Hallo,
zunächst zur 103 001
1. mir gefällt die Farbe. Sie steht der Lok gut und die Farbaufteilung, die für das Erscheinungsbild viel wichtiger ist, als die Farbe selber, ist erhalten geblieben. Das ist eine spannende Umsetzung, schade, dass sie nicht läuft, vor dem Rheingold wäre das ein tolles Bild.
2. So zirkusmäßig, wie hier öfters gejammert wird, ist die Sache nicht. Ich habe irgendwo Bilder gesehen (ich meine sogar in Nürnberg), die aus den frühen 60er Jahren stammen und die damals geplante 103 genau in dieser Farbgebung zeigen. Ich vermute anders herum, dass die Farbgebung in rot-elfenbein eigentlich die "Zirkusfarbe" war, die man sich aus Marketinggründen für die Verkehrsausstellung ausgedacht hat. Doch wie so oft (siehe auch ICExperimental) wurde eine Demonstrationsfarbe dann zum Ideengeber.
3. Was spricht dagegen, Museumsloks in anderem Outfit zu zeigen? In England passiert das sehr regelmäßig und trägt sehr zur Attraktivität der Museumsbahnen bei. Da ist die neue Farbgebung einer Lok Anlass für Saisoneröffnungsfeste und Sonderfahrten und letztlich dafür, dass Leute kommen, die den ganzen Spaß finanzieren.
Und darum geht es doch: Ein Museumsbetrieb ist nur dann möglich, wenn er sich aus sich heraus trägt. Kein Verein ist in der Lage, aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden einen Betrieb zu finanzieren, die Einnahmen müssen her. Und die Einnahmen kommen, wenn das Gesamtpaket stimmt, die Züge für Otto Normalverbraucher attraktiv sind und wenn man F/feste feiern kann.
Zur historischen Autentizität:
Kein Museum, keine Museumslok kann Autentizität vermitteln. Sie zeigen immer nur einen angenäherten Zustand. Eine komplett sauber, glänzende Dampflok in sattem Schwarz und mit leuchtend roten Rädern ist ebenso wenig autentisch wie eine topgepflegte Museumslok, die mit bester Kohle einen leichten Zug zieht und bei kleinsten Hustern 5 Fachleute hat, die sich drum kümmern. In Berlin hat man ja wenigstens den Versuch gemacht, eine Dampflok (wars ne 38?) im "Betriebszustand" am Ende der Nutzung mit Dreck, kleinen Schäden, Rost, etc. zu erhalten. Die 220 in der nächsten Halle glänzt wieder wie eine Speckschwarte und die 202 hat einen Nachbau der aerodynamischen Kopfverkleidung nach Originalplänen bekommen. Was davon ist "echt"?
Fehlt nicht für jede Lok im Museum oder einer Museumsbahn das Betriebsumfeld, die Zwänge, die sich aus dem Planbetrieb ergeben? Ist eine Lok autentisch, wenn sie im Museum so gezeigt wird, wie sie geplant wurde, wie sie abgeliefert wurde, wie sie im Zustand direkt nach der 3. HU war oder im Zustand der Ausmusterung?
Ergo: auch wenn die 103.0 nie in dieser Farbe gefahren ist, sie
könnte in dieser Farbe gefahren sein. Sie passt zur Zeit der Entwicklung der Lok, zum geplanten Einsatz und zum Gesamtdesign des Fahrzeugs, das erstmals auf eine horizontale Farbtrennung ausgelegt war. Daher kann ich das sogar eher akzeptieren, als wenn die Lok in orientrot mit Lätzchen lackiert worden wäre.
Schöne Grüße
Tobias
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