fährt bis Fürth)

Bergisch Gladbach (111.966 Einwohner/ Tram bis 1958/ Stadtbahn Köln fährt bis Bensberg - Verlängerung in Prüfung)


Nachtrag: Den Hinweis (bei Mönchengladbach) "Tram in Krefeld vorhanden" habe ich gestrichen. Das ist so ein Fehler, den man selbst nie findet.




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:10:16:18:33:35.
Guten Abend,

recht herzlichen Dank für die doch sehr umfangreiche Aufstellung von Städten mit Straßenbahnen,
ich hätte nicht gedacht, dass es einst so viele gab.
Erschreckend ist auch, wie viele in den 50iger und 60iger-Jahren eingestellt wurden,
So wie einst auch in Heilbronn, dort wurde der Betrieb 1955 eingestellt.
Vermutlich, so wie in Heilbronn, waren nicht nur kriegsbedingte Schäden, die nicht alle beseitigt wurden,
sondern auch der zunehmende Straßenverkehr dafür verantwortlich.
Im Jahre 2001 kehrte zwar nicht die Straßenbahn nach Heilbronn zurück,
aber dafür kam die Stadtbahn aus Karlsruher nach Heilbronn,
die sich bis 2014 in Ost-Westrichtung, sowie in nördlicher Richtung ausgebreitet hat
und gut angenommen wird.
Soweit ich weiß, wurden die erwarteten Fahrgastzahlen sogar übertroffen.
Kann man auch gut in der Hauptverkehrszeit sehen, da sind die Züge zum Teil gut gefüllt.

Gruß Udo
Hallo,

Bei Hildesheim würde ich 1945 als Ende des städtischen Betriebes eintragen. Die Überlandstrecke, die 1958 stillgelegt wurde, hatte innerstädtisch kaum Bedeutung. Parallel dazu hatte die Stadtwerke Hildesheim zur Erschließung der Wohngebiete nördlich des Hauptbahnhofes die Buslinie 2 eingerichtet.

Mit besten Grüßen
- nobody -

Re: Keine Stadtbahn auf Leverkusener Stadtgebiet

geschrieben von: Solo-Tw

Datum: 16.10.19 10:03

Marienfelde schrieb:
Großstädte ohne städtischen Schienenverkehr

11. Leverkusen (163.838 Einwohner/ Tram bis 1963/ Stadtbahn Köln vorhanden)
Hallo,

mit der Angabe „Stadtbahn Köln vorhanden“ habe ich so meine Schwierigkeiten. Zwar wird als Ziel der Kölner Linie 4 „Schlebusch“ angezeigt. Nach allen mir verfügbaren Plänen befindet sich die Endstation „Schlebusch“ aber noch auf Kölner Stadtgebiet. Allerdings gibt es Meldungen nach denen die Kölner Stadtbahn nach Opladen verlängert werden soll.

Gruß

Solo-Tw

Edit: Rechtschreibung



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:10:16:10:51:00.

Re: Keine Stadtban auf Leverkusener Stadtgebiet

geschrieben von: Gernot

Datum: 16.10.19 10:27

Solo-Tw schrieb:
Marienfelde schrieb:
Großstädte ohne städtischen Schienenverkehr

11. Leverkusen (163.838 Einwohner/ Tram bis 1963/ Stadtbahn Köln vorhanden)
Hallo,

mit der Angabe „Stadtbahn Köln vorhanden“ habe ich so meine Schwierigkeiten. Zwar wird als Ziel der Kölner Linie 4 „Schlebusch“ angezeigt. Nach allen mir verfügbaren Plänen befindet sich die Endstation „Schlebusch“ aber noch auf Kölner Stadtgebiet. Allerdings gibt es Meldungen nach denen die Kölner Stadtbahn nach Opladen verlängert werden soll.

Ein ähnlicher Hinweis findet sich auch bei anderen Städten, z.B. Offenbach oder Recklinghausen. Ich verstehe das so, dass in einer unmittelbar angrenzenden Stadt ein Stadt-, bzw. Straßenbahnbetrieb existiert. Damit wäre eine (Wieder)einführung der Straßenbahn in ersten Schritten mit reduzierter Infrastruktur (Betriebshof, Bauhof, Werkstatt etc.) möglich. Also zuerst mal eine Linie in die Stadt führen und daraus allmählich ein Netz aufbauen.

Re: Keine Stadtban auf Leverkusener Stadtgebiet

geschrieben von: Marienfelde

Datum: 16.10.19 10:32

Solo-Tw schrieb:
Marienfelde schrieb:
Großstädte ohne städtischen Schienenverkehr

11. Leverkusen (163.838 Einwohner/ Tram bis 1963/ Stadtbahn Köln vorhanden)
Hallo,

mit der Angabe „Stadtbahn Köln vorhanden“ habe ich so meine Schwierigkeiten. Zwar wird als Ziel der Kölner Linie 4 „Schlebusch“ angezeigt. Nach allen mir verfügbaren Plänen befindet sich die Endstation „Schlebusch“ aber noch auf Kölner Stadtgebiet. Allerdings gibt es Meldungen nach denen die Kölner Stadtbahn nach Opladen verlängert werden soll.

Gruß

Solo-Tw
Ja, vollkommen richtig. Leverkusen hat zur Zeit keine Stadtbahn/Straßenbahn. Bis kurz vor die Leverkusener "Haustür" fährt aber die Stadtbahn der KVB. Sobald in Leverkusen, Köln und im Land der politische Wille dazu besteht, wäre eine Verlängerung der Linie 4 nach Leverkusen denkbar. Leverkusen hat also "objektiv" die Möglichkeit, den städtischen Schienenverkehr wiederaufzunehmen, ohne gleich einen eigenen Betriebshof bauen zu müssen.

Allseits einen schönen Tag wünscht Euch
Marienfelde
Hallo zusammen,

kleine Ergänzung zu Offenbach.

Der eigenständige Straßenbahnbetrieb - wenn man es so nennen will - endete in Offenbach eigentlich bereits 1963!

Bis 1996 verblieb vom ehemaligen Offenbacher Straßenbahn-Netz lediglich eine einzige(!), vergleichsweise kurze "Stichstrecke" von der Stadtgrenze OF bis zum Marktplatz.
Diese wurde noch dazu von der Stadt Frankfurt betrieben, die extra dafür 1969 acht 2-Richtungs-Triebwagen (Frankfurt:Typ 'O') von Düwag beschaffte.

Dieses 'letzte Stück Offenbacher Schienen' wurde von Seiten Offenbachs 1996 'gekappt'.
Seit dem jammern die gleichen Geschäftsleute die sich vehement für die Einstellung der 'störenden' Tram in der Fußgängerzone (Marktplatz) stark gemacht haben, über schwächelnden Umsatz.
Nachdem die Straßenbahn aus Frankfurt nun direkt an der Stadtgrenze zu Offenbach endet, kommen halt auch wesentlich weniger Frankfurter zur 'Umsatzsteigerung' nach Offenbach. ;-)

Gruß Rainer



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:10:16:11:22:58.
Hallo,

mit liegt aus einer Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der Stadtbahn nach Leverkusen-Opladen eine PDF-Datei vor. Darin wird der Anschluss an das Kölner Netz nicht an der jetzigen Endstelle Schlebusch, sondern bereits in Köln-Mülheim mit Führung über den Clevischen Ring (B8) vorgesehen.

Gruß

Solo-Tw
127001 schrieb:
Guten Abend,

recht herzlichen Dank für die doch sehr umfangreiche Aufstellung von Städten mit Straßenbahnen,
ich hätte nicht gedacht, dass es einst so viele gab.
Da gab es noch viel mehr, weil hier ja nur die Städte ab 100.000 Einwohnern aufgelistet werden. Es gab auch viele deutlich kleinere Städte mit eigener Straßenbahn, z.B. Stralsund, Marburg, Bad Kreuznach, Völklingen usw.. Dazu kommen noch die früher ebenfalls weit verbreiteten Überlandstraßenbahnen, die nicht nur benachbarte Großstädte wie Hannover und Hildesheim oder Düsseldorf und Krefeld miteinander verbanden sondern auch Klein- und Mittelstädte wie Wesel und Rees oder Opladen mit Ohligs (damals noch selbständige Kommunen).

Zitat:
Erschreckend ist auch, wie viele in den 50iger und 60iger-Jahren eingestellt wurden,
So wie einst auch in Heilbronn, dort wurde der Betrieb 1955 eingestellt.
Vermutlich, so wie in Heilbronn, waren nicht nur kriegsbedingte Schäden, die nicht alle beseitigt wurden,
sondern auch der zunehmende Straßenverkehr dafür verantwortlich.

Es gab mehrere Faktoren: Die Kriegsschäden waren es nur selten, fast alle der kriegszerstörten Betriebe wurden wieder aufgebaut und nur einzelne Streckenäste stillgelegt. Was jedoch nur sporadisch stattfanden waren Invesitionen in den Wagenpark oder die notwendige Erneuerung von Schienen, Signalanlagen usw.. Dazu fehlte in der Wiederaufbauzeit häufig das Geld. Dann waren zahlreiche Betriebe alles andere als rentabel. Du darfst nicht den Fehler machen, die heutigen Großstadtbahnen (über 40 m lange Züge im dichten Takt) mit dem damaligen Verkehr gleichzusetzen. Das gab es zwar auch, aber nur in den sehr großen Städten. Stell dir eher einen 30'- oder gar 60'-Takt mit einem 10 m langen Wägelchen und eventuell einem gleich langen Beiwagen vor! So sah der Betrieb vieler Straßenbahnen in den 1920er bis späten 1950er Jahre aus, vor allem in den kleineren Städten oder bei den Überlandstraßenbahnen. Das mag in der Vorkriegszeit noch attraktiv gewesen sein, aber ab den 1950ern war da der Bus oft die bessere Alternative, auch weil die Busse in der damaligen Zeit einen enormen Sprung nach vorn machten: Sie wurden größer, schneller und bequemer. Auch deshalb wurden in vielen Städten die Neubauviertel der Nachkriegszeit gar nicht mehr mit der Straßenbahn erschlossen; deren Netz war häufig noch auf dem Stand vor 1914.
Dann kam noch ein Imageproblem dazu, das teilweise auch berechtigt war. Die Straßenbahn galt als altmodisches Verkehrsmittel aus dem 19. Jahrhundert, sie war laut, langsam und oft war sie wirklich ein Verkehrshindernis, z.B. bei eingleisigen Streckenabschnitten am Straßenrand, die gar nicht so exotisch waren.
Ab Mitte/Ende der 1950er begann die Inidividualmotorisierung. Vorher war das Auto ein Luxus für die Ober- und obere Mittelschicht. Demzufolge sanken die Fahrgastzahlen und gleichzeitig nahmen die Staus zu, in denen mangels eigener Bahnkörper auch die Straßenbahnen steckten.
Darum kam es zu zwei gegensätzlichen Entwicklungen: Einige Städte haben weiterhin auf die Straßenbahn gesetzt, investiert, beschleunigt und neue Fahrzeuge beschafft. Zu dieser Entwicklung gehört auch die Stadtbahn mit Tunnelabschnitten, welche in den frühen 1960er Jahren ihren Anfang nahm. Andere Städte hingegen entschieden sich für den Bus als Alternative mit geringerem Investitionsbedarf. In recht vielen Städten wurde zunächst der O-Bus eingeführt, davon hat in Deutschland aber nur der Betrieb in Solingen überlebt, die meisten anderen wurden nach Ende der wirtschaftlichen Nutzungsdauer der 1. Fahrzeuggeneration (seltener der 2.) stillgelegt.
Dass es Städte gab, die zuerst in die Straßenbahn investierten, sich später aber doch für die Stilllegung entschieden (z.B. Kiel, Bremerhaven, Hagen, Aachen, Vestische) gehört zu den seltsamen Entscheidungen der damaligen Zeit.

Das alles gilt weitgehend nur für den Westteil Deutschlands. Im Osten war die Straßenbahn in vielen Städten unersetzlich, auch wenn der Investitionsstau ähnlich groß war wie im Westen. Deshalb wurden in der DDR nur zwei Betriebe stillgelegt und wir haben in Ostdeutschland auch heute noch Betriebe in Städten mit deutlich unter 100.000 Einwohnern, auch wenn bei einigen davon anscheinend immer wieder über eine Stilllegung nachgedacht wird.
Solo-Tw schrieb:
Hallo,

mit liegt aus einer Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der Stadtbahn nach Leverkusen-Opladen eine PDF-Datei vor. Darin wird der Anschluss an das Kölner Netz nicht an der jetzigen Endstelle Schlebusch, sondern bereits in Köln-Mülheim mit Führung über den Clevischen Ring (B8) vorgesehen.

Das sind zwei verschiedene Äste, die es im übrigen früher beide bereits gab. Die Mülheimer Kleinbahnen, welche später in die heutige KVB integriert wurden, betrieben sowohl einen Ast nach Schlebusch hinein (also nicht am Stadtrand endend) als auch die Strecke über den Clevischen Ring nach Wiesdorf (heute Lev.-Mitte) und weiter bis Opladen. Beide Strecken wurden Ende der 1950er Jahren aufgegeben, weil die Stadt Leverkusen sich nicht an den dringend notwendigen Investitionen zur Erneuerung der Infrasturktur beteiligen wollte. Gleiches gilt für die heute in Thielenbruch endende Strecke, die früher nach Bergisch Gladbach hinein führte.
Gernot schrieb:
[...]

In recht vielen Städten wurde zunächst der O-Bus eingeführt, davon hat in Deutschland aber nur der Betrieb in Solingen überlebt, die meisten anderen wurden nach Ende der wirtschaftlichen Nutzungsdauer der 1. Fahrzeuggeneration (seltener der 2.) stillgelegt.

[...]
Nun ja, es gibt ja noch Esslingen, früher in Württemberg-Baden, jetzt in Baden-Württemberg und Eberswalde, früher in der DDR, jetzt in Brandenburg.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:10:16:15:10:01.
Ruhri schrieb:
Gernot schrieb:
[...]

In recht vielen Städten wurde zunächst der O-Bus eingeführt, davon hat in Deutschland aber nur der Betrieb in Solingen überlebt, die meisten anderen wurden nach Ende der wirtschaftlichen Nutzungsdauer der 1. Fahrzeuggeneration (seltener der 2.) stillgelegt.

[...]
Nu ja, es gibt ja noch Esslingen, früher in Württemberg-Baden, jetzt in Baden-Württemberg und Eberswalde, früher in der DDR, jetzt in Brandenburg.
Stimmt. Wobei beide Betriebe schon vor Kriegsende von Straßenbahn auf O-Bus umgestellt wurden. Was auf der anderen Seite bedeutet, dass die von mir skizzierte Entwicklung nicht erst in den 1950ern begann.
Der Hinweis auf die Üstra-Strecke nach Sarstedt kann eigentlich entfernt werden, da Sarstedt mit der Stadt Hildesheim so gut wie nichts außer dem selben Landkreis gemeinsam hat.
Marienfelde schrieb:
Vor einiger Zeit habe ich eine nach Einwohnerzahlen sortierte Liste westdeutscher Großstädte ohne städtisches Schienenverkehrsmittel (in Ostdeutschland gibt es keine Großstadt ohne Straßenbahn/Stadtbahn) erstellt: [www.drehscheibe-online.de]

Nunmehr habe ich mich zu einer Aktualisierung der Liste entschlossen. Mit dem Stand vom 31.12.2018 ergibt sich eine Zahl von 32 (bisher 31) Großstädten. Neu hinzugekommen ist Gütersloh - aber nicht wegen einer aktuellen Einstellung, sondern weil die Stadt zu einer Großstadt herangewachsen ist.

Nicht aufgenommen habe ich Hamburg ("Hochbahn" vorhanden), Wuppertal (Schwebebahn vorhanden), Fürth (U-Bahn Nürnberg fährt bis Fürth) und Bergisch Gladbach (Stadtbahn Köln fährt bis Bensberg); Herne und Neuss am Rhein natürlich auch nicht.

Das Abgrenzungsmerkmal "städtischer Schienenverkehr" ist meines Erachtens deswegen gut geeignet, weil die durchschnittlichen Haltestellenabstände von S-Bahnen deutlich größer sind als die von Stadtbahnen bzw. U-Bahnsystemen. Wenn man es im Rahmen einer "Verkehrswende" für erstrebenswert hält, auch die PKW-Besitzquoten zu vermindern, so sind dafür Stadtbahn- bzw. U-Bahnsysteme wegen des mit ihnen verbundenen guten Flächenaufschlusses geeignet; S-Bahnsysteme dagegen eher nicht (und wohl auch keine BRT-Systeme; jedenfalls ist mir insoweit keines bekannt).

Als Einwohnerzahl aller 32 Städte habe ich 4.949.290 Menschen ermittelt (Angaben zum 31.12.18). Die Einwohnerzahl von Trier ist nicht zurückgegangen. Die in der "alten" Liste höhere Einwohnerzahl zum 31.12.15 ergab sich aus der damaligen Zuordnung von Flüchtlingen im Land Rheinland-Pfalz.

Ist der Stadtname fettgedruckt, so halte ich die Wiederaufnahme des (kommunalen) Schienenverkehrs für wahrscheinlich, eine fettgedruckte Anmerkung deutet meist auf eine "objektiv" mögliche Wiederaufnahme des Schienenverkehrs hin (über einen vorhandenen Betrieb in einer Nachbarstadt). Die Zahl der "fettgedruckten" Städte liegt nunmehr bei 5, außerdem gibt es noch einige weitere Städte, in denen "Pro-Tram-Beschlüsse" in nächster Zeit nicht unwahrscheinlich sind - aus "Schienensicht" sieht es gar nicht so schlecht aus!

Für Anregungen, Ergänzungen und Korrekturen wäre ich dankbar.


Großstädte ohne städtischen Schienenverkehr

1. Münster (314.319 Einwohner/ Tram bis 1954/ Stadtbahn Münster in Diskussion)

2. Wiesbaden (278.342 Einwohner/ Tram bis 1955/ Tram in Mainz, Citybahn in Planung)
3. Mönchengladbach (261.454 Einwohner/ Tram bis 1969/ Tram in Krefeld vorhanden)
4. Kiel (247.548 Einwohner/ Tram bis 1985/ Stadtbahn Kiel wird angestrebt)
5. Aachen (247.380 Einwohner/ Tram bis 1974/ Negativer Ratsbürgerentscheid 2013, Euregio-Tram in Diskussion)

6. Lübeck (217.198 Einwohner/ Tram bis 1959)

7. Hagen (188.814 Einwohner/ Tram bis 1976)
8. Hamm (179.111 Einwohner/ Tram bis 1961)
9. Oldenburg (168.210 Einwohner/ Pferdebahn bis 1888)
10. Osnabrück (164.748 Einwohner/ Tram bis 1960)
11. Leverkusen (163.838 Einwohner/ Tram bis 1963/ Stadtbahn Köln vorhanden)
12. Solingen (159.360 Einwohner/ Tram bis 1959/ Obusnetz vorhanden)
13. Regensburg (152.610 Einwohner/ Tram bis 1964/ Stadtbahn Regensburg wird angestrebt)
14. Paderborn (150.580 Einwohner/ Tram bis 1963)

15. Ingolstadt (136.981 Einwohner/ Pferdebahn bis 1921, Umstellung gescheitert)
16. Offenbach (128.744 Einwohner/ Tram bis 1996/ Tram in Frankfurt (Main)/ Tram in Diskussion)
17. Pforzheim (125.542 Einwohner/ Tram bis 1964/68)
18. Wolfsburg (124.151 Einwohner/ bisher keine Tram)

19. Göttingen (119.801 Einwohner/ Tram scheiterte kriegsbedingt)
20. Bottrop (117.383 Einwohner/ Tram bis 1976/ Stadtbahn in Diskussion)
21. Reutlingen (115.966 Einwohner/ Tram bis 1974/ Regionalstadtbahn Neckar-Alb in Planung)
22. Koblenz (114.024 Einwohner/ Tram bis 1967)
23. Bremerhaven (113.634 Einwohner/ Tram bis 1982/ Stadtbahn wird geprüft)
24. Recklinghausen (112.267 Einwohner/ Tram bis 1982/ U 35 bis Herne, Schloß Strünkede)
25. Erlangen (111.962 Einwohner/ keine Tram/ positiver Bürgerentscheid für STUB in Erlangen selbst im Jahr 2016)
26. Remscheid (110.994 Einwohner/ Tram bis 1969)
27. Trier (110.636 Einwohner/ Tram bis 1951)

28. Salzgitter (104.948 Einwohner/ bisher keine Tram)
29. Moers (103.725 Einwohner/ Tram bis 1963)
30. Siegen (102.836 Einwohner/ Tram bis 1956)
31. Hildesheim (101.990 Einwohner/ Tram bis 1958/ ÜSTRA-Betrieb bis Sarstedt)
32. Gütersloh (100.194 Einwohner/ bisher keine Tram)


Nicht in der Liste enthalten/ Grund

Hamburg (1.841.179 Einwohner/ Tram bis 1978 / U-Bahnnetz vorhanden - Stadtbahn in Diskussion)

Wuppertal (354.382 Einwohner/ Tram bis 1987/ Schwebebahn vorhanden)

Fürth (127.748 Einwohner/ Tram bis 1981/ U-Bahn Nürnberg fährt bis Fürth)

Bergisch Gladbach (111.966 Einwohner/ Tram bis 1958/ Stadtbahn Köln fährt bis Bensberg - Verlängerung in Prüfung)


Nachtrag: Den Hinweis (bei Mönchengladbach) "Tram in Krefeld vorhanden" habe ich gestrichen. Das ist so ein Fehler, den man selbst nie findet.

Hallo User Marienfelde,
nur zur Info, es gab bis Anfang der 50er Jahre eine Gemeinschafts-Straßenbahnlinie Krefeld-München- Gladbach (so schrieb sich das damals), die führte über Willich und Schiefbahn. Ebenfalls konnte man von Krefeld per Straßenbahn nach Moers fahren. Vor dem zweiten Weltkrieg bestand auch eine Strab-Linie weiter von Moers nach Duisburg-Homberg und Duisburg-Ruhrort.
Viele Grüße vom See
Gernot schrieb:
Im Osten war die Straßenbahn in vielen Städten unersetzlich, auch wenn der Investitionsstau ähnlich groß war wie im Westen. Deshalb wurden in der DDR nur zwei Betriebe stillgelegt ...
Nun, es waren nicht nur zwei.
Vier städtische DDR-Straßenbahnbetriebe vollzogen den "Verkehrsträgerwechsel" zum Omnibus:
- 1957 Staßfurt
- 1966 Stralsund
- 1969 Mühlhausen
- 1975 Eisenach
Außerdem wurde 1960 die Überlandstraßenbahn Hohenstein-Ernstthal - Oelsnitz eingestellt.
1964 folgte die von der Deutschen Reichsbahn mit Straßenbahnfahrzeugen betriebene elektrische Schmalspurbahn Klingenthal - Sachsenberg-Georgenthal.

In den 1970er Jahren setzte ein Umdenken ein, so dass die noch bestehenden Betriebe auch bei schlechter Wirtschaftlichkeit erhalten blieben.

So long

Mario




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:10:16:16:35:06.
-nobody- schrieb:
Hallo,

Bei Hildesheim würde ich 1945 als Ende des städtischen Betriebes eintragen. Die Überlandstrecke, die 1958 stillgelegt wurde, hatte innerstädtisch kaum Bedeutung. Parallel dazu hatte die Stadtwerke Hildesheim zur Erschließung der Wohngebiete nördlich des Hauptbahnhofes die Buslinie 2 eingerichtet.

Mit besten Grüßen
- nobody -
1. Ich habe den Eintrag in "Tram bis 1945 bzw. 1958" verändert und wegen des Einwands von @ homann5 den Hinweis auf den üstra-Betrieb bis Sarstedt "entschärft" (entfettet). Ich selbst kenne die Örtlichkeit nicht.

Der "Überlandabschnitt" zwischen Sarstedt und Hildesheim wäre aber wohl mehr als 10 Kilometer lang. Ein Wiederaufbau würde mit Sicherheit Gesamtinvestitionen in dreistelliger Millionenhöhe erfordern. Ob diesen hohen Kosten entsprechend hohe Fahrgastzahlen gegenübergestellt werden könnten, weiß ich nicht.

2. Eine Abwertung von (bestehenden) Straßenbahnstrecken als "unbedeutend" fällt mir deswegen schwer, weil sich diese Frage dann natürlich auch im Bestand stellen würde: Wie groß ist die Bedeutung des einen KVB-Linienstücks für Bergisch Gladbach wirklich? Rechtfertigt die Existenz einer einzigen (wenn auch die zentrale Achse bedienende) Schwebebahnstrecke wirklich die Nichtaufnahme der Stadt Wuppertal in die Liste - einer Stadt mit immerhin wieder über 350.000 Einwohnern? Um solchen Bewertungsfragen aus dem Weg zu gehen, bleibt meines Erachtens nur der Rückzug auf die formale Beantwortung der Frage, ob wenigstens ein "Stückchen Schiene" vorhanden ist oder nicht. Zweifellos eine Schwäche solcher Übersichten.

3. Vielleicht noch einige Gedanken hinsichtlich der politischen Durchsetzung "neuer" Stadtbahn(streck)en in unserem Land: Ein mit knapper Mehrheit gefaßter "Pro-Tram-Beschluß" in einem Stadtrat wird oft nicht reichen, um das Ziel (die Bahn(strecke) praktisch verwirklichen zu können. Die Planungsvorläufe sind viel zu lang - eine Kommunalwahl später kann sich so ein Beschluß bereits wieder in Luft auflösen.

Es empfiehlt sich daher, von Anfang an jedenfalls immer zu versuchen, breite politische Mehrheiten und vor allem auch breite Zustimmung im jeweiligen "Stadtvolk" selbst zu organisieren. Insbesondere Mehrheiten oder doch qualifizierte Minderheiten für Stadtbahnlösungen "im Volk" selbst werden ihre Wirkung auf die Mandatare im jeweiligen Stadtrat mit Sicherheit nicht verfehlen.

Die Finanzierung neuer Stadtbahnbetriebe wird zu einem sehr großen Teil aus GVFG-Mitteln bestritten werden. Verteilt werden diese Mittel auf Länderebene. Die Unterstützung des Landes für eine Stadtbahn ist daher obligatorisch.

Ein positives Beispiel könnte Regensburg werden: Ein fast einstimmiger Stadtratsbeschluß für die Tram wird die Bereitschaft der "bayerischen Staatspartei" (CSU), die Wünsche des eigenen Kreisverbands aufzunehmen, hoffentlich entsprechend stärken.

Noch einen schönen Abend wünscht Euch
Marienfelde



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:10:17:09:57:06.
Gernot schrieb:
Stell dir eher einen 30'- oder gar 60'-Takt mit einem 10 m langen Wägelchen und eventuell einem gleich langen Beiwagen vor! So sah der Betrieb vieler Straßenbahnen in den 1920er bis späten 1950er Jahre aus, vor allem in den kleineren Städten oder bei den Überlandstraßenbahnen.

Das stimmt so nicht. Lange Taktfolgen gab es im Überlandverkehr, aber nicht in kleinstädtischen Stadtverkehren. Man hatte auch damals schon gemerkt, dass man bei dünnen Takten zu viel Nachfrage verliert, wenn man in Konkurrenz zum Fußweg steht. Eher üblich war ein relativ früher Betriebsschluss.

Tübingen

geschrieben von: kbs755

Datum: 16.10.19 21:10

Na ja ,

Tübingen hat etwa 90.000 Einwohner , ist also keine Großstadt .

Gruß Norbert
Zitat
Vier städtische DDR-Straßenbahnbetriebe vollzogen den "Verkehrsträgerwechsel" zum Omnibus:
- 1957 Staßfurt
- 1966 Stralsund
- 1969 Mühlhausen
- 1975 Eisenach
1972 Freital. Dies war zwar nur ein Streckenast der Dresdner Straßenbahn, jedoch durchfuhr die Linie Freital in ganzer Länge. Und Freital war mit rund 40.000 Einwohnern beispielsweise deutlich größer als Staßfurt mit 26.000.
Seiten: 1 2 All Angemeldet: -