Moin!
Eigentlich wäre er einer unter vielen, der Bahnhof Uelzen. Wenn nicht (stark vereinfacht gesagt) der Künstler Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser des Weges gekommen wäre und ihn in seinem unverkennbaren Stil umgestaltet hätte. Die Einweihung des umgebauten Bahnhofs erfolgte im November 2000, neun Monate nach dem Tod des Künstlers und einige Wochen, nachdem die EXPO 2000 in Hannover ihre Tore geschlossen hatte - der Bahnhof war ein dezentrales Projekt.
Nachfolgend einige Bilder aus diesem und dem letzten Jahr.
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Das Bahnhofsgebäude befindet sich in Insellage. Auf der Ostseite führt die Bahnstrecke von Hannover nach Hamburg vorbei, nach Norden zweigt die stillgelegte Bahnstrecke nach Dannenberg ab.
Auf der Westseite führt die
Amerikalinie von Berlin nach Bremen hier vorbei. Markant ist die Unterführung der Amerikalinie unter der Nord-Süd-Verbindung südlich des Bahnhofes: Sie wird von einer Straßenbrücke gekreuzt (
Bildlink).
Die erste Bahnstrecke, die Uelzen erreichte, war die Strecke von Celle nach Harburg, damals noch eine Stadt im Königreich Hannover. Sie wurde vor 165 Jahren eröffnet, am 1. Mai 1847. Die Weiterführung über die Elbbrücken gibt es erst seit 1872, zuvor war für acht Jahre der Umweg über Lauenburg (Eisenbahnfähre) erforderlich.
Diese Strecke zählt heute wohl zu Deutschlands wichtigsten Bahnstrecken und weist dichten Personen- und Güterverkehr (Hamburger Hafen) auf.
Es sind nur wenige ICE-Züge, die in Uelzen halten, alle zwei Stunden halten Intercitys (mittlerweile mit einer Taktlücke, aber auch mit zusätzlichen Verbindungen). Der Regionalverkehr von Norden nach Süden ist fest in der Hand des Metronom. In Uelzen befindet sich das Bw dieser Firma, durchgehende Züge gibt es nicht (mehr).
Die
Amerikalinie wurde 1873 eröffnet. Ihr Name erinnert an die zahlreichen Auswanderer, die über Bremerhaven in die Neue Welt und ein hoffentlich besseres Leben reisten. Nach 1945 wurde die Verbindung durch die deutsche Teilung unterbrochen. Erst seit 1999 kann man zwischen Stendal und Uelzen wieder durchgehend mit dem Zug fahren, neben zweistündlichen Regionalzügen fährt hier als einziger Fernzug der EC "Wawel" zwischen Hamburg und Krakau, benannt nach der Burg der polnischen Könige. In Wieren zweigt von ihr die Nebenbahn über Gifhorn nach Braunschweig ab. Der Personenverkehr wird von Dieseltriebwagen der Baureihe 628 bedient.
Westlich Uelzens ist die Amerikalinie nicht elektrifiziert. Der Personenverkehr wird durch den Heidesprinter Erixx mit modernen Dieseltriebwagen der Baureihe 648 betrieben, zwischen Uelzen und Bremen besteht ein Zweistundentakt.
Die letzte Bahnstrecke, die von Uelzen ausging, ist die Nebenbahn nach Dannenberg. Sie verläßt Uelzen gen Nordosten und führt durch dünnbesiedeltes Gebiet. Erst 1924 eröffnet, ist sie seit 1996 stillgelegt (der Personenverkehr endete 1975). Der Förderverein
Ostheide-Elbe-Bahn bemüht sich um eine Reaktivierung.
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Ach ja, die Bilder. Tun wir mal so, als ob wir zu Fuß kommen.
So kennt der Fremde ihn nicht: Der Eingang von der Stadtseite. Zugang zum nahen Parkhaus nebst Supermarkt, Abfahrtsstelle der Regionalbusse (Betreiber: Regionalbus Braunschweig, das Depot befindet sich auf der anderen Bahnhofsseite).
Nach einigen Metern hört die Normalität auf.
Umsteigende Fahrgäste sind über die Numerierung verwundert: Im Osten gibt es 101 bis 103, im Westen 301 bis 304. Auf 1 endet jeweils der Hausbahnsteig.
Neben der Treppe, die vom Tunnel direkt ins Empfangsgebäude führt, befindet sich eine Wasserspielerei.
Wir nehmen diese Treppe.
Manche haben es eilig.
Manche stehen still.
Als Fotograf ist man hier selten allein.
Strom nicht aus der Steckdose, sondern aus der Sonne.
Wie verlassen das Empfangsgebäude durch das Hauptportal.
So kennt ihn der Fremde: Das Portal des im Dreikaiserjahr Achtzehnhundertachtundachtzig fertiggestellten Empfangsgebäudes. Architekt: Hubert Stier, Umbau: nach Friedensreich Hundertwasser.
Unverkennbar an einem anderen Tag: Gesamtansicht der Südfront. Der Stadtbus hält hier vorne (und kam auch zielsicher kurz nach der Aufnahme...).
Das Fahrdienstleiterstellwerk steht auf der rechten Seite, wenn man von Süden kommt.
Wir begeben uns zur Westseite. Über die Gleise geht der Blick zum ehemaligen Lokschuppen.
Blick von Südwesten. Der Neun-Uhr-Metronom nach Hamburg steht an, die Wartenden konzentrieren sich mit wenigen Aufnahmen wegen des Regens unter dem schützenden Dach. Ein Verrückter lief sogar herum und fotografierte wie verrückt.
Der Aufgang zu Gleis 303/304.
Rauchfreier Bahnhof. Nein, da muß ich weiterfahren. Ich wollte nach Uelzen.
Bahnhofgebäude von Nordwesten.
Fensterdetail.
Der Aufgang zu Gleis 302.
Ein Blick rüber zur Stadtkirche. St. Marien, wie sonst.
107,4 von Stendal. Weiter nach Langwedel geht fängt sie von vorne an, die Kilometrierung.
Zuviel versprach der Zugzielanzeiger am 18. Juni letzten Jahres: Am Hauptbahnhof war Schluß.
Das Restaurant ist derzeit in Betrieb. In letzter Zeit war es öfter mal geschlossen.
Vom Hausbahnsteig geht der Blick zum Bahnsteig 102/103.
Das mehrfach vorhandene Warnschild an der Treppe zu Gleis 102/103 war bei dem nicht so großen Andrang nicht so wichtig.
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Für die letzten Bilder begeben wir uns auf den Inselbahnsteig auf der Ostseite.
Links der verspätete Intercity Richtung Hamburg. Rechts wird in Kürze der Metronom nach Göttingen bereitgestellt.
Ein Blick zum Hausbahnsteig zeigt den Aufzugsturm.
Eine Gesamtansicht.
Ein Detailbild mit Metronom.
Eine Gesamtansicht mit einem Metronom. 146 518 wird über Großburgwedel, dem Bahnhof ihrer Patengemeinde, in Kürze nach Göttingen aufbrechen.
Vor dem Einsteigen wurde noch diese Spiegelei mitgenommen.
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Das war es aus Uelzen. Das nächste Bahnhofsportrait erscheint demnächst irgendwann.
Viele Grüße, Sören
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:09:27:14:24:35.