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 05 - Straßenbahn-Forum 

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Hallo in die Runde,

nachdem ich neulich nach Vorschlägen für weitere historische Betrachtungen gefragt hatte, kam u.a. der Wunsch nach einer Aufarbeitung der geplanten Schnellstraßenbahn Meißen - Dresden - Pirna auf.

Es ist eines der Themen, das mich auch schon länger umtreibt, von dem ich aber aufgrund der sehr dünnen Quellenlage bisher die Finger gelassen habe. Im folgenden kurz zusammengefasst mein Kenntnisstand, der weitgehend auf den kargen Veröffentlichungen in den einschlägigen Veröffentlichungen beruht. Da ich weder Mitglied im Straßenbahnmuseum noch Betriebsangehöriger bin, habe ich keinen regelmäßigen Zugriff auf die dortigen internen Publikationen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass z.B. Mario Schatz dort zu dem Thema etwas geschrieben hat.

Fettgedruckt mit Fragezeichen die Stellen, wo ich Klärungsbedarf sehe, bzw. was ich mir aus der Logik zusammengereimt habe...

1. Streckenverlauf von Meißen über Niederau nach Weinböhla, weiter über umgespurte und verlängerte Lößnitzbahn, dann über Kaditz (wie genau?) und Washingtonstraße - Flügelwegbrücke, Hamburger, Bremer und Magdeburger Straße ins Stadtzentrum.

Prinzipielle Frage: Wo genau hätte die Schnellbahn wie die Lößnitzbahn verlassen? Wie wäre die Strecke zur Washingtonstraße geführt worden (Autobahn gab es noch nicht)?

2. Durchquerung des Stadtzentrums zunächst auf vorhandenen Gleisen, später als Schnellbahn (mit U-Strab-Abschnitten).

Es dürfte wohl dem sehr nahekommen, was ein gewisser Alfred Bockemühl später in Stuttgart umgesetzt hat.

3. Ab Gruna zunächst über die Bodenbacher Straße und Pirnaer Landstraße wie Linie 12, in späterem Ausbauzustand weiter geradlinig aus der Stübelallee in eine neu zu bauende Planstraße (mit Abriss Altgruna) und entlang eines neu zu schaffenden Grünzuges direkt nach Leuben

4. Von Leuben weiter nach Heidenau zum Bahnhof (?) , dort Unterquerung der Eisenbahn und weiter nach Pirna entlang der Hauptstraße und Dresdner Straße (?), wie von dort zum Bahnhof Pirna(?)

Meines Wissens gab es hierzu noch keine detaillierten Planungen, aber vielleicht weiß ja jemand mehr.

5. Die entsprechenden Fahrzeugversuche mit Gelenkwagen und M-Zug sind bekannt. Im letzten Ausbauzustand hätte die Strecke mit 2,60m breiten Fahrzeugen verkehren sollen. Entsprechend wurde der Gleismittenabstand in Radebeul gleich entsprechend angelegt.

Die aufgetriebenen Zeitungsartikel aus Dresdener Nachrichten, DNN und Dresdner Anzeiger vom Ende der 1920er Jahre sind ähnlich vage und sprechen nur von baldigem (oder aufgeschobenem) Beginn von Vermessungen und Vorplanungen...


Über Ergänzungen, Korrekturen und neue Informationen wäre ich sehr dankbar. Ich würde dann das evt. hier gesammelte Material entsprechend aufbereiten, wenn es keine Einwände gibt, und freue mich auf neue Erkenntnisse.

Mit bestem Dank und vielen Grüßen

Antonstädter
Hallo,

schon mal vielen Dank vorab, dass Du dieses Thema aufarbeiten willst.

Viel kann ich hier leider nicht beitragen. Bekannt ist mir nur, dass aus dieses Plänen u.a. die Strecken nach Weinböhla und Pillnitz entstanden sind. Später sollte dann auch ein 2. Ast über Cossebaude nach Meissen entstehen. Dazu sollte auch eine Querverbindung über die Flügelwegbrücke entstehen.

Bin gespannt was hier alles zu dem Thema auftaucht.

viele Grüße
sprühwagenkiller schrieb: Dazu sollte auch eine Querverbindung über die Flügelwegbrücke entstehen.

Dazu ein ganz interessantes Originaldokument zur Entwurfsplanung aus "Kaditzer Brücke" | Buchdruckerei der Dr. Güntzschen Stiftung Dresden, 1930:
Brückenquerschnitt.jpg

Wie zu sehen ist in der Minimalvariante der Entwurfsplanung die Straßenbahn im Straßenplanum, in der opulenteren späteren Ausbaustufe II die Schnellbahn im Trog (allerdings auf 1435mm-Normalspur?) eingezeichnet.



Dazu bahnrelevante Zitate aus der Eröffnungsschrift:

"Dagegen hat die Stadt das lebhafte Interesse daran, mit Kaditz, Radebeul, den Lößnitzortschaften usw. besser verbunden zu sein als bisher ... insbesondere wird die für die Zukunft in Aussicht zu nehmende Schnellbahn über die neue Brücke geleitet werden ...

Eine weitere Verkehrsbedeutung liegt, allerdings erst für eine fernere Zukunft, darin, daß die Brücke im Rahmen des gesamten städtischen Bebauungsplanes die künftige Schnellbahn im Elbtal, also die Schnellverbindung Pirna - Meißen, aufnehmen soll, und zwar in Form einer Untergrundbahn ...

Weiter wurde verlangt, die Brücke so einzurichten, daß für die spätere Durchführung einer Schnellbahn auf eigenem Bahnkörper der nötige Ausbau der Brücke einfach und wirtschaftlich erfolgen kann ...

Es ergaben sich nach überschläglichen Berechnungen Trägerhöhen von etwa 4,5 m über Strommitte. Dieses Ergebnis führte dazu, durch Vergrößerung der Trägerhöhe und entsprechende Wahl der Trägerabstände einen ausreichenden Raum für die Durchführung einer Schnellbahn zu schaffen. Auf diese Weise konnte die sehr unbequeme Lage der Schnellbahn in Fahrbahnhöhe, wie sie bei Bogenträgern notwendig geworden wäre, auf der Oberstromseite vermieden werden. Zeigten schon die überschläglichen Berechnungen erhebliche Materialersparnisse gegenüber der bisher gewählten Anordnung des Bogenträgers, so brachte die Tieflage der Schnellbahn unter der Straße eine bedeutend günstigere Entwicklungsmöglichkeit der Schnellbahn in den anschließenden Dresdner Stadtteilen, eine Tieferlegung des Fahrbahnscheitels um annähernd 1 m und außerdem eine Erweiterungsmöglichkeit der Brücke ...

Neben der Möglichkeit, die Schnellbahn in der Tieflage durchzuführen, wird die Fahrbahn der Brücke von 11 auf 16 m verbreitert, so daß neben der Straßenbahn 2 Fahrspuren in jeder Richtung vorhanden sind und die Überholung von Fahrzeugen ohne Berührung der Straßenbahngleise mögich ist ...

Die Querschnitte lassen erkennen, daß auch eine Verbreiterung der Brücke ausgeführt werden kann, auch wenn der Bau einer Schnellbahn nicht beabsichtigt sein sollte ...

Die beiden mindestfordernden Firmen wurden daher aufgefordert, ihre Entwurfsunterlagen auf Grund des Gedankens einer tiefliegenden Schnellbahn im Benehmen mit dem Tiefbauamte umzuarbeiten ...

Die in der Mitte der Brücke liegenden Straßenbahngleise sollen zur Zeit noch nicht ausgeführt werden. Die Schotterschicht ist aber bereits bedeutend tiefer angelegt, so daß jederzeit ohne große Schwierigkeit der Querschwellenoberbau der Straßenbahn verlegt werden kann ...
"


2002 folgte der Abbruch der alten Brücke, Gleise führten darauf letztlich nie über die Elbe...

Viele Grüße
Michael
Es gibt in einer Gartensparte "Alter Elbarm" in Dresden - Seidnitz einen "Schnellbahnweg".

@Antonstädter, ich lese sehr gern Deine Beiträge. Hier steckt viel fleißige Recherche dahinter.
Dankeschön, für dieses Stück interessante Verkehrs- und Heimatgeschichte Dresdens.

Gruß Helge
Hier ein Artikel zur Flügelwegbrücke aus dem Dresdner Anzeiger vom 11. Dezember 1929:

[www.dresden-uebigau.de]

Hier gibt's noch mehr zu lesen:

[www.dresden-uebigau.de]

Und noch ein paar Fotos vom Bau der Brücke, Fotograf unbekannt:


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fluegelwegbruecke_5_4_1930.jpg

Re: Verwunderlich: 2,55m Gleismittenabstand (owT)

geschrieben von: 143 828

Datum: 04.10.19 08:08

Das ist nicht so verwunderlich. Das war der normale Gleismittenabstand der Straßenbahn, erst in den letzten Jahrzehnten wird mit 3,00m gearbeitet.