Nabend zusammen,

vor einiger Zeit bin ich für paar Tage am fast anderen Ende der Welt in Kuala Lumpur gewesen und habe von dort ein Mitfahrvideo der Monorail mitgebracht.
In der Metropole kommen die verschiedensten Verkehrssysteme zusammen, sodass für jeden ÖPNV-Interessierten was dabei ist. Mir hat es die Monorail am meisten angetan, da es ein solches System ja in Deutschland nicht so wirklich gibt.

Aber auch die Fahrt vom Airport in die Stadt war sehr spannend und fühlte sich irgendwie heimisch an. Denn die Fahrzeuge vom Kuala Lumpur Airport Express, kurz KLIA, stammen aus dem Hause Siemens und sind auf der gleichen Plattform aufgebaut, wie die deutschen Baureihen 424 und 425. Dementsprechend klingen die Fahrzeuge natürlich auch exakt so und ich habe die ganze Zeit auf deutsche Ansagen gewartet, die das ganze Feeling perfekt abgerundet hätten. Die Innenraumgestaltung ist bis auf den an der Decke hängenden (und aus dem heimischen Gebrauch bekannten) WLAN-Router absolut identisch, lediglich die Gestaltung des Fahrzeugkopfs ist anders.

Des weiteren gibt es in KL eine Fahrerlose U-Bahn, bei der man aus der ersten Reihe auf die Strecke blicken kann - auch sehr interessant.

Aber nun zur Monorail. Diese ist 2003 eröffnet worden und führt auf 8,6 Kilometern hufeisenförmig durch die Innenstadt von Kuala Lumpur. Dementsprechend kommt man hier während der Fahrt an vielen Sehenswürdigkeiten und Shopping Malls vorbei. Anfänglich sind auf der Strecke ausschließlich Zwei-Wagen-Züge als ALWEG-Lizenzbau unterwegs gewesen. Doch mittlerweile werden diese durch neue Vier-Wagen-Züge vom Typ Scomi SUTRA ersetzt, die fast doppelt so viele Plätze bieten und deutlich moderner sind. Nach Auslieferung aller neuen Monorail-Züge werden die alten Two-Car-Trains abgestellt.

In einem solchen Zwei-Wagen-Zug geht es vom nördlichen Endpunkt Titiwangsa an den Petronas Towers und dem Fernsehturm Menara Tower, der zweitgrößten Shopping Mall der Welt und dem Nationalstadion vorbei zum neuen Hauptbahnhof KL Sentral. Dabei kann man hier kaum von einem Bahnhof, sondern eher von einem Einkaufszentrum mit Gleisanschluss sprechen. Teilweise muss man hier auch mehrere hundert Meter zurücklegen, um von einem Bahnsystem zum anderen zu kommen und quasi immer das Einkaufszentrum durchqueren.

Im Video gehe ich per Untertitel noch etwas detaillierter auf Strecke, Fahrzeuge, Stationen und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke ein.

Quelle: YouTube

Viel Spaß beim Anschauen

Hallo Irvine Citaro,

danke für diese sehr interessanten Eindrücke!

Was mir aufgefallen ist:

- Die Bahnsteigtüren sind alle außer Betrieb und stehen ständig offen (ist irgendwann nach 2/3 Laufzeit auch in der Untertiteln erwähnt). Ein Sturz vom Bahnsteig könnte hier leicht tödlich enden.

- Der Zug fährt und bremst aber automatisch?

- Die Fahrt scheint ziemlich holprig zu sein, eher mit einer Busfahrt als mit normalen Schienenbahnen vergleichbar (siehe Bewegungen des Fahrers).

- Was ist das für eine komische graue Masse auf dem Pult hinter der Frontscheibe?

- Die eingleisigen Endstationen sind Gift für die Zugfolge. Aber anders ist es bei diesem System wohl kaum sinnvoll zu lösen. Besonders dicht scheint die Zugfolge auch nicht zu sein (was war das für ein Wochentag)?

Viele Grüße
Manuel

manuelberlin schrieb:
Zitat:

- Die Fahrt scheint ziemlich holprig zu sein, eher mit einer Busfahrt als mit normalen Schienenbahnen vergleichbar (siehe Bewegungen des Fahrers).

In Kuala Lumpur war ich noch nicht, aber ich kann diesen bus-artigen, unruhigen Fahreindruck von anderen Monorails (Seattle, Las Vegas und Singapur) bestätigen. Man merkt ab einer bestimmten Geschwindigkeit einfach, dass man mit Luftreifen auf einem Betonbalken fährt. Wie auch die Metros auf Gummireifen (Paris, Montreal) erreichen solche Systeme subjektiv nicht die Laufruhe eines Stahlrad-Schiene-Systems.

Warum soll das nicht anders möglich sein mit den Endstationen? Man kann die gleichen Lösungen realisieren wie bei klassischen Rad/Schiene Systemen, also mehrgleisige Stumpfendstellen oder Wendeschleifen. Gibt's auch, die Monorail in Las Vegas hat z.B. zweigleisige Endstationen und Itamin bietet Einrichtungsmonorails an.

[www.stationmaster.de]

hier sind noch einige Foto´s von KL. 

Besonders schön fand ich den alten Hauptbahnhof von KL [www.stationmaster.de][0]=YTo0OntzOjU6IndpZHRoIjtzOjQ6IjgwMG0iO3M6NjoiaGVpZ2h0IjtzOjQ6IjYw¶meters[1]=MG0iO3M6NzoiYm9keVRhZyI7czo0MToiPGJvZHkgc3R5bGU9Im1hcmdpbjowOyBi¶meters[2]=YWNrZ3JvdW5kOiNmZmY7Ij4iO3M6NDoid3JhcCI7czozNzoiPGEgaHJlZj0iamF2¶meters[3]=YXNjcmlwdDpjbG9zZSgpOyI%2BIHwgPC9hPiI7fQ%3D%3D

Der alte Hauptbahnhof wird nur noch für den Regionalverkehr bzw. die Stadtbahn genutzt.

Der Stationmaster 

Wie viel Menschen fallen mangels Bahnsteigtüren in Deutschland auf die Gleise ?

Als ich in KL war, funktionierten die Bahnsteigtüren.

Die Zugfolge wurde bei Bedarf erhöht. Wenn von KL Central eine erhöhte Anzahl von Passagieren kommt, werden zusätzliche Züge eingesetzt. In Deutschland habe ich so etwas noch nicht erlebt.


Gruß der Stationmaster 

Beim Bewegen des Fahrers siehst du links wohl den Fahrschalter... ähnlich wie bei Berliner Strabsen.....

Das mit den offenen Türen ist mir auch aufgefallen, aber die Leute blieben deutlich davor stehen....


Ein sehr schönes filmisches Dokument, Dankeschön....


Mein Besuch in KL beschränkte sich auf die Natur ( Damai Beach , Miri Nationalpark)

stationmaster schrieb:
Zitat:

Die Zugfolge wurde bei Bedarf erhöht. Wenn von KL Central eine erhöhte Anzahl von Passagieren kommt, werden zusätzliche Züge eingesetzt. In Deutschland habe ich so etwas noch nicht erlebt.

Nur ein Nischenprodukt, aber bei der Seilbahn in Stuttgart, einem Zubringer zu einem Friedhof, wird der Takt bei erhöhtem Fahrgastaufkommen auch verdichtet. Steht offiziell auch im Fahrplan:



Früher gab es nicht mal offizielle Abfahrzeiten; da stand auf den Informationstafeln in den Haltestellen nur "verkehrt von ... bis ... alle 10 - 20 Minuten nach Bedarf"

Zu den Bahnsteigtüren und der potenziellen Gefahr eines Absturzes. Soweit ich das in Erinnerung habe, war zwischen Bahnsteig und Fahrschiene noch ein Gitterrost angebracht, sodass man zwar einige Meter tief, aber nicht bis unten auf die Straße fallen würde.

Nein, der Fahrer beschleunigt und bremst das Fahrzeug über einen Fahr-Brems-Hebel, den man an einigen Stellen des Videos auch sehen kann.

Richtig, ein gut gefedertes vollwertiges Schienenfahrzeug läuft ruhiger. Aber mittlerweile gleichen die hannoverschen Silberpfeile vom Gerumpel in etwa an die Monorail heran.
Da die Monorail maximal 60 km/h fährt, ist es aber noch erträglich gewesen.

Puh, vermutlich irgendeine belanglose Fleecematte oder so. Sicher etwas zur Dämmung oder der Optik wegen.

Zur Zugfolge sei zu sagen, dass es da nicht wirklich einen Fahrplan gibt, sondern über Anzeigen angezeigt wird, wann die nächste Bahn kommt.
Also ein Prinzip, dass man relativ flexibel an die Nachfrage anpassen kann.