Wenn man sich einmal damit beschäftigt, findet man im Net aktuell tausende von Beiträgen die das Thema von allen Seiten beleuchten.
Es gibt sogar ziemlich kostenintensive Kurse der Entschleunigung. Da zahlen Menschen richtig Geld nur um dann sprachlos geworden auf einem Kissen zu sitzen, stundenlang.
Preiswerter zu geht es bei stundenlangen Spaziergängen durch den Wald mit erstaunlichen Erkenntnissen. Bsw darüber das der immer zu hohe Blutdruck "plötzlich" nach unten geht und man sich einfach großartig fühlt, während und nach so einem Waldgang.
Dann werden Bücher geschrieben über die Langsamkeit. Darüber was Goethe noch alles unterwegs lernen konnte auf seinen oft wochenlangen Reisen, bsw nach Italien. Der Mediziner erklärt dann, das Goethe schon viel zu schnell unterwegs war uns Reinhold Messner erklärt, was er zu Fuß so alles erlebt hat, was man als Reisender per Auto oder Bahn oder gar Flugzeug nie mitbekommt.
Für mich ist ja der Gipfel aller Reiselust die Fahrt in einem Speisewagen möglichst lange quer durch unsere deutsche Heimat.
Auf der Rückfahrt, vielleicht noch in der tiefblauen Stunde im Rheintal, während man links und rechts in den Hängen das Feuerwerk "Rhein in Flammen" abbrennt.
Da hängen einem dann plötzlich zahlreiche Mitreisende aus Japan oder von sonst woher auf der Welt an den Lippen und sie können gar nicht genug davon hören, wenn man ihnen diese zauberhaften Momente erklärt.
Ich war mir lange darüber im Zweifel, ob wir noch mal zu "normalen" weil Menschenfreundlichen Zuständen zurückfinden könnten.
All diese Raserei, diese Rafferei, soviele tausende (geistig) kranker Menschen in diesem Land. Ein von der Krankenkasse bezahlter Termin beim Psychologen ist auf Monate, ja auf Jahre nicht zu bekommen!
Die zahl der später behandlungsbedürftigen Schlüsselkinder steigt ins Unermessliche, weil Papa schnell noch einen Termin in Hamburg wahrnehmen muß und die diplomierte Mama einen in München.
Schneller, Höher, Weiter, war mal eine im Sport anerkannte Aufforderung. Es scheint aber so, dass heutzutage jeder glaubt, er wäre damit angesprochen und so geht die Raserei weiter und in immer schnellerem Takt.
Man rast und hetzt bis man von den Naturgesetzen eingeholt und ruhig gestellt wird. Burnout nennt sich das. Viele kommen danach noch einmal auf die Beine, viele aber bleiben für den Rest ihres Lebens mehr oder weniger geschädigt daheim.
Die brauchen dann keine mit bunten Farben vollgeschmierten Schallschutzwände mehr, auch keine stundenlangen Tunnelfahrten und sie müssen sich auch nicht mehr über viel zu enge Sitzreihen ärgern, wo man jede Bewegung seines Vordermannes an den eigenen Knieen spürt. (War das jetzt Frauenfeindlich?) Um den Frauenrechten gerecht zu werden, schreibe ich natürlich wie es ist: Auch Frauen bewegen sich auf den vorderen Sitzelementen und auch Frauen spüren an ihren Knien dieses unaufhörliche Hin-und Herrutschen des sich ständig bewegenden Vordermannes.
Und das alles in einer Zeit wo bei WLAN das Thema der Stunde ist,während kaum noch ein Zug pünktlich sein Ziel erreicht.
Und jetzt kommt der eigentliche Brüller: Wir können aufgrund unserer geistigen Unbeweglichkeit - der Deutsche scheint ja als Preußicher Beamter geboren zu werden - mit Planungs-und Bauzeiten von mehreren Jahrzehnten überhaupt nicht so schnell neu bauen, wie wir vom Digitalen Zeitalter verfolgt und überholt und schachmatt gesetzt werden!
Wir können überhaupt nicht so schnell unsere Infrastruktur erneuern, wie die Erkenntnis öffentlich wird, das kein einziges E-Auto die Stadtprobleme lösen hilft. Unsere Stadtprobleme löst nur der, der auf weitere Fahrzeuge verzichtet.
Und was liegt da näher als ein Krisenfester ÖPNV!
Aber auch der ist finanziell nicht machbar, jedenfalls nicht von heute auf morgen.
Übermorgen aber werden wir viel mehr im "Homeoffice" arbeiten und dann brauchen wir viel weniger Straßen und wir kommen vielleicht mit den Möglichkeiten des digitalen Schienenverkehrs aus. Immerhin soll der ja bei gleichbleibender Infrastruktur um 30% mehr Output ermöglichen?
Dann erübrigen sich so unsinnige Geldvernichter wie "Stuttgart21" für ein paar Minuten Fahrzeitverkürzung.
Dabei war und ist es überhaupt nicht wichtig, das ich von A nach B 5 oder 8 oder 12 Minuten schneller reisen kann. Wichtig ist allein, das ich nach meiner Reise auch an meinenm Ziel ankomme und nicht irgendwo in Wald und Flur strande und ich nur mit Mühe ein Taxi bekomme über deren Bezahlung ich mich dann auch noch unter Aufbietung für mich gewaltiger Anteile meiner Lebenszeit mit "der Bahn" streiten muß. Da habe ich dann 12 Minuten Reisezeitverkürzung. Habe nichts gesehen außer Tunnelröhren und verkackter Schallschutzwände- habe nichts davon mitbekommen was das Leben eigentlich zu bieten hätte - siehe Göethe und Waldspaziergänge. Aber ich darf mich in wievielen Telefonaten und Schriftwechseln mit irgend einer Bahnstimme streiten,die mein Problem überhaupt nicht auf ihrem Schirm hat.
Nein Danke ... von mir aus könnt ihr all die vielen hundert Milliarden für euren Geschwindigkeitswahnsinn sparen.
Macht damit lieber einen menschenwürdigen ÖPNV für eine menschenfreundliche Zukunft in Stadt und auf dem Land und gebt mal richtig Asche und entfernt die vielen La's die den Fernverkehr ausbremsen. Der wird dadurch dann für alle schnell genug.
Mit Gruß von
Unterwegs
BOS
Wenn die GUTEN nichts tun - gehört die Welt den BÖSEN
Wer will, findet Wege. Wer nicht will, sucht Gründe.