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Kommentar: Wir brauchen eine bessere Fahrradmitnahme im Fernverkehr!

geschrieben von: Honigbiene

Datum: 17.08.22 16:50


bRadfahren liegt im Trend, eine Entwicklung, die durch die Corona-Pandemie katalysiert wurde. Einen besonderen Anteil daran haben sogenannte Pedelecs; sie ermöglichen insbesondere Menschen, die es sich nicht oder nicht mehr zutrauen, Zugang zum Radfahren. Dabei werden Pedelecs immer beliebter, letztes Jahr hatte bereits jedes zweite verkaufte Fahrrad nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) einen elektrischen Hilfsmotor. Dabei nimmt der Radverkehr nicht nur in den Städten signifikant zu, sondern auch in den klassischen Urlaubsregionen. Denn: Immer mehr Menschen machen Urlaub mit ihren Fahrrädern. Die Betriebe vor Ort stellen sich auf diesen Trend ein: Vor den Supermärkten werden Felgenbrecher gegen Anlehnbügel ersetzt, Biergärten und Cafés warten immer häufiger mit Ladestationen für Pedelecs auf, Hotelbetriebe bieten mittlerweile Fahrradstellplätze genauso selbstverständlich an wie Autoparkplätze und Tourismusverbände werben offensiv für einen Fahrradurlaub in ihren jeweiligen Regionen. Gerade klassische Ski-Regionen in den Alpen haben erkannt, dass sich mit dem Fahrradtourismus über die Sommermonate sehr gutes Geld verdienen lässt.

Deutschland ist eine Automobil-Nation und das färbt natürlich auf das Mobilitätsverhalten ab: Gerade einmal 5 % der Deutschen fahren mit der Eisenbahn in den Urlaub, gerade in Zeiten der Klimakrise ist das ein ausbaufähiger Wert, zumal wir bereits jetzt schon die ersten Folgen des Klimakrise, die definitiv nicht ohne sind, zu spüren bekommen. Viele transportieren ihre Fahrräder mit dem Auto zum Zielort, auf der jüngst zu Ende gegangenen Eurobike 2022 war das Interesse an Ausstellern, die Fahrrad-Trägersysteme fürs Auto anboten, besonders groß. Andererseits ist es gar nicht verwunderlich, dass das Auto für Urlaubsreisen das Verkehrsmittel der ersten Wahl ist. Meist hat man hat seinen Alltag bereits vom Auto abhängig gemacht und wenn das Auto schon vorhanden ist, ist es tatsächlich naheliegend, es auch für Urlaubsfahrten zu nutzen. Außerdem sind die Grenzkosten eines Autos recht gering, das gilt insbesondere dann, wenn es sich um einen Firmenwagen handelt, das auch zur privaten Nutzung überlassen wird.

Ich habe das Radfahren, wie so viele andere auch, im Zuge der Corona-Pandemie im Jahr 2020 wiederentdeckt. Für den Anfang kaufte ich mir ein Faltrad, womit ich die Bahn vollflexibel nutzen konnte: Denn ein zusammengefaltetes Faltrad wird als Handgepäckstück betrachtet. Die Probleme begannen erst, als ich mir ein zweites Fahrrad gekauft habe, das sich nicht (bzw. nur einmalig) zusammenfalten lässt. Möchte man das mit der Bahn mitnehmen, wird es zumindest im Fernverkehr deutlich komplizierter. Das Problem: Fahrradstellplätze sind in den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn (DB) rar gesät. Das fängt damit an, dass bei Weitem nicht jeder Fernverkehrszug über Fahrradstellplätze verfügt. Das zweite Problem: Selbst, wenn der Zug über Fahrradstellplätze verfügt, sind das häufig nicht viele: Die klassischen IC-Garnituren, die nach und nach durch ICE-Triebzüge ersetzt werden, verfügten immerhin über mindestens 16 Fahrradstellplätze, manchmal sogar über 32. Selbst die neuesten ICE-Züge werden nur über acht Fahrradstellplätze verfügen. Allerdings muss man der Deutschen Bahn zugutehalten, dass acht Fahrradstellplätze doppelt so viele Fahrradstellplätze sind wie die Europäische Union (EU) mindestens vorschreibt. Aber reichen acht Fahrradstellplätze aus?

Das Problem: Zumindest im ICE 4 kosten acht Fahrradstellplätze etwa zwölf Sitzplätze – man muss nicht Betriebswirtschaftslehre studiert haben, um zu erkennen, dass man mit zwölf Sitzplätzen mehr Umsätze erlösen kann als mit acht Fahrradstellplätzen, zumal eine Fahrradkarte selbst nach der kürzlichen Preiserhöhung gerade einmal neun Euro kostet. Schon allein aus wirtschaftlichen Gründen dürfte die DB kein gesteigertes Interesse daran haben, mehr Fahrradstellplätze anzubieten, zumal die Verkehrswende ehrlicherweise nicht über die Anzahl der Fahrradstellplätze in Fernverkehrszügen eingeleitet wird. Entscheidend sind in erster Linie Sitzplätze, nicht etwa Fahrradstellplätze oder Schlafwagen-Plätze. An dieser Stelle möchte ich aber ausdrücklich betonen, dass der Nachtzugverkehr trotzdem ein eminent wichtiger Bestandteil der Verkehrswende ist, schließlich stellt er eine echte Alternative zum Fliegen dar.

Schnippisch könnte man Forderungen nach einer verbesserten Fahrradmitnahme entgegnen, dass man Fahrräder bestimmungsgerecht als Fahrzeug verwenden könnte, anstatt sie in einem anderen Fahrzeug zu transportieren. Das mag technisch betrachtet sogar richtig sein, damit verkennt man allerdings, dass zwischen Wohn- und Zielort teilweise mehrere hundert Kilometer liegen – nicht jeder hat die Muße, solche Wegstrecken mit dem Rad zurückzulegen, zumal Urlaub für üblich begrenzt ist. Eine weitere Möglichkeit, auf eine Fahrradmitnahme im Fernverkehr zu verzichten, wäre natürlich die Ausleihe vor Ort. Allerdings kann man mit einem Holland-Rad mit einer Drei-Gang-Schaltung für gewöhnlich nicht dieselben Touren fahren wie mit seinem eigenen Rad. Zumindest mir fehlt die Fantasie, wie ich mit einem solchen Rad die Alpen überquere. Ehrlich gesagt habe ich mir auch kein Fahrrad für fast 6.000 € gekauft, um dann auf Reisen mit einem Leihrad vorliebzunehmen.

Eigentlich ist die Fahrradmitnahme im Fernverkehr nur etwas für Hartgesottene: Das Abenteuer beginnt bereits beim Versuch, einen Fahrradstellplatz zu reservieren; insbesondere im Sommerhalbjahr gilt: Je länger die zurückzulegende Strecke, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sich überhaupt eine Verbindung finden lässt, die noch eine Fahrradmitnahme erlaubt. Hält man seine Reservierung in den Händen, muss man bis zur Abfahrt hoffen, dass der Wagen mit dem Radabteil nicht fehlt, der Zug nicht mit einem anderen Fahrzeug verkehrt oder der Zug gleich ganz ausfällt. Treffen die genannten Fälle nicht ein (das ist übrigens der Regelfall!), kann es losgehen. Der einfachste Fall ist natürlich die Direktverbindung: Man steigt ein, hängt das Fahrrad in die dafür vorgesehene Einrichtung ein und am Zielbahnhof steigt man samt Fahrrad wieder aus. Muss man allerdings umsteigen, wird es wieder spannend. Bei einer Sechs-Minuten-Pünktlichkeit von unter 60 % ist es nicht unwahrscheinlich, dass man einen Anschlussverlust erleidet. Das Problem daran: Man kann nicht einfach den nächstbesten Zug nehmen, schließlich herrscht für Fahrräder eine Reservierungspflicht. Bei einem Anschlussverlust muss man also hoffen, dass das Reisezentrum noch freie Fahrradstellplätze findet. Manchmal finden die Mitarbeiter sehr kreative Lösungen, dann wird das Fahrrad in ein Abteil, in die behindertengerechte Toilette oder in den Einstiegsbereich zur Lok hin gestopft. Leider hat das Eisenbahn-Bundesamt der Fantasie enge Grenzen gesetzt. Findet sich keine Lösung, bleibt nur noch das Hotel oder ein Abbruch der Reise.

Was bleibt: Die Erkenntnis, dass es manchmal sehr viel Idealismus bedarf, um mit der Bahn zu reisen zu wollen.

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