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""Du dumme Kuh" - das hört die Mannheimer Zugbegleiterin Angelika Quitter in ihrem Job ziemlich oft. Bei Fahrkartenkontrollen und Bahnverspätungen richtet sich die Aggression meist gegen das Zugpersonal. Doch nicht nur Beleidigungen, auch Gewalt hat Quitter schon erlebt."

[www.swr.de]

Grüsse, Krischan.

"Mich über Dinge aufregen, die mich ärgern, regt mich zusätzlich auf, weil es mich im Grunde ärgert, dass es mich aufregt!"

(Unbekannt)





Gewalt, physische wie verbale, ist Mist.

geschrieben von: Lenoir

Datum: 10.01.19 11:07

Das sollte eigentlich klar sein.

Nur:
Wer denkt eigentlich an die Kunden? Weshalb kommt es überhaupt zu diesen Entgleisungen?
Abgesehen von dem kläglichen Bodensatz, der sich auch bei Sonnenschein und Pünktlichkeit nicht beherrschen kann:
Was soll die Kundschaft bei den ganzen Lummerland-Ansagen und Ausreden "Störung im Betriebsablauf", "Wir bitten um Ihr Verständnis", "Wir entschuldigen uns für…" bei der konstanten Schlechtleistung eigentlich noch alles ertragen dürfen?
Und wer, wenn nicht das uniformierte Zugbegleitpersonal, ist denn der Ansprechpartner (Ansprech! Nicht Anschrei!) für den Kunden?
Die Textbausteingeneratoren irgendwo im "Beschwerdemanagement" etwa?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:01:10:11:08:31.
Schlimm! Schaffner bzw. heute ja Zugbegleiter oder gar Zugchef war lange Zeit einer meiner Traumberufe. Mittlerweile bin ich froh, dass ich in den elterlichen Betrieb gegangen bin.

Leider gibt es in allen Bereichen eine Verrohung. Nicht nur gegen Eisenbahner, auch Polizisten, Ärzte, Rettungskräfte oder sogar Kassiererinnen im Supermarkt sind betroffen. Auch beim Autofahren oder beim Einkaufen macht sich dies bemerkbar. Es gibt heute in vielen Bereichen eine Grundaggression. Wirklich schlimm! Nach meinen Beobachtungen gibt es aber auch keine Gruppe, die hier besonders auffällt. Es zieht sich durch alle Schichten: Junge, Alte, Arme, Reiche, Ausländer, Deutsche. Egal. Irgendwie scheint es viele zu geben, die mit ihrem Leben unzufrieden sind. Warum man diesen Frust aber dann an anderen auslässt? Wissen die wahrscheinlich selber nicht...

Gruss
Markus

Re: Gewalt, physische wie verbale, ist Mist.

geschrieben von: HELZ

Datum: 10.01.19 11:24

Moin,

ganz einfach. Die Politiker die den Mist durch die Privatisierung in die Gänge gebracht haben. Den Frust an dem Personal raus lassen was noch sein bestes versucht damit der Eisenbahnbetrieb nicht vollends im Chaos versinkt ist absolut der falsche Weg.

Gruß Tobias
101-Fan schrieb:
Schlimm! Schaffner bzw. heute ja Zugbegleiter oder gar Zugchef war lange Zeit einer meiner Traumberufe. Mittlerweile bin ich froh, dass ich in den elterlichen Betrieb gegangen bin.

Leider gibt es in allen Bereichen eine Verrohung. Nicht nur gegen Eisenbahner, auch Polizisten, Ärzte, Rettungskräfte oder sogar Kassiererinnen im Supermarkt sind betroffen. Auch beim Autofahren oder beim Einkaufen macht sich dies bemerkbar. Es gibt heute in vielen Bereichen eine Grundaggression. Wirklich schlimm! Nach meinen Beobachtungen gibt es aber auch keine Gruppe, die hier besonders auffällt. Es zieht sich durch alle Schichten: Junge, Alte, Arme, Reiche, Ausländer, Deutsche. Egal. Irgendwie scheint es viele zu geben, die mit ihrem Leben unzufrieden sind. Warum man diesen Frust aber dann an anderen auslässt? Wissen die wahrscheinlich selber nicht...

Gruss
Markus
Ich denke es liegt auch oft daran, dass die "unten" Regelungen die die "oben" getroffen haben (und es werden immer mehr, tlw. als Mischung zwischen nicht nach vollziehbar, oder sich widersprechend etc.) zu kommunizieren bzw. strikt zu leben, da sie sonst selbst eines "auf den Deckel" kriegen. Also werden die kleinen Leute vor Ort zur Angriffsfläche für Regelwerke von mittlerweile immer gesichtsloseren Großunternehmen (Supermärkte, ÖPNV etc.).

Re: Gewalt, physische wie verbale, ist Mist.

geschrieben von: Selber

Datum: 10.01.19 11:49

Lenoir schrieb:
Das sollte eigentlich klar sein.

Nur:
Wer denkt eigentlich an die Kunden? Weshalb kommt es überhaupt zu diesen Entgleisungen?
Abgesehen von dem kläglichen Bodensatz, der sich auch bei Sonnenschein und Pünktlichkeit nicht beherrschen kann:
Was soll die Kundschaft bei den ganzen Lummerland-Ansagen und Ausreden "Störung im Betriebsablauf", "Wir bitten um Ihr Verständnis", "Wir entschuldigen uns für…" bei der konstanten Schlechtleistung eigentlich noch alles ertragen dürfen?
Und wer, wenn nicht das uniformierte Zugbegleitpersonal, ist denn der Ansprechpartner (Ansprech! Nicht Anschrei!) für den Kunden?
Die Textbausteingeneratoren irgendwo im "Beschwerdemanagement" etwa?
Aha, das rechtfertigt also Ausfälle gegen das Personal ? Wir sind der Ansprechpartner für die Reisenden, richtig. Aber wenn das Personal sagt, "ich weis auch nicht mehr a!s Sie und bekomme auch keine Auskunft", dann sollte man das auch akzeptieren. Wir sind Ansprechpartner aber kein Prellbock für gefrustete Reisende . Ach übrigens, wie man in den Wald......

Re: Gewalt, gegen Personal

geschrieben von: olli1956

Datum: 10.01.19 12:11

Das war doch schon immer so das die Indianer den Müll abbekommen . Dann gibt es noch einige Häuptlinge die auf ihre Leute noch feste eindreschen . Das Ergebnis habe wir heute wie zb beim Fahrpersonal .Egal ob Stadt -Verkehrsbetrieb oder Eisenbahnen .

Re: Gewalt, physische wie verbale, ist Mist.

geschrieben von: Schaffner77

Datum: 10.01.19 13:07

Lenoir schrieb:
Das sollte eigentlich klar sein.

Nur:
Wer denkt eigentlich an die Kunden? Weshalb kommt es überhaupt zu diesen Entgleisungen?
Abgesehen von dem kläglichen Bodensatz, der sich auch bei Sonnenschein und Pünktlichkeit nicht beherrschen kann:
Was soll die Kundschaft bei den ganzen Lummerland-Ansagen und Ausreden "Störung im Betriebsablauf", "Wir bitten um Ihr Verständnis", "Wir entschuldigen uns für…" bei der konstanten Schlechtleistung eigentlich noch alles ertragen dürfen?
Und wer, wenn nicht das uniformierte Zugbegleitpersonal, ist denn der Ansprechpartner (Ansprech! Nicht Anschrei!) für den Kunden?
Die Textbausteingeneratoren irgendwo im "Beschwerdemanagement" etwa?

Ist dir eigentlich bewusst,was du hier von dir gibst? Du solltest deine Einstellung ,wenn du Betriebsdiensteisenbahner werden willst vielleicht mal überdenken.
Ich glaube nicht,daß verbale oder sonstige andere Übergriffe auf das Personal (wie durch die Kollegin im Film berichtet)durch irgendwas gerechtfertigt sind.



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2019:01:10:13:38:40.

Re: Gewalt, physische wie verbale, ist Mist.

geschrieben von: pardorea

Datum: 10.01.19 13:19

Lenoir schrieb:
Das sollte eigentlich klar sein.

Wieso relativierst du es dann umgehend?

Verständnislose Grüße,
Matthias

Re: Gewalt, physische wie verbale, ist Mist.

geschrieben von: l0wside

Datum: 10.01.19 13:37

Schaffner77 schrieb:
Lenoir schrieb:
Und wer, wenn nicht das uniformierte Zugbegleitpersonal, ist denn der Ansprechpartner (Ansprech! Nicht Anschrei!) für den Kunden?
Die Textbausteingeneratoren irgendwo im "Beschwerdemanagement" etwa?
Ist dir eigentlich bewusst,was du hier von dir gibst? Du solltest deine Einstellung ,wenn du Betriebsdiensteisenbahner werden willst vielleicht mal überdenken.
Ich glaube nicht,daß verbale Übergriffe auf das Personal durch irgendwas gerechtfertigt sind.
Sorry, Lenoir hat recht. Der Mensch in Uniform ist nun mal der Repräsentant des Ladens. Und in dieser Funktion bekommt er dann den Frust ab. Und zwar für die gesamte Dienstleistung. Das ist unabhängig von seinem persönlichen Beitrag dazu. Auch in anderen Jobs darf man sich von Kunden einiges anhören, obwohl man selbst nichts verbockt hat, das hat die Bahn ganz und gar nicht exklusiv.
Schaffner77, wenn du die Kritik an deinem Arbeitgeber als Kritik an dir verstehst, solltest eher du deine Einstellung überdenken. Dass verbale oder gar körperliche Übergriffe nicht tolerabel sind, steht dabei außer Frage. Die hat hier aber auch niemand gerechtfertigt.
Ich seh den Hauptgrund in der allgemeinen Respektlosigkeit der Gesellschaft.
Aber vor allem die Entpersonalisierung des Systems Eisenbahn von Bahnhof, Fahrkartenschalter, Bahnsteigaufsicht, Zugabfertigung bis zu Schaffner und Lokführer.
Der letztzere kann sich verstecken, der Vorletzte als Übriggebliebender (auch nicht immer) ist dann der Mülleimer der Fahrgäste.
ingo st. schrieb:
Ich seh den Hauptgrund in der allgemeinen Respektlosigkeit der Gesellschaft.
Aber vor allem die Entpersonalisierung des Systems Eisenbahn von Bahnhof, Fahrkartenschalter, Bahnsteigaufsicht, Zugabfertigung bis zu Schaffner und Lokführer.
Der letztere kann sich verstecken, der Vorletzte als Übriggebliebender (auch nicht immer) ist dann der Mülleimer der Fahrgäste.

Dem ist leider nichts mehr hinzuzufügen... Da hast du vollkommen recht.

Respektlosigkeit in der Gesellschaft

geschrieben von: Lenoir

Datum: 10.01.19 13:45

pardorea schrieb:
Wieso relativierst du es dann umgehend?

Verständnislose Grüße,
Matthias

Ingo st. hat in [www.drehscheibe-online.de] bereits die allgemeine Respektlosigkeit thematisiert.
(Anmerkung: Mir ist völlig schleiferhaft, wie man als Herr seiner Sinne auf Rettungskräfte, Polizisten oder auch Zugbegleiter losgehen kann.)

Aber vielleicht eilt der Respektlosigkeit schon ein mangelndes Verständnis für einen Kontext voraus?

Das gerne mal verstehenwollende Grüße
der Lenoir!

Re: Gewalt, physische wie verbale, ist Mist.

geschrieben von: bollisee

Datum: 10.01.19 14:08

Selber schrieb:
Lenoir schrieb:
Das sollte eigentlich klar sein.

Nur:
Wer denkt eigentlich an die Kunden? Weshalb kommt es überhaupt zu diesen Entgleisungen?
Abgesehen von dem kläglichen Bodensatz, der sich auch bei Sonnenschein und Pünktlichkeit nicht beherrschen kann:
Was soll die Kundschaft bei den ganzen Lummerland-Ansagen und Ausreden "Störung im Betriebsablauf", "Wir bitten um Ihr Verständnis", "Wir entschuldigen uns für…" bei der konstanten Schlechtleistung eigentlich noch alles ertragen dürfen?
Und wer, wenn nicht das uniformierte Zugbegleitpersonal, ist denn der Ansprechpartner (Ansprech! Nicht Anschrei!) für den Kunden?
Die Textbausteingeneratoren irgendwo im "Beschwerdemanagement" etwa?
Aha, das rechtfertigt also Ausfälle gegen das Personal ? Wir sind der Ansprechpartner für die Reisenden, richtig. Aber wenn das Personal sagt, "ich weis auch nicht mehr a!s Sie und bekomme auch keine Auskunft", dann sollte man das auch akzeptieren. Wir sind Ansprechpartner aber kein Prellbock für gefrustete Reisende . Ach übrigens, wie man in den Wald......
Die Voranstellung des Threadthemas unterstütze ich voll und ganz!

Jetzt etwas differenzierter:
Du sagst es selber, wie man in den Wald reinruft. Für den Kunden ist Die Bahn ein monolithischer Block. Da gehört von der Bahnhofsunterführung bis zum Schaffner alles zusammen. Wenn Du also Verständnis vom Kunden willst, musst Du auch selber erst mal den Kunden verstehen. Wenn das Deine Einstellung ist, dann hast Du vom Kunden keinerlei Ahnung. Dem ist herzlich egal, ob nun der Schaffner keine Info hat oder nur keine Info rausrückt. Dem ist
ebenso herzlich egal, ob die Betriebszentrale oder sonst irgendwer etwas verbockt hat. Er will als Fahrgast ankommen und nicht als Beförderungsfall abgekanzelt werden. Die ewige Bitte um Verständnis, die könnte man sich mittlerweile sparen, denn sicher mehr als die Hälfte der Beförderungsfälle kann es nicht mehr hören. Wenn der Bahnübergang auch nach 10 Jahren noch nicht so repariert ist, dass er nicht alle 2 Monate ausfällt, wenn im Hauptreiseverkehr wieder mal nur 70% der Türen funktionieren, wenn die Klos mal wieder nicht geleert sind und alle geschlossen sind. Erster Ansprechpartner ist der Mensch an der Front, und der ist ja sowas von nie zuständig... Das hat Folgen auf den regulierenden Einfluss der gesamten "Fahrgastschaft". Das zeigt sich sicher selten, aber Einzelfälle häufen sich.

Glaubst Du im Ernst, ich würde wie vor 10 Jahren beim Verenden eines Zuges das Personal unterstützen und Fahrgäste vom Verlassen des Zuges auf der freien zweigleisigen Strecke mit ganzem Einsatz abhalten? Wenn man dann erlebt, wie plan-, hirn- und sinnlos die Zeit verplempert wird, bis man da endlich in einen anderen Zug kommt, sorry, der Mensch hat auch eine Lernkurve.

Oder es darf der Fernverkehr (ICE) überholen, obwohl der keine Minute schneller fahren kann und deswegen nicht früher ankommt, anschließend muss man quer durch die Bahnsteighalle schreien, damit der Anschluss IC für ca. 40 Fahrgäste nicht abfährt, wie peinlich ist das? Auch hier die Lernkurve... Für mich hat das nur noch der Schaffner gerettet, der sich darauf angesprochen ungewöhnlicherweise sogar bedankte für den herzhaften Schrei. Pannen wohin das Auge blickt, der kritische Anschluss hätte dem Zugpersonal von oben mitgeteilt werden können. Andere Fahrgäste meinten, dass dies häufiger passiere. Hier war es wissentlich herbeigeführt und rein gar nichts gegen die Folgen unternommen. Es gab schon mal Zeiten, da hat der Schaffner vor dem Startsignal noch mal umgeschaut und wusste auch die Anschlüsse.

In etwa so macht jeder seine eigenen Erfahrung mit der gesammelten Inkompetenz. Aber es ist nun mal so, dass eben nicht jeder Mensch gefasst reagiert. Die Profis sind aber nicht die Fahrgäste, sondern das Personal, dass sich eben häufig nicht professionell verhält. So kommt dann schnell das Eine zum Anderen und es entwickelt sich aus dem Nichts eine kritische Situation. Für den Einzelnen des Personals hilft es dann nicht mehr, auf die böse Gesellschaft, die angeblich immer gewalttätiger werde, zu schimpfen, wenn er bereits angegriffen wird. Jeder Einzelfall ist zu viel. Aber aktiv kann man sicher 90% verhindern. Das was der Taxifahrer nächtens durch Learning-by-Doing erarbeitet, könnte sp manch ein Sturschädel durch bedachteren Umgang mit dem Beförderungsfall ersparen. Auch könnte es helfen, wenn man sich bewusst wird, dass arschiges Vorgehen gegen Beförderungsfälle nicht unbedingt auf einen selber zurückfällt, sondern auf das schwächste Glied der Kette, vielleicht die Kollegin, die ohnehin schon unter einem Autoritätsproblem bei ihrem Auftreten leidet. Die hat bei der nächsten Fahrt den Ärger mit dem Idiotenbeförderungsfall, der beim letzten mal klein beigab. Da hat sich bei der Bahn in den letzten 30 Jahren viel Verbesserungsbedarf angesammelt, damit das Personal wieder stärker als Partner empfunden wird. Sicher auch regional sehr unterschiedlich. Mir fallen auf Anhieb zwei Strecken ein, wo dieses nicht so direkt zutrifft, wo die Kollegen noch sowohl echte Kollegen als auch Partner des Fahrgasts sind.

Re: Respektlosigkeit in der Gesellschaft

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 10.01.19 14:21

Lenoir schrieb:
Anmerkung: Mir ist völlig schleiferhaft, wie man als Herr seiner Sinne auf Rettungskräfte, Polizisten oder auch Zugbegleiter losgehen kann.
Indem man sie nicht als solche ansieht, sondern als 'Feinde'.

Re: Gewalt, physische wie verbale, ist Mist.

geschrieben von: Murrtalbahner

Datum: 10.01.19 15:03

bollisee schrieb:
Oder es darf der Fernverkehr (ICE) überholen, obwohl der keine Minute schneller fahren kann und deswegen nicht früher ankommt, anschließend muss man quer durch die Bahnsteighalle schreien, damit der Anschluss IC für ca. 40 Fahrgäste nicht abfährt, wie peinlich ist das? Auch hier die Lernkurve... Für mich hat das nur noch der Schaffner gerettet, der sich darauf angesprochen ungewöhnlicherweise sogar bedankte für den herzhaften Schrei. Pannen wohin das Auge blickt, der kritische Anschluss hätte dem Zugpersonal von oben mitgeteilt werden können. Andere Fahrgäste meinten, dass dies häufiger passiere. Hier war es wissentlich herbeigeführt und rein gar nichts gegen die Folgen unternommen. Es gab schon mal Zeiten, da hat der Schaffner vor dem Startsignal noch mal umgeschaut und wusste auch die Anschlüsse.
Ja, die Anschlussaufnahme ist ein schwieriges Thema. Vor einiger Zeit wollte ich Berlin-Backnang via Nürnberg fahren. Der IC hatte in Bamberg etwas Verspätung, konnte aber bis hinter Fürth einiges Aufholen, so dass es 1km vor dem Nürnberger Hbf noch drei, vier Minuten waren. Wären... Denn der Zug blieb wenige hundert Meter vor dem Hbf stehen und hat erstmal nach einigen Minuten einen ICE vorbei gelassen, der ein paar Minuten nach der Planabfahrt des IC das gleiche Gleis benutzen sollte. Hätte man den IC gleich reingelassen hätte der folgende ICE vielleicht 1-2 Minuten Verspätung bekommen. Beide Züge wären statistisch pünktlich, niemand hätte ein Problem und die Anschlüsse beider Züge wären erreicht worden (ganz abgesehen davon, dass Nürnberg etwas mehr als ein Bahnsteiggleis hat und der Hbf zu der Zeit eher leer war). So hatten wir dann bei Einfahrt Nürnberg Hbf irgendwas mit +15 und vom Anschluss nach Stuttgart habe ich nur noch die Rücklichter gesehen. Also eine Stunde warten auf den IC. Der fuhr dann mit +4 in Crailsheim ein, der RE nach Hessental hat aber gewartet und ist entsprechend auch mit +3 abgefahren. Also wieder zittern, ob der Anschluss in Hessental klappt. In der Theorie schien es zu klappen. Der RE fuhr etwa eine halbe Minute vor Abfahrt des (einzigen!) Anschlusses (Gleis 3) auf Gleis 1 ein. Da man dem Laden nicht mehr trauen kann habe ich trotzdem zum Sprint durch die Unterführung angesetzt, etwa 40-50 Leute hinterher. Auf den Treppen nach oben hörte ich den Pfiff des Anschlusszuges. Dank n-Wagen konnte ich wenigstens eine Türe noch aufhalten und der Rest konnte auch noch mit einsteigen. Dafür hatte ich dann überhaupt kein Verständnis, was ich der Dame auch zu verstehen gegeben habe. Zwar faselte die Zub noch was von sie muss abfahren wenn das Signal kommt, aber zumindest in der Situation hätte etwas mehr Fingerspitzengefühl ausgereicht und der Zug wäre mit +1 abgefahren. So hat es eben gedauert.
Nun bin ich ein friedfertiger Mensch und habe meinem Unmut nur verbal Luft gemacht. Aber es gibt eben auch andere, die das dann handgreiflich werden.

Was ich damit sagen will? Gewalt ist nicht in Ordnung und darf kein Mittel sein. Man darf aber mit dem Finger nicht nur auf die eine Seite zeigen, sondern muss auch fragen, warum konnte es soweit kommen. Und genau da kam mir beim Lesen bei der Überschrift gleich in den Sinn: "Sinkender Respekt gegenüber dem Personal"? Ok und was ist mit dem sinkenden Respekt der DB gegenüber dem Fahrgast?

Zitat Facebook Deutsche Bahn Konzern vom 18.3.15: "Der geplante Ausbau des Fernverkehrs, der heute vorgestellt wurde, wird in jedem Fall auch ohne Unterstützung der Länder umgesetzt und ist eigenwirtschaftlich geplant. Es wird also keinen bestellten Fernverkehr geben."
Das ist der Lauf der Zeit:

Früher fuhr vom nahegelegenen Bahnhof 2-mal stündlich ein Zug in die nächste größere Stadt, heute sind es 5 Züge pro Stunde.
Früher kam es äußerst selten zu Ausfällen, heute öfters. (Denn früher hatte die Bahn mehr Ersatzpersonal, mehr Ersatzzüge, mehr Gleise zum Umleiten oder Improvisieren. Es pendelten weniger Fahrgäste in andere Städte.)

Früher hatten die Fahrgäste aber auch mehr Ansprechpartner für Fragen, Probleme, Anregungen und Beschwerden. An den meisten Bahnhöfen gab es einen Schalter, an vielen einen Aufsichtsbeamten, einen Bahnhofsvorsteher. Es gab mehr individuelle Lösungen anstelle von Massenabfertigung.

Heute wendet man sich an E-Mail-Kontaktstellen, Telefonhotlines. Nur in großen Bahnhöfen gibt es Service-Points, nur in manchen Zügen Kundenbetreuer. Und die bekommen dann den Unmut der Fahrgäste ab, die mal wieder durch das Raster des Kundendienstes gefallen sind.

Mir fällt auf meiner Stammstrecke ...

geschrieben von: Taunusbahner

Datum: 10.01.19 16:53

... eher auf, dass sich das Personal (Zugbegleiter, "KIN" oder wie immer sie jetzt heißen) kaum noch blicken lässt, sowohl im "Normalbetrieb" und erst recht bei Unregelmäßigkeiten. Ansprechpartner - Fehlanzeige ! Nicht dass ich unbedingt böse wäre, morgens oder nach Feierabend im Zug ein ungestörtes "Nickerchen" halten zu können, aber in Ordnung finde ich das nicht.
Heckeneilzugfan schrieb:
Früher kam es äußerst selten zu Ausfällen, heute öfters.

"High-Tech" ist halt anfällig (z.B. auch beim Auto). Früher wurden die Türen zugeknallt, heute gibt's Türstörungen.
Früher gabs lesbare Blech-Zuglaufschilder, heute ist (gefühlt) jede dritte Doppelstockwagen-Zielanzeige gestört.
Je mehr "Spielereien" man sich leistet, umso eher geht was kaputt.
(Das soll wirklich nicht heißen, dass früher alles besser war, aber das Plumpsklo konnte nun mal nicht überlaufen.)

Re: Gewalt, physische wie verbale, ist Mist.

geschrieben von: MD 612

Datum: 10.01.19 17:20

l0wside schrieb:
Der Mensch in Uniform ist nun mal der Repräsentant des Ladens. Und in dieser Funktion bekommt er dann den Frust ab. Und zwar für die gesamte Dienstleistung. Das ist unabhängig von seinem persönlichen Beitrag dazu. Auch in anderen Jobs darf man sich von Kunden einiges anhören, obwohl man selbst nichts verbockt hat, das hat die Bahn ganz und gar nicht exklusiv.
Und das alles ermächtigt den unzufriedenen Fahrgast, die Zugbegleiter anzuschreien, zu beleidigen, zu bespucken und ihnen gegenüber handgreiflich zu werden?? Das ist doch nicht Dein Ernst?? Dass das in anderen Bereichen unserer Gesellschaft ähnlich ist heißt ja keineswegs, dass man damit leben muss!!

Gruß Peter

Der vernünftige Genuss der Gegenwart ist die einzig vernünftige Sorge für die Zukunft.
Ludwig Feuerbach (1804–1872), deutscher Philosoph
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