Hallohallöchen.

Man stelle sich vor, ein Reisender wolle von Osnabrück aus die Welt erkunden und dazu nach Altenkirchen im Westerwald fahren.

Der DB-Navigator unterstützt da gerne mit Rat und Tat und diversen Verbindungen. So zum Beispiel.





Die 'aktuellen Informationen' sind dabei zu ignorieren - die besagen nur, dass der Zug, der zwischen Köln und Au an der Sieg genutzt wird, zwischen Aachen und Düren ausfällt. Bzw dass es im 'Ruhr-Sieg-Netz'-Bauarbeiten mit Fahrplanänderungen gibt.

Was man als Fahrgast alles wissen muss ... - was ist das Ruhr-Sieg-Netz? Und liegt Aachen Düren zwischen Köln und Au?

Aber nun, darüber stolpert der Reisende nicht. Sondern darüber, dass nach 9:37 Uhr als Startzeitpunkt als nächstes der Flix um 10:44 Uhr erscheint. Später dann der Fernzug um 11:37 Uhr. Und dazwischen auch noch andere Nah-und Fernzüge. Aber um 10:37 Uhr? Fährt denn da gar kein Rollbahn-Fernzug? Er wird jedenfalls verschwiegen.

Für Otto:Anna Normalfahrgast:in ist an der Stelle das Thema vermutlich beendet. Eine der vielfältig bepreisbaren Verbindungen wird gebucht; fertig.

Der neugierige Fahrgast aber entdeckt seinen jugendlichen Entdeckerehrgeiz. Und siehe da, es gibt sehr wohl einen Fernzug um 10:37 Uhr.



Nebenbei: ist unser Bahnsystem nicht einfach nur klasse? Zur selben Zeit abfahren, kann man ganz planmäßig quasi im Stundentakt ankommen. Über jeweils andere Strecken und auch sogar mal zu einem anderen Preis!

Aber wie hat es der Reisende nun geschafft, den IC um 10:37 Uhr angezeigt zu bekommen?

Der erste Gedanke: einfach einen Unterwegshalt des IC eingeben. Gelsenkirchen z.B. Aber: denkste! Überall, wo der IC hält, stoppt kurz drauf die Flixebude auch. Klappt also nicht ...

Umstiegszeit auf 25 oder 30 Minuten hochsetzen? Würde beim IC in Köln zum Übergang auf den RE 9 passen, beim später ankommenden Flix aber nicht. Also: Test. Ergebnis: Gescheitert. Da die 25 bzw 30 Min ja für alle Umstiege gelten, kommt der Navigator dann auf andere Ideen. Unterschlägt den Zug um 10:37 Uhr aber weiterhin konsequent.

Was bleibt? Zweierlei: der Fahrgast wird modern. Oder 'radikal'.

'Modern' heißt, dass er 'Interregio- und Schnellzug' aus der Liste der zu nutzenden Züge streicht. Interessant übrigens der Bindestrich hinter 'Interregio'; gemeint ist also ein 'Interregiozug'. Habe ich noch nie jemanden sagen hören. Der Interregio ist einfach ein Interregio. Aber natürlich ewiggestrig. Wie der Schnellzug. Weg mit dem ganzen Krempel, Haken entfernen und zack, es kömmt der Intercity zum Vorschein. Na bitte. Allerdings nicht 3x wie oben im Screenshot, sondern nur 2x - die ersten beiden Verbindungen.

Wie sich dann 3 Verbindungen generieren lassen? Da kommen wir zu 'radikal': der Reisende erdreistet sich, ein Fahrrad mitnehmen zu wollen! Und mahnt das in den Optionen bei der Auskunft entsprechend an! Da fällt der Grüne dann raus. Da nutzt auch das wiedergesetzte Häkchen bei IR/D dem Grünen nix. Fahrrad mag er nicht. Aber der IC mag es! Von wegen, DB FV und Fahrräder und die ach so tollen Privaten ... Alles Vorurteile.

Was lernen wir nun aus dem Ganzen?

Zum einen unterschlägt sich die DB auch mal selbst! Wobei ich schätze, dass die mitlesende Plüschetage jetzt über sich selbst staunt. "Das haben wir programmiert?". Gibt Montag erstmal eine Sondersitzung. Gleichzeitig wird man sich das alles ausdrucken und speichern. Falls mal wieder ein Dritter über einseitige Diskriminierung seinerseits nölt, wird man das Beispiel hervorholen und sagen: "Du bist nicht allein. Wir diskriminieren gerecht!" Da landet DS-O wahrscheinlich bald bei der EU. Und dann schreiben hier noch ganz andere Etagen mit als der Herr Nagl. Immerhin könnte die DB da dem recherchierenden Fahrgast für soviel Argumentationsfutter ggü. der ungeliebten Konkurrenz mal dankbar sein (es muss auch keine BC 100 sein; 'Freifahrt' hat er ja auch so ...).

Und was in diesen Kreisen hier als Lehre vielleicht noch interessanter ist: Es gibt ja gerade hier etliche Veränderungsresistente, die dem Kursbuch hinterher trauern und es unterhaltsam hielten, stundenlang in dem Wälzer nach Verbindungen zu suchen. Die dann meinen, so eine blöde, moderne automatische Fahrplanauskunft sei dagegen langweilig. Da halte ich dann als der Moderne Aufgeschlossener dagegen. Mit nur zwei Worten: siehe oben!


Schöne Grüße von jörg