Der Zeuge Desiros schrieb:

Aber wenn ich mir für meinen Verkehr neue Fahrzeuge anschaffe, die vor der geplanten Inbetriebnahme im Fahrgasteinsatz nie richtig funktioniert haben - sorry, dann ist es doch geradezu fahrlässig,
- die nicht funktionierenden Fahrzeuge fröhlich ins Rennen zu schicken
- die bisherigen Fahrzeuge ebenso fröhlich aus dem Verkehr zu ziehen

Ohne jetzt konkret zu wissen, was mit dem bisherigen Fahrzeugmaterial der Gäubahn konkret passiert ist: Mir wäre nicht bekannt, dass DB Fernverkehr die letzten Jahre nennenswert Fahrzeuge verschrottet oder nach Hamm/Mukran verbracht hätte. Im Gegenteil, die IC-Garnituren, die man eigentlich durch den ICE 4 ablösen wollte, werden nochmal aufgemöbelt, mit WLAN nachgerüstet usw., weil man ständig das Angebot ausbaut.

Die Fahrzeuge nicht ins Rennen zu schicken würde meines Erachtens nach also zwangsläufig bedeuten, irgendwo schon veröffentlichte Mehrleistungen ersatzlos zu streichen.

Der Zeuge Desiros schrieb:

- und von dem fabrikneuen Schrott auch gleich noch -zig weitere Züge nachzukaufen!

Die Alternative wäre eine neue Ausschreibung. Die dauert IN JEDEM FALL wieder einige Jahre, bis die ersten Fahrzeuge da sind.
Die Chancen, dass man damit schneller ist, als die Kinderkrankheiten dessen, was man schon hat, auszutreiben, halte ich für gering.
Im Gegenzug hat man das Risiko, dass man entweder das selbe nochmal bekommt, nur einige Jahre später (und mit Pech noch inkompatibel, weil in einem neuen Vertrag der Hersteller ein paar Details ändert). Oder noch schlimmer, man bekommt etwas anderes, und macht das mit den Kinderkrankheiten nochmal durch.

Sprich: Die Chance, schneller die gewünschte anzahl Züge funktionierend auf dem Gleis zu haben, sind gering; das Risiko, dass es länger dauert, hoch.

Züge sind keine Kühlschränke oder Autos, wo ich bei Unzufriedenheit einfach zum Händler gehe und ein Modell eines anderen Herstellers kaufe.

Der Zeuge Desiros schrieb:

"Und dass man damit insbesondere jeglichen Druck beim Hersteller rausnimmt, wenn man sagt: Liefert uns mal die Züge - mit dem Einsatz warten wir aber ohnehin so lange, bis alles geht."
Außer, wenn der Hersteller für die Ersatzkonzepte, Mehraufwändungen etc. geradestehen muss.

Pönalen stehen in jedem Liefervertrag. Nur sind die eben auch gedeckelt - aus gutem Grund. Niemand hat etwas davon, wenn ein Fahrzeughersteller wegen ungedeckelter Pönalen in einem einzelnen Projekt Konkurs geht. Wie viele Lokomotiven, Wagen und Triebzüge der DB würden wegen Ersatzteilmangel binnen kürzester Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn Bombardier pleite wäre und man keine Ersatzteile mehr bekäme?