DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 02 - Allgemeines Forum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Diskussionen, Fragen und Antworten - Bitte auf Themen beschränken, welche einen Bezug zur Bahn aufweisen. Persönliche Unterhaltungen bitte per PN führen.

Die Lösung

geschrieben von: ccar

Datum: 15.10.16 16:34


S-Transport hat es auf den Punkt gebracht:

"Die Lösung ist A: Die Umbenennung wurde nicht rückgängig gemacht. Denn bei den anderen: Uhyst --> Spreefurt --> Uhyst; Wendisch Priborn --> Freienhagen --> Wendisch Priborn; Saarlouis --> Saarlautern --> Saarlouis"

Die Lösung des heutigen Rätsels liegt in der Vergangenheit – genauer gesagt: in den Jahren des Nationalsozialismus. Alle vier hier vorkommenden Bahnhöfe änderten in dieser Zeit ihren Namen. Aber nur drei Namensänderungen wurden später wieder zurückgenommen. Die guten Gründe, warum das so gewesen ist, sind die Lösung dieses Rätsels.

Wir haben:

A – Pönitz
B – Uhyst
C – Wendisch Priborn
D – Saarlouis Hbf

Unter den Nationalsozialisten herrschte ein Germanisierungswahn, der auch vor althergebrachten Ortsnamen nicht Halt machte. In Ostpreußen und in Oberschlesien wurden massenweise Dörfer und auch Städte umbenannt, weil ihre Namen nicht deutsch genug waren. Aber auch im Gebiet der DBAG finden sich Bahnhöfe, die früher germanisierte Namen trugen:

Zu B – Uhyst:
Uhyst liegt in der Lausitz an der Bahnstrecke Węgliniec (Kohlfurt) – Falkenberg. Der Name Uhyst geht zurück auf das altsorbische Wort ujězd, ein durch Umritt in Besitz genommenes Land. Solche Namen waren im Dritten Reich natürlich ideologisch untragbar, der Ort wurde deswegen 1936 in Spreefurt umbenannt – immerhin ein aussagekräftiger Name, denn die Bedeutung des Dorfes lag in der Tat früher einmal in der Lage an einer Furt durch die Spree. 1947 erfolgte die Rückumbenennung in Uhyst. Der Bahnhofsname folgte natürlich dem geänderten Ortsnamen.

Zu C – Wendisch Priborn:
Wendisch Priborn liegt im Süden Mecklenburgs an der Bahnstrecke Pritzwalk – Karow. Wendisch deutet auf eine slawische Siedlungsgründung hin, die Wenden waren der slawische Volksstamm im Gebiet des heutigen Deutschlands, der seit dem 15. Jahrhundert mehr und mehr germanisiert wurde. Lediglich die Bezeichnung Wendland, Wendisch… und die Existenz der sorbischen Sprache sind Relikte aus dieser Zeit. Entsprechend war die Ortsbezeichnung Wendisch… im Dritten Reich nicht beliebt. Wendisch Priborn änderte seinen Namen zu Freienhagen – irgendwann zwischen dem Erscheinen des Kursbuches 1937 und dem Erscheinen des Kursbuches 1939. Die Rückbenennung erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch hier folgte der Bahnhofsname dem geänderten Ortsnamen.

Zu D – Saarlouis Hbf:
Auch am westlichen Ende des Reiches hatten die Nationalsozialisten mit undeutschen Namen zu kämpfen. Das im 1935 angegliederten Saarland gelegene Saarlouis konnte unmöglich den französischen Namen behalten, der an den Stadtgründer – den Franzosenkönig Louis XIV. – erinnert. Im Rahmen der Eingemeindung von Fraulautern benannte man den Ort 1936 kurzerhand in Saarlautern um. Noch 1945 erfolgte die Rückbenennung des Ortes und des natürlich auch des Bahnhofes in Saarlouis.

Während also die Orte und Bahnhöfe B,C und D im Dritten Reich aus ideologischen Gründen umbenannt wurden und deswegen nach dem Zweiten Weltkrieg auch wieder zurückbenannt wurden, erfolgte die Namensänderung des Bahnhofes Gleschendorf zu Pönitz aus völlig nachzuvollziehenden, unideologischen Gründen.

Zu A – Pönitz
Als 1873 die Bahnstrecke Eutin – Lübeck eröffnet wurde, legte man an der Kreuzung der Bahn mit der Chaussee Ahrensbök – Scharbeutz einen Bahnhof an, den man nach dem nächsten größeren Dorf Gleschendorf benannte. Während Gleschendorf später eine eigene Haltestelle Gleschendorf Dorf bekam, entwickelte sich um den Bahnhof Gleschendorf herum ein neuer Ort, der Gleschendorf Bahnhof hieß. Dieser Ort wuchs aber nicht in Richtung Glesvhendorf, sondern in Richtung des Dorfes Pönitz am See. Dass nun Bahnhof Gleschendorf nahe bei Pönitz lag, sorgte zunehmend für Verwirrung. Deswegen wurden im Mai 1934 der Bahnhof Gleschendorf in Pönitz und der Haltepunkt Gleschendorf Dorf in Gleschendorf umbenannt. Diese Umbenennung war ganz unideologisch und überaus sinnvoll. Und deswegen wurde auch der Bahnhof Pönitz nach dem Ende der Nationalsozialistischen Herrschaft auch nicht mehr umbenannt und trägt bis heute den Namen, den er 1934 erhielt.

Das unterscheidet Pönitz von den anderen drei Bahnhöfen, und deshalb ist Pönitz auch der gesuchte Bahnhof des heutigen Rätsels gewesen.

Ein herzlicher Glückwunsch geht an S-Transport!

Ein herzlicher Dank geht aber auch an alle anderen Mitrater, an die Sammlung Carsten Friese für das Bild aus Uhyst und an Sören Heise, der mir geholfen hat, einen umbenannten Bahnhof außerhalb des slawischen Sprachbereiches zu finden und mir auch das Bild aus Saarlouis zur Verfügung gestellt hat.

Bis zum nächsten Mal!
Christoph


Thema
Angeklickt
geschrieben von
Datum/Zeit
(4504)
15.10.16 08:23
(411)
15.10.16 10:31
(389)
15.10.16 10:50
(258)
15.10.16 13:53
(216)
15.10.16 14:09
(341)
15.10.16 11:01
(308)
15.10.16 11:07
(284)
15.10.16 11:12
(361)
15.10.16 11:28
(300)
15.10.16 11:56
(202)
15.10.16 12:06
(331)
15.10.16 12:17
(330)
15.10.16 12:37
(256)
15.10.16 12:17
(322)
15.10.16 12:22
(251)
ehemaliger Nutzer
15.10.16 12:48
(362)
15.10.16 13:00
(231)
15.10.16 13:22
(218)
15.10.16 13:39
(245)
15.10.16 13:41
(153)
15.10.16 15:17
(196)
ehemaliger Nutzer
15.10.16 15:35
(164)
15.10.16 15:47
(188)
15.10.16 15:53
(181)
15.10.16 16:03
(130)
15.10.16 16:10
(128)
ehemaliger Nutzer
15.10.16 16:13
(125)
15.10.16 16:13
(130)
15.10.16 16:21
(133)
ehemaliger Nutzer
15.10.16 16:30
(166)
15.10.16 14:46
(340)
ehemaliger Nutzer
15.10.16 15:20
(248)
15.10.16 15:32
(282)
15.10.16 16:17
(223)
ehemaliger Nutzer
15.10.16 16:27
 Die Lösung
(578)
15.10.16 16:34
(228)
15.10.16 16:42
(132)
ehemaliger Nutzer
15.10.16 23:27
(170)
16.10.16 00:15