Guten Abend zusammen,
vor rund zwei Wochen habe ich Euch bereits auf den ersten Teil meiner diesjährigen Sommerreise über den Balkan, in die serbische Hauptstadt Belgrad, mitgenommen: Link zu
Teil 1. Nach einem langen Wochenende in Belgrad ging es am Dienstag, den 2. August, ins nächste Land des ehemaligen Vielvölkerstaats Jugoslawien: Nach Kroatien. Als Ziel habe ich mir die viertgrößte Stadt des Landes, Osijek, ausgeguckt – denn hier fahren zweierlei Typen Düwags auf dem rund 12 km langen Meterspurnetz.
01 – Osijek ist von Belgrad nicht direkt mit dem Zug zu erreichen. Für das erste Stück nahm ich den internationalen Schnellzug 414 in Richtung Zürich und machte es mir im serbischen Großraumwagen bequem.
02 – Die Fahrt von Belgrad zur serbisch-kroatischen Grenze zog sich ebenso wie die Grenzkontrolle in Šid wie Kaugummi – für die 100 km Luftlinie benötigt der Schnellzug laut Fahrplan 2 ½ Stunden! Dagegen präsentiert sich der Bahnhof der kroatischen Stadt Vinkovci bestens ausgebaut und modern. Hier werden dem 414 zusätzlich kroatische Wagen beigegeben. Der Aufenthalt hat was länger gedauert, da auch noch ein schadhafter serbischer Wagen ausgesetzt wurde. So hatte ich die Gelegenheit, auch noch das Rangieren zu beobachten während 1141 302 mit dem R 2020 nach Zagreb den Bahnhof verließ.
Ein Doppelpack „Schweden“-VT brachte mich in unter einer Stunde nach Osijek. Vom Bahnhof lief ich schnell ins Hotel, schnappte mir die Kamera und los ging die Fotopirsch, zunächst in Richtung Westen…
03 – In Osijek verkehren inzwischen seit 21 Jahren aus Mannheim stammende DÜWAG-Sechsachser. Der GT6 9527 wurde 1960 gebaut und verkehrte an Rhein und Neckar mit der Wagennummer 323. Hier hat der Wagen soeben die zentrale Haltestelle trg Ante Starčevića in Richtung Višnjevac Okretište verlassen.
04 – Seit 2008 gibt es in Osijek ein elektronisches Ticket-System namens Butra. Diese Chipkarten werden mit einem Guthaben aufgeladen und beim Einstieg an der ersten Tür und beim Ausstieg an den anderen Türen des Wagens an das Lesegerät gehalten – der Fahrpreis wird automatisch abgezogen. Für den Notfall sind beim Fahrer auch Einzelfahrscheine zu einem höheren Tarif gegen Bares erhältlich – Tageskarten werden leider nicht angeboten (Blick durch den GT6 9527).
05 – Die rund 100.000 Einwohner der ostkroatischen Stadt können sich glücklich schätzen, dass in einer Stadt dieser Größe die Straßenbahn überlebt hat. Hier zu sehen ist der GT6 9528 (Baujahr 1960, ex Mannheim 325) vor der Kapela sv. Roka kurz vor der Haltestelle Solarski Trg.
06 – Das Straßenbahnnetz von Osijek besteht aus zwei Linien: Die Linie 1 ist die klassische Durchmesserlinie entlang der Hauptachse der Stadt von Ost (Zeleno polje) nach West (Višnjevac Okretište), die Linie 2 startet mit Anschluss an die Linie 1 in der Innenstadt am zentralen trg Ante Starčevića und fährt, teils eingleisig, nach Bikara. Auf dem Weg von dort in die Innenstadt bedient sie dabei den Bahnhof und endet in einer Schleifenfahrt in der Stadt (Wagen 0716 an der Haltestelle Strossmayerova/ Strma).
07 – In Osijek findet in den letzten Jahren ein beachtenswerter Netzausbau statt: So wurde im Jahr 2014 die Strecke der Linie 1 um 1,4 km in Richtung Westen bis nach Višnjevac Okretište verlängert (Wagen 0603 in der Nähe der Haltestelle Višnjevac Centar.)
09 – Verlassen wir den Westast der Linie 1 und springen in das Zentrum von Osijek. Am trg Ante Starčevića trifft man wieder auf die Linie 2, die im Hintergrund ihre Endhaltestelle hat, während Tw 0606 nach dem Haltestellenaufenthalt weiter in Richtung Zeleno polje fährt.
10 – Neben klassischen DÜWAG-Sechsachsern sind auch die Nachfolgemodelle vom Typ Mannheim nach Osijek gelangt. Die drei Triebwagen 1237 – 1239 waren ursprünglich in Mannheim im Einsatz und kamen mit einem Zwischenstopp in der kroatischen Hauptstadt nach Osijek. Der Wagen 1239 hat die Haltestelle Sakuntala Park verlassen und trifft auf die Gleise der Linie 2 aus Richtung Bahnhof.
11 – Die Trasse der Linie 1 verläuft, typisch für einen Betrieb im ehemaligen Jugoslawien, fast ausschließlich neben der Fahrbahn der durchgehenden Hauptstraße durch Osijek – das macht Fotoaufnahmen nicht unbedingt einfacher. Im Bereich der Haltestelle Dom Zdravlja passierte der GT6 9527 den Park kralja Držislava auf dem Weg nach Zeleno polje.
12 – Den größten Anteil an der Fahrzeugflotte besitzen die insgesamt 17 Wagen des Typs T3R.PV von Pragoimex. Diese Wagen entstanden in den Jahren 2006 und 2007 aus klassischen Tatra T3YU der Baujahre 1968 und 1972 (Wagen 0605 an der Haltestelle Kampus).
13 – Es gehört schon etwas Glück dazu, die Straße entlang der Linie 1 mit so wenigen Autos vorzufinden. Da in den Sommerferien ein ausgedünnter Fahrplan gilt, kamen bei meinem Besuch auch nur wenige DÜWAG-Gelenkwagen zum Einsatz – so muss mal wieder der GT6 9527 herhalten, dieses Mal im Bereich der Haltestelle Donji Grad im Osten der Stadt.
14 – Verlassen wir die Linie 1 und wenden uns der Linie 2 zu. Nach dem Start am trg Ante Starčevića befährt diese Linie zunächst die Županijska ul. im Rahmen der Innenstadtschleife in südlicher Richtung, hier mit dem GT6 Typ Mannheim 1239 mit der konkatedrala sv. Petra i Pavla Apostola im Hintergrund.
15 – Südlich der Županijska ul. befindet sich ein Kreisverkehr, an dem die Linie 2 bis zum Jahr 2006 direkt wieder zum Bahnhof und somit auf die Innenstadtschleife abbog. Erst in jenem Jahr wurde eine Verlängerung unter den Bahngleisen des nahegelegenen Bahnhofs in Betrieb genommen, die bis zur Villa Mačkamama führte und damit auch den Kreisverkehr an der Haltestelle Đakovštima durchquerte, hier mit Wagen 0605.
16 – Drei Jahre später wurde die Strecke erneut verlängert – von der Villa Mačkamama bis nach Bikara, hier mit Wagen 0607 beim Verlassen der Zwischenwendeschleife Mačkamama, die von den Kursen der Linie 2 jeweils zur Hälfte durchfahren werden muss.
17 – Die Linie 2 verläuft größtenteils eingleisig mit Ausweichen an einigen Haltestellen, hier mit dem Typ Mannheim-GT6 1239 im Bereich der Haltestelle Krbavska.
18 – Keinen schönen Ausblick bieten die zahlreichen Vollwerbungen auf den T3R.PV, die fast alle Fenster und auch die Türen fast komplett überdecken, hier bei Wagen 0712 bei Umaška.
19 – Die Wendeschleife Bikara liegt idyllisch unter Bäumen, während die Industrie im Hintergrund eine nette Kulisse für den Wagen 0602 abgibt.
20 – Springen wir nun zurück in Richtung Innenstadt, um den Rest der Innenstadtschleife der Linie 2, den wir bislang noch nicht gesehen haben, zu erkunden. Wagen 0610 zeigt uns, wie ansprechend die T3R.PV in ihrem Lack aussehen können, wenn man sie vor einer bunten Vollwerbung verschont.
21 – Zum Schluss noch ein Bild des Typ Mannheimers 1239 kurz vor der Haltestelle Autobusni Kolodvor, dem Busbahnhof. Bei den Fahrgästen sind die drei Triebwagen Typ Mannheim besonders im Sommer beliebt – besitzen sie doch als einzige Wagen im Fuhrpark eine Klimaanlage.
Ich hoffe, Euch hat der Ausflug durch den kleinen Betrieb Osijek im Osten Kroatiens gefallen und wünsche Euch noch einen schönen Abend. Im nächsten Teil geht es weiter nach Bosnien-Herzegowina – von Osijek aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ganz so leicht…
Viele Grüße aus Düsseldorf
- Alexander -
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:12:28:22:17:12.