Mit nicht einmal vierzig Kilometern Streckenlänge gehört die Nürnberger Straßenbahn eher zu den kleinen Netzen. Dass sich das Ganze in einer Halbmillionenstadt befindet, ist jeglicher Versuch einer Relativierung zum Scheitern verurteilt. Maßgeblich für die Netzstruktur ist die U-Bahn, die seit den 1970ern auf- und seither kontinuierlich ausgebaut wird. Was übrig blieb, war gestern Bestandteil eines Tagesaufenthalts an der Pegnitz.
Im Westen der Stadt reicht das Streckennetz bis an den Stadtring, am Westfriedhof. Hierher fährt die Linie 6, ganz klassisch in Straßenlage, wie es hier vielerorts der Fall ist.
▼01▼ Johannisstraße
Der aus dem GT6N weiter entwickelte GT8N-2 mit dem charakteristischen Doppelgelenk ist das zahlenmäßig am häufigsten vertretene Fahrzeug bei der VAG. Die fassungsstarken Wagen kommen hauptsächlich auf den Linien 5, 6 und 8 zum Einsatz.
▼02▼ Johannisstraße
Am St.-Johannisfriedhof zeigt sich, dass das Netz einst fast doppelt so groß war, bis es durch den Ersatz durch U-Bahn und (wie in diesem Fall) Bus immer weiter zurückgebaut wurde. Manches blieb Betriebsstrecke, anderes wurde komplett stillgelegt – wie die Gleise rechts, die im Kirchenweg liegend in Richtung Friedrich-Ebert-Platz führen.
▼03▼ Johannisstraße
Viele Wagen der Nürnberger Straßenbahn tragen Vollwerbung. Dabei wird stets das Prallelement vorn ausgelassen und bleibt rot, was dem Erscheinungsbild wenig zuträglich ist. Es wirkt wie Stückwerk, was oftmals auch durch Ausbesserungen verstärkt wird.
▼04▼ Johannisstraße
Die acht Variobahnen, die seit 2007 Nürnberg erreichten, sind vor allem auf der Linie 4 anzutreffen, aber auch sonst vereinzelt auf 5, 6 und 8. Als einzige Wagen mit Klimatisierung waren die Bahnen gestern mein favorisierter Aufenthaltsort. Alle Linien tangieren die Nürnberger Altstadt (außerhalb des Fotos linkerhand) peripher, ins Zentrum gelangt man am besten mit der U-Bahn – oder zu Fuß.
▼05▼ Neutorgraben
Die kleinen GT6N waren die ersten Niederflurwagen vor Ort. Ab 1995 ausgeliefert, durchlaufen sie derzeit ein umfangreiches Modernisierungsprogramm. Mit Neulack, modernen Zielanzeigern, aufgefrischtem Innenraum und LED-Beleuchtung wirken sie nun wie neu – lediglich schwitzen muss man im Inneren weiterhin. Die GT6N kommen hauptsächlich auf der 4 und der 7 zum Einsatz.
▼06▼ Neutorgraben
Grundsätzlich gilt auch in Nürnberg der 10-Minuten-Takt bei der Straßenbahn. Ausnahmen sind Randzeiten sowie der Sonntag, da wird alle 20 Minuten gefahren, ebenso auf der 7 ganztägig. Und: Die 4 fährt werktags tagsüber alle 5 Minuten. Im Süden beginnt die Linie am Gibitzenhof. Zum idyllischen Wohngebiet auf der anderen Seite geht's über eine Fußgängerbrücke über den Frankenschnellweg.
▼07▼ Dianastraße
Die Strecke in Richtung Innenstadt führt durch ein recht unwirtliches Gebiet aus Gewerbe und zugegeben ansehnlichen Wohnhäusern. Es dominiert allerdings der Autoverkehr – zum Beispiel am Dianaplatz. Wenigstens hat die Straßenbahn hier einen ihrer raren eigenen Gleiskörper.
▼08▼ Gibitzenhofstraße
Der Stadtring, der den Abschluss der Bundesstraße 4 darstellt (und daher B4R heißt), zieht sich mit seinem Umfang von guten 18 Kilometern um die inneren Stadtgebiete. Alle Straßenbahnlinien erreichen ihn, an nur wenigen Stellen fahren die Bahnen direkt entlang dieser Straße – so für wenige hundert Meter im Südast der 5.
▼09▼ Frankenstraße
Die Außenäste sind oftmals relativ kurz, der Südast der 5 gehört zu den längeren. Auch sonst ist die 5 die längste Straßenbahnlinie der Stadt. Der Streckenabschnitt auf der Gugelstraße zeigt sich wieder absolut ursprünglich.
▼10▼ Gugelstraße
Einen "Kern" gibt es im gesprenkelten Streckennetz nicht mehr wirklich, mehr als zwei Linien kommen außer für ein winziges Stück am Hauptbahnhof und an der Kreuzung Schweiggerstraße nie zusammen. Hier am Hochbunker Landgrabenstraße trifft die 5 auf die 6, die nun für zwei Haltestellen gemeinsam fahren...
▼11▼ Gugelstraße/Landgrabenstraße
...bevor sie sich kurz hinter dem U-Bahnhof Aufseßplatz wieder entzweien. Die 5 biegt zum Hauptbahnhof ab, die 6 fährt weiter in Richtung Ludwigsfeld.
▼12▼ Wölckernstraße
Von den fünf Linien ist die 7 die seltsamste. Sie hat in der Regel nur eine "exklusive" Haltestelle und bedient überhaupt nur sechs Stationen. Eigentlich hat sie noch eine mehr, aber die Haltestelle "Bayernstraße" am Rand des Stadtrings darf bekanntlich seit 2010 nicht mehr mit Fahrgästen bedient werden. Dem Fahrpersonal wird die Fahrt durch den Tunnel mit eingeschränkter Fluchtmöglichkeit wird das zugetraut. Aufgrund der beschränkten Aufgaben kommen auf der 7 in der Regel nur die kurzen GT6N zum Einsatz.
▼13▼ Allersberger Straße
Im Hintergrund zeigen sich mit der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche und dem Südstadtbad zwei markante Bauten aus den 1930ern. Von hier aus biegt die 8 in Richtung Ludwigsfeld ab.
▼14▼ Allersberger Straße/Wodanstraße
Neben der etwas lapidar als "Doku-Zentrum" bezeichneten Gedenkstätte Reichsparteitagsgelände tangieren die beiden Linien 6 und 8, die hier einen Ring bilden und ineinander übergehen, das ein oder andere ansehnliche Gebäude aus der Neuzeit.
▼15▼ Schultheißallee
Besonders interessant – zumindest für mich – ist das in den Nachrichten stets präsente Verwaltungsgebäude der Bundesarbeitsagentur aus dem Jahr 1973. Die Straßenbahn fährt daran vorbei. Bei Sonne ist es schwierig, das Ganze auf ein Bild zu bekommen. Ich habe es dennoch versucht. Ich hätte früher da sein sollen...
▼16▼ Regensburger Straße
Auf der jüngsten Straßenbahnstrecke der VAG, der ins Knoblauchsland, sind Gebäude eher weniger präsent. Es handelt sich bei der 2016 eröffneten Trasse um einen ersten Abschnitt einer möglichen Stadt-Umland-Bahn nach Erlangen.
▼17▼ Almoshof, Erlanger Straße
Ob diese kommt, ist meines Wissens nicht entschieden. Die gut zwei Kilometer entlang der Ausfallstraße hat man dennoch gebaut, so konnten Busleistungen gespart werden, da sich der Umsteigepunkt von Thon aus nach Norden verlagert hat.
▼18▼ Almoshof, Erlanger Straße
Im Knoblauchsland, welches im Nordwesten an Nürnberg grenzt, wird in großem Umfang Gemüse angebaut. Die Brücke, unter der die Variobahn gerade hindurch fährt, gehört zum Nürnberger Güterring, an den sich außerdem die Gräfenbergban anschließt. Im Personenverkehr betrieben wird diese jedoch erst ab dem Nordostbahnhof – und damit vollkommen unabhängig vom restlichen Bahnnetz.
▼19▼ Erlanger Straße
Am Bürogebäude im Hintergrund lag vormals die alte Endhaltestelle Thon. Etwas wirr finde ich die Endhaltestellenbezeichnungen, die keiner Logik zu folgen scheinen. Da ist mal von Straßen, mal von Institutionen und mal von Gebieten die Rede. Die neue Endhaltestelle liegt direkt an der Grenze zwischen Buch und Almoshof und heißt daher "Am Wegfeld"...
▼20▼ Erlanger Straße
Zuletzt sei noch mal eine Variobahn gezeigt, ausnahmsweise im kompletten VAG-Lack ohne Werbung. Hier fährt die 4 alle fünf Minuten am landwärtigen Stau vorbei. Glücklicherweise ist der Gleisbereich nach Norden abmarkiert. Generell wirkt die Nürnberger Straßenbahn sehr konventionell und an vielen Stellen wenig konkurrenzfähig, aber es gibt Lichtblicke.
▼21▼ Bucher Straße
Über den Ausbau des Netzes und auch den Weg zurück in die Altstadt wird zwar gern und oft diskutiert, allerdings gab es auch immer wieder Rückwärtsentwicklungen wie die Aufgabe der Linie 9 zugunsten der U-Bahn. Aus Sicht des Fans ist der bunte Fahrzeugpark eine schöne Sache und tolle Strecken gibt es auch – manche sind aber auch wenig interessant, eine subjektive Sicht.
Das soll's gewesen sein.