DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 05 - Straßenbahn-Forum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Aktuelle Bilder, Berichte, News, Fragen und Antworten zum Thema Straßenbahn - Sonstiger ÖPNV ist gestattet.
Historische Aufnahmen sind im Historischen Forum willkommen. Hier befindet sich das Bus-Forum (auch für O-Busse).
Seiten: 1 2 3 All Angemeldet: -

Re: Geltungsbereich Nahverkehrsfahrausweise DDR

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 14.04.19 16:23

manuelberlin schrieb:
Von Kindheit an kenne ich es nicht anders, dass man im Nahverkehr mit einer Fahrkarte beliebig über alle Verkehrsmittel umsteigen kann. Umgekehrt wäre ich nie auf die Idee gekommen, in München einen MVV-Fahrschein zu kaufen und damit beispielsweise in Dortmund fahren zu dürfen.

In begrenztem Ausmaß gab es das auch im Westen (allerdings wohl erst knapp nach der Wiedervereinigung) mit der gegenseitigen Anerkennung von Zeitkarten im Nordverbund. Ist wohl nach ein paar Jahren eingeschlafen. Eigentlich gut gemeint, und wer in der Ferne seine Zeitkarte nutzt, kann sie ja nicht zu Hause nutzen. Ein Problem dabei ist, dass u. U. das Preisgefälle gezielt ausgenutzt werden kann, da gewöhnliche Zeitkarten an jeden, auch mit Wohnort ganz woanders, verkauft werden und verkauft werden müssen.

manuelberlin schrieb:
Genau das war aber wohl in der DDR vom Prinzip her zuletzt möglich, wenn ich es richtig verstanden habe. Also beispielsweise in Erfurt eine Straßenbahnfahrkarte kaufen und in Rostock damit fahren. Aber mit der Straßenbahnfahrkarte nicht im Bus und schon gar nicht in der S-Bahn.

Auch die Unterschiede zwischen verkehrsartbezogenen Fahrscheinen wurden mit der Regelung überwunden.

manuelberlin schrieb:
Das ist sehr interessant. Wenn das so stimmt, wäre die gesamte DDR ein einziger riesiger Nahverkehrsverbund gewesen. Aber nicht wirklich zum Nutzen der Fahrgäste.

Bei korrekter Anwendung hätte es nur beim 20-Pf-Tarif sowohl für mitgebrachte Fahrscheine als auch nach billigstem Tarif am Zielort wirklich geholfen. Wer nur Sammelfahrscheine zu 12, 12,5 oder 15 Pf von zu Hause mitgebracht hat, hat überzahlt.

Es gibt allerdings bei heutigen Verkehrsverbünden den Trend, die Austauschbarkeit innerhalb der Verbünde abzuschaffen. Z. B. der VVT (Tirol) ist nur ein verkappter Streckenübergangstarif. Sämtliche Fahrscheine sind hinsichtlich ihrer Gültigkeit räumlich exakt festgelegt. Austauschbar ist gar nichts.

manuelberlin schrieb:
Es hat womöglich über die Schwierigkeiten hinweggeholfen, unter den DDR-Verhältnissen vor Ort überhaupt vor Fahrtantritt einen Fahrschein kaufen zu können (keine Automaten, "wegen Warenannahme geschlossen" und solcher Mist), aber wirklich hilfreich erscheint mit das Prinzip nicht. Gerade wegen der meist fehlenden Umsteigeberechtigung.

Der Fahrscheinerwerb war für den zu einigermaßen normalen Zeiten auf einigermaßen normalen Wegen ankommenden Reisenden kein Problem. Die Weiterfahrt von Bahnhof und Busbahnhof war eigentlich immer durch Fahrscheinkioske sichergestellt. Für jemanden, der einfach irgendwo im Stadtnetz ankommt, z. B. weil nach Mitnahme im Auto abgesetzt oder zu Fuß von einem untergeordneten Bahn- oder Bushalt angekommen, gab es Verkaufsstellen in meistens zumutbarer Entfernung. Deren Standort konnte man üblicherweise von wartenden Fahrgästen erfragen. Schwierig wurde es am Abend, insbesondere zusammen mit "irgendwo im Netz".

Mit dem bundesdeutschen PBefG war das nicht vereinbar, weswegen dann die Notverkäufe in den Bahnen eingerichtet werden mussten. Manche Verkehrsbetriebe haben allerdings mehr als 10 Jahre gebraucht, um sich geltendem Recht anzupassen. Z. B. in Jena wurde die Vorverkaufspflicht erst mit dem Beitritt zum Verkehrsverbund aufgehoben, also noch nicht mal freiwillig.

Re: Geltungsbereich Nahverkehrsfahrausweise DDR

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 14.04.19 16:37

ikarus28003eic schrieb:
Es war in der DDR weitverbreitet, dass man mit Monatskarte oder gar „Fahren auf Betriebsausweis“ unterwegs war.

Wobei die Monatskarten aber in der Regel liniengebunden (genaugenommen streckengebunden) waren, Netzkarten waren wesentlich teurer.

Waren beim Fahren auf Betriebsausweis auch normal erhältliche Linienzeitkarten "eingerechnet", oder waren das angepasste Tarife für den Arbeitsweg?

ikarus28003eic schrieb:
Es kam hinzu, dass gerade in Städten solch Quatsch wie heute mit vorne rein und hinten raus nicht üblich war, jede geöffnete Tür wurde genutzt, beim Einsteigen war die Zeitkarte offen vorzuzeigen (im Normalfall hielt man diese hoch), wodurch der Allgemeinheit klar war, dass man nicht schwarz fuhr.

Das stimmt so pauschal schon mal nicht. Im Z- und ZZ-Betrieb galt sehr wohl ein Fahrgastfluss. Beim OS-Betrieb mit Zahlbox (solange es das flächendeckend gab) bin ich nicht ganz sicher, ich meine, die Zahlboxen hätten auch nicht an allen Türen gestanden.

ikarus28003eic schrieb:
Letztlich ging es nach der Wende rückwärts, weniger Türen, vorne einsteigen usw....

Nicht wirklich. Bei der Straßenbahn sowieso nicht, und beim Bus wurde die erste Tür, die bis dahin im Stadtverkehr dem Fahrer vorbehalten blieb, auch wieder zugänglich. Kontrollierten Einstieg gibt es auch nur mancherorts. Wo es ihn nicht gibt, braucht man jetzt auch die Zeitkarte nicht mehr wildfremden Privatleuten unter die Nase zu halten.

Re: Geltungsbereich Nahverkehrsfahrausweise DDR

geschrieben von: MD 612

Datum: 14.04.19 17:12

kaufhalle schrieb:
Beim OS-Betrieb mit Zahlbox (solange es das flächendeckend gab) bin ich nicht ganz sicher, ich meine, die Zahlboxen hätten auch nicht an allen Türen gestanden.
Zahlboxen gab es bei Straßenbahn und Stadtbus an allen Türen, der Fahrgastfluss war spätestens damit obsolet. Auch im Z- und ZZ-Betrieb war ein Fahrgastfluss nicht mehr vorgesehen, schließlich war sowieso keiner da, der da was verkaufte oder kontrollierte. Im Umland- und Regionalverkehr verkaufte dagegen der Busfahrer die Tickets, womit der Fahrgastfluss wie heute üblich war.

Gruß Peter

Der vernünftige Genuss der Gegenwart ist die einzig vernünftige Sorge für die Zukunft.
Ludwig Feuerbach (1804–1872), deutscher Philosoph

Re: Geltungsbereich Nahverkehrsfahrausweise DDR

geschrieben von: bitti

Datum: 14.04.19 17:18

Zitat
Beim OS-Betrieb mit Zahlbox (solange es das flächendeckend gab) bin ich nicht ganz sicher, ich meine, die Zahlboxen hätten auch nicht an allen Türen gestanden.
Also in meiner Zwickauer Heimat gab es in meiner Jungendzeit je Straßenbahnwagen zwei Zahlboxen und jeder Wagen verfügte über zwei Türen. Ausnahme waren die Vorkriegswagen mit Mitteltür auf der Linie 3.

Re: Geltungsbereich Nahverkehrsfahrausweise DDR

geschrieben von: bitti

Datum: 14.04.19 17:23

[left][/left]Zitat:Zitat:
Wobei die Monatskarten aber in der Regel liniengebunden (genaugenommen streckengebunden) waren, Netzkarten waren wesentlich teurer.
Ja, streckengebunden im Überlandverkehr. Im Stadtverkehr hatte ich für den Anschluss eine Monatskarte die für alle Strecken nutzbar war. Das war nicht auf Linie festgelegt.

Re: Geltungsbereich Nahverkehrsfahrausweise DDR

geschrieben von: Eurocity341

Datum: 14.04.19 17:26

Hallo!

Der Fahrscheinverkauf wurde auch durch Zeitungskioske und in manchen Fällen durch Einzelhandelsgeschäfte ebenfalls gewährleistet. Sie hatten ja die Einzel- und Sammelkarten mit im Sortiment. Für Monatskarten musste man dann an die Standkassen/Fahrscheinverkaufsstelle der betreffenden Verkehrsbetriebe. Diese hatten oft auch am Wochenende geöffnet. Im Überlandverkehr wurden, so weit ich mich erinnere, aber Fahrscheine auch im Bus verkauft (wo es halt keine Verkaufsstelle gab).

Kai-Uwe, der "Cottbuser"

Mit freundlichen Grüßen

Der Cottbuser

Re: Geltungsbereich Nahverkehrsfahrausweise DDR

geschrieben von: kaufhalle

Datum: 14.04.19 19:43

bitti schrieb:
Also in meiner Zwickauer Heimat gab es in meiner Jungendzeit je Straßenbahnwagen zwei Zahlboxen und jeder Wagen verfügte über zwei Türen. Ausnahme waren die Vorkriegswagen mit Mitteltür auf der Linie 3.

MD 612 schrieb:
Zahlboxen gab es bei Straßenbahn und Stadtbus an allen Türen, der Fahrgastfluss war spätestens damit obsolet.

Zweimal danke für die Klärung der Frage.

MD 612 schrieb:
Auch im Z- und ZZ-Betrieb war ein Fahrgastfluss nicht mehr vorgesehen, schließlich war sowieso keiner da, der da was verkaufte oder kontrollierte.

Nicht ganz. Bei Z in beiden Beiwagen und bei ZZ im letzten war ja noch ein Schaffner. Zudem musste bei Z der Fahrer die Zeitkarten kontrollieren, was ohne Fahrgastfluss nicht geht. Der Übergang zu gesellschaftlicher Kontrolle war erst bei ZZ, bei Z lag die Kontrolle noch voll beim Personal.

Nicht ganz sicher bin ich, ob bei ZZ der Fahrer noch im Triebwagen kontrollierte oder ob auch da die gesellschaftliche Kontrolle wie im ersten Beiwagen praktiziert wurde.

Re: Geltungsbereich Nahverkehrsfahrausweise DDR

geschrieben von: Thomas Wedekind

Datum: 15.04.19 14:48

kaufhalle schrieb:
Nicht ganz sicher bin ich, ob bei ZZ der Fahrer noch im Triebwagen kontrollierte oder ob auch da die gesellschaftliche Kontrolle wie im ersten Beiwagen praktiziert wurde.

Jenaer ZZ: kontrollierter Einstieg vorn, der Fahrer sammelte dabei die Streifenkarten-Schnipsel ein, die man vorn auch nutzen konnte (ohne Gegenbeleg, also nix für Umsteiger). Die alten Jenaer Sammelkarten hatten übrigens das schmale (Dresdner) Format, breit kam erst 1975 mit den Entwertern.

Gruß Thomas

Re: ? zum Umsteigen in der DDR

geschrieben von: Vojaganto

Datum: 20.04.19 12:09


Wenn es Umsteigeberechtigungen gab (z.B. in Plauen im Vogtland), dann war kein unbegrenztes Umsteigen möglich sondern es musste der Umsteigefahrschein beim Überstieg in das andere Fahrzeug auf der ‚Umsteigefläche‘ neu entwertet werden. Ein weiteres Umsteigen hätte dann bedeutet, dass ein neuer Fahrschein fällig gewesen wäre. Umsteigefahrscheine gab es nur in wenigen Verkehrsbetrieben der DDR.

.... als es in Plauen noch Zahlboxen gab, warf man das Fahrgeld oder einen Abschnitt der "7 - Fahrten Karte"* in die Zahlbox und hebelte dann einen Fahrschein aus dem Gerät.
Wollte man umsteigen, musste man diesen Fahrschein stempeln. Hierfür war jede Zahlbox mit einem Stempel, welcher an einer Kette hing ausgerüstet. Die Stempel stempelten verschiedene Symbole auf den Fahrschein.
* Die Abschnitte der "7 - Fahrten Karte" wurden eine Zeit lang in extra Boxen (mit Sichtscheiben) geworfen.

Viele Grüße !
Seiten: 1 2 3 All Angemeldet: -