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 05 - Straßenbahn-Forum 

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Guten Morgen,

beim Nachdenken über Frage 2 - siehe extra Post hier - habe ich angefangen zu grübeln wenn ich all die neuen Systeme bei unsere Nachbarn sehe - wann haben wir denn in (D) zuletzt ein richtiges neues Tram System auf die Beine gestellt?

2017 - Kehl - "nur" ein Anhängsel von Straßburg
2014 - Weil am Rhein - "nur" ein Anhängsel von Basel
2003 - Bad Wildbad - wirklich nur ein Anhängsel
2001 - Heilbronn - vielleicht "mehr als nur" ein Anhängsel von Karlsruhe, ja, aber auch mit mehr Regiostadtbahn als Tram
1997 - Saarbrücken - ist das unsere letzte richtig neue autarke Tramstadt wenn auch das System eher eine Regiostadtbahn ist?
1996 - Oberhausen - ein "langes" Anhängsel von Mülheim, mehr ist es bis heute nicht geworden

Was kam davor, ich habe nichts bei Wikipedia gefunden.

1960 - Chemnitz - 1435mm, das kam ja einem Neubau schon sehr nahe (ok, dann kommt der Nächste und nennt Stuttgart als vollständige Systemumstellung..)?

Beim schnellen Überfliegen der Wikipedialiste (die mag stimmen oder auch nicht) habe ich gefunden:

1921 - Strausberg - "Eisenbahn"
1913 - Woltersdorf
1910 - Grünwald - aber nur ein Anhängsel Münchens
1910 - Schöneiche

Die meisten Großstädte vor oder um 1900.

Haben wir also nach WK I es nicht mehr geschafft eine weitere Stadt mit einem neuen autarken Tramsystem zu versehen oder was übersehe ich?
tim76 schrieb:
Die meisten Großstädte vor oder um 1900.

Haben wir also nach WK I es nicht mehr geschafft eine weitere Stadt mit einem neuen autarken Tramsystem zu versehen oder was übersehe ich?
Das trifft weitgehend zu. Aber warum soll das so erstaunlich sein? In dem Zeitraum von ca. 1885-1920 war die Straßenbahn das innerstädtische Verkehrsmittel: Bequem, schnell und modern. Und in vielen Städten und etwas dichter besiedelten ländlichen Gebieten (Überlandstraßenbahnen!) konnte man damit auch noch Geld verdienen. Also hat damals nahezu jede Stadt, die etwas auf sich hielt, eine Straßenbahn angestrebt. Manche davon fuhren sogar in Kleinstädten mit deutlich unter 50.000 Einwohnern.
Ab den 1930er Jahren wurden einige Betriebe zum Zuschussgeschäft, vor allem wenn die Erneuerung der Anfangsausstattung anstand. Etwa gleichzeitig begann die allmähliche Ausbreitung des Autos, das in dieser Zeit auch für den Mittelstand erschwinglich wurde.
Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren galt die Straßenbahn weithin als Auslaufmodell: Altmodisch, unbequem, teuer und verkehrsbehindernd. Die Zukunft gehörte nach der Meinung der meisten dem MIV oder dem Bus. Deshalb begann weltweit (außer Osteuropa einschl. der DDR) eine große Stilllegungswelle. Man muss aber sagen, dass diese Welle einige Länder wie z.B. den Westen Deutschlands, die Schweiz oder Österreich nicht so heftig erwischte wie andere Länder, z.B. Frankreich oder Großbritannien.
Ein Vergleich mit Frankreich oder z.B. den USA, wo in den letzten Jahrzehnten ebenfalls zahlreiche Straßenbahnbetriebe eröffnet wurden, hinkt deshalb etwas. Denn in diesen Ländern gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts ebenfalls eine große Verbreitung der Straßenbahn. Doch im Gegensatz zu Deutschland grassierte dort der oben beschriebene Stilllegungswahn noch weit heftiger. Nahezu alle neuen Betriebe der letzten 30 Jahre sind so gesehen keine Neueröffenungen, sondern Wiedereröffnungen. In Deutschland hingegen waren viele Betriebe in den großstädten nicht stillgelegt. Also brauchte man keine Neueröffnungen, sondern Modernisierungen und Ausbauten. Dass es dennoch einige Großstädte gibt, bei denen eine Wiedereröffnung dringend an der Zeit wäre, stimmt wohl. Aber das erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen: Bei den Bürgern, den Kommunalpolitikern und auch den Bundes- und Landespolitikern, die so etwas mit Zuschüssen fördern müssen. Denn solange das betriebliche Defizit bei den (finanzschwachen) Kommunen hängen bleibt schrecken viele Städte davor zurück, von den zu erwartenden Protesten der autofahrenden Wahl- und Wutbürger ganz zu schweigen. Und so etwas braucht seine Zeit...
Da schließt sich direkt die Frage an, wo in Europa in einer Stadt in letzter Zeit erstmalig eine autarke Straßenbahn eröffnet wurde. Und welche die mit dem jüngsten "Erstsystem" ist.
Wenn du solche Erneuerungen wie Chemnitz aufnimmst, dann auch
1994 - Naumburg (Wiederaufbau (nicht 1:1) der 1991 stillgelegten Straßenbahn)
Da findest Du zig Städte in Frankreich, dazu Spanien bis hin zu den Kanaren, wir hätten dann noch Dänemark, Luxemburg, noch was..?
tim76 schrieb:
1921 - Strausberg - "Eisenbahn"
1913 - Woltersdorf
1910 - Grünwald - aber nur ein Anhängsel Münchens
1910 - Schöneiche

Wenn ich das richtig verstehe, war Strausberg zum genannten Zeitpunkt aber lediglich eine Umwidmung - die Strecke gibt's schon länger. Und als echte Stadtstraßenbahn in einer größeren Stadt fällt mir noch Schwerin auf, Eröffnung laut Liste Dezember 1908. Nach meiner subjektiv geprägten Definition wäre aber dennoch dann Woltersdorf der Ort mit dem jüngsten autarken, durchgehend bestehenden Straßenbahnbetrieb.

So, und nun Europa...
Die jüngsten Straßenbahnsysteme mit eigener Strecke, eigenen Fahrzeuge und eigenem Betriebshof sind alle in Baden-Württemberg, und aus den Zwanziger Jahren:
1) Esslingen / Nellingen / Denkendorf , Eröffnung 18. Dez. 1926, Stilllegung 1978
2) Feuerbacher Straßenbahn, Eröffnung 30. Dez. 1926, 1944 Übernahme durch SSB, Strecke noch in Betrieb
3) Straßenbahn Neckargartach, Eröffnung 22. Juni 1928, 1938 Übernahem durch Heilbronn, Stillegung 1955
Tramfreak schrieb:
Da schließt sich direkt die Frage an, wo in Europa in einer Stadt in letzter Zeit erstmalig eine autarke Straßenbahn eröffnet wurde. Und welche die mit dem jüngsten "Erstsystem" ist.
tim76 schrieb:
Zitat:
Da findest Du zig Städte in Frankreich, dazu Spanien bis hin zu den Kanaren, wir hätten dann noch Dänemark, Luxemburg, noch was..?
Bei erstmalig reduziert sich die Zahl der Städte aber schon ziemlich. Luxemburg Stadt oder Santa Cruz de Tenerife z.B. hatten früher schon mal ein System, wie auch, wie schon erwähnt, viele französische Städte.

Ein paar Städte, die wirklich erstmalig eine Straßenbahn eingeführt haben, dürften aber schon zu finden sein.

Spontan fällt mir die (mittlerweile wieder stillgelegte) Bahn in Velez-Málaga ein.

Gruß
X73900
X73900 schrieb:
Ein paar Städte, die wirklich erstmalig eine Straßenbahn eingeführt haben, dürften aber schon zu finden sein.
Ich werfe mal die Metro Sul do Tejo in den Raum, die nicht Lissabon zuzurechnen wäre, da es sich um eigenständige Städte handelt.

Und tschüs!
Torsten aus Stuttgart

"Money ain't got no owners - only spenders." (Omar Little, The Wire)
X73900 schrieb:
Spontan fällt mir die (mittlerweile wieder stillgelegte) Bahn in Velez-Málaga ein.
Nein, da gab es einen Vorläufer. Allerdings so, wie man es beim neuen System auch sofort hätte machen müssen - durchgehend bis Malaga. Vor ein paar Jahren stand sogar irgendwo vor Ort noch ein alter TW als Denkmal rum.

Keine Vorläufer hatten viele der neuen türkischen Systeme, Alamada/MST und WIMRE auch einige rumänische Systeme aus den 1980ern. In Frankreich gab es überall Vorläufer.
Hallo, es ging hier nur um Deutschland. Daß es im Ausland viele Neueröffnungen gibt, ist bekannt.
Diese drei genannten Betriebe in Württemberg sind wirklich die letzten in Deutschland eröffneten reinen Straßenbahnbetriebe mit damals neuerbauter Strecke, eigenem Fuhrpark und eigenem Depot.
Gernot schrieb:
Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren galt die Straßenbahn weithin als Auslaufmodell: Altmodisch, unbequem, teuer und verkehrsbehindernd. Die Zukunft gehörte nach der Meinung der meisten dem MIV oder dem Bus. Deshalb begann weltweit (außer Osteuropa einschl. der DDR) eine große Stilllegungswelle. Man muss aber sagen, dass diese Welle einige Länder wie z.B. den Westen Deutschlands, die Schweiz oder Österreich nicht so heftig erwischte wie andere Länder, z.B. Frankreich oder Großbritannien.
Man kann die DDR da aber auch nicht gänzlich ausschließen. Auch dort waren Straßenbahnen in den 50er und 60er Jahren zunehmend von Stilllegungen bedroht. In Städten wie Jena zum Beispiel wurden mehrere Linien stillgelegt und auf den damals richtig in Mode kommenden Bus umgestellt.
Der einzige Unterschied ist, das die Städte der DDR zumindest einen Teil ihres Straßenbahnnetzes retten konnten. Dennoch wurden die Linien in zahlreichen Städten weniger.

Re: Frage 1 - jüngste deutsche Tram Stadt mit echtem eigenen Tram System

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 13.03.19 23:58

Hallo,

da wäre zunächst zu klären welches ist "das" erste System?

1865 Antrieb per Pferd,
1886 Antrieb per Dampf,
1891 Antrieb per Strom aus Oberleitung,
1895 Antrieb per Strom aus Akku,
1912 Antrieb per Benzol,
...
Gerade in den letzten Wochen habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt, da Czestochowa am 8. März das 60-jährige Bestehen der Strassenbahn feierte.

Schon nach dem I. WK wurden fast wie keine Strassenbahnen mehr eröffnet, als Ausnahme galten nur einige Betriebe in der USA und Japan. Nach dem II. WK war jedoch durch vier Jahrzehnten nur die Sowjetunion die einzige, die so'was tat... und wie gesagt Polen mit Czestochowa.

(Die Betriebe der 20er, 30er Jahren in Deutschland bestanden infrastrukturmäßig schon vorher, sie wurden nur elektrifiziert. Arad ist noch ein Grenzfall, da waren die städtische Strecken erst in 1944 nach Ende der Kämpfen eröffnet, aber die Vorortbahn nach Ghioroc-Pancota/Radna war ja schon da.)

Das Umdenken begann erst in den 80er Jahren, egal ob aus Umweltschutz oder Ölkrise...



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:03:22:10:50:37.
no-night schrieb:
Nach dem II. WK war jedoch durch vier Jahrzehnten nur die Sowjetunion die einzige, die so'was tat... und wie gesagt Polen mit Czestochowa.
Ich werf noch Constanta in Rumänien ins rennen. Der inzwischen leider wieder stillegelegte Betrieb eröffnete 1984 neu. Vorher hatte Constanta nie eine Straßenbahn gehabt.
Hallo,

auf die Frage welche Europäische Stadt ein völlig neu installiertes Tramsystem installiert sei die Stadt Lund in Südschweden genannt.
Hier eröffnet noch in diesem Jahr eine Linie vom Hauptbahnof über die Universitätsklinik ins Forschungszentrum der Stadt. Das Projekt liegt exakt im Zeitplan.Siehe dazu auch die monatlich von der Stadt Lund herausgegebenen Bauberichte. Hier ein Überblick über das Projekt in englischer Sprache.

[sparvaglund.se]


Beste Grüße Frank
eichörnchenflüsterer schrieb:
no-night schrieb:
Nach dem II. WK war jedoch durch vier Jahrzehnten nur die Sowjetunion die einzige, die so'was tat... und wie gesagt Polen mit Czestochowa.
Ich werf noch Constanta in Rumänien ins rennen. Der inzwischen leider wieder stillegelegte Betrieb eröffnete 1984 neu. Vorher hatte Constanta nie eine Straßenbahn gehabt.
Rechnet man strikt die vier Jahrzehnten nach Kriegsende (egal ob in Europa oder nach der Kapitulation Japans), dann paßt es noch wirklich knapp 'rein. :-) Dann aber auch Nantes, wo die Eröffnung in Januar 1985 erfolgte. :-))))

Beide Betriebe sind aber Kinder des neuen Denkens der 80er Jahren, wie ich es oben meinte.... auch wenn man auf die Nachfolger in Rumänien (Cluj, Brasov, Craiova, Ploiesti) wie auch in Frankreich (Grenoble) bis 1987 warten mußte.
In Nantes gab es aber ein früheres System. Ebenso in Utrecht, wo 1983 eröffnet wurde.