De David schrieb:
Ich habe eben einen anderen Blick auf die Dinge, ich sehe zumeist Lösungen und keine Probleme. Denn ich kenne das nur zu gut, wenn der Disponent Sachen plant, die in der Praxis nur schwer umzusetzen sind, aber dann suche ich eben, und finde bestenfalls irgendwann einen Ablauf der alles vorgegebene in der vorgesehenen Zeit berücksichtig und erledigt.
Das lösungsorientierte Denken und Handeln war und ist Betriebseisenbahnern schon von je her zu eigen. Nicht umsonst habe ich bereits in der Lehrzeit in einem Raw gelernt "Geht nicht, gibt's nicht bei der Reichsbahn!" und "Es gibt nichts, was man nicht wieder reparieren kann." Darüber hinaus mußte ich das Überwinden von Problemen mit Hilfe von erarbeiteten Lösungen über 20 Jahre lang im Vorstand eines Eisenbahnvereines mit betriebsfähigen Fahrzeugen und eigenen Fahrten anwenden. Also ich glaube nicht, daß ich mir unterschwellig vorwerfen lassen muß, ich sähe nur Probleme und sei ein Bremser beim Finden von Lösungen.
Die Krux ist dabei jedoch, wie sich Dein Engagement am Ende für Dich und Deinesgleichen im Betrieb auswirkt und wer am Ende am allermeisten davon hat!
Leider sagt mir meine langjährige Erfahrung im Berufsleben in Großbetrieben, daß sich die Obrigkeit sehr schnell an Dein Engagement gewöhnt, Dir deshalb immer mehr aufhalst bzw. auf Deine Kosten rationalisiert, und daß Deine überobligatorische Mehrleistung ganz schnell als das Selbstverständlichste der Welt und als Deine Bringeschuld angesehen wird.
Dafür wirst Du dann auch noch je nach Gusto (und Corona-Ausrede) mit warmen Worten, bestenfalls einem feuchten Händedruck, jedenfalls aber mit einer geplanten Nullrunde beim Gehalt belohnt.
Und wenn Du laut Sozialplan "dran" bist, dann interessiert es keine Sau aus der Führungsetage, was Du alles geleistet hast. Denn die kennen Dich nicht und für die bist Du nur die Personalnummer ganz oben auf der Abschußliste.
Wie viele topmotivierte und gute Leute, die ich als Chef im Bw angekettet hätte, um sie nicht an die private Konkurrenz zu verlieren, habe ich unter früheren Bahnchefs schon gehen sehen müssen...
Auch das ist übrigens mit ein Grund für unser heutiges Personal-Dilemma.
Im Grundwehrdienst bei der NVA hatten wir einen Spruch: "Wie die Verpflegung, so die Bewegung." Denk' mal drüber nach...
Das alles heißt jedoch keineswegs - und da sind wir uns wohl einig - daß man nicht ordentlich, umsichtig, sparsam, an die Kollegen denkend, material- und umweltschonend, kundenfreundlich - kurzum ehrenhaft arbeiten soll.
Wenn auch die Führungsetagen nichts von Dir wissen; aber unter den unmittelbaren Kollegen kann man sich dann doch entweder einen guten, oder einen schlechten Ruf erarbeiten...
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:09:22:10:53:34.