Wenn ich die Straßenbahnen in anderen Städten besuche, gilt es vorab stets zu klären, was man mitnehmen "muss", was derzeit betrieblich besonderes dort los ist und was man sich für später aufheben kann. Wenn man nun Bilder in der Heimatstadt machen möchte, stellen sich ähnliche Fragen, aber auch die, was man aus dem bereits hinlänglich bekannten Netz noch "rausholen" kann, wo man bereits angefertigte Motive nochmals neu definieren oder sie verbessert aufnehmen kann. Ein winziger Auszug aus der Essenz des Ganzen – und aus dem nun zu Ende gehenden Jahr – sei im Folgenden gezeigt.
Dass dort, wo für mich 2018 begann, auch die BVG-Straßenbahn präsent ist, war eher ein Zufall. An der Wendeschleife Revaler Straße, nahe der Warschauer Brücke, nahmen die Züge wie jedes Jahr ganz grundsätzlich keine Notiz vom Feiervolk samt Feuerwerk drum herum. Irgendwo hakte es dennoch sehr kurzzeitig, weshalb die M10 auf dem ungewohnten Weg in die Schleife in aller Ruhe aufgenommen werden konnte.
Berliner Winter – eher grau als weiß, wie auch die Wohnblöcke im Hintergrund. Immer wieder mal versuche ich, die Bahnen auf ihren letzten Streckenmetern vor den Endstationen aufzunehmen, während noch das Ziel und nicht bereits "Fahrt endet hier" geschildert wird. Wenige Meter vor der Schleife Falkenberg zeigt sich die M17 mit einem Tatra-Doppel, genau dort, wo die M4-Züge bereits die von mir gemiedene Information anschlagen.
Ein Glückstreffer war diese Aufnahme an der unabhängig trassierten Strecke nahe der Pasewalker Straße. Denn nur kurz hatte ich an dem Tag in der Trübnis fotografiert und dennoch einen dieser netteren Vollwerbezüge erwischt, der für ein vermutlich in Berlin produziertes Storck-Produkt wirbt. Immerhin gab es die Röstfein-Bahn in Magdeburg auch noch lange, nachdem diese Reklame andernorts schon verschwunden war...
Wer quasi das ganze Jahr in Berlin verbringt, hatte 2018 noch einmal die Gelegenheit, KT4D auf diversen Strecken aufzunehmen. Neben ihrem Stammeinsatz auf der M17 kamen sie mehr oder weniger regelmäßig auf den Verstärkerkursen der M6 und M8 zum Einsatz. Ende Februar ist dieser Zug bereits am Ende der morgendlichen HVZ und auf der Allee der Kosmonauten angelangt und rückte anschließend in den Betriebshof Marzahn ein.
Eine der interessantesten Linien der BVG ist die 21. Auf dem Weg zwischen den aufstrebenden ehemaligen Gefängnissen an der Rummelsburger Bucht und dem deutlich gemütlicheren Prinzenviertel in Karlshorst passieren die Züge einen großen Büroquader aus DDR-Zeiten. Ob der heute noch steht entzieht sich meiner Kenntnis, obgleich ich nur einige Kilometer fahren müsste um es heraus zu finden. Also im März stand er noch...
Berlin und seine Fußballclubs – von mir eher aus der Distanz betrachtet, gibt ein Werbezug natürlich durchaus Anlass, sich zumindest wenige Sekunden damit auseinander zu setzen. Ob das Versprechen, die Bahn bei Heimspielen des FC Union stets in dessen Nähe einzusetzen auch gehalten wurde, kann ich nicht sagen. Noch mindestens bis März 2019 soll sie so herum fahren. Fremdgehen weitgehend ausgeschlossen – nach Charlottenburg wird es den Wagen wohl kaum verschlagen. Nach Hohenschönhausen könnte er aber fahren.
Zum Ende April hin wird die helle Zeit länger – was nicht heißt dass es einfacher wird, Straßenbahnen in Häuserschluchten aufzunehmen. Allzu viele solcher Strecken haben wir nicht, aber die Endschleife Am Kupfergraben, die hat es in sich. Zwischen Dussmann und internationalem Handelszentrum, DDR-Parkhaus und Staatsbibliothek – weiter in die Innenstadt Berlins kommen die BVG-Straßenbahnen nicht.
Ein Besuch im Grünen kann nie schaden – und die Straßenbahn erreicht in Berlin die ausgedehnten Wälder Treptow-Köpenicks an vielen Stellen. Eine davon ist die 61er-Trasse, die vom quirligen Friedrichshagen nach Rahnsdorf führt – in Wurfnähe des Müggelsees.
Der Sommer war lang und heiß. Lang ist der Flexity auch...und heiß...na, wenigstens gibt der schicke Wohnturm ein tolles Motiv ab. Die Vollwerbung für das Sächsisches Elbland dürfte die sein, die ein Flexity bislang am längsten trägt. Der Bogen verläuft entlang der Allee der Kosmonauten Höhe Poelchaustraße.
Vor den "großen Ferien" war das Köpenicker Straßenbahnnetz neuerlich vom restlichen Betrieb abgetrennt. Zur Sicherung der Reserve waren zwei KT4Dm im Betriebshof Köpenick hinterstellt. So kamen kurzzeitig wieder Tatra-Wagen auf die 68, allerdings nur früh. Da der helle Tag im Juni natürlich schon zeitig beginnt, war eine solche Aufnahme möglich.
Auch auf die 62 in Mahlsdorf kamen diese beiden Wagen spontan zurück – ihrer Aufgabe als Reservezüge gerecht werdend. Auf der Hönower Straße führt die 62 nach wie vor eingleisig, teilweise entgegen der für Kfz üblichen Fahrtrichtung. Derzeit wird rege über die Verkehrslösungen in Mahlsdorf diskutiert. Hoffentlich wird ein für die Straßenbahn ordentlicher Kompromiss heraus gearbeitet.
Etwas weiter nördlich, in Hellersdorf, war wieder eine schöne Aufnahme eines Vollwerbe-Flexity möglich. Ich "jage" diese Wagen in der Regel nicht, freue mich bei Motivaufnahmen aber durchaus, wenn sich ein derart fotogener Zug für das Bild zur Verfügung stellt. Die weit überwiegende Zahl der BVG-Straßenbahnen zeigt sich allerdings im gelben CI-Lack.
Zaghaft zog Mitte September der Herbst in die Stadt ein. Zu meinen Lieblingsstrecken in Berlin gehört die straßenunabhängige Trasse nach Ahrensfelde, auf der sich gerade im Bereich Neue Wuhle die Züge so schön winden – in der Regel mit Höchstgeschwindigeit.
Nicht ganz so lang die Strecke, nicht ganz so flott die Wagen – aber auch mit einem schönen Blick auf die Szenerie zeigen sich die 61 und 63 kurz vor der Dörpfeldstraße auf dem Weg in die Wissenschaftssstadt Adlershof.
Nach vielen Jahren ist mir "unser" Schleifwagen erstmals wieder über den Weg gefahren. Auf der Kreuzung Herzbergstraße/Weißenseer Weg fährt der Wagen gemächlich auf dem Linienweg der M8...
...die im weiteren Verlauf eine ihrer zahlreichen separaten Trassen befährt.
Zwei Strecken kehrten im Herbst nach langer Bauzeit wieder ans Netz zurück. Zum einen ist das die entlang der Seestraße. Für fast ein halbes Jahr ruhte hier der Betrieb, die Bahnen wendeten an einer eigens dafür errichteten Stumpfendstelle weit vor der Kreuzung mit der Müllerstraße. Bis das neue Rasengleis wieder so in den Mittelstreifen integriert aussieht, wird es noch ein Weilchen dauern.
Ähnlich lange wurde auf der Scheffelstraße und der Eldenaer Straße gebaut. In manchen Bereichen wurde alles zwischen Hauswand und Hauswand erneuert, es wurden neue Kaphaltestellen errichtet und die Schienen wurden straßenbündig neu verlegt. Trotz einer Bauzeitverlängerung war im November noch nicht alles fertig, aber die 21 kann nun wieder hier vor der Kulisse der schicken 20er-Jahre-Wohnhäuser fotografiert werden.
Im Dezember war ich gefühlt mehr in München als in Berlin, sodass nur noch wenige Fotos hier entstanden. Eines davon zeigt die 12, auf der seit Kurzem wieder Flexity unterwegs sind. Die diesige Stimmung zeigt wieder den Berliner Winter, wie auch Anfang des Jahres. Ernsthaft Schnee gab es 2018 nicht – und bislang ist auch keiner für die nächsten Tage und damit die ersten des Jahres 2019 angekündigt.
Aber natürlich bin ich auch 2019 – trotz einiger Reisepläne –vornehmlich zu Hause unterwegs und damit über weite Teile des kommenden Jahres wieder Tourist in der eigenen Stadt. Wieder auf der Suche nach Motiven, gespannt auf das, was 2019 in Berlin und bei der Straßenbahn los sein wird.
Ich wünsche Allen einen guten Rutsch in das kommende Jahr!