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Frage zur Osnabrücker Straßenbahn

geschrieben von: Berliner_Freiheit

Datum: 04.12.18 15:50

Durch Zufall bin ich darauf gestoßen, dass die Osnabrücker Straßenbahn (mindestens) einen in meinen Augen ungewöhnlichen Triebwagen (vermutlich Vierachser) hatte. Leider konnte ich nur ein Bild von einem Modell finden:

[www.miba.de]

Außerdem habe ich in Erfahrung bringen können, dass das/die Fahrzeug/e nach der Stilllegung nach Düren ging/en.

Das war es aber auch schon. Deshalb hoffe ich, dass mir die Experten weiterhelfen können:

Wer war der Hersteller dieses Fahrzeugs? Es wirkt auf mich sehr fortschrittlich; war es das auch?

Viele Grüße

Martin

Re: Frage zur Osnabrücker Straßenbahn

geschrieben von: Michael Kochems

Datum: 04.12.18 16:28

Hallo,

meines Wissens hatte die Osnabrücker Straßenbahn drei Fahrzeuge dieses Typs, leider ist auf dem Bild nicht zu erkennen, welche Wagennummer es ist.
Für die Details habe ich in das Buch "Die Osnabrücker Straßenbahn" von Alfred Spühr (von ihm ist wohl auch das abgebildete Modell) und Claude Jeanmaire geschaut.
Alle drei Wagen wurden 1952 gebaut - die Nr. 31 und 32 entstanden bei der Niedersächsischen Waggonfabrik Elze, Tw 33 bei der Hansa-Waggonbau AG in Bremen. Alle drei Triebwagen hatten elektrische Ausrüstungen von SSW und je zwei Motoren mit 45 kW Leistung. In kleinen Details unterschieden sich die Wagen beider Hersteller.
Alle gingen wie erwähnt 1960 als Tw 21-23 an die Dürener Eisenbahn AG, wo sie 1962 nach Unfall (Tw 23) bzw. 1965 wegen Betriebseinstellung aus dem Dienst schieden.

Michael

Re: Danke (mit weiterführendem Link)!

geschrieben von: Berliner_Freiheit

Datum: 04.12.18 17:11

Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!

Mit Hilfe der dadurch erhaltenen Herstellerangabe und der Nummer konnte ich noch folgende Seite finden:

[pxtr.de]

Dort kann man nicht nur Grafiken, sondern auch eine ausführliche (und sehr lesenswerte) Geschichte dieses Wagentyps herunterladen.

Viele Grüße

Martin

Re: kleine Ergänzung

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 04.12.18 17:36

Moin, Martin,

"fortschrittlich" waren die Fahrzeuge schon zum Zeitpunkt ihrer Indienststellung 1951/52 gewiss nicht. Mit Pendelschaffner, der zum Kassieren durch den Fahrgastraum gehen musste, und handbetätigten Schiebetüren repräsentierten sie eher eine stockkonservative Bauweise. Hinzu kam falsche Sparsamkeit; so wurde z. B. aus Kostengründen nur eine Achse pro Drehgestell angetrieben. Dies wiederum hatte die kuriose Folge, dass nur die ältesten, weil leichtesten Beiwagen der Osnabrücker Straßenbahn angehängt werden konnten.

Gruß
Helmut



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:12:04:17:36:45.

Re: Danke (mit weiterführendem Link)!

geschrieben von: E-Oldtimer

Datum: 04.12.18 18:49

Berliner_Freiheit schrieb:
Mit Hilfe der dadurch erhaltenen Herstellerangabe und der Nummer konnte ich noch folgende Seite finden:

[pxtr.de]
Hallo Martin,

schön, dass hier auf meine Zeichnung referenziert wird :-) 95% der Informationen stammen aus dem oben genannten Buch.
Gewiss stimmt, was Ulrich sagt. Die Konstruktion war sicher nicht auf Höhe der Zeit; das hätte man besser machen können. Man muss den Osnabrückern aber klar zugute halten, dass sie ihre Straßenbahn Anfang der 50er Jahre nicht aufgeben wollten und bereit waren, das an sich veraltete System weiterzuentwickeln und nicht einfach nur bis zur Stillegung auszulutschen.
Dumm war eben, dass sie dafür ein Fahrzeug brauchten, nach dem sonst niemand (mehr) fragte - ein kurzer Vierachser. Wenn die Osnabrücker mit viel Geld gewedelt und gleich 20 Stück bestellt hätten, wäre sicher jemand bereit gewesen, ein wenig mehr Hirnschmalz in so ein Konzept zu stecken. Es ist unverständlich, dass man nicht auf Drehgestelle wie die der Essener Vorkriegsgroßraumwagen (gebaut von Uerdingen) gesetzt hat, bei denen bei 1450 mm Achsstand ein Motor beide Achsen antrieb - oder sogar gleich solche Wagen nachgebaut hat.
Jedenfalls haben sie es versucht und damit auch das gerne gebrauchte Anti-Straßenbahn-Argument gekillt, dass vergleichbare Betriebe ohnehin keine Chancen gehabt hätte, "weil es ja keine passenden Fahrzeuge gab".

Gruß,
Till

"Das ist unerhört! Das ist ein Skandal! Wenn man sich nicht mal mehr auf den Fahrplan der Staatsbahn verlassen kann, worauf dann?"

(Egon Olsen, Die Olsenbande stellt die Weichen)

Re: "keine passenden Fahrzeuge" ;-)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 05.12.18 13:58

Hallo Till,

absolut einverstanden, das würde ich Satz für Satz unterschreiben. Das "Argument", es habe keine passenden Fahrzeuge gegeben, war/ist ein hartnäckiger Dauerbrenner. So stand es z. B. noch in den frühen 1980er-Jahren in einem "Experten"-Gutachten, das die Stilllegung der Bremerhavener Straßenbahn als "alternativlos" darstellen sollte ...

Gruß
Helmut