Ich muss Thomas zustimmen. Sicher müssen Baustellen planbar sein und sie müssen auch erfolgen, um das Netz in ihrem Bestand zu sichern. Und auch klar ist: Den Spar-Schaden der Mehdornzeit müssen wir heute ausbaden. Die Vollsperrung der Strecke KGU - KDI wäre sicher verschiebbar gewesen, aber das wäre auch unnötig, wenn man nicht 12 Monate lang den Hangrutsch Richtung Hagen mit traurigem Gesicht angeschaut, sondern diesen behoben hätte. Auf einer benachbarten NE-Bahn wurde eine zerstörte Brücke binnen 14 Tagen erneuert. Warum immer diese Valium-Politik?
Der Schaden an der Volmebrücke in Brügge ist m.E. nicht erstaunlich. Das Hochwasser war schon soweit "oben" im Tal eine Katastrophe. Scheinbar hatte man aber im Sommer 2021 nicht alles geprüft. Das wäre aber auch nicht so schlimm aus Sicht des Güterverkehrs, wenn die DB Netz AG ihre Kunden informieren würde. Wir wären dann im Juli bereits mit 2 Loks erschienen und vielleicht hätten wir uns um eine Kleinlok dafür bemüht, die dann hätte vor Ort bleiben können.
Unsinnig ist auch das Verhalten des Netzverantwortlichen, der auf einmal Bahnhöfe nicht mehr zum Abstellen von Zügen verwenden will (ich wusste gar nicht, warum in den letzten rund 180 Jahren Bahnhöfe gebaut wurden, wenn man keine Züge dorthin fahren darf ... ), womit der ohnehin komplizierte und sehr teure Verkehr erschwert wurde. Und das mit Begründungen, die sich in keinem Regelwerk finden und auch m.M. gegen die SNB der DB Netz verstoßen.
"Lustig" ist auch die Gleispolitik der DB Netz. In Köln Kalk Nord - dem natürlichen Umspannbahnhof E / V Traktion für die Strecke, kann man keine normalen Zugbildungsgleise mieten. Die sind angeblich alle vermietet. Mitnutzungsanträge werden abgelehnt. Man kann Gleise des Anlagendisponenten mieten. Für einen Zugumlauf kostet das dann reichlich 4.500 EUR nur Gleismiete. Im Nachbarbahnhof Opladen waren dann in diesem Jahr auf einmal alle Gleise vermietet. Sie sind zwar oft frei - es wäre kein Problem - aber auch hier keine Zustimmung zur Mitnutzung. Also dann nach Düsseldorf - Eller. Sieht man auf die Landkarte, dann erkennt man, dass man wieder auf der geographischen Breite von Lüdenscheid angekommen ist und rund 1,5h "für die Katz" gefahren ist. Zuletzt wurde uns sogar Eller verweigert - super lustig, alle drei Gleise komplett frei. Die BNetzA scheint diesbezüglich jedoch im Tiefschlaf zu sein ... .
Man gewinnt den Eindruck, dass DB Netz diesen Verkehr aushungern wollte, bis dann der Kunde und wir als Dienstleister gesagt haben, dass es nun genug ist.
Fazit der Politik der DB Netz:
1. Es verkehren jetzt pro Woche zwischen 40 und 120 Lkw zusätzlich im bergischen Land, um das Brügger Holz abzufahren. Denn da laufen die Verträge natürlich weiter.
2. Ich frage mich ohne jede Polemik, sondern ganz ernsthaft, wie eine Verkehrswende in diesem reichen Land funktionieren soll, wenn es die Politik nicht schafft, ihr eigenes Unternehmen auf Spur zu bringen. Herr Wissing müsste den Stahlborstenbesen auspacken und bei DB Netz mal kräftig durchfegen. Und der BNetzA müsste man auch mal einen Weckkuss verpassen. Es müsste ständig jedes NEIN hinterfragt werden, wenn Mehrverkehr auf die Schiene soll. So ist es aber nun - ich telefoniere mit oft sehr netten, aber gänzlich desillusionierten Leuten beim Fahrplanbüro, den Betriebszentralen oder Fahrdienstleitern. Die wollen alle, aber die können und/oder dürfen nicht.
So kann die Bahn auf Dauer nicht arbeiten - es liegen überall die Nerven blank, alles ist überlastet, es sind überall Fehlplanungen und eine echte Verkehrswende ist mit diese Verkehrspolitik nicht möglich (und mit Wissing auch in dieser Sparte wohl nicht ehrlich erwünscht).