Die ostrumänische Stadt Galați, nahe der ukrainischen und moldawischen Grenze gelegen, verfügt über einen interessanten Straßenbahnbetrieb. Zwischen 1900 und 1975 fuhren meterspurige Fahrzeuge auf einem überschaubaren Netz, ab 1971 wurde das neue Stahlwerk, das bis heute größte Stahlwerk Rumäniens, mit einer normalspurigen Straßenbahn angeschlossen. Die meterspurigen Linien wurden stillgelegt, teilweise kann man im Straßenpflaster allerdings noch die alten Schienen entdecken. Unter Straßenbahnfreunden bekannt wurde der Betrieb durch die überfüllten Züge im Minutentakt zum Schichtwechsel im Stahlwerk. Wie die Stadt selbst, lebte auch die Straßenbahn vom Stahlwerk; einst arbeiteten zwei Drittel aller Einwohner Galațis im Werk. Noch bis heute kommt nur zu Zeiten des Schichtwechsels Leben in das seit der Revolution stark geschrumpfte Netz, vergleichbar mit früheren Zeiten ist das allerdings längst nicht mehr.
In den 1990er-Jahren wurde der arg verschlissene Wagenpark aus Timis 2- und Tatra-T3R-Wagen durch gebrauchte Tatra-Wagen aus Deutschland ersetzt. Zudem fuhren bis vor wenigen Jahren einige Düwag-Großraumzüge aus Frankfurt in Galați. Aus Rotterdam wurden ab 2006 zahlreiche Gelenkwagen, in den 1980er-Jahren von Duewag gebaut, übernommen. Gemeinsam mit einigen wenigen noch betriebsfähigen ummodernisierten KT4D-Wagen aus Berlin, noch in altem orangenen Farbkleid, bestreiten die sechsachsigen ZGT-Wagen heute den Betrieb.
Die Straßenbahnstrecke zum Stahlwerk war ab 2013 außer Betrieb, die lange über einen Kilometer lange Brücke zum Stahlwerk musste wegen Baufälligkeit gesperrt werden. Erst seit Juni 2015 fahren wieder Straßenbahnen zum Werk, die Fahrt über die Brücke gleicht allerdings weiterhin einem Abenteuer.

Der KT4D-Wagen 1329 (219 137) in der großzügigen Wendeanlage am Stahlwerk. Die Aufsichtskanzel wird schon lange nicht mehr benötigt

Glückstreffer bei der Einfahrt mit dem Zug aus Iași in Galați: Die große Brücke vom Stahlwerk in die Stadt befährt der Tatra-Wagen 1329

Tatra-Wagen 1321 (219 046) am Piața Energiei auf der Ost-West-Achse

Nach dem Schichtwechsel im Stahlwerk setzt der ZGT-Sechsachser 1534 wieder aus. Am Piața Energiei begegnet uns der Wagen von der Endstelle 'Micro 19' kommend

Der ehemalige Rotterdamer Sechsachser 1263 am Piața Energiei auf Linie 39

Fahrt zum Stahlwerk: Blick aus dem Fahrerstand von KT4D-Wagen 1329 auf die Brücke zum Werk

Blick aus dem KT4D-Wagen 1329 von der Stahlwerksbrücke ins Tal hinab

Blick über die lange Stahlwerksbrücke: Die Tatra-Wagen 1342 und ZGT-Wagen 1254 während dem Schichtwechsel auf dem Weg zum Werk

ZGT-Wagen 1255 in Sidex Est. Links streift eine Kuh über das Gelände des Stahlwerks

Tatra-Begegnung am östlichen Ende des Gleisnetzes: KT4D-Wagen 1342 trifft in Bazinul Nou den Wagen 1326

Der Sechsachser 1260 an der Haltestelle Damen östlich von Galați

Tatra-Wagen 1346 im letzten Sonnenlicht auf der Brücke über das Bahnhofsgelände

Zwei Düwag-Großraumwagen aus Frankfurt sind noch immer einsatzfähig, kommen aber nur mehr für Werkstattfahrten zum Einsatz. Im April 2013 steht der L-Wagen 1269 im Betriebshof abgestellt

Grüße aus München,
Frederik



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:12:30:16:58:24.

Wie bist du nach Galati gekommen? Hast du ein Hotel bzw kannst du mir Tipps für einen Besuch geben?

Feiner Bilderbogen"! Sehr schön die Teleperspektive auf der Brücke mit der leichten "Wellenform" der Fahrbahn von Pfeiler zu Pfeiler...

Gruß
Michael

und rund um den zentralen Platz (mit dem Bus 5-6 Stationen vom Bahnhof) finden
sich mehrere Hotels, allerdings nicht gerade sehr billig, am besten mal bei HRS oder
booking vorbeischauen.

Und wenn man einmal in der Gegend ist sollte man auch einen Blick auf Braila werfen ...


MM

Mulțumesc frumos!
Werner