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Frage zum betriebsfähigen Erhalt eines M8C

geschrieben von: metr0p0litain

Datum: 12.03.23 21:39

Guten Abend,

da sich nun gleichzeitig in verschiedenen Städten ein baldiges Einsatzende der M8C nähert, würde mich interessieren, ob irgendwo ein M8C als betriebsfähiges Fahrzeug für Sonder- oder Museumsfahrten erhalten bleiben soll?

Danke und viele Grüße
met

Re: Frage zum betriebsfähigen Erhalt eines M8C

geschrieben von: Tramfreak

Datum: 12.03.23 21:50

Ich bin mir recht sicher, dass wenn in Mainz schon so ein Wagen im Traditionslack und mit Werbung für den örtlichen ÖPNV-Historie-Verein unterwegs ist dass dieser auch vor Ort erhalten bleibt.

Ist "C" denn ein wichtiges Kriterium? Nürnberg hat den HTw 363 in der umfangreichen örtlichen Sammlung.

Re: Frage zum betriebsfähigen Erhalt eines M8C

geschrieben von: metr0p0litain

Datum: 12.03.23 21:51

Tramfreak schrieb:
Ich bin mir recht sicher, dass wenn in Mainz schon so ein Wagen im Traditionslack und mit Werbung für den örtlichen ÖPNV-Historie-Verein unterwegs ist dass dieser auch vor Ort erhalten bleibt.

Ist "C" denn ein wichtiges Kriterium? Nürnberg hat den HTw 363 in der umfangreichen örtlichen Sammlung.
In Anbetracht des typischen Klangs der Choppersteuerung würde ich behaupten: Ja! :)

Essen

geschrieben von: MissFitz

Datum: 12.03.23 21:52

Aus Essen hieß es mal, dass bis zu vier M-Wagen mit Klapptrittstufen (als "Arbeitswagen") bleiben sollen, was das optisch / für eine Farhrgastzulassung für Sonderfahrten bedeutet, wissen Einheimische vielleicht?
Der Artikel ist inzwischen leider hinter einer Paywall.

Es war entweder dieser oder jener Artikel.

Mainz schonmal nicht

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 12.03.23 21:57

Hier kann man eher froh sein, wenn die derzeitigen historischen Fahrzeuge noch eine Zukunft haben. Die Erhaltung eines M8 wurde schon zu Zeiten abegelehnt, als die historischen Fahrzeuge beim Vorstand der (damaligen) MVG noch einen höheren Stellenwert hatten. Frau Kreienkamp hatte so ziemlich als erste Amtshandlung alle Arbeiten an den historischen Fahrzeugen einstellen lassen, und ihr Nachfolger hat bisher keine Anstalten gemacht, daran etwas zu ändern. Aber vielleicht überlebt ja der letzte ex-Bielefelder M8S seine moderneren Geschwister noch, denn der steht seit Jahren abgestellt im Depot, weil man ihn vielleicht mal (oder auch nicht) in einen Arbeitswagen der Marke „Eierlegende Wollmilchsau“ umbauen will.

Re: Essen

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 12.03.23 23:29

MissFitz schrieb:
Aus Essen hieß es mal, dass bis zu vier M-Wagen mit Klapptrittstufen (als "Arbeitswagen") bleiben sollen, was das optisch / für eine Farhrgastzulassung für Sonderfahrten bedeutet, wissen Einheimische vielleicht?
Der Artikel ist inzwischen leider hinter einer Paywall.

Es war entweder dieser oder jener Artikel.
Es war der Artikel von 2021. Dieser: [www.waz.de]
Dort steht, dass zwei ausgemusterte Hochflurbahnen im Fuhrpark verbleiben und bei starkem Schneefall zum Einsatz kommen.
Zwei, nicht vier Fahrzeuge. Über Umbauten steht dort nichts und daher ist völlig offen, ob sie die Oberleitung nur freikratzen, was mit der weniger empfindlichen Elektronik möglich ist, oder zusätzliche Einbauten erhalten wie einen Tank für Glycerin und eine Sprühvorrichtung.
Sollten sie die Oberleitung nur freikratzen, wäre das eine sehr gute Gelegenheit, um die M-Wagen als historische Straßenbahnen für Sonderfahrten zu vermarkten. Außerhalb des Winters sind die beiden Fahrzeuge weiterhin da, benötigen Wartungen und Bewegungsfahrten. Das ist eine ideale Gelegenheit sie als Sonderwagen zu vermieten. Wenn die Vermietungen gut laufen, wird die Akzeptanz für den M-Wagen als historische Straßenbahn eines Tages steigen.

Re: Essen

geschrieben von: Lukas Gremer

Datum: 13.03.23 00:15

KN58 schrieb:
MissFitz schrieb:
[...]
Es war der Artikel von 2021. Dieser: [www.waz.de]
Dort steht, dass zwei ausgemusterte Hochflurbahnen im Fuhrpark verbleiben und bei starkem Schneefall zum Einsatz kommen.
Zwei, nicht vier Fahrzeuge. Über Umbauten steht dort nichts und daher ist völlig offen, ob sie die Oberleitung nur freikratzen, was mit der weniger empfindlichen Elektronik möglich ist, oder zusätzliche Einbauten erhalten wie einen Tank für Glycerin und eine Sprühvorrichtung.
Sollten sie die Oberleitung nur freikratzen, wäre das eine sehr gute Gelegenheit, um die M-Wagen als historische Straßenbahnen für Sonderfahrten zu vermarkten. Außerhalb des Winters sind die beiden Fahrzeuge weiterhin da, benötigen Wartungen und Bewegungsfahrten. Das ist eine ideale Gelegenheit sie als Sonderwagen zu vermieten. Wenn die Vermietungen gut laufen, wird die Akzeptanz für den M-Wagen als historische Straßenbahn eines Tages steigen.
Ob es zwei oder vier Fahrzeuge am Ende werden, bleibt abzuwarten. Von mehreren Fahrern hieß es auch, vier sollen bleiben. Eingesetzt sollen diese dann wie bisher auch für "Eisfahrten", also ohne großartige Umbauten.
Theoretisch könnten Sie also auch als eiserne Reserve für den Linienverkehr herhalten - wären da nicht einige paranoide Mitarbeiter bei der technischen Aufsichtsbehörde und ein kleiner Zwischenfall der sich Ende 2019 in Bonn ereignete *hust*

Zu den anderen Städten kann man folgendes sagen, berichtigt mich bitte wenn ich falsch liege bzw. nicht mehr auf dem neuesten Stand sein sollte:

Augsburg: Die drei noch vorhandenen M8C werden weiterhin als Betriebsreserve sowie für Baustellenverkehre vorgehalten. Ob sie nach Inbetriebnahme der neuen Stadler Tramlink weiter im Bestand bleiben, entzieht sich meiner Kenntnis
Bochum/Gelsenkirchen: Die M6C wurden mit einer Ausnahme bereits bis 2014 alle verschrottet bzw. nach Bursa / Türkei verkauft. Lediglich der Triebwagen 340 wurden zum neuen Schleifwagen 678 umgebaut.
Bielefeld: Die verbliebenen M8C werden derzeit mit fortschreitender Auslieferung der Vamos immer weniger. Jedoch sollen 4 Wagen als Winterdienstwagen bzw. stille Reserve erhalten bleiben.
Essen/Mülheim: Zwei bis vier Essener M8C bleiben für Winterdienstzwecke erhalten, s.o.. In Mülheim sind keine M-Wagen mehr vorhanden.
Heidelberg: Die M8C wurden vor zehn Jahren bei Cegelec umfassend modernisiert verschandelt und bleiben vorerst weiter in Betrieb. Jedoch sollen auch diese Fahrzeuge mittelfristig durch die Rhein-Neckar-Trams ersetzt werden. Ein musealer Erhalt ist fragwürdig.
Krefeld: Die fünf bereits aufgefrischten M8C wurden auch mit der neuen Nerv-Sifa nachgerüstet und bleiben bis auf Weiteres in Betrieb. Tw 850 - der letzte ohne Nerv-Sifa und mit dem alten StadtLinie-Lack - soll mit Fristablauf am 20.03 abgestellt werden, bei ihm ist die Sanierung ungewiss. Ob in Krefeld ein M-Wagen museal erhalten bleibt, ist unklar, zumal hier noch überhaupt keine Ersatzfahrzeuge in Sicht sind.
Dortmund: Tw 101 II (ehemals Tw 1101 der Essener Verkehrs-AG) wird im Bahnhof Mooskamp derzeit aufgearbeitet. Ansonsten ist bei DSW21 noch der Schleifwagen 902 vorhanden.
Kassel: Drei N8C sind derzeit noch vorhanden und bleiben bis auf Weiteres im Bestand. Ein musealer Erhalt ist hier ungewiss, zumal die KVG 2013 alle Museumswagen ins Technikmuseum versetzte.
Duisburg: Die N8C-DU werden vor allem auf der 901 auch vorerst weiterhin benötigt, da es nach wie vor Probleme mit den NF4 gibt. Ein musealer Erhalt ist unklar.
Mainz: Die sechs direkt nach Mainz gelieferten M8C wurden 2016 elektrisch erneuert und bleiben bis auf Weiteres im Einsatz.
Darmstadt: Ein M8C ist als Arbeitsfahrzeug vorhanden. Jedoch war dieser Typ nie in Darmstadt vorhanden.

Gruß,

Lukas



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:03:15:04:57:02.

Re:

geschrieben von: Dortmundriver

Datum: 13.03.23 17:12

Zu Dortmund:
Der 902 ist kein Schleifwagen, sondern ein Atw. Zum Schienenschleifen wird der Schleifanhänger hinzugefügt.
Besonderheit: Der 902 hat ein Dieselaggregat und kann auch Strecken bei abgeschalteter Oberleitung befahren.

Zu Duisburg:
Der GT8NF-DU ist mehr eine Duisburger Sonderkration. Mit N-Wagen hat der vielleicht technische Gemeinsamkeiten, das wars aber mehr oder weniger auch schon :D

Re: Frage zum betriebsfähigen Erhalt eines M8C

geschrieben von: Iceman Mike

Datum: 13.03.23 18:47

Der Wagen in altem Mainzer Lack mit der Werbung für den Traditionsverein Bus und Tram ist der Wagen 273.
Der 2 Wagen im alten Gewand ist Wagen 271



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:03:13:18:55:14.

Re: Essen

geschrieben von: erbsenzähler89

Datum: 13.03.23 20:56

Zitat
Heidelberg: Die M8C wurden vor zehn Jahren bei Cegelec umfassend modernisiert verschandelt und bleiben vorerst weiter in Betrieb. Jedoch sollen auch diese Fahrzeuge mittelfristig durch die Rhein-Neckar-Trams ersetzt werden. Ein musealer Erhalt ist fragwürdig.
Ich kenne zu einem musealen Erhalt bisher auch keine Aussage, weder in die eine, noch in die andere Richtung. Es ist ja auch noch nicht auf der Tagesordnung.

Wer soll so einen Wagen mieten?

geschrieben von: Matthias.Vollstedt

Datum: 13.03.23 22:22

Wenn ich von der Prämisse ausgehe, dass sich weder ein Verkehrsbetrieb noch ein Verein eine solche Kiste "nur so" in die Halle stellen werden, das Fahrzeug also auch gelegentlich Mieteinkünfte bringen sollte, bin ich nach seit Mitte der Achtziger Jahre ungezählten Sonderfahrten auf dem Essener Netz mehr als skeptisch:

- Wer eine "gute alte" Straßenbahn haben will, die so richtig in Kurven quietscht und ein Hingucker ist, wird Zweiachser wählen.
- Wer nur den Hingucker will und eine gemütliche Rundfahrtatmosphäre ohne Teilung der Reisegruppe in mehrere Wagen, ist mit den Großraum- und Gelenkwagen im "kurvenreichen" Design der Fünfziger bis frühen Siebziger gut bedient, die tlw. auch über eine Partyausstattung verfügen.
- Wer es barrierefrei haben will oder muss, würde einen aktuellen Wagen anmieten.

Welche Zielgruppe soll denn mit dem gruseligen Siebziger-Jahre-Design der M-Wagen zur Anmietung animiert werden?
(Ich persönlich halte M-Wagen im alltäglichen Vermietungsgeschäft für Ladenhüter.)
Wenn sich auf diese Frage keine halbwegs solide und dauerhafte Einnahmeprognose als Antwort finden sollte, würde der Erhalt eines solchen Wagens nur die Ressourcen für die schon vorhandenen und noch einsatzfähigen Museumswagen schmälern mit der Folge, dass auf längere Sicht mehr Schaden durch Abstellung von Fahrzeugen als Nutzen einträte.

M.E. reicht im Ruhrgebiet der M6 der Bogestra als betriebsfähiger Zeitzeuge regional gesehen vollkommen aus.

Viele Grüße
Matthias

https://www.eisenbahnmodellbauforum.de/download/file.php?avatar=1089_1630848564.jpg Die Straßenbahn kommt in die Essener City zurück: [www.drehscheibe-online.de]

Re: Wer soll so einen Wagen mieten?

geschrieben von: erbsenzähler89

Datum: 13.03.23 22:26

Zitat
Wenn ich von der Prämisse ausgehe, dass sich weder ein Verkehrsbetrieb noch ein Verein eine solche Kiste "nur so" in die Halle stellen werden,
Ich weiß nicht, ob diese Prämisse richtig ist. Es wäre schon viel gewonnen, wenn so ein Fahrzeug übrig bleibt und geschützt vor Witterungseinflüssen und Vandalismus stehen bleibt. Es sind ja längst nicht alle historischen Fahrzeuge betriebsfähig und viele bringen nicht einen Cent Einnahmen.

Re: Wer soll so einen Wagen mieten?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 14.03.23 00:15

Matthias.Vollstedt schrieb:
Welche Zielgruppe soll denn mit dem gruseligen Siebziger-Jahre-Design der M-Wagen zur Anmietung animiert werden?
(Ich persönlich halte M-Wagen im alltäglichen Vermietungsgeschäft für Ladenhüter.)
Wenn sich auf diese Frage keine halbwegs solide und dauerhafte Einnahmeprognose als Antwort finden sollte, würde der Erhalt eines solchen Wagens nur die Ressourcen für die schon vorhandenen und noch einsatzfähigen Museumswagen schmälern mit der Folge, dass auf längere Sicht mehr Schaden durch Abstellung von Fahrzeugen als Nutzen einträte.
An dieser Stelle würde ich eine völlig andere Frage stellen. Was wollen die (Party-)Leute heutzutage? Möchten sie immer nur einen Raum zum Feiern - wahlweise mit oder ohne Bewirtung? Oder können ihnen auch weitere Angebote gemacht werden?
Es gibt schon lange einen Markt für Menschen, die mal keine selbst organisierte Partys veranstalten möchten. Die keine Räume buchen wollen und mit selbst gemachten Snacks und Kuchen ihre Gäste beglücken wollen. Sie möchten etwas erleben und kaufen Karten dafür. Ich rede von Musikfesten, Verkostungen, Lesungen, regionale Veranstaltungen wie Fastnachtssitzungen und vieles mehr. Reine Partybahnen als rollende Discos und rollende Restaurants sind längst im Angebot vieler Anbieter angekommen, erfordern aber tiefergreifende Umbauten der Straßenbahnen. Eine Auflistung erfolgte erst kürzlich in diesem Thema: [www.drehscheibe-online.de]
Statt dem bisherigen Trend der Partybahnen zu folgen und die Wagen besonders im Innenraum bis zur Unkenntlichkeit umzubauen, könnten Veranstaltungen organisiert werden, die keine solchen Umbauten erfordern und in einem fahrenden Fahrzeug durchgeführt werden können. Solche Fahrten gibt es in Essen zwar bereits, aber in kleinem Maße. Der hier bereits erwähnte Mainzer Traditionsverein ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein breiteres Angebot an Veranstaltungen gut angenommen wird. Der Veranstaltungskalender ist voll mit verschiedenen Veranstaltungen mit dem M8C und dem Gelenkbus. Das gruselige Siebziger-Jahre-Design der M-Wagen scheint die Gäste nicht abzuschrecken. Und ja, der M8C verdient sein Brot hauptsächlich im Liniendienst, aber genau das ist die Basis, auf die in Essen aufgebaut werden könnte. Wie in Mainz werden die M8C so oder so betriebsfähig sein. Diese einmalige Gelegenheit könnte genutzt werden, um den M8C für Veranstaltungen zu vermieten und dann zeigt sich, ob das langfristig eine gute Idee ist oder nicht. Wenn das erfolgreich läuft und eines Tages die endgültige Außerbetriebsetzung der M8C ansteht, gehen diejenigen, die einen M8C fahrfähig erhalten möchten, mit einer völlig anderen Basis in die Verhandlungen mit dem Verkehrsbetrieb. Sie stellen keine ausgedachte Idee und spekulierten Zahlen vor, sondern die echten Zahlen und Fakten der vergangenen Jahre. Dass die Idee in Mainz kein Misserfolg sein kann beweisen die vielen buchbaren Veranstaltungen, die Reklame am M8C und die Aktivitäten auf Social Media. In Essen ist es einen Versuch wert, solange die M8C für Eisfahrten genutzt werden und sich außerhalb des Winters zugelassen und mit gültigen Fristen die Räder platt stehen.

Schaden könnte der M8C nur dem Achtachser 1753, weil beide eine ähnliche Sitzplatzanzahl haben. Sollte dieser Fall eintreten, sieht man von weiteren Veranstaltungen ab und lässt die M8C gehen, wenn die Ausmusterung ansteht. Der Großraumzug könnte wegen der räumlichen Trennung zwischen Trieb- und Beiwagen für manche Veranstaltungen nachteilig sein. Wenn sich aber zeigt, dass die Veranstaltungen im M8C obendrauf zu den bisherigen Vermietungen kommen, sehe ich langfristig keine Probleme.

Ich selbst sehe die Zukunft mehr bei Veranstaltungen (oder im Social-Media-Deutsch: Events) und weniger bei privaten Sonderfahrten. Es zeichnet sich meinem Eindruck nach ab, dass die Menschen immer häufiger etwas fertig kaufen möchten, statt sich selbst Mühe zu machen. Am Beispiel Essen könnte man im Triebwagen 705 34 Tickets verkaufen, aber man könnte im 1753 stattdessen 50 Tickets verkaufen. Was macht man, wenn der 1753 aus welchen Gründen auch immer kurzfristig oder für einige Wochen ausfällt? Ist der Großraumzug als Ersatzfahrzeug geeignet? Reicht die Sitzplatzanzahl der Schüttelrutsche aus? Oder muss man absagen - womöglich für mehrere Veranstaltungen?


Die M8C werden wahrscheinlich betriebsfähig sein. Ausprobieren, Fazit ziehen.

Re: Wer soll so einen Wagen mieten?

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 14.03.23 01:13

In Mainz werden solche „Events“ recht häufig durchgeführt, Veranstalter ist der Verein „Traditionsbus und -bahn Mainz“, der auch auf dem Tw 273 für sich wirbt. Die Fahrten finden derzeit hauptsächlich in diesem Tw (oder in einem der Traditionsbusse) statt, schon allein weil der eigentlich dafür vorgesehene Tw 226 ( 6xGel-Tw, Westwaggon) seit Jahren nicht betriebsfähig abgestellt ist, und die Niederflurwagen dem Anspruch „Tradition“ nicht so wirklich gerecht werden. Eine langfristige Erhaltung des Wagens ist aber seitens der Mainzer Mobilität nicht vorgesehen, und dem Verein fehlen sowohl die Mittel, als auch die Möglichkeiten für eine Abstellung, um den Wagen zu übernehmen und zu erhalten. Da in absehbarer Zeit für das stark gestiegene Fahrgastaufkommen zusätzliche Neufahrzeuge bestellt werden sollen, und schon jetzt die Abstellkapazitäten im Betriebshof eher knapp sind, könnte es sogar für die aktuellen historischen Fahrzeuge eng werden. Angeblich überlegt man schon, die Fahrzeuge irgendwo anders - schienenfern - auszulagern, bis irgendwann mal ein neuer Betriebshof gebaut wird. Dann wird es sicherlich auch den M8C „an den Kragen gehen“, denn die Modernisierung ist bei den meisten auch schon wieder 7 Jahre her, und war für eine Verlängerung der Einsatzdauer um 10 - 15 gedacht. Damals ahnte aber auch noch niemand etwas von den Biontech-Milliarden in der Stadtkasse.

Re: Wer soll so einen Wagen mieten?

geschrieben von: Christoph Heuer

Datum: 14.03.23 09:42

Moin,

Matthias.Vollstedt schrieb:
Wenn ich von der Prämisse ausgehe, dass sich weder ein Verkehrsbetrieb noch ein Verein eine solche Kiste "nur so" in die Halle stellen werden, das Fahrzeug also auch gelegentlich Mieteinkünfte bringen sollte, (...)

Welche Zielgruppe soll denn mit dem gruseligen Siebziger-Jahre-Design der M-Wagen zur Anmietung animiert werden?(...)
sind diese Prämisse und die Frage nicht schon falsch? Und selbst wenn, wäre die Annahme des "Ladenhüters" nicht auch falsch?

Zum einen geht es bei der Erhaltung von Straßenbahnwagen um die Bewahrung von Geschichte als Selbstzweck. Wenn das nicht so wäre, könnte man alle Museen schließen und wahlweise in Wohngebiete, Büroflächen oder Gewerbeparks umwandeln. Und da hat der Stadtbahnwagen M/N halt in nahezu allen Verkehrsbetrieben einen hohen Stellenwert. In Kassel als Extrembeispiel markierte der Kauf der N8C den Wendepunkt weg von Stilllegungsplänen.

Zum anderen gibt es ein Phänomen, dass Menschen gerne auf Dinge zurückschauen, die sie selbst erlebt haben. Selbst für Menschen, die jetzt schon 30 Jahre alt sind, ist ein klassischer DÜWAG-Gelenkwagen meistens maximal ein Teil der frühen Kindheit. Für die Schüler von heute ist ein Stadtbahnwagen M/N eben schon eine alte Straßenbahn, auf die sie in einigen Jahren nostalgisch zurückblicken. Spätestens darin liegt der Sinn der Erhaltung.

Ich freue mich deshalb darauf, dass Stadtbahnwagen M/N erhalten bleiben.

Viele Grüße

Christoph

Meine Homepages im Retro-Look (seit 2004 bzw. 2002 unverändert)

Die Straßenbahnwagen des VEB Waggonbau Gotha

Die Straßenbahnwagen des RAW Schöneweide

Re: Wer soll so einen Wagen mieten?

geschrieben von: no-night

Datum: 14.03.23 11:20

Matthias.Vollstedt schrieb:
Wenn ich von der Prämisse ausgehe, dass sich weder ein Verkehrsbetrieb noch ein Verein eine solche Kiste "nur so" in die Halle stellen werden, das Fahrzeug also auch gelegentlich Mieteinkünfte bringen sollte, bin ich nach seit Mitte der Achtziger Jahre ungezählten Sonderfahrten auf dem Essener Netz mehr als skeptisch:
Hier hatte schon Christoph ein Teil der Antwort:

Christoph Heuer schrieb:
Zitat:
Zum einen geht es bei der Erhaltung von Straßenbahnwagen um die Bewahrung von Geschichte als Selbstzweck. Wenn das nicht so wäre, könnte man alle Museen schließen und wahlweise in Wohngebiete, Büroflächen oder Gewerbeparks umwandeln. Und da hat der Stadtbahnwagen M/N halt in nahezu allen Verkehrsbetrieben einen hohen Stellenwert. In Kassel als Extrembeispiel markierte der Kauf der N8C den Wendepunkt weg von Stilllegungsplänen.
Dabei stimme ich zu, daß Museen bei ausreichender Fläche viel ertragen können, auch Wagen, die wegen technischer Grenzen sowieso nicht eingesetzt werden können. Aber Voraussetzung ist doch ein Museum, wo das ausgestellt werden kann.

Deine zweite Meinung kann ich aber vollkommen teilen:

Matthias.Vollstedt schrieb:
- Wer eine "gute alte" Straßenbahn haben will, die so richtig in Kurven quietscht und ein Hingucker ist, wird Zweiachser wählen.
- Wer nur den Hingucker will und eine gemütliche Rundfahrtatmosphäre ohne Teilung der Reisegruppe in mehrere Wagen, ist mit den Großraum- und Gelenkwagen im "kurvenreichen" Design der Fünfziger bis frühen Siebziger gut bedient, die tlw. auch über eine Partyausstattung verfügen.
- Wer es barrierefrei haben will oder muss, würde einen aktuellen Wagen anmieten.

Welche Zielgruppe soll denn mit dem gruseligen Siebziger-Jahre-Design der M-Wagen zur Anmietung animiert werden?
PCC's, Gothas, Düwags, Tatras haben irgendwie ein interessantes Design, und wenn sie geeignet aufgearbeitet werden, können wirklich die Ästhetik und Geist vergangener Zeiten schön zurückgeben, nicht nur bei Materialen (Kunstleder, Sprelacart, eloxierte Metallgriffe und eigentlich auch noch viel Holz) sondern auch bei Details (Schaffnersitz, Zahlbox oder Lochentwerter, Beschriftungen, Werbungen). Dagegen sind graue Kunststoff-Güsse eigentlich bis heute in den Niederflurwagen zu finden.


Und Christophs Denkweise

Christoph Heuer schrieb:
Zitat:
Zum anderen gibt es ein Phänomen, dass Menschen gerne auf Dinge zurückschauen, die sie selbst erlebt haben. Selbst für Menschen, die jetzt schon 30 Jahre alt sind, ist ein klassischer DÜWAG-Gelenkwagen meistens maximal ein Teil der frühen Kindheit. Für die Schüler von heute ist ein Stadtbahnwagen M/N eben schon eine alte Straßenbahn, auf die sie in einigen Jahren nostalgisch zurückblicken.
stimmt nur halbwegs. Einerseits sind nicht alle früher erlebte Dinge positiv... und nicht nur solche extreme Sachen, wie Krieg, Armut oder Mißbrauch. Alltägliches Pendeln in Arbeit und Schule ist meistens nicht lustig, insbesondere nicht in überfüllten und herunterkommenen Wagen. Zeit kann zwar dies und das verschönern, aber wie gesagt, haben diese Wagen eher solches Design, was man bis heute, nur mit modernerem Technik umgerahmt.

Ich hörte auch von manchen, daß "Nostalgie sei, was ich in meiner Kindheit hatte". Ich schätze aber eher solche Sachen, die ich nicht als Kind erleben konnte, also eher "Nostalgie meiner Eltern und Großeltern". Früher galt es mir bis ca. 1955, aber je modernere Wagen kommen (und je älter auch ich werde), desto mehr kann ich auch Ambiente der 60er und 70er gerne haben. Dagegen aber Ikarus 200er, die in Budapest - nun nur noch als Obusse - bis heute verkehren - sowie die UV-Großraumwagen, welche 17 Jahre unter meiner Fenster rumpelten, können sich nicht als solche einprägen. Und ich gebe auch für die heutigen Betriebswagen wenig Chance...

Zusätzlich: die "Schüler von heute" verstecken sich im Bildschirm, können dann 'mal später die heutigen Alltagswagen weniger schätzen.Zitat:

Re: Wer soll so einen Wagen mieten?

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 14.03.23 13:20

Konzeptionell war der M/N allerdings eine Sackgasse, denn er war ja eigentlich so konzipiert, dass man ihn weiterverwenden kann, wenn man erstmal die ganze Stadt mit Hochbahnsteigen zugepflastert hat. Wirklich nach diesem Konzept wurde er nur in Essen und Bielefeld eingesetzt, für alle anderen Betriebe war der höhergelegte Fußboden eher kontraproduktiv, hier wäre ein weiterentwickelter „Mannheimer“ oder „Duisburger“ sicherlich die bessere Wahl gewesen, und hätte den Fahrgästen viel unnötiges Treppensteigen erspart.

Re: Wer soll so einen Wagen mieten?

geschrieben von: derasselner

Datum: 14.03.23 14:55

War der Boden denn "höhergelegt" im Sinne von höher als technisch notwendig? Angabe bei Wikipedia ist 880 mm. Für den Vorgänger in Dortmund, den GT8, werden 900 angegeben, also etwa dasselbe.
Die Dortmunder N-Wagen hatten allerdings fest eingebaute Trittstufen und waren daher nicht am Hochbahnsteig verwendbar. Mit ihrem Verschwinden wurden einige Bahnsteige erhöht, das war wohl baulich schon vorgesehen.

Re: Wer soll so einen Wagen mieten?

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 14.03.23 16:14

Stimmt, die sind innen gar nicht höher als die ihre Vorgänger. Sind die Treppen dann steiler? Ich hatte immer den Eindruck, bei den M-Wagen mehr „klettern“ zu müssen als bei den älteren Düwags. Die gepolsterten, ausreichend breiten Sitze sind natürlich gegenüber heutigem 2+2-Gestühl mit bestenfalls „optischer Polsterung“ eine ganz andere Liga. Oder, anders gesagt, wenn man erstmal hereingeklettert ist, sind die M-Wagen erheblich bequemer als so ziemlich jeder Niederflurwagen. Aber der Einstieg ist, gerade wenn man nicht (mehr) so fit ist, alles andere als bequem.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:03:14:16:14:44.

Re: Re:

geschrieben von: Bernhard Martin

Datum: 15.03.23 00:12

Dortmundriver schrieb:
Zu Duisburg:
Der GT8NF-DU ist mehr eine Duisburger Sonderkration. Mit N-Wagen hat der vielleicht technische Gemeinsamkeiten, das wars aber mehr oder weniger auch schon :D
Zunächst einmal lautet die offizielle Typenbezeichnung GT8/10NC-DU. (N analog zum N-Wagen für Normalspur, C für Chopper; von Niederflur ist in der Typenbezeichnung keine Rede)

Der GT8/10NC-DU ist aus dem N-Wagen abgeleitet. Das sieht man schon an den Längen der Wagenteile. Die Türanordnung entspricht zumindest in Teilen jener der N-Wagen bzw. Augsburger M8C. Mit 2,30 m war der N8C aber zu breit für Duisburg. Deswegen musste der Wagen ohnehin angepasst werden und da hat die DVG gleich weitere sinnvolle Sonderwünsche angebracht: Fußbodenhöhe abgesenkt, andere Türanordnung an den Fahrzeugenden und Front ohne Knick. Das war's dann auch schon. Ansonsten ist der GT8NC-DU ein schmalerer N8C.

(Auch die Genfer Mittelflurwagen sind aus dem M-Wagen heraus entwickelt worden. Und die TPG hatten mit der DUEWAG vereinbart, wenn das Mittelflurkonzept nicht realisierbar sein könnte, problemlos zum echten M-Wagen wechseln zu können.)
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