geschrieben von: La-Stelle
Datum: 09.01.20 11:53
Ich bin auch kein großer Freund von Zugbindung und Co - aber es deutet alles darauf hin, dass diese dazu verholfen haben, die Auslastung der Züge zu steigern, was diese sowohl wirtschaftlicher als auch umweltfreundlicher macht...1.Wie hat sich die durchschnittliche Auslastung der Intercity-Express(ICE)- bzw. Intercity(IC)-Fernzüge der DB Fernverkehr nach Kenntnis der Bundesregierung in den vergangenen zehn Jahren entwickelt (bitte ICE und IC einzeln sowie nach Jahr aufschlüsseln)?
Nach Auskunft der Deutschen Bahn AG (DB AG) betreibt die DB Fernverkehr AG sowohl ICE als auch IC Züge in einem Netzwerk. Die Daten werden gemeinsam erfasst.Jahr Durchschnittliche Auslastung 2008 44,2 % 2009 45,1 % 2010 48,0 % 2011 46,8 % 2012 50,3 % 2013 50,8 % 2014 49,8 % 2015 51,8 % 2016 52,8 % 2017 55,5 % 2018 56,1 %Quelle: DB AG
[...]
8.Bei wie vielen Fernzugfahrten der DB Fernverkehr kam es im Jahr 2018 nach Kenntnis der Bundesregierung zu einer teilweisen Räumung oder einem Aufruf an Passagiere zum Verlassen eines Zuges bzw. Waggons aufgrund von Überfüllung (bitte nach Monat aufschlüsseln)?
Nach Auskunft der DB AG ist der Anteil der Fälle erfasst, in denen aufgrund einer zu hohen Anzahl nicht alle Reisenden in einem Fernverkehrszug mitfahren konnten.Monat Fälle in Prozent Besondere Ereignisse Jan 2018 < 0,1 % Feb 2018 < 0,1 % Mrz 2018 0,2 % Schnee und Eis im Raum Leipzig Apr 2018 0,1 % Mai 2018 0,1 % Jun 2018 0,4 % Stromausfall Flughafen Hamburg Jul 2018 0,5 % Hitzeperiode Aug 2018 0,7 % Hitzeperiode; Sturmtief Nadine Sep 2018 0,4 % Sturmtief Fabienne Okt 2018 0,5 % ICE Brand Schnellfahrstrecke Köln/Rhein-Main Nov 2018 0,4 % ICE Brand Schnellfahrstrecke Köln/Rhein-Main Dez 2018 0,1 %Quelle: DB AG
geschrieben von: bollisee
Datum: 09.01.20 13:03
Die FDP im Umwelt- und Bahnwahn... nicht zu fassen... Die haben wohl wegen Bedeutungslosigkeit schon lange keinen Besuch der Wirtschaftslobby bekommen... :-DDie FDP-Bundestagsfraktion hat die Bundesregierung zur Auslastung von DB Fernverkehrszügen gefragt.
...
Ich bin auch kein großer Freund von Zugbindung und Co - aber es deutet alles darauf hin, dass diese dazu verholfen haben, die Auslastung der Züge zu steigern, was diese sowohl wirtschaftlicher als auch umweltfreundlicher macht...
Da zugleich die Fahrgastzahlen im Fernverkehr gestiegen sind, liegt die gestiegene Auslastung auch nicht einfach am Streichen schwach ausgelasteter Züge.
geschrieben von: 103 215-0
Datum: 09.01.20 13:41
Auch ich mag die Zugbindung nicht. Es ist sehr schade, dass die DB die Zugbindung nicht dadurch etwas lockert, dass der Reisende mit einem Sparticket die Möglichkeit bekommt, durch Zahlung des aktuellen Aufpreises umzubuchen. Das würden wahrscheinlich sowieso nur wenige machen, aber dem Reisenden mehr Flexibilität geben, falls sich Pläne ändern. Möglicherweise ist aber genau das von der DB nicht gewollt, um mehr Flexpreistickets zu verkaufen.Ich bin auch kein großer Freund von Zugbindung und Co - aber es deutet alles darauf hin, dass diese dazu verholfen haben, die Auslastung der Züge zu steigern, was diese sowohl wirtschaftlicher als auch umweltfreundlicher macht...
Das könnte man fast als positive Nachricht ansehen. So etwas kommt unter Bahnfreunden für gewöhnlich gar nicht gut an, da der Bahnfan lieber jammert, z. B. weil die Züge jetzt so voll sind.Da zugleich die Fahrgastzahlen im Fernverkehr gestiegen sind, liegt die gestiegene Auslastung auch nicht einfach am Streichen schwach ausgelasteter Züge.
Ich bekomme bei solchen Äußerungen immer zu hören, dass der Wettbewerb der Fernbusse keinen Einfluss auf die Entscheidungen der DB gehabt habe, da das alles schon lange vorher geplant war...Interessant ist die [Auslastungs-]Delle 2014: in dem Jahr hatten die Fernbusse starke Zuwächse - und die DB hat als Reaktion die Vorausbuchungsfrist für Sparpreise von 3 auf 1 Tag gesenkt. Es hat offenbar nicht sofort, aber sehr deutlich in den Folgejahren gegriffen.
geschrieben von: Baleine rouge
Datum: 09.01.20 17:39
Verlässlicher Indikator zum Fahrtenangebot ist die Betriebsleistung. 2003 lag sie bei 137,4 Mio. Trkm, stieg zwischendurch an (2012 144 Mio. Trkm) und sank 2018 auf 138,1 Mio. Trkm.Da zugleich die Fahrgastzahlen im Fernverkehr gestiegen sind, liegt die gestiegene Auslastung auch nicht einfach am Streichen schwach ausgelasteter Züge.
Mitfahrergutschein, Partner-BC, alles Maßnahmen um die Auslastung zu erhöhen. Interessanter wären die Minimal- und Maximalauslastungen bzw. der Median.Ich bin auch kein großer Freund von Zugbindung und Co - aber es deutet alles darauf hin, dass diese dazu verholfen haben, die Auslastung der Züge zu steigern, was diese sowohl wirtschaftlicher als auch umweltfreundlicher macht...
geschrieben von: D 2027
Datum: 09.01.20 18:32
Guten Abend,Seit 2008 sind die Fahrpreise aber extrem verfallen. Ob der Fahrgastzuwachs wirklich den Verlust auffängt steht auf einem anderen Blatt. Hätte die Bahn die Preise nicht gesenkt, hätten sie allein von mir jedes Jahr weiterhin Tausend Euro mehr bekommen.
geschrieben von: Thomas_Lammpe
Datum: 09.01.20 18:45
Sollte Bahnfahren eher etwas elitäres sein, das sich nur derjenige leisten können soll, der entsprechend dafür bezahlen kann, um die hohe Qualität zu genießen? Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder?Im zweiten Fall hingegen ist Nachdenken angesagt, ob man mit den derzeitigen Preisen und der minderen Qualität nicht einfach nur zusätzliche billige Mobilität, die eigentlich unterbleiben sollte, produziert und man da nicht schleunigst umsteuern sollte.
geschrieben von: Siggis Malz
Datum: 09.01.20 19:01
Deine Ansicht in allen Ehren,103 215-0 schrieb:Guten Abend,Seit 2008 sind die Fahrpreise aber extrem verfallen. Ob der Fahrgastzuwachs wirklich den Verlust auffängt steht auf einem anderen Blatt. Hätte die Bahn die Preise nicht gesenkt, hätten sie allein von mir jedes Jahr weiterhin Tausend Euro mehr bekommen.
mir geht es ähnlich wie Dir und ich habe mittlerweile Mühe den Comfortstatus, der früher selbstverständlich Mitte des Bahncardjahres erreicht war, zu halten... gottlob gibt es da ein, zwei Tricks ;-) Und dass ich die Bahn nur noch für nicht dringende und zeitunsensible Fahrten nutze, sowie grundsätzlich nicht mehr als 30 Euro für die Einzelfahrt bezahle kommt verschärfend hinzu. Mehr sind die minderwertigen Leistungen aber auch nicht wert und im Regelfall erhält man ja noch 25 oder 50% Erstattung des Fahrpreises.
Doch obwohl ich definitiv kein Freund der lammpe'schen Thesen bin, muss man doch zur Kenntnis nehmen, dass die Fahrgastzahlen dank der billigen Preise massiv gestiegen sind. Die Frage stellt sich jedoch, ob es sich bei diesem Wachstum um eine Verkehrsverlagerung weg von anderen Verkehrsträgern oder schlicht und ergreifend um einen Verkehrszuwachs handelt, der halt auch bei der Bahn zu allgemein üblichen Steigerungen im Fahrgastaufkommen führt? Im ersteren Fall könnte ich gut damit leben, dass meine zusätzlichen Autofernfahrten, die es früher zu Zeiten einer funktionierenden, pünktlichen und komfortablen Bahn nie gegeben hat, gut von anderen Verkehrsteilnehmern kompensiert wurden. Dann hat Thomas Lammpe halt recht und die Eisenbahn hat mich als früher gutzahlenden Kunden auch nicht mehr nötig; abgesehen davon zahle ich für Verluste einer staatlichen Eisenbahn auch gerne meine Steuern.
Im zweiten Fall hingegen ist Nachdenken angesagt, ob man mit den derzeitigen Preisen und der minderen Qualität nicht einfach nur zusätzliche billige Mobilität, die eigentlich unterbleiben sollte, produziert und man da nicht schleunigst umsteuern sollte. Auch wenn ich mich natürlich darüber freue, dass meine Spassfahrt im umgeleiteten IC 118 durch's Allgäu für fast vier Stunden nur 13,40 Euro gekostet hat....
Schönen Abend
Erik
geschrieben von: Der Zeuge Desiros
Datum: 09.01.20 19:48
geschrieben von: Der Zeuge Desiros
Datum: 09.01.20 20:45
Sollte Bahnfahren eher etwas elitäres sein, das sich nur derjenige leisten können soll, der entsprechend dafür bezahlen kann, um die hohe Qualität zu genießen? Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder?
geschrieben von: Node
Datum: 09.01.20 21:03
Sind da Nachtverkehre in 2012 mit drin? Weil eigentlich gibt es aufgrund der VDE8-Eröffnung keinen Grund für sinkende TrKm. Gut, die Strecken sind ggf. kürzer als vorher, aber es sind deutlich mehr Züge.La-StelleVerlässlicher Indikator zum Fahrtenangebot ist die Betriebsleistung. 2003 lag sie bei 137,4 Mio. Trkm, stieg zwischendurch an (2012 144 Mio. Trkm) und sank 2018 auf 138,1 Mio. TrkmDa zugleich die Fahrgastzahlen im Fernverkehr gestiegen sind, liegt die gestiegene Auslastung auch nicht einfach am Streichen schwach ausgelasteter Züge.
Zitat:
geschrieben von: Thomas_Lammpe
Datum: 09.01.20 21:47
Ich sehe einen entscheidenden Unterschied zwischen dem 'Billigflug nach Barcelona' und der 'verschleuderten Bahnfahrkarte durch halb Europa': Während das Flugzeug das ökologisch schlechteste Verkehrsmittel ist, ist die Bahn das ökologisch verträglichste. Deshalb ist es kein 'Bärendienst an der Gesellschaft' auch sehr günstige Bahntickets anzubieten, da das die Möglichkeit bietet, dass Reisende auf die umweltfreundlichere Bahn umsteigen. Den induzierten Mehrverkehr kann man dann auch in Kauf nehmen. Beim Billigangebot des Fernbus waren das nur 10 bis 15% der Fahrgäste, wenn ich mich richtig erinnere.Oder anders: für 100 Euro pro Richtung würden Chantal und Mandy nicht mehr für ein Wochenende zum Shoppen nach Barcelona fliegen.
[..]
Aber trotzdem: mit dem Verschleudern von Fahrkarten durch halb Europa, die billiger sind als eine Taxifahrt zum Bahnhof, erweist die Eisenbahn (und der Bus und das Flugzeug) sich selbst und ein Stückweit auch der Gesellschaft einen Bärendienst.
Da willst Du mich als Forenschutzpatron der Billigheimer und Pfennigpfuchser vermutlich bewusst missverstehen.
Sollte Bahnfahren eher etwas elitäres sein, das sich nur derjenige leisten können soll, der entsprechend dafür bezahlen kann, um die hohe Qualität zu genießen? Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder?
geschrieben von: Thomas_Lammpe
Datum: 09.01.20 21:52
Nur die Auslastung zu betrachten, reicht tatsächlich nicht aus. Wir haben es aber konkret in den letzten Jahren mit einer Steigerung der Auslastung der Züge, der Verkehrsleistung in Personenkilometern und(!) des Gewinns bei DB Fernverkehr zu tun. Das spricht dann doch für einen Erfolg."Auslastung der Züge" ist für mich das denkbar schlechteste Argument, um einen Erfolg oder Misserfolg darzustellen. Wie mein Vorredner schon schrieb: einfach einen Wagen wegnehmen, und - schwupps! - steigt die Auslastung. Obwohl vielleicht insgesamt weniger Menschen mitfahren.
geschrieben von: Thomas_Lammpe
Datum: 09.01.20 22:03
Es freut mich, dass du das, was du geschrieben hast, wohl doch anders gemeint hast, als das ich es verstanden habe. Denn wenn du schreibst, dass 'zusätzliche billige Mobilität unterbleiben sollte' legt das sehr nahe, dass man durch hohe Preise dafür sorgen soll, dass sich ärmere Bevölkerungsgruppen bestimmte Mobilität nicht mehr leisten können sollen (Wer mehr Geld hat, reist nämlich trotz höherer Preise!). Das halte ich insbesondere dann für problematisch, wenn die Mobilität mit der ökologisch noch einigermaßen verträglichen Bahn stattfindet.Thomas_Lammpe schrieb:Da willst Du mich als Forenschutzpatron der Billigheimer und Pfennigpfuchser vermutlich bewusst missverstehen.D 2027 schrieb:Sollte Bahnfahren eher etwas elitäres sein, das sich nur derjenige leisten können soll, der entsprechend dafür bezahlen kann, um die hohe Qualität zu genießen? Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder?Im zweiten Fall hingegen ist Nachdenken angesagt, ob man mit den derzeitigen Preisen und der minderen Qualität nicht einfach nur zusätzliche billige Mobilität, die eigentlich unterbleiben sollte, produziert und man da nicht schleunigst umsteuern sollte.
geschrieben von: E 44 051
Datum: 10.01.20 00:33
Prinzipiell sicherlich richtig, aber solange von der Bahn ein relevanter Beitrag zum Umweltschutz erwartet wird, ist es fatal, wenn Menschen immer noch vielfach aus Kostengründen auf Auto oder Flugzeug ausweichen. Ist natürlich eine berechtigte Frage, ob da alleine der Preis für die Bahn die beste Stellschraube ist. An '"Verkehr, der nur deshalb entsteht, weil er so attraktiv (= billig und/oder schnell) ist" ist sicherlich auch etwas dran. Ich finde es aber schwierig da eine klare Grenze zu ziehen. Der meiste Verkehr würde wahrscheinlich verschwinden, wenn er teuer und unattraktiv genug ist. Letztendlich ist Mobilität aber auch immer ein gutes Stück Lebensqualität.
Das Verschleudern von "Mobilität" ist aber tatsächlich eine Unsitte, die im doppelten Sinne einen Werteverfall zur Folge hat. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob man im Flugzeug für 30, im Zug für 20 oder im Bus für 10 Euro von Hamburg nach München gefahren wird. Der tatsächliche Wert der Leistung wird bei diesen Preisen ebenso völlig ausgeblendet wie die realen Kosten, die beim "Verkehr machen" entstehen - vor allem auch die externen Kosten, für die am Ende wir alle zahlen. Das alles führt unter anderem zu den von Erik beschriebenen Folgen, dass induzierter Verkehr stattfindet. Verkehr, der nur deshalb entsteht, weil er so attraktiv (= billig und/oder schnell) ist. Dabei ist ja der beste Verkehr jener, der gar nicht erst entsteht.
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