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Hallo zusammen,

in mehreren Beitragsfäden in letzer Zeit wurde dieses Thema schon angeschnitten. Nun meldet die Lokalpresse Vollzug:

Zitat
[...]

Deutliche Einsparungen ab 2021 im Nahverkehr

Doch die Steuererhöhung allein reicht noch nicht, um das Haushaltsloch zu schließen. Eine Erhöhung der Kita-Gebühren und eine personelle Verschlechterung bei der Betreuung im Offenen Ganztag – auch das hatte der Kämmerer vorgeschlagen – wollten die Politiker nicht mitmachen. Dafür sollen ab 2021 und in den folgenden Jahren deutlich Abstriche beim ÖPNV gemacht werden. Diese sollen der Stadt zunächst zwei, dann vier und letztlich sieben Millionen Euro im Jahr 2023 einbringen.

[...]
Ganzer Artikel hier: [www.waz.de]

(Überschrift bei Google eingeben und Suchtreffer anklicken, dann ist alles lesbar).

Im Raum standen die Einstellung der Kahlenbergstrecke, die anscheinend ohnehin schon beschlossen war, und Taktverlängerungen (15- statt 10-min-Takt) auf der U18 auf Mülheimer Gebiet sowie Aufgabe von U18-Haltestellen zwecks Beschleunigung, um Kurse einzusparen.

Wenn 2023 aber volle 7 Mio. EUR eingespart werden sollen, reicht das sicher nicht. Das jährliche ÖPNV-Defizit beträgt satte 30 Mio. EUR.

Glaubhaft spekuliert wurde hier ja schon für 2022+ mit der Komplettaufgabe der Straßenbahn und vollständiger Privatisierung des verbleibenden Busverkehrs (Mesenhohl, Urban, Schiwy, Graf, Klingenfuss und wie sie hier alle heißen) mit Bezug auf Mitglieder des Mülheimer Verkehrsausschusses, die solche Vorhaltungen nicht mehr entrüstet dementierten, sondern nur noch süffisant grinsten.

Eine fatale Entwicklung in jeder Hinsicht, besonders in Zeiten von Diesel-, CO2- und NOX-Diskussionen und der sich mehr und mehr verbreitenden Erkenntnis, dass es deswegen so mit dem MIV in diesem Umfang einfach nicht weitergehen kann.

Da fragt man sich schon, wie z. B. in Krefeld ein einigermaßen akzeptabler ÖPNV mit vier eigenen gesicherten Straßenbahnlinien und überwiegend modernisiertem Fahrzeugpark dauerhaft möglich ist, obwohl Krefeld wirtschaftlich, strukturell und finanziell auch nicht gerade ein Schlaraffenland ist. Das ÖPNV-Defizit hier beträgt aktuell 19,3 Mio. EUR (-> [rp-online.de], kann aber gut kompensiert werden.

Es grüßt der Ruhrrevierbahner

----

Nebenbei, die Grausamkeiten bei der Grundsteuer B und ein Abbau von 120 Stellen in der Verwaltung, die die Stadt fast handlungsunfähig machen könnten, treffen die Bürger ebenso hart.

Bei über 2 Mrd. EUR Schulden, der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung in NRW (-> [www.waz.de] und der finanziellen Pistole der Bezirksregierung mit entsichertem Abzug auf der Brust bleibt offensichtlich keine andere Wahl mehr.

Re: [MH] Defizit ist Auslegungssache

geschrieben von: Marcus Lehmann

Datum: 07.12.18 00:09

Beim Thema Defizit kann man sich eh Fragen wie das am Ende zustande kommt.

Denn es besteht der Verdacht das man nicht nur Abschreibungen da mit rein rechnet.

Denn selbst ein Gutachter hat errechnet, dass mit Aufgabe der kompletten Schiene und nach der Rückzahlung aller Fordergelder, der reine Busbetrieb mit einen Defizit von um die 19 - 20 Mio. daher kommt.

Genau jetzt kommt der Punkt wo jeder sich fragen sollte, wo wird da so viel Geld verbrannt?

Fakt ist das die letzten Einsparungen nichts gebracht haben und die kommenden es auch nicht schaffen werden.

Unterm Strich dürfte es nie um die Wirtschaftlichkeit je gegangen sein. Man will nur die Schiene loswerden um den Rest wie schon von anderen vermutet zu privatisieren.

Traurig das die Landesregierung sich auf dieses Spiel mit dem Feuer auch noch einlässt.

Grüße
Bielefeld gibt es angeblich nicht,
aber es wäre besser es gäbe Mülheim nicht, dann hätte das ewige Geplärre und die Spekulationen ein Ende.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: tram

Datum: 07.12.18 08:30

Oepeenvau1971 schrieb:
Bielefeld gibt es angeblich nicht,
aber es wäre besser es gäbe Mülheim nicht, dann hätte das ewige Geplärre und die Spekulationen ein Ende.
Was willst du uns damit sagen? Soll das ein verdeckter Maulkorb sein? Wen das Thema nicht interessiert der klickt es nicht an. Fertig.

Bielefeld gibt es wirklich nicht. Alles erfunden!

Noch Fragen Kienzle?

Im Gedenken: Ulrich Kienzle *09.03.36 +16.04.20
tram schrieb:
Oepeenvau1971 schrieb:
aber es wäre besser es gäbe Mülheim nicht, dann hätte das ewige Geplärre und die Spekulationen ein Ende.
Was willst du uns damit sagen? Soll das ein verdeckter Maulkorb sein? Wen das Thema nicht interessiert der klickt es nicht an. Fertig.

Ganz einfach: Nur die Abwicklung der Stadt(verwaltung) Mülheim könnte die Finanzprobleme lösen. Ging bei Wattenscheid und Wanne-Eickel ja auch.

Gruß,
Andre Joost

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Ruhri

Datum: 07.12.18 09:15

tram schrieb:
Was willst du uns damit sagen? Soll das ein verdeckter Maulkorb sein? Wen das Thema nicht interessiert der klickt es nicht an. Fertig.

Bielefeld gibt es wirklich nicht. Alles erfunden!

Immerhin besitzt die "Stadt, die es nicht gibt", ein Straßenbahnnetz und zeigt keine Tendenzen, daran etwas ändern zu wollen.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: 103612

Datum: 07.12.18 10:07

Andre Joost schrieb:
tram schrieb:
Oepeenvau1971 schrieb:
aber es wäre besser es gäbe Mülheim nicht, dann hätte das ewige Geplärre und die Spekulationen ein Ende.
Was willst du uns damit sagen? Soll das ein verdeckter Maulkorb sein? Wen das Thema nicht interessiert der klickt es nicht an. Fertig.

Ganz einfach: Nur die Abwicklung der Stadt(verwaltung) Mülheim könnte die Finanzprobleme lösen. Ging bei Wattenscheid und Wanne-Eickel ja auch.

Aber eine Fusion zu Mülhausen ist wohl auch nicht wirklich auf der Tagesordnung, oder?

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: tram

Datum: 07.12.18 10:14

Hallo Ruhri,

das mit Bielefeld war sarkastisch gemeint und bezog sich auf die Bielefeld-Verschwörung . Ich hab sogar Verwandschaft dort die ich mittlerweile nicht mehr damit aufziehen kann da sich die Sache mittlerweile schon mehr als abgenutzt hat. Eigentlich auch eine schöne Stadt.

Noch Fragen Kienzle?

Im Gedenken: Ulrich Kienzle *09.03.36 +16.04.20

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Gernot

Datum: 07.12.18 10:22

Andre Joost schrieb:
tram schrieb:
Oepeenvau1971 schrieb:
aber es wäre besser es gäbe Mülheim nicht, dann hätte das ewige Geplärre und die Spekulationen ein Ende.
Was willst du uns damit sagen? Soll das ein verdeckter Maulkorb sein? Wen das Thema nicht interessiert der klickt es nicht an. Fertig.

Ganz einfach: Nur die Abwicklung der Stadt(verwaltung) Mülheim könnte die Finanzprobleme lösen. Ging bei Wattenscheid und Wanne-Eickel ja auch.
Was aber die Finanzkraft von Bochum, bzw. Herne nicht großartig stärkte. Die finanzielle Lage einer Stadt hat nichts mit deren Größe zu tun. Mülheim hat - so wie viele andere Städte des Ruhrgebiets auch - der Strukturwandel übelst erwischt. Ein Teil der damit entstandenen Probleme mag hausgemacht sein, aber zum Teil muss man schlichtweg damit leben, dass auch große Städte entsprechend den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schrumpfen können bis hin zur Bedeutungslosigkeit. Das dauert zwar etwas, sollte aber nicht unbedingt durch großzügige Subventionsmittel aufgehalten werden. Nur mal so als Beispiel: Vor 200 Jahren hießen die beiden größten Städte Westfalens Münster und Soest. Nix mit Dortmund, Bochum oder Bielefeld. Münster hat sich in den westfälischen Top Ten gehalten, wenn auch nicht mehr auf der Spitzenposition. Soest hingegen... Oder gehen wir mal 500 Jahre zurück, ans Ende des Mittelalters. Die zehn größten Städte Deutschlands waren Köln, Magdeburg, Augsburg, Nürnberg, Lübeck, Ulm, Straßburg, Bremen, Hamburg und Braunschweig. Berlin, München oder Stuttgart hingegen waren unbedeutende Kleinstädte. Von den damaligen zehn größten deutschen Städten haben sich nur drei bis heute in dieser Liste halten können (wäre Straßburg noch in Deutschland, stünde es trotzdem nicht drin), während Ulm, Braunschweig, Lübeck oder Magdeburg heute allenfalls als Provinzmetropolen wahrgenommen werden.
Und was in größerem und zeitlich gestrecktem Rahmen mit ganzen Städten passiert, geschieht viel schneller mit einzelnen Stadtteilen. Wo vor zwanzig oder dreißig Jahren noch eine hohe Bevölkerungsdichte herrschte und das Leben brummte, kann es gut sein, dass heute keiner mehr wohnen mag und nahezu alle, die noch da sind am liebsten gleich morgen den Möbelwagen bestellen würden. Aber große Teile der Infrastruktur werden weitgehend beibehalten, selbst wenn die Nutzung deutlich abgenommen hat. Vielleicht macht man mal einen Kindergarten dicht, wird die Sparkasse an der Ecke geschlossen (die Kneipe ist schon länger zu) oder der Takt der Straßenbahn wird ausgedünnt, doch vieles bleibt und kostet auch dann noch städtisches Geld, wenn es deutlich weniger genutzt wird.
Und so weiß ich nicht, ob Mülheim sich gerade zu Tode spart, sich gesund schrumpft oder das alles nur Symptome einer sterbenden Stadt sind, bei der lebensverlängernde Maßnahmen sehr fragwürdige Investitionen wären.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Gernot

Datum: 07.12.18 10:25

tram schrieb:
Hallo Ruhri,

das mit Bielefeld war sarkastisch gemeint und bezog sich auf die Bielefeld-Verschwörung . Ich hab sogar Verwandschaft dort die ich mittlerweile nicht mehr damit aufziehen kann da sich die Sache mittlerweile schon mehr als abgenutzt hat. Eigentlich auch eine schöne Stadt.
Wenn man die Bielefelder ärgern will, dann nicht mit der Bemerkung "Euch gibt´s doch gar nicht!" Das ist mittlerweile sogar ein Slogan des dortigen Stadtmarketings geworden. Aber die Frage: "Sag mal, ist das eigentlich noch NRW oder schon Niedersachsen?" bringt den Bielefelder schnell auf die Palme. :-)

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Kay

Datum: 07.12.18 10:50

Erst stirbt die Straßenbahn,
dann stirbt die Stadt.

Re: [MH] Strukturwandel der zweite

geschrieben von: Marcus Lehmann

Datum: 07.12.18 10:50

Es gibt da einen schönen Film aus den 1970er Jahren, wo Mülheim als Musterstadt des Strukturwandel hingestellt wird. War es mit eine der ersten Städte wo der Bergbau zu ende ging und man damals nach Alternativen suchte und das zeitweise auch klappte. Doch dann wurden Gelder förmlich für viel unnützes zum Fenster heraus geworfen, das viel anfangs noch nicht so auf, da die Stadt als solches recht reich war. Aber scheinbar war die Verlockung so groß das Mülheim auf den Weg zur 200.000 Einwohnerstadt war, dass man sich kaum Gedanken gemacht hat, was passiert wenn der Trend wieder rückläufig ist. Dazu kommen halt noch einige andere Dinge.

Fakt ist Mülheim welche mit den ersten Strukturwandel durchgemacht hat, steht vor dem nächsten und das mit einer Stadtspitze die eigentlich schon lange nicht mehr weiß was man da tut, bzw. wo vor allen Interessen überwiegen, die alles im Sinn haben, nur halt nicht was am Ende nachhaltig ist. Das sind leider auch die selben Leute die eigentlich in den 1970er Jahren den heutigen Niedergang der Stadt mit bereitet haben und kurz vor ihren Ausscheiden nochmal alles mitnehmen was auf ihren Weg dahin liegt. Und ausbaden dürfen es die kommenden Generationen.
Gernot schrieb:
Andre Joost schrieb:
tram schrieb:
Oepeenvau1971 schrieb:
aber es wäre besser es gäbe Mülheim nicht, dann hätte das ewige Geplärre und die Spekulationen ein Ende.
Was willst du uns damit sagen? Soll das ein verdeckter Maulkorb sein? Wen das Thema nicht interessiert der klickt es nicht an. Fertig.

Ganz einfach: Nur die Abwicklung der Stadt(verwaltung) Mülheim könnte die Finanzprobleme lösen. Ging bei Wattenscheid und Wanne-Eickel ja auch.
Was aber die Finanzkraft von Bochum, bzw. Herne nicht großartig stärkte. Die finanzielle Lage einer Stadt hat nichts mit deren Größe zu tun.
Aber mit denen, die dort das sagen haben.
"Der Fisch stinkt vom Kopf her" gilt hier allzu oft.

Deshalb schadet es nichts, wenn die Stadtspitze entmachtet wird. Oberhausen hat selber genug Probleme, aber eine Aufteilung auf Duisburg und Essen entlang der Ruhr, mit sofortiger Zwangspensionierung der gesamten Mülheimer Verwaltung wäre ein erster Schritt zur Besserung.

Der Zusammenschluß der MVG und EVAG ist dagagen ein Negativbeispiel: Doppelte Spitze mit Spitzengehalt, der Rest wurschtelt weiter wie bisher.

Gruß,
Andre Joost

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Ruhri

Datum: 07.12.18 11:32

tram schrieb:
Hallo Ruhri,

das mit Bielefeld war sarkastisch gemeint und bezog sich auf die Bielefeld-Verschwörung . Ich hab sogar Verwandschaft dort die ich mittlerweile nicht mehr damit aufziehen kann da sich die Sache mittlerweile schon mehr als abgenutzt hat. Eigentlich auch eine schöne Stadt.

Klar doch! Ich war schon mal da, nur um mir die Straßenbahn anzuschauen. Die superlangen Züge gab es natürlich nicht, da ich an einem Samstag da war und die nur werktags verkehren. Ansonsten hat Bielefeld aber auch viel Grün links und rechts der Strecke.
Der Sparkurs im ÖPNV wird durchgezogen:

Zitat
Einig ist der Stadtrat sich darin, dass der ÖPNV eine durchgreifende Sanierung benötigt. Jährliche Verluste von 30 Millionen Euro und das bei einem Angebot, das zunehmend bei den Bürgern auf Kritik stößt, will keiner länger hinnehmen.
Quelle: [www.waz.de]

Hmmm, woran liegt es wohl, dass die Bürger trotz dieses hohen Defizits schon mit dem Angebot unzufrieden sind, das derzeit noch gefahren wird? Misswirtschaft? Ineffizienz? Klientel-, Günstlings- und Vetterwirtschaft? Parteifilz? Mehr Häuptlinge mit sechsstelligem Jahreseinkommen als Indianer mit Tariflohn? Aber nicht doch. Der böse Strukturwandel ist schuld, für den kann man ja nichts.

Drei privatisierte Buslinien im Stundentakt können dann sicher als ausreichend angesehen werden, eine Ringlinie und zwei Durchmesserlinien. So ein richtig schönes Fadenkreuz. Alles andere weg inkl. jeder Meter Straßenbahn.

Die Bürger werden sicher auch zufriedener mit dem Nahverkehr und die Kritik wird weniger, wenn weiter bis auf Dorfniveau herunter gekürzt und gestrichen wird („Sanierung“). Was eine schizophrene Einstellung. Willkommen in der Autostadt Mülheim an der Ruhr.

Es grüßt der Ruhrrevierbahner
Und täglich grüsst ...


Also da die Finanzen der Stadt katastrophal sind sollte man vielleicht doch in erwägung ziehen da einzusparen wo Geld zum fenster hinaus geworfen wird.

Die Verantwortlichen für das Finanzproblem der Stadt sollten aus ihren Ämter egal wo enthoben werden.

Auch andere wiedersacher die ihre finger im Spiel hatten einfach zerschlagen.. so wie es jetzt ist oder wie man liest das es werden soll hilft weder der Stadt noch sonst wen.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Gernot

Datum: 07.12.18 12:50

nickflower schrieb:
Also da die Finanzen der Stadt katastrophal sind sollte man vielleicht doch in erwägung ziehen da einzusparen wo Geld zum fenster hinaus geworfen wird.

Die Verantwortlichen für das Finanzproblem der Stadt sollten aus ihren Ämter egal wo enthoben werden.

Auch andere wiedersacher die ihre finger im Spiel hatten einfach zerschlagen.. so wie es jetzt ist oder wie man liest das es werden soll hilft weder der Stadt noch sonst wen.
Also zuerst mal Rauswurf des Bürgermeisters, aller Beigeordneten, Kämmerer usw.. Dann natürlich Rücktritt des Stadtrats. Und selbiges sollte man auch bei Bundes- und Landesregierung in Erwägung ziehen, weil die zugelasen haben, dass eine strukturschwache Stadt wie Mülheim wenig Hilfe bekommt. Oder wie?

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Dorander

Datum: 07.12.18 16:33

Vergesst einfach alles, was mit einer Eingemeindung Mülheims nach irgendwo zu tun hat! Die Leute, die die letzte kommunale Neuordnung gemacht haben, sind alle im Ruhestand und ihre Nachfolger in den entsprechenden Landesministerien haben wenig Lust, sich an so einer Sache die Finger zu verbrennen. Da wird ganz sicher nix kommen.
Also wird Mülheim weiter vor sich hin wursteln und stilllegen, was es will bzw. die Bezirksregierung zulässt.

Ich war heute in Essen und in Mülheim; die U18 ist ab Stadtgrenze MH halb leer und bis MH Hbf nur leidlich gefüllt. Ganz anders die 901; da knubbelt es sich ab MH Hbf, bis zum neuen Hochschulzentrum und dann noch bis Speldorf. Im Übergang nach Duisburg noch einige Leutchen bis zur Duisburger Universität. Ab da wieder voller.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Linie 711

Datum: 07.12.18 17:01

Dorander schrieb:
Zitat:
Ich war heute in Essen und in Mülheim; die U18 ist ab Stadtgrenze MH halb leer und bis MH Hbf nur leidlich gefüllt.
Das war schon immer so. Die U18 fährt weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Selbst im dicksten Berufsverkehr kann man sich immer einen Sitzplatz aussuchen.
Linie 711 schrieb:
Dorander schrieb:
Zitat:
Ich war heute in Essen und in Mülheim; die U18 ist ab Stadtgrenze MH halb leer und bis MH Hbf nur leidlich gefüllt.
Das war schon immer so. Die U18 fährt weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Selbst im dicksten Berufsverkehr kann man sich immer einen Sitzplatz aussuchen.
Und dabei hat man doch am Mülheimer Hauptbahnhof schon so einen bequemen bahnsteiggleichen Übergang Richtung Innenstadt...ach ne, doch nicht
Kalle Grabowski schrieb:
Und dabei hat man doch am Mülheimer Hauptbahnhof schon so einen bequemen bahnsteiggleichen Übergang Richtung Innenstadt...ach ne, doch nicht
Wofür wird der denn benötigt? Das Shoppinmg-Erlebnis spielt sich in Mülheims Mitte doch inzwischen vor allem im Bereich Hbf (Forum) ab.

Grüße

-chriz

--
Rückfragen ersparst du dir oft viel, nennst du sofort dein Reiseziel.
Ruhrrevierbahner schrieb:
Hallo zusammen,

in mehreren Beitragsfäden in letzer Zeit wurde dieses Thema schon angeschnitten. Nun meldet die Lokalpresse Vollzug:

Zitat
[...]

Deutliche Einsparungen ab 2021 im Nahverkehr

Doch die Steuererhöhung allein reicht noch nicht, um das Haushaltsloch zu schließen. Eine Erhöhung der Kita-Gebühren und eine personelle Verschlechterung bei der Betreuung im Offenen Ganztag – auch das hatte der Kämmerer vorgeschlagen – wollten die Politiker nicht mitmachen. Dafür sollen ab 2021 und in den folgenden Jahren deutlich Abstriche beim ÖPNV gemacht werden. Diese sollen der Stadt zunächst zwei, dann vier und letztlich sieben Millionen Euro im Jahr 2023 einbringen.

[...]
Da fragt man sich schon, wie z. B. in Krefeld ein einigermaßen akzeptabler ÖPNV mit vier eigenen gesicherten Straßenbahnlinien und überwiegend modernisiertem Fahrzeugpark dauerhaft möglich ist, obwohl Krefeld wirtschaftlich, strukturell und finanziell auch nicht gerade ein Schlaraffenland ist. Das ÖPNV-Defizit hier beträgt aktuell 19,3 Mio. EUR (-> [rp-online.de], kann aber gut kompensiert werden.

Es grüßt der Ruhrrevierbahner

----

Nebenbei, die Grausamkeiten bei der Grundsteuer B und ein Abbau von 120 Stellen in der Verwaltung, die die Stadt fast handlungsunfähig machen könnten, treffen die Bürger ebenso hart.

Bei über 2 Mrd. EUR Schulden, der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung in NRW (-> [www.waz.de] und der finanziellen Pistole der Bezirksregierung mit entsichertem Abzug auf der Brust bleibt offensichtlich keine andere Wahl mehr.
Mülheim und Krefeld wären eigentlich grundsätzlich gute vergleichbare Netze:
Die Streckenlänge von Mülheim/Oberhausener Straßenbahn der Linien 102, 104 und 112 beträgt 36,2 km, während die Streckenlänge von der Krefelder Straßenbahn 36,7 km beträgt.
Das Problem bei Mülheim ist im Gegensatz zu Krefeld, dass die Stadt nicht die Straßenbahn befördern will. Klar, es kostet. Nur komisch ist auch, dass 30 Mio. in Mülheim wegfallen im Gegensatz zu knapp 20 Mio. in Krefeld, obwohl das Streckennetz ungefähr gleich lang ist, Mülheim eine Linie weniger hat, dort die Takte dünner sind(in KR fährt die 041 im 10-Min Takt), weniger E-Wagen fahren und dadurch auch weniger Fahrzeuge benötigen?
So wenige Fahrgäste? Wahrscheinlich eher nicht. MH hat zwar 50.000 Einwohner weniger aber dieser Unterschied ist nun nicht so groß, da es im Ruhrgebiet liegt und gerade wichtige Städte verbindet - Duisburg und Essen.
Und wenn weniger Fahrgäste sind, liegt das bestimmt daran, dass die Ruhrbahn es nicht hinkriegt sich da an den Fahrplänen zu halten. Jetzt mal ohne Spaß, ich war bisher so richtig nur einmal in Mülheim Straßenbahn spotten, und zwar am 04.09.2017, für die M6. Ganze 43 Minuten musste ich warten, bis meine 112 endlich kam. 10 Meter hinter ihm folgte die nächste 112 und 100 Meter dahinter nochmal eine 112. Dann kam wieder 30 Minuten keine 112.
Es ist klar, dass so viele aufs Auto wechseln.
Genauso wird es wohl bei den Bussen sein.
Was ich mir vorstellen kann was dafür der Problem ist ist der Kombibetrieb von STOAG und Ruhrbahn auf der 112. Aber in der heutigen Zeit muss man es doch eigentlich auch unter solchen Umständen schaffen können?
Seit 01.09.2017 mache ich mir die Hoffnung, dass Ruhrbahn die finanzielle Lage ein wenig retten kann. Die damalige MVG hat vielleicht falsche Entscheidungen getroffen. Die meisten Städte haben den Fehler begangen, Anfang der 90er Jahre die erste Generation Niederflurstraßenbahn zu bestellen. Was hören wir in der letzten Zeit?
Bochum: NF6D durften zeitweise(2015) nur 30 km/h fahren, aktuell auch nur 50 km/h
Bonn: R1.1 sind kostenintensiv
Düsseldorf: NF6 erlitten Schäden(11.2018)
usw...
Krefeld begann diesen Fehler nicht und bestellte 2009 - nach 1981 erstmals wieder Straßenbahnen.
Ebenfalls fragwürdig ist, warum MVG so verteilt M8D-Wagen kaufte und nicht alle gleichzeitig. Das wäre auch viel preiswerter gewesen. So kaufte MVG sich damals
1984 4x M8D(283-286)
1987 4x M8D(287-290)
1992 4x M8D(291-294)
Auch die Kürzungen des Netzes hat immer mehr ein schlechtes Bild empfangen. 2012 eine Stilllegung, 2015 eine Stilllegung... nichts ist konstant. In Krefeld wurde zuletzt 2013 auch die Strecke nach Tackheide still gelegt, aber die war jetzt im Vergleich zu den Stilllegungen von dem Mülheimer Netz viel kleiner.

Straßenbahn-Begeisterter aus Krefeld! Favorit: Düwag M8C ;)
Meine eigene, ausführliche Website zum Nahverkehr in Krefeld: [strassenbahn-bus.de]
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Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: ulrich

Datum: 07.12.18 21:17

OWL liegt doch kurz vor dem Ural, oder?

Ulrich
Doch, Mülheim gibt es zweifellos.

Ich bin dort als Schüler und Student immer wieder hingefahren, um Vorstellungen des Theaters an der Ruhr zu besuchen, damals noch mit der einzigartigen Schauspielerin Gordana Kossanovic, die leider nur 33 wurde.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: bsbw

Datum: 08.12.18 00:29

Da hilft nur die Berliner "Wunderwaffe" Nikutta. Die kann schönes Marketing machen, verkauft jeden neuen Aufzug als größte Errungenschaft, jede Baustelle im Netz wird mit flotten Sprüchen begleitet, obwohl unten im Tunnel die U-Bahnen und oben die Trams und Busse immer öfter ausfallen. Fahrzeug- und Personalmangel ist seit einigen Jahren alltäglich. Es kommt nur auf das Gefühl an, einen tollen ÖPNV zu haben. Und dafür geht alle Kraft in die Öffentlichkeitsarbeit.
Christoph Zimmermann schrieb:
Kalle Grabowski schrieb:
Und dabei hat man doch am Mülheimer Hauptbahnhof schon so einen bequemen bahnsteiggleichen Übergang Richtung Innenstadt...ach ne, doch nicht
Wofür wird der denn benötigt? Das Shoppinmg-Erlebnis spielt sich in Mülheims Mitte doch inzwischen vor allem im Bereich Hbf (Forum) ab.
Ok, stimmt auch wieder. Als ich das letzte Mal durch die "City" gelaufen bin, waren da eigentlich nur noch 1€-Läden, Handyshops und Billigbäcker.
ulrich schrieb:
Zitat:
OWL liegt doch kurz vor dem Ural, oder?
Für Isselhorst, "Ummeln" und "Brackwede" trifft das zu, dann folgt das unbesiedelte Hochland mit dem "ICE-Systemhalt" und den berühmten Kulissen "Olderdissen", "Sparren", "Stadtwerke" und "Viadukt", bevor sich ab Porta Sibirica das erhebungslose Ödland dem Auge des Betrachters öffnet. Kurz hinter der Wüstung Wolfsburg liegen dann schon die mongolischen Horden, die sich noch immer an der Entzifferung der sogenannten "Schummelsoftware" ihre Zähne ausbeißen.
Kalle Grabowski schrieb:
Handyshops und Billigbäcker.

Dort kann man sich mal tüchtig sattessen und vor dem Eintreffen des nächsten Verkehrsmittels bleibt sogar ausreichend Zeit, alle Speisen vor Verzehr ausführlich mit den neuen Handy zu instagrammen (igen; igte; geïgt).

Also bitte nicht immer so negativ.

Re: [MH] Altparteienfilz!

geschrieben von: Kiwi

Datum: 08.12.18 13:23

Man könnte es als Filz der Altparteien bezeichnen. Im Ruhrgebiet hauptsächlich SPD-Filz und CDU-Filz. Man kann als Lokalpolitiker beliebig viel Mist machen, und wird dennoch gewählt. Schon allein, weil die Leute keine Alternative haben, und die Medien, so scheint es, immer mehr unter die Kontrolle der Parteien geraten. Man hat überall sein Netzwerk und trifft die Entscheidungen zum eigenen Vorteil und nicht zum Vorteil der Bürgerinnen und Bürger. Genau das, was seit einigen Jahren in der Bundespolitik abgeht.
Hinzu kommt, dass die mit Abstand grössten Kosten für die Städte durch Sozialleistungen verursacht werden, Hartz IV usw. und nicht etwa durch den ÖPNV. Selbst, wenn man den gesamten ÖPNV abschaffen würde, könnte man kaum Einsparungen erzielen. Die Kosten für Sozialleistungen aber werden in den nächsten Jahren geradezu explodieren, da die Zahl der Hartz IV-Empfänger wohl drastisch ansteigen wird. Ich sehe nicht nur für MH schwarz...

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Kiwi

Datum: 08.12.18 13:35

Der Unterschied zwischen MH und KR dürfte klar sein: MH hat den Unterhalt von vielen Tunnelkilometern mit mehren U-Bahnhöfen zu bezahlen. Was denn nicht wäre, wäre das Defizit sehr viel kleiner!

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: hubertat

Datum: 08.12.18 13:40

Ach, wer hätte das gedacht, dass die Stadtbahn-Tunnel so viel kosten (würden). Da liegt also des Pudels Kern begraben. Komisch nur, dass man sich da nicht drantraut, aber schön fleißig im Oberflächenverkehr einsparen und einstellen will. Am Ende wird das Defizit nicht viel kleiner sein als heute ...

W.

Re: [MH] Altparteienfilz!

geschrieben von: Gernot

Datum: 08.12.18 15:20

Kiwi schrieb:
Man könnte es als Filz der Altparteien bezeichnen. Im Ruhrgebiet hauptsächlich SPD-Filz und CDU-Filz. Man kann als Lokalpolitiker beliebig viel Mist machen, und wird dennoch gewählt. Schon allein, weil die Leute keine Alternative haben, und die Medien, so scheint es, immer mehr unter die Kontrolle der Parteien geraten. Man hat überall sein Netzwerk und trifft die Entscheidungen zum eigenen Vorteil und nicht zum Vorteil der Bürgerinnen und Bürger. Genau das, was seit einigen Jahren in der Bundespolitik abgeht.
Diesen Filz gibt es wohl überall. Und er ist auch kein Spezifikum einer Demokratie. Eher im Gegenteil: In anderen Regierungsformen ist er noch deutlich größer. In einer Demokratie kann man die Verantwortlichen theoretisch abwählen, das geht sonst nicht. Und - was nicht vergessen werden darf - in einer funktionierenden Demokratie gibt es auch noch eine unabhängige Justiz, die die übelsten Auswüchse beenden kann.
Das Problem sind sicher auch die Medien. In der ehemaligen britischen Besatzungszone, zu der NRW gehörte, achteten die Briten darauf, dass es in jedem Ort mindestens zwei Tageszeitungen mit unterschiedlicher politischer Ausrichtung gab. Nach etwa 20 Jahren der Zeitungskrise aber ist diese sinnvolle Vielfalt vorüber. Und die neueren Medien haben da sowieso ein Problem. Das Fernsehen fühlt sich für regionale Themen meist nicht zuständig und bei allen Varianten der online-Medien ist die Seriosität der Quellen ein heikles Thema. Fake-News sind kein amerikanisches Phänomen.
Problematisch ist aber, dass die Wahlbeteiligung umgekehrt proportional zum sozialen Status ist. D.h., die Armen und schlecht Gebildeten, für die z.B. der ÖPNV weit nötiger ist als für die Gutverdiener, gehen deutlich seltener zur Wahl. Und wenn sie dann auch noch sog. Protestparteien wie die AfD wählen, deren sozial-, wirtschafts- und verkehrspolitischer Kurs (so es denn so was bei einer weitgehenden Ein-Themen-Partei gibt) stark der FDP ähnelt, wundert das schon ein wenig.

Zitat:
Hinzu kommt, dass die mit Abstand grössten Kosten für die Städte durch Sozialleistungen verursacht werden, Hartz IV usw. und nicht etwa durch den ÖPNV. Selbst, wenn man den gesamten ÖPNV abschaffen würde, könnte man kaum Einsparungen erzielen. Die Kosten für Sozialleistungen aber werden in den nächsten Jahren geradezu explodieren, da die Zahl der Hartz IV-Empfänger wohl drastisch ansteigen wird. Ich sehe nicht nur für MH schwarz...

Im Moment sieht es eher so aus, als ob die Zahl der ALG II (auch Hartz IV genannt)-Bezieher abnimmt, weil auch Langzeitarbeitslose wieder zu Jobs kommen. Das kann sich allerdings je nach Wirtschaftslage auch wieder ändern. Und sollte eines Tages wirklich das bedingungslose Grundeinkommen die bisherige Praxis ablösen, muss man sich sowieso neu überlegen, wer da was zahlt. Das Problem ist aber schon richtig erkannt: Die Sozialleistungen sprengen in armen Städten den Haushalt, wobei das ein übler Kreislauf ist, aus dem diese Städte mit eigener Kraft nicht rauskommen. Denn je ärmer eine Stadt ist, desto höher sind ihre Steuersätze (Grund- und Gewerbesteuer), desto schlechter die freiwilligen Leistungen (Kultur, Grünflächen, Sportanlagen usw.) aber auch der Zustand der Infrastruktur und um so unattraktiver wird sie deshalb für Neuzuzügler und ansiedlungswillige Gewerbetreibende. Da hat der Bund im Rahmen seiner Anstrengungen, einen dauerhaft ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, einfach einen großen Batzen auf die Kommunen abgewälzt.
Ich sag nur Düsseldorf. 832 Millionen Euro für den Tunnel der Wehrhahnlinie. Schön und schnell, ja, aber man hätte deutlich günstigere Varianten nehmen könenn. Und jetzt kämpft Rheinbahn gegen Rissbildungen der B80er, Fehlkonstruktion der NF6 und über die zu breiten HF6.

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Re: [MH] Altparteienfilz!

geschrieben von: Stundentakt

Datum: 08.12.18 15:42

Gernot schrieb:
Nach etwa 20 Jahren der Zeitungskrise aber ist diese sinnvolle Vielfalt vorüber.
Dafür wirken selbst kürzeste Artikel der WAZ oft wie aus der Feder zweier Redakteure, die aber nicht miteinander sprechen durften; Sucht man nach dem vierten gelesenen Satz nach der Fortsetzung des Textes, aber das war's schon.

Ernsthaft, die Berichterstattung über die desaströse, kurzsichtige, orientierungslose, unverschämte, bauernschlaue, schädliche, verantwortungslose Mülheimer Verkehrspolitik ist doch jenseits von gut und böse, und zwar durchgängig seit 2012.

Nein, das Ruhrgebiet ist durch und durch zermürbt. Zum Heulen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:12:08:15:43:25.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Gernot

Datum: 08.12.18 15:44

hubertat schrieb:
Ach, wer hätte das gedacht, dass die Stadtbahn-Tunnel so viel kosten (würden). Da liegt also des Pudels Kern begraben. Komisch nur, dass man sich da nicht drantraut, aber schön fleißig im Oberflächenverkehr einsparen und einstellen will. Am Ende wird das Defizit nicht viel kleiner sein als heute ...

Da würde ich doch gern mal die Gegenrechnung sehen. Was würde es wohl kosten, die vorhandenen Tunnel zuzuschütten, dauerhaft zu sichern und stattdessen einen vergleichbaren SPNV an der Oberfläche zu bauen und zu betreiben? Eine Bezuschussung dieser Neubauten könnte man vermutlich vergessen.

Dass die Mülheimer Tunnelabschnitte nicht optimal sind, ist klar. Aber das liegt zum Teil auch an der miserablen Auslastung derselben. Eine Tunnelstrecke mit einer Zugfolge von 7,5 oder 10 Minuten ist reichlich überdimensioniert. Bahnhöfe mit Bahnsteigen, die nur zur Hälfte genutzt werden, ebenfalls. Das ist aber das Problem nahezu aller Tunnelabschnitte der kleineren Städte im Ruhrgebiet, ob Mülheim, Gelsenkirchen, Bochum (außer der U35), Herne und auch Duisburg: Deren Tunnelabschnitte sind ein Fragment geblieben und niemals zu der Nutzung gekommen, für die sie gebaut wurden. Oder wo fahren dort 90 m lange Züge mit einer Zugfolge von maxmial 5 Minuten? Vielleicht ist die U18 als Referenzstrecke für die Stadtbahn Rhein-Ruhr auch am Bedarf vorbei gebaut worden, ich weiß es nicht. Aber man konnte sie Dank der vorhandenen Schnellbahntrasse auf dem Mittelstreifen der A 40 relativ preiswert und schnell bauen. Und wegen der großzügigen Förderung konnten die Kommunen für wenig Geld sogar ihr Stadtzentrum aufpeppen, denn auch die Neugestaltung der Oberfläche nach dem Bau gehörte zur Gesamtmaßnahme. Und beim Bau hatten alle die Pläne für den weiteren Netzausbau vor Augen, der ja recht bald erfolgen sollte.
Es mag etwas seltsam klingen, aber vielleicht wäre der SPNV in Mülheim am ehesten zu retten, wenn man das Stadtbahnsystem weiter ausbaut? Also eine Verlängerung der U18 bis Duisburg, dazu noch ein oder zwei Nord-Süd-Strecken von Oberhausen und Dümpten nach Saarn...
StraßenbahnFanBobo2003 schrieb:
Ich sag nur Düsseldorf. 832 Millionen Euro für den Tunnel der Wehrhahnlinie. Schön und schnell, ja, aber man hätte deutlich günstigere Varianten nehmen könenn. Und jetzt kämpft Rheinbahn gegen Rissbildungen der B80er, Fehlkonstruktion der NF6 und über die zu breiten HF6.
Schön? Naja, die Stationen wirken eher kühl (wie die Meisten nach Anfang der 2000er Jahre eröffneten Stationen.

Schnell? Heute brauche ich von Menzels Lokschuppen an der Friedrichstr mit weiteren Geschäften 3-4 Minuten länger zur Altstadt als vor der Eröffnung. Ähnlich sieht's aus wenn man von der Altstadt zum Kaufhof oder Karstadt an der Jacobistraße fährt. Auch die Verknüpfung zur 707 und den nach Ratingen fahrenden Buslinien ist wesentlich schlechter geworden.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:12:08:17:48:43.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Kiwi

Datum: 09.12.18 01:47

Die U18 war für mich immer die ideale Stadtbahnstrecke. Völlig unabhängig vom Strassenverkehr trassiert hat diese Linie Potential noch viel mehr Fahrgäste zu transportieren. Man könnte es auch als überdimensioniert bezeichnen. Die Trassierung ist gerade in MH sehr aufwändig. Anstatt dem Strassenverlauf zu folgen hat man eine Berg- und Talbahn durch die leicht hügelige Landschaft gebaut. Brücken und Tunnel wechseln sich ab. Das kostet im Unterhalt. Vielleicht kann man aus der U18 eine Universitätslinie machen, die den Campus der Uni DU mit dem Campus der Uni E verbindet. Sodass die Universität Duisburg-Essen auch ÖPNV-mässig zusammenwächst. Streckenverlauf Altenessen Bf. - Uni Essen - Essen Hbf - MH Hbf - Uni Duisburg - Duisburg Hbf. . Vielleicht würde das mehr Fahrgäste bringen?
Kiwi schrieb:
Die U18 war für mich immer die ideale Stadtbahnstrecke. Völlig unabhängig vom Strassenverkehr trassiert hat diese Linie Potential noch viel mehr Fahrgäste zu transportieren.
Diese These wird mit dem Dieselverbot auf der A40 bald einem Test zugeführt.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: hubertat

Datum: 09.12.18 10:36

Gernot schrieb:
hubertat schrieb:
Ach, wer hätte das gedacht, dass die Stadtbahn-Tunnel so viel kosten (würden). Da liegt also des Pudels Kern begraben. Komisch nur, dass man sich da nicht drantraut, aber schön fleißig im Oberflächenverkehr einsparen und einstellen will. Am Ende wird das Defizit nicht viel kleiner sein als heute ...

Da würde ich doch gern mal die Gegenrechnung sehen. Was würde es wohl kosten, die vorhandenen Tunnel zuzuschütten, dauerhaft zu sichern und stattdessen einen vergleichbaren SPNV an der Oberfläche zu bauen und zu betreiben? Eine Bezuschussung dieser Neubauten könnte man vermutlich vergessen.

Dass die Mülheimer Tunnelabschnitte nicht optimal sind, ist klar. Aber das liegt zum Teil auch an der miserablen Auslastung derselben. Eine Tunnelstrecke mit einer Zugfolge von 7,5 oder 10 Minuten ist reichlich überdimensioniert. Bahnhöfe mit Bahnsteigen, die nur zur Hälfte genutzt werden, ebenfalls. Das ist aber das Problem nahezu aller Tunnelabschnitte der kleineren Städte im Ruhrgebiet, ob Mülheim, Gelsenkirchen, Bochum (außer der U35), Herne und auch Duisburg: Deren Tunnelabschnitte sind ein Fragment geblieben und niemals zu der Nutzung gekommen, für die sie gebaut wurden. Oder wo fahren dort 90 m lange Züge mit einer Zugfolge von maxmial 5 Minuten? Vielleicht ist die U18 als Referenzstrecke für die Stadtbahn Rhein-Ruhr auch am Bedarf vorbei gebaut worden, ich weiß es nicht. Aber man konnte sie Dank der vorhandenen Schnellbahntrasse auf dem Mittelstreifen der A 40 relativ preiswert und schnell bauen. Und wegen der großzügigen Förderung konnten die Kommunen für wenig Geld sogar ihr Stadtzentrum aufpeppen, denn auch die Neugestaltung der Oberfläche nach dem Bau gehörte zur Gesamtmaßnahme. Und beim Bau hatten alle die Pläne für den weiteren Netzausbau vor Augen, der ja recht bald erfolgen sollte.
Es mag etwas seltsam klingen, aber vielleicht wäre der SPNV in Mülheim am ehesten zu retten, wenn man das Stadtbahnsystem weiter ausbaut? Also eine Verlängerung der U18 bis Duisburg, dazu noch ein oder zwei Nord-Süd-Strecken von Oberhausen und Dümpten nach Saarn...
Aber ist nicht genau das Problem: ein Tunnel wird (oder wurde) gebaut und du hast ein sehr mageres Angebot. Die Stadtbahn-Rhein-Ruhr war sicherlich ein ambitioniertes Projekt. Es wäre aber hws. besser gewesen mit der Hälfte der Summe und zu einem Bruchteil der Betriebskosten einfach das Straßenbahnsystem auszubauen. Das fällt halt jetzt bestimmten Städten auf den Kopf! Aber: hätte, hätte, Fahrradkette ...

Tatsächlich würde es Sinn machen, die Infrastruktur besser auszulasten und dadurch mehr einzunehmen. Ein Schritt sollte ja die Umstellung des Bussystems auf Zubringer zum Schienenverkehr sein. Und eine durchgehende Linie U18 Duisburg - Essen wäre sicherlich schön, wird nur an den infrastrukturellen Vorgaben scheitern. Leider ...

Insgesamt ist es halt hinterfragenswert, dass man mit öffentlichem Geld gebaute Infrastruktur so einfach wieder abreißt, anstelle sie ordentlich zu nutzen!

W.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Gernot

Datum: 09.12.18 11:16

hubertat schrieb:
Aber ist nicht genau das Problem: ein Tunnel wird (oder wurde) gebaut und du hast ein sehr mageres Angebot. Die Stadtbahn-Rhein-Ruhr war sicherlich ein ambitioniertes Projekt. Es wäre aber hws. besser gewesen mit der Hälfte der Summe und zu einem Bruchteil der Betriebskosten einfach das Straßenbahnsystem auszubauen. Das fällt halt jetzt bestimmten Städten auf den Kopf! Aber: hätte, hätte, Fahrradkette ...
Hinterher ist man immer schlauer.
Ich weiß nicht, ob man Anfang der 1970er schon wissen konnte, dass der Strukturwandel des Ruhrgebiets zum weitgehenden Dahinvegetieren einiger Städte führt. Bis in die 1970er war man doch allenthalben sehr optimistisch. Und in den 1950er und 60er Jahren war das Revier die Boomregion Deutschlands. Massenhaft Arbeitsplätze, vermögende Städte und dann eben auch die Perspektive, die Region zwischen Krefeld und Unna als zusamenhängende Metropolregion mit über 7 Millionen Einwohnern (und wachsender Tendenz) wahrzunehmen. Für so etwas braucht man auch ein vernünftiges Verkehrssystem.
Und nun guck dir mal die Revierstraßenbahnen Ende der 1960er an: Oft verkehrten noch leicht modernisierte Wagen aus den 1940ern, zahlreiche Streckenabschnitte waren eingleisig, es gab eine nicht unbeträchtliche Zahl von Kreuzungen mit den Zechen- oder anderen Eisenbahnen und die beiden vorhandenen Spurweiten machten die Sache auch nicht leichter. Straßenbahnen in den 1960ern hatten oft einen nostalgischen Touch und ein schlechtes Image. Die Busse hingegen wurden alle paar Jahre moderner und leistungsfähiger. Kein Wunder, dass so viele Städte in dieser Zeit ihre Betriebe dicht machten.
Von diesen Voraussetzungen aus ist der Plan für ein zusammenhängendes Schnellbahnsystem anstelle der altmodischen Straßenbahn verständlich. Leider ging dann recht bald den Beteiligten das Geld aus, bzw. wurde doch überwiegend in den den Straßenbau gesetckt.

Zitat:
Tatsächlich würde es Sinn machen, die Infrastruktur besser auszulasten und dadurch mehr einzunehmen. Ein Schritt sollte ja die Umstellung des Bussystems auf Zubringer zum Schienenverkehr sein. Und eine durchgehende Linie U18 Duisburg - Essen wäre sicherlich schön, wird nur an den infrastrukturellen Vorgaben scheitern. Leider ...
Diese infrastrukturellen Vorgaben sind doch ein hausgemachtes Problem! Wenn sich die Stadtbahnteilnetze Essen/Mülheim und Duisburg/Düsseldorf nicht auf ein einheitliches System für Sicherungstechnik, Schienenprofile etc. einigen konnten, wäre es Sache des Landes gewesen, da einzugreifen. Bei den Streckenparametern gab es ja auch einheitliche Vorgaben. Und auch jetzt gäbe es Möglichkeiten, die Kuh vom Eis zu bekommen. Natürlich kostet das zunächst etwas, aber diese Investitionen könnten sich rentieren. Und dass der Streckenabschnitt zwischen Mülheim-Speldorf und Duisburg-Zoo nicht für Fahrzeuge in Stadtbahngröße geeignet ist, kann man auch lösen, vielleicht mit Hilfe eines weiteren Tunnelabschnitts. Es geht ja nicht um 5 km mit acht Bahnhöfen!
Zitat:

Insgesamt ist es halt hinterfragenswert, dass man mit öffentlichem Geld gebaute Infrastruktur so einfach wieder abreißt, anstelle sie ordentlich zu nutzen!


Genau das denke ich mir auch. Natürlich muss man sich jeden Streckenast genau ansehen, ob er wirklich noch zur Genüge ausgelastet ist. Andererseits könnte man die bereits vorhandene Infrastruktur auch nutzen, um entlang dieses Astes neue Nutzer anzusiedeln. Also nicht irgendwo in die Walachei ein Einkausfzentrum/Krankenhaus/Schulzentrum/Gewerbepark oder was auch immer zu bauen, sondern zuerst mal zu sehen, ob sich nicht in der Nähe der schlecht ausgeasteten Straßenbahnstrecke ein geeignetes Grundstück fände.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: hubertat

Datum: 09.12.18 12:12

Ich sage es provokanter: der Tunnelwahn hat zum "Dahinvegetieren" der Städte geführt bzw. erheblich dazu beigetragen. Etwas weniger Großmannssucht und mehr Realismus hätte dem Ganzen gut getan.

Trotzdem glaube ich, dass man durch die ganze Einsparerei nicht viel rauskriegen wird. Denke eher, dass man in den Overheads (wer braucht bitte zwei Ruhrbahn-Vorstände?) und der Verwaltung ordentlich sparen könnte, ohne den Betrieb einschränken zu können. Ach ja, das Schienenangebot stärken wäre vielleicht sinnvoll anstatt des abzubauen. Spätestens beim Dieselfahrverbot kommt das (teure) Erwachen ...

W.

Re: [MH] Prognosen gab es schon recht früh..

geschrieben von: Marcus Lehmann

Datum: 09.12.18 12:53

...wie sich das Ganze finanziell auswirken kann.

So gab es bereits vor Eröffnung der ersten Stadtbahnanlagen Berichte, welche die heutigen Probleme fast 1zu1 schilderten. Und es wurde schon damals hinterfragt, ob man sich nicht damit übernimmt.

Leider gab es nicht nur in Mülheim ein immer weiter so und das hat am Ende mit zu den heutigen Problemen geführt.

Und es ist fraglich ob man heute diese Anlagen im Fall von Mülheim wirklich mit einer Neuausrichtung des Busnetz stärkt, da gehört am Ende noch mehr zu. Wie bessere Takte und vor allem mehr Zuverlässigkeit.

Re: [MH] U18

geschrieben von: Marcus Lehmann

Datum: 09.12.18 13:10

Das damals die U18 als Musterstrecke verwirklicht würde war eher ein reiner Zufall.
Was vor allem damit zu tun hatte, dass hier der geringste Aufwand seiner Zeit für betrieben werden musste.

Eigentlich wäre aus heutiger Sicht die Ost-West Achse zwischen Borbeck und Steele die viel bessere Strecke gewesen, da im Gegensatz zur U18 hier immer mehr los war. Nur wäre das alles im Tunnel gewesen und die Umsetzung hätte deutlich länger gedauert.

Und genau deshalb sollte man nicht so viel Gewicht auf die U18 legen. Mag sein das sie neue Kunden generieren würde, wenn selbige von Duisburg nach Essen fahren würde. Es wären aber meist nur dann auf Teilen der Strecke so. Da kaum einer um Normalfall komplett diese Strecke nutzen würde. Da für ist die S-Bahn und in Zukunft der RRX die deutlich schnellere Alternative.

Und das die U18 in Mülheim kaum Eine Rolle spielt, zeigen die Planspiele selbige entsprechend auszudünnen.

Grüße

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Gernot

Datum: 09.12.18 13:10

hubertat schrieb:
Ich sage es provokanter: der Tunnelwahn hat zum "Dahinvegetieren" der Städte geführt bzw. erheblich dazu beigetragen. Etwas weniger Großmannssucht und mehr Realismus hätte dem Ganzen gut getan.

Das glaube ich nicht. Was ist denn mit München? Sechsmal so viele Einwohner wie Mülheim, aber ein zehnmal so großes U-Bahnnetz. Auch andere Städte wie Düsseldorf, Köln, Stuttgart, Dortmund, Bonn oder Bielefeld können mit ihren Tunneln gut leben. Manche bauen sogar noch mehr davon. Und wenn man sich mal das Defizit durch den Bau und Betrieb der Tunnelstrecken in Relation zum Gesamtetat der Stadt ansieht merkt man schnell, dass es sich dabei nur um einige Prozente handelt. Was die Städte in den Ruin treibt sind die hohen Sozialausgaben bei gleichzeitig wegbrechenden Einnahmen. Abgesehen davon, dass die Alternativen auch nicht umsonst zu haben sind. Es ist doch eine Milchmädchenrechnung, dass Tunnelstrecken superschweineteuer sind, während der Betriebe einer Straßenbahn nahezu gratis ist. Meines Wissens ist es z.B. so, dass die U-Bahn der Teil der Münchener Verkehrsgesellschaft ist, der am wenigsten Defizit erwirtschaftet. Aber da werden die Tunnel auch genutzt, während sie in vielen Ruhrgebietsstädten eine Zugfrequenz haben, die der eines Provinzbahnhofs ähnelt.
Dass man viele der Tunnel im Ruhrgebiet nicht gebraucht hätte stimmt. Aber das wusste man damals nicht. Und im Nachheinin die Stadträte einer mangelnden Weitsicht zu bezichtigen kann man leicht dahersagen. Nun sind sie aber da und Zuschütten wäre noch teurer. Also sollte man sie anständig nutzen.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 09.12.18 14:48

hubertat schrieb:
Ich sage es provokanter: der Tunnelwahn hat zum "Dahinvegetieren" der Städte geführt bzw. erheblich dazu beigetragen. Etwas weniger Großmannssucht und mehr Realismus hätte dem Ganzen gut getan.

Unfug. Stell Dir mal Städte wie Hamburg, München, Köln, Berlin, Frankfurt/Main etc. ohne Tunnel vor, das wäre das blanke Chaos!

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 09.12.18 14:51

Gernot schrieb:
Dass man viele der Tunnel im Ruhrgebiet nicht gebraucht hätte stimmt.
So weit würde ich gar nicht gehen; wenn man das Stadtbahnnetz Rhein-Ruhr in Gänze verwirklicht hätte, wären die Tunnel so gut wie alle sinnvoll gewesen. Die Planung war ok – immerhin ist das Ruhrgebiet weiterhin der größte deutsche Ballungsraum – die Umsetzung war das Problem.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: hubertat

Datum: 09.12.18 15:10

Gernot schrieb:
hubertat schrieb:
Ich sage es provokanter: der Tunnelwahn hat zum "Dahinvegetieren" der Städte geführt bzw. erheblich dazu beigetragen. Etwas weniger Großmannssucht und mehr Realismus hätte dem Ganzen gut getan.

Das glaube ich nicht. Was ist denn mit München? Sechsmal so viele Einwohner wie Mülheim, aber ein zehnmal so großes U-Bahnnetz. Auch andere Städte wie Düsseldorf, Köln, Stuttgart, Dortmund, Bonn oder Bielefeld können mit ihren Tunneln gut leben. Manche bauen sogar noch mehr davon. Und wenn man sich mal das Defizit durch den Bau und Betrieb der Tunnelstrecken in Relation zum Gesamtetat der Stadt ansieht merkt man schnell, dass es sich dabei nur um einige Prozente handelt. Was die Städte in den Ruin treibt sind die hohen Sozialausgaben bei gleichzeitig wegbrechenden Einnahmen. Abgesehen davon, dass die Alternativen auch nicht umsonst zu haben sind. Es ist doch eine Milchmädchenrechnung, dass Tunnelstrecken superschweineteuer sind, während der Betriebe einer Straßenbahn nahezu gratis ist. Meines Wissens ist es z.B. so, dass die U-Bahn der Teil der Münchener Verkehrsgesellschaft ist, der am wenigsten Defizit erwirtschaftet. Aber da werden die Tunnel auch genutzt, während sie in vielen Ruhrgebietsstädten eine Zugfrequenz haben, die der eines Provinzbahnhofs ähnelt.
Dass man viele der Tunnel im Ruhrgebiet nicht gebraucht hätte stimmt. Aber das wusste man damals nicht. Und im Nachheinin die Stadträte einer mangelnden Weitsicht zu bezichtigen kann man leicht dahersagen. Nun sind sie aber da und Zuschütten wäre noch teurer. Also sollte man sie anständig nutzen.
Wir haben aber von den Ruhrgebietsstädten gesprochen ...

Aber trotzdem ist es der Kern der Sache: diese Städte (nehme jetzt einmal als Beispiel München) sind halt so groß (und damit meine ich ausdrücklich nicht Bonn, Bielefeld etc.), dass man ein U-Bahn-Netz entsprechend sinnvoll betreiben kann. Und davon gibt es vielleicht 10 in Deutschland, mehr sicher nicht. Und da wird natürlich auch mehr Masse in das Stadtzentrum bewegt, dass dieses eben nicht stirbt. Und der Bau von Tunnelstrecken ist superschweineteuer und wenn man sie nicht richtig auslasten kann wird es noch superschweineteuerer - siehe Beispiel Mülheim/Ruhr. Nur fürchte ich, dass man in Mülheim diese Tunnel ob der Größe nicht wirklich besser nutzen wird können und auf der anderen Seite wird man das Angebot an Tram & Bus auch nicht stärker einschränken können, weil das sicherlich zu Lasten der Stadt gehen wird (mehr Autoverkehr, Problem Luftschmutzung/Stichwort Dieselfahrverbote, Stadt ansonsten noch unwirtlicher, Verlust von Einwohner wegen schlechterer Lebensqualität etc. pp).

Wie ich oben schon geschrieben habe, hätte man in vielen Fällen mit mehr Realitätssinn Investitionen tätigen sollen, dann würde man nicht heute so aus der Wäsche schauen. Und man darf ja schon Fehlentwicklungen aus der Vergangenheit ansprechen, um daraus für die Zukunft zu lernen. Das kann man schon von einem Politiker erwarten, als nur großflächig den Rotstift anzusetzen. Das ist a la long das Ende der Stadt ...

Da braucht es schon ein bisserl kreativere Lösungen und nicht immer nur die einfachen (das ist aber im Moment halt gerade sehr modern ...):

Und wir sprechen jetzt einmal nur von Öffentlichen Personennahverkehr und nicht von anderen Bereichen (man kann nämlich die notwendige Sozialausgaben nicht mit der Notwendigkeit von ÖPNV gegenrechnen ...).

Und ja, viele - nicht nur - Ruhrgebietsstädte haben ein Finanzproblem, dass aus internen und externen Faktoren entstanden ist. Muss gelöst werden. Auf der anderen Seite gibt es z. B. über das GVFG so viele Förderungsmöglichkeiten, die es z. B. in Österreich nicht gibt. Und dort klappt es ja auch ...

W.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:12:09:15:16:29.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 09.12.18 15:20

hubertat schrieb:

Aber trotzdem ist es der Kern der Sache: diese Städte (nehme jetzt einmal als Beispiel München) sind halt so groß (und damit meine ich ausdrücklich nicht Bonn, Bielefeld etc.),
Bonn ist ein schönes Beispiel, mit dem man Deine Aussagen widerlegen kann. Für Bonn alleine, wären die Tunnelanlagen sicher überdimensioniert, Bonn ist aber nicht alleine zu betrachten, sondern im Gesamtsystem der Stadtbahn Rhein-Sieg. Für dieses System sind die Tunnelanlagen in Bonn unabdingbar, schließlich ging es ja explizit darum, kommunale Schnellbahnlinien für die Region Rhein-Sieg zu entwickeln, deren Rückgrat die Köln-Bonner-Eisenbahnen waren, die in die Bonner Innenstadt eingeführt werden sollten, neben den Linien der SSB.
Ähnlich sind auch die Ruhrgebietsstädte zu sehen, die einzelne Betrachtungsweise führt nicht weiter, es ging um die Entwicklung eines kommunalen Schnellbahnsystems für die Region Rhein-Ruhr, also die Stadtbahn Rhein-Ruhr. Deshalb heißt die Stadtbahn Stadtbahn, weil sie Städte nicht nur erschließt, sondern auch verbindet, also die gesamte Region erschließt.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Pesa Link

Datum: 12.12.18 16:50

Ruhrrevierbahner schrieb:
Glaubhaft spekuliert wurde hier ja schon für 2022+ mit der Komplettaufgabe der Straßenbahn und vollständiger Privatisierung des verbleibenden Busverkehrs (Mesenhohl, Urban, Schiwy, Graf, Klingenfuss und wie sie hier alle heißen) mit Bezug auf Mitglieder des Mülheimer Verkehrsausschusses, die solche Vorhaltungen nicht mehr entrüstet dementierten, sondern nur noch süffisant grinsten.
Ich frage mich, warum man nicht einfach den Busbetrieb privateisiert, ohne groß zu fragen.

Das wäre sicherlich kostengünstiger.

Viele Grüße aus EMRS
Moritz

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: hubertat

Datum: 12.12.18 17:07

Es ist u. a. kostengünstiger, weil die Arbeitnehmer deutlich weniger verdienen und die Arbeitsbedingungen deutlich schlechter sind ...

Das kann aber nicht die Aufgabe einer Kommune sein, noch einen weiteren Teil der Daseinsvorsorge "outzusourcen"; viele andere Städte beweisen ja, dass es auch in kommunaler Hand zu vernünftigen Kosten machbar ist. Nur ist scheinbar Mülheim an der Ruhr anders ...

W.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:12:12:17:08:23.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Pesa Link

Datum: 12.12.18 17:51

Ja, da hast Du sicherlich Recht, aber teilweise vergeben Städte ja schon ganze Buslinien an Privatunternehmen, um mögliuch künstigengünstig zu fahren.

Natürlich ist es so, dass ein gewisser Prozentsatz an Linien oder Kursen fremdvergeben werden muss, aber dass man ein ganzes Netz fremdvergibt, ist mir noch nicht untergekommen.

Viele Grüße aus EMRS
Moritz

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Gernot

Datum: 12.12.18 18:11

Pesa Link schrieb:
Ja, da hast Du sicherlich Recht, aber teilweise vergeben Städte ja schon ganze Buslinien an Privatunternehmen, um mögliuch künstigengünstig zu fahren.

Natürlich ist es so, dass ein gewisser Prozentsatz an Linien oder Kursen fremdvergeben werden muss, aber dass man ein ganzes Netz fremdvergibt, ist mir noch nicht untergekommen.
Und da sind wir wieder bei den Schattenseiten des alltäglichen Sparens. Die privaten Busbetriebe sind vor allem deshalb günstiger, weil sie ihre Fahrer deutlich schlechter bezahlen. Das mag den Kämmerer erfreuen, aber letzten Endes ist das genauso eine miese Ausbeutung wie der sonstige Niedriglohnbereich im Dienstleistungsgewerbe. Und wenn der Billigfahrer irgendwann mal im Rentenalter ist, benötigt er Sozialhilfe, Wohngeld o.ä. weil seine Rente zu niedrig ist. Wer bezahlt diese Hilfen? Womöglich die gleiche Stadt, die vorher bei den Gehältern geknausert hat. Aber so weit zu denken, übersteigt anscheinend das Fassungsvermögen der Hirne, die nur im überschaubaren Zeitraum von Legislaturperioden denken können.
Einen brauchbaren öffentlichen Nahverkehr wird man nie ohne Zuschüsse betreiben können, auch wenn das manche Kommunalpolitiker ärgert. Auch der Straßenverkehr ist ein Zuschußgeschäft, denn die Steuereinnahmen durch KFZ-Steuer, Treibstoffsteuer und evtl. Mautgebühren decken nicht die Kosten für Bau und Unterhalt der Straßen und Parkflächen, von der Verrechnung der Umweltschäden ganz abgesehen. Vor allem nicht, weil diese Steuereinnahmen dem Bund zufallen und nicht den Kommunen, die aber den Großteil der Straßen besitzen. Aber darüber regt sich niemand auf.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: Pesa Link

Datum: 12.12.18 18:24

Das ist leider der Nachteil. Man müsste das System einfach stärker fördern und der Autolobby den Hahn zudrehen.

Viele Grüße aus EMRS
Moritz

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: hubertat

Datum: 12.12.18 18:35

Pesa Link schrieb:
Das ist leider der Nachteil. Man müsste das System einfach stärker fördern und der Autolobby den Hahn zudrehen.
Die Sache wäre ganz einfach: jeder Verkehrsträger müsste seine Kosten selbst tragen, die er verursacht, dann hätte man ganz schnell ein Verkehrs- und Umweltproblem weniger ...

W.

Re: [MH] Drastische ÖPNV-Kürzungen so gut wie sicher

geschrieben von: MSS

Datum: 12.12.18 20:04

Pesa Link schrieb:
Ja, da hast Du sicherlich Recht, aber teilweise vergeben Städte ja schon ganze Buslinien an Privatunternehmen, um mögliuch künstigengünstig zu fahren.

Natürlich ist es so, dass ein gewisser Prozentsatz an Linien oder Kursen fremdvergeben werden muss, aber dass man ein ganzes Netz fremdvergibt, ist mir noch nicht untergekommen.
In Deutschland vielleicht nicht. Hier in Dänemark z.b. ist es aber alltäglich, und es funktioniert weder besser noch schlechter, sind aber kostengünstiger, und die Busse wird öfter duch neue ersetzt als früher.
Die ausschreibungen drückt die kosten, was die Betrieber zwingt immer neu zu denken um kosten zu mindern. Der unfähigkeit sich zu erneuern ist bei öffentliche Betrieber der hauptgrund das sie so teuer ist...

MFG Morten aus Dänemark

Meine eisenbahnfotos: [mortenschmidt.piwigo.com]
http://mortenschmidt.piwigo.com/uploads/7/o/d/7odqzpartj//2017/05/29/20170529221833-f5aca47d.jpg

How disgusting!

geschrieben von: Matthias.Vollstedt

Datum: 14.12.18 22:12

Hallo Morten,

das darfst Du doch in Deutschland nicht schreiben. In diesem Forum hat schon Kritik an einem Betrieb als unfair gegolten, der es mit einem Wagenbestand von rund 40 Wagen nicht hinbekommen hat, 21 Kurse zu bedienen...

Grüße
Matthias

Re: How disgusting!

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 15.12.18 18:41

In der Tat „disgusting“, und zwar die Gleichung „öffentlicher Dienst = teuer und unfähig“. Stattdessen lieber billige Privatunternehmer, die an den Personalkosten sparen bis zum Geht-nicht-mehr? „Schlag den öffentlichen Dienst“ ist ja inzwischen zum allgemeinen Lieblingsspiel der Politik und der neoliberal-gleichgeschalteten Medien geworden. Aber auch die Privaten können nicht zaubern, wer mehr Verkehr für weniger Geld möchte, muss eben auch in Kauf nehmen, das irgendwo massiv gespart wird. Sei es bei den Personalkosten (Löhne, Anzahl der MA), bei der Wartung und Reinigung, oder bei der Qualität der Fahrzeuge. Dazu kommt, dass nicht nur die Politik weniger Geld zahlen will, sondern auch der Privatunternehmer ein Gewinn herausholen will/muss. Das bedeutet im Endeffekt, dass beim Betrieb doppelt gespart werden muss - „natürlich“ auf dem Rücken der Beschäftigten und/oder der Fahrgäste.

Re: How disgusting!

geschrieben von: Andre Joost

Datum: 16.12.18 09:41

Früherwarallesbesser schrieb:
Aber auch die Privaten können nicht zaubern, wer mehr Verkehr für weniger Geld möchte, muss eben auch in Kauf nehmen, das irgendwo massiv gespart wird. Sei es bei den Personalkosten (Löhne, Anzahl der MA), bei der Wartung und Reinigung, oder bei der Qualität der Fahrzeuge.
Wenn man beim Wasserkopf der Verwaltung spart, muß deshalb niemand für einen Hungerlohn arbeiten. Und für die Daseinsvorsorge überflüssiger Kommunalpolitiker sind Verkehrsbetriebe wenig geeignet. Die kann man auch bei Stadtwerken und Sparkassen durchfüttern, einschließlich Pensionsrückstellungen.

Gruß,
Andre Joost