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[NRW] Zu wenige Pendler nutzen Bus und Bahn

geschrieben von: Der_Streckenläufer

Datum: 20.11.18 07:54

Der WDR hat gestern einen Bericht veröffentlicht, wo heraus geht dass der Nahverkehr im Ruhrgebiet zu wenig genutzt wird. Nach wie vor ist das Auto das meist genutzte Verkehrsmittel. Angesichts der Dieselfahrverbote macht man sich jetzt sorgen um die Attraktivität der Schiene im Ruhrgebiet. [www1.wdr.de]

Edit: Betreffzeile angepasst



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:11:20:10:28:03.
Hier die Pressemitteilung des RVR im Original:

[www.metropoleruhr.de]

Leider habe ich keinen Link zur Studie selber gefunden.

Gruß,
Andre Joost



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:11:20:08:21:20.
ProBahn wirkt hier aber eher als würden sie die jetzigen gegen zukünftige Fahrgäste schützen wollen. Ich hätte dann doch eher eine Forderung nach Streckenausbau und mehr Fahrzeugen erwartet statt gejammer dass das so schwierig wäre. Am Ende eine Geld und damit Prioritätsfrage.

Schiffbau ist Kunst, Flugzeugbau ist Wissenschaft aber E-Technik ist Glückssache!
Sind dann die Berichte über überquellende Züge nur Fake News und das Ausbauprogramm für den RRX nur eine weiteres unnötiges Prestigeprojekt? Wenn man den Artikel liest geht daraus etwas anderes hervor als das, was du hier aus der Überschrift zusammengefasst hast. Das Problem ist nicht, dass die Bahnen zu wenig genutzt werden (was ich so interpretieren würde, dass sie leer durch die Gegend fahren), sondern, dass sie ebenso überlastet sind wie die Straßeninfrastruktur und deswegen nicht mehr Verkehr aufnehmen können. Wenigstens setzt sich aber offenbar langsam in Presse und Gesellschaft die Erkenntnis durch, dass man in Ballungsräumen bei überlasteten Straßen nicht nahc mehr Straßen, sondern nach mehr Schienen schreit. Das ist zwar noch immer nich ganz der richtige Weg (wir müssen endlich das Verkehrswachstum begrenzen), aber schon ein deutlicher Fortschritt.

Re: [NRW] Nahverkehr im Ruhrgebiet wird zu wenig genutzt

geschrieben von: c-u-w

Datum: 20.11.18 08:55

MrEnglish, danke für den Beitrag , der genau zusammenfasst, um was es im Kern geht.

Gruß
Uwe

Irreführende Überschrift

geschrieben von: Anbeku

Datum: 20.11.18 08:58

Die Überschrift ist etwas irreführend. Es ist ja nicht so, als ob der vorhandene Nahverkehr nicht genutzt würde. Der platzt in weiten Teilen aus allen Nähten. Trotzdem ist der Modal-Split besonders schlecht. Ist also wohl in erster Linie eine Folge des mangelhaften Angebots und nicht des fehlenden Bedarfs oder fehlenden Willens der dort lebenden Menschen.

Re: [NRW] Nahverkehr im Ruhrgebiet wird zu wenig genutzt

geschrieben von: Anbeku

Datum: 20.11.18 09:03

MrEnglish schrieb:
Das ist zwar noch immer nich ganz der richtige Weg (wir müssen endlich das Verkehrswachstum begrenzen), aber schon ein deutlicher Fortschritt.
Das ist auch ein wichtiger Punkt. Der Deutschlandweit leicht sinkende Modal-Split des Autos täuscht nämlich oft über die Tatsache hinweg, das der Autoverkehr in absoluten Zahlen weiter steigt, alleine weil die Mobilität insgesamt stark steigt. Das zeigt die Studie auch. Wenn man da nicht irgendwie mal einen Deckel drauf bekommt, wird man die Probleme nicht in den Griff bekommen, auch nicht wenn mehr menschen Bahn oder Fahrrad fahren.

Re: [NRW] Nahverkehr im Ruhrgebiet wird zu wenig genutzt

geschrieben von: agw

Datum: 20.11.18 09:52

Anbeku schrieb:
MrEnglish schrieb:
Das ist zwar noch immer nich ganz der richtige Weg (wir müssen endlich das Verkehrswachstum begrenzen), aber schon ein deutlicher Fortschritt.
Das ist auch ein wichtiger Punkt. Der Deutschlandweit leicht sinkende Modal-Split des Autos täuscht nämlich oft über die Tatsache hinweg, das der Autoverkehr in absoluten Zahlen weiter steigt, alleine weil die Mobilität insgesamt stark steigt. Das zeigt die Studie auch. Wenn man da nicht irgendwie mal einen Deckel drauf bekommt, wird man die Probleme nicht in den Griff bekommen, auch nicht wenn mehr menschen Bahn oder Fahrrad fahren.
Einer der größten Fehler des RRX ist ja noch, dass man intermodalen Fahren blockiert.
Mangels Streckenausbau soll der RRX ja am liebsten nur an den Hbf halten, nicht dazwischen.
Dazwischen wohnen aber auch Leute mit Fahrrädern und Autos. Die fahren keine langen Wege zum Hbf.
Beispiel Wattenscheid: vielleicht der RRX-halt mit den meisten kostenlosen Parkplätzen. Für den RRX werden die Halte von fünf auf zwei pro Richtung und Stunde zusammengestrichen. Na, da werd ich wohl 2030 weiterhin mit dem Auto nach Düsseldorf fahren.

Re: [NRW] Nahverkehr im Ruhrgebiet wird zu wenig genutzt

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 20.11.18 11:23

Anbeku schrieb:MrEnglish schrieb:
MrEnglish schrieb:
Das ist zwar noch immer nich ganz der richtige Weg (wir müssen endlich das Verkehrswachstum begrenzen), aber schon ein deutlicher Fortschritt.
Das ist auch ein wichtiger Punkt. Der Deutschlandweit leicht sinkende Modal-Split des Autos täuscht nämlich oft über die Tatsache hinweg, das der Autoverkehr in absoluten Zahlen weiter steigt, alleine weil die Mobilität insgesamt stark steigt. Das zeigt die Studie auch. Wenn man da nicht irgendwie mal einen Deckel drauf bekommt, wird man die Probleme nicht in den Griff bekommen, auch nict wenn mehr menschen Bahn oder Fahrrad fahren.
Hier scheint es aber immer noch keine Strategie zu geben, wie man das vernünftig umsetzen kann. Der Ausbau des Straßen- und Bahnnetzes führt auch zu einer massiven Diversifizierzung bei den Arbeitsplätzen und Kultur-/Freizeitangeboten. Früher stand nur das wenige zur Verfügung, was im Umkreis von wenigen Kilometern vom Wohnort lag. Da hat mitunter jemand einen Job als Bankangestellter gemacht, obwohl er vielleicht der bessere KFZ-Entwickler gewesen wäre. Erst der Ausbau des Nahverkehrssystems hat dafür gesorgt, dass auch eine 50 km entfernte Autofabrik besagten KFZ-Entwickler anheuern kann. Ein Umzug ist i.d.R. noch aufwändiger, zumal es heutzutage kaum noch unbefristete Arbeitsverträge gibt. Möglicherweise muss man in zwei Jahren wieder in eine andere Stadt.
Im immer mehr boomenden Freizeitsektor nimmt es teilweise noch extremere Züge an: Eine Firma wie z. B. die private Musikschule [www.pentaton.de] hat ihren Sitz in Wuppertal, jedoch gibt es in Wuppertal alleine gar nicht genug Interessenten, dass die dort angebotenen, schon etwas spezielleren Kurse zu Stande kommen würden. Die Kursteilnehmer kommen teilweise aus Wuppertal direkt, aber eben auch aus umliegenden Städten wie Solingen, Mettmann, Hattingen oder Hagen. Wie will man das Verkehrsaufkommen unter diesen Umständen reduzieren? Früher hat man das Problem einfach dadurch gelöst, indem an Musikunterricht vielerorts außer Klavier und Blockflöte nichts angeboten wurde. Heute wird die pluralistische Gesellschaft angestrebt (was ja auch eindeutig was für sich hat), aber man kann ja nicht in jedem Kuhkaff Fechten, Bungee-Jumping, Samba-Trommeln, eine Gothic-Disco, ein Programmkino oder einen Modelleisenbahn-Club installieren. Daher werden die Interessenten teilweise zu immer längeren Anfahrtswegen gezwungen.

Eine Lösung für dieses Problem ist offenbar nicht in Sicht ...

Re: [NRW] Nahverkehr im Ruhrgebiet wird zu wenig genutzt

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 20.11.18 11:27

MrEnglish schrieb:
Sind dann die Berichte über überquellende Züge nur Fake News und das Ausbauprogramm für den RRX nur eine weiteres unnötiges Prestigeprojekt?
Ersteres nicht, zweiteres aber ja. Denn erstens wird der RRX nach den letzten Berichten hier ohnehin nie fertig, und zweitens hat man ohne Not vorhandene Infrastrukturen verkommen lassen, die Essener Nordbahn sogar abgerissen.

Re: [NRW] Nahverkehr im Ruhrgebiet wird zu wenig genutzt

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 20.11.18 11:31

agw schrieb:
Einer der größten Fehler des RRX ist ja noch, dass man intermodalen Fahren blockiert.
Mangels Streckenausbau soll der RRX ja am liebsten nur an den Hbf halten, nicht dazwischen.
Dazwischen wohnen aber auch Leute mit Fahrrädern und Autos. Die fahren keine langen Wege zum Hbf.
Beispiel Wattenscheid: vielleicht der RRX-halt mit den meisten kostenlosen Parkplätzen. Für den RRX werden die Halte von fünf auf zwei pro Richtung und Stunde zusammengestrichen. Na, da werd ich wohl 2030 weiterhin mit dem Auto nach Düsseldorf fahren.
Darauf paßt wie die Faust aufs Auge der Abriß der Essener Nordbahn, die diverse Siedlungsgebiet erschlossen, mehrere Umstiegsmöglichkeiten zu Stadtbahnen geboten, und viel Raum für P+R-Plätze abseits der Innenstädte gehabt hätte.

Re: [NRW] Zu wenige Pendler nutzen Bus und Bahn

geschrieben von: VT605

Datum: 20.11.18 11:51

Wer will denn derzeit mit den Auto in NRW fahren? Man fährt von einem Stau in den nächsten. Die A1 und A45 bestehen nur noch aus Baustellen und maroden Brücken. In den Städten sieht es nicht besser aus. In Dortmund ist seit Monaten Chaos auf dem Wallring weil die Stadt den Mittelstreifen 'verschönert", dafür schmeißt man Geld raus.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:11:20:11:52:17.

Re: [NRW] Zu wenige Pendler nutzen Bus und Bahn

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 20.11.18 12:07

VT605 schrieb:
Wer will denn derzeit mit den Auto in NRW fahren?
Interessante Frage, die aber nicht von der Tatsache ablenken darf, daß VIELE es tun. Die Anzahl und Länge der täglichen Staus weiß man erst richtig zu würdigen, wenn man sie zur Menge der Autobahnen in Beziehung setzt. Auf einer Straßenkarte hängen niedergehende Industriestädte wie Krefeld oder Mönchengladbach locker die Metropole Zürich ab. Zwischen Amsterdam und Utrecht kommt man mit einer Autobahn aus, zwischen Köln und Düsseldorf braucht man drei.

Re: [NRW] Zu wenige Pendler nutzen Bus und Bahn

geschrieben von: agw

Datum: 20.11.18 12:23

VT605 schrieb:
Wer will denn derzeit mit den Auto in NRW fahren? Man fährt von einem Stau in den nächsten. Die A1 und A45 bestehen nur noch aus Baustellen und maroden Brücken. In den Städten sieht es nicht besser aus. In Dortmund ist seit Monaten Chaos auf dem Wallring weil die Stadt den Mittelstreifen 'verschönert", dafür schmeißt man Geld raus.
Es werden wohl eher mehr aufs Auto umsteigen.
Immerhin werden noch neue Autobahnen gebaut, Beispiel A44 in Velbert.

Beim RRX baut man sich durch Sparausbau im Ruhrgebiet gerade Stau auf der Schiene für die nächsten 40 Jahre ein.
Auf den Ferngleisen macht man außer analoger Blockverdichtung nix, auf der S-Bahn lastet man die Strecke voll aus und sorgt dafür, dass schon bei kleinen Verspätungen der Fahrplan komplett durcheinander kommt.
Beispiel: S1 im 15 Minutentakt, dazwischen RB 40 und RE16. Klappt nur, wenn die letztgenannten sehr pünktlich sind. Dazu Sparausbau westlich von Steele: RB40 und RE16 haben im ansonsten zweigleisigen Abschnitt zu Essen Hbf Gleis 9 ab Steele einen kurzen eingleisigen Abschnitt. Vermutlich darf bei der oben genannten Verspätung dann in Steele nochmal gewartet werden.
Auf den S-Bahn-Gleisen ist auch jede Menge los, da wird man auch nicht drauf ausweichen können.
Und in Essen Hbf fehlen Bahnsteiggleise und/oder passende höhenfreie Zufahrten. Schon jetzt gibt es auch außerhalb des HVZ-Taktes regelmäßig Verzögerungen.
Beispiele für die Zukunft: praktisch nur ein S-Bahn-Bahnsteig für alle durchfahrenden Linien Richtung Steele (S1, S3, S9, RE49, RE14), dazu höhengleiche Kreuzung oder Gegenverkehr durch überschlagende Wenden der S6. Ab nächstes Jahr auch noch die wendenden S1.

Im Ruhrgebiet bringt es halt nichts, wenn man ausrechnet, dass nach Fahrplan alles schön fahrbar ist, wenn es im Jahr keinen einzigen Tag gibt, an dem nach Fahrplan gefahren wird (meine Definition hier: jeder Zug fährt ab, bevor der nächste hätte fahren sollen).

Re: [NRW] Nahverkehr im Ruhrgebiet wird zu wenig genutzt

geschrieben von: Anbeku

Datum: 20.11.18 12:32

Es ist sicherlich richtig, das die steigende Mobilität auch Ausdruck steigender persönlicher Möglichkeiten ist, aber nur zum Teil. Das die Menschen für die selben Dinge immer weitere Strecken zurücklegen steigert sicherlich nicht in allen Fällen die Lebensqualität. Die Nahversorgung wird ja aufgrund zunehmender Zentralisierung immer schwieriger. Hier in Aachen gibt es in den Außenbezirken immer weniger Läden und keine Post und weiterführende Schule mehr. Das Freizeitangebot war auch von 20 Jahren noch besser. Hinzu kommt die steigende Zersiedelung durch wachsende Automobilität und stärkere Urbanisierung. Die Menschen wollen im Grünen wohnen aber in der Stadt arbeiten. Zudem werden Mieten im Zentrum immer teurer. Um die Städte entstehen Speckgürtel mit wenig verdichteten Wohnsiedlungen und ohne eigens Zentrum und Infrastruktur. Zudem Gewerbegebiete auf dem Feld mit schlechter ÖPNV-Anbindung. Ein Großteil des Autoverkehrs sind Ein-und Auspendler während im Zentrum weniger als die Hälfte der Haushalte überhaupt ein Auto besitzt. Durch die ganze Fläche, die für den MiV geopert werden muss geht wiederum viel Attraktivität und raum für andere Dinge verloren. Das ist auch ein Teufelskreis.

Re: [NRW] Zu wenige Pendler nutzen Bus und Bahn

geschrieben von: Anbeku

Datum: 20.11.18 12:40

VT605 schrieb:
Wer will denn derzeit mit den Auto in NRW fahren? Man fährt von einem Stau in den nächsten. Die A1 und A45 bestehen nur noch aus Baustellen und maroden Brücken. In den Städten sieht es nicht besser aus. In Dortmund ist seit Monaten Chaos auf dem Wallring weil die Stadt den Mittelstreifen 'verschönert", dafür schmeißt man Geld raus.
Der Punkt ist doch, dass es beim ÖPNV nicht wirklich besser aussieht. Züge sind überfüllt und unzuverlässig. Busse stehen auch im Stau oder müssen Umleitungen fahren usw. Hier ist die Zumutbarkeitsgrenze genau so erreicht. Die Zugkilometer wachsen stärker als die Schieneninfrastruktur und die Personenkilometer wachsen stärker als die Zugkilometer. Keine Trendwende in Sicht. Wir bräuchten einen großen Befeiungsschlag im ÖPNV aber stattdessen wird immer noch maximal das gebaut, was zum fahren des geplanten Fahrplans zwingend nötig ist und der geplante Fahrplan basiert auf Fahrgastprognosen die schon jetzt von der Realität überholt wurden.

Woher kommen all die Pendler?

geschrieben von: peter76

Datum: 20.11.18 12:50

Eine These ist, dass es an den sich widersprechenden Anforderungen an die "modernen" Arbeitswelt liegt:
- Auf der einen Seite: "Sei flexibel!" Also die Anforderung, den Arbeitsplatz jederzeit zu wechseln.
- Auf der anderen Seite: "Kauf Wohneigentum!" Also das genau entgegengesetzte Plan; Immobilien sind nun mal nicht sonderlich flexibel.
Das Ergebnis ist: Die Leute müssen immer weiter pendeln.

Und ein drittes:
Selbst Mieter müssen bei einem Umzug zumeist massiv erhöhte Mietkosten stemmen.
Das können sich viele schlicht nicht leisten.
Auch hier das Ergebnis: Noch weiter Pendeln.

Und dann noch:
- Mangel an (wohnungsnahen) Kitaplätzen.
- Mangel an (wohnungsnahen) Grundschulen.
So werden auch die Kids unablässig in der Gegend herumgefahren.
(--> Das Helikopter-Eltern-Paradoxon: Weil der Verkehr ja so gefährlich ist, werden die Kids mit dem Auto transportiert).

Re: Woher kommen all die Pendler?

geschrieben von: Murrtalbahner

Datum: 20.11.18 13:05

peter76 schrieb:
Eine These ist, dass es an den sich widersprechenden Anforderungen an die "modernen" Arbeitswelt liegt:
- Auf der einen Seite: "Sei flexibel!" Also die Anforderung, den Arbeitsplatz jederzeit zu wechseln.
- Auf der anderen Seite: "Kauf Wohneigentum!" Also das genau entgegengesetzte Plan; Immobilien sind nun mal nicht sonderlich flexibel.
Das Ergebnis ist: Die Leute müssen immer weiter pendeln.

Und ein drittes:
Selbst Mieter müssen bei einem Umzug zumeist massiv erhöhte Mietkosten stemmen.
Das können sich viele schlicht nicht leisten.
Auch hier das Ergebnis: Noch weiter Pendeln.

Und dann noch:
- Mangel an (wohnungsnahen) Kitaplätzen.
- Mangel an (wohnungsnahen) Grundschulen.
So werden auch die Kids unablässig in der Gegend herumgefahren.
(--> Das Helikopter-Eltern-Paradoxon: Weil der Verkehr ja so gefährlich ist, werden die Kids mit dem Auto transportiert).
Nicht zu vergesse, dass arbeitnahes Wohnen in vielen Fällen nicht mehr leistbar ist. Keine Ahnung, wie sich das zwischen Köln, Duisburg und Dortmund verhält, aber im Ballungsraum Stuttgart ist das so.

Zitat Facebook Deutsche Bahn Konzern vom 18.3.15: "Der geplante Ausbau des Fernverkehrs, der heute vorgestellt wurde, wird in jedem Fall auch ohne Unterstützung der Länder umgesetzt und ist eigenwirtschaftlich geplant. Es wird also keinen bestellten Fernverkehr geben."
Anbeku schrieb:Zitat:
Es ist sicherlich richtig, das die steigende Mobilität auch Ausdruck steigender persönlicher Möglichkeiten ist, aber nur zum Teil. Das die Menschen für die selben Dinge immer weitere Strecken zurücklegen steigert sicherlich nicht in allen Fällen die Lebensqualität. Die Nahversorgung wird ja aufgrund zunehmender Zentralisierung immer schwieriger. Hier in Aachen gibt es in den Außenbezirken immer weniger Läden und keine Post und weiterführende Schule mehr. Das Freizeitangebot war auch von 20 Jahren noch besser. Hinzu kommt die steigende Zersiedelung durch wachsende Automobilität und stärkere Urbanisierung. Die Menschen wollen im Grünen wohnen aber in der Stadt arbeiten. Zudem werden Mieten im Zentrum immer teurer. Um die Städte entstehen Speckgürtel mit wenig verdichteten Wohnsiedlungen und ohne eigens Zentrum und Infrastruktur. Zudem Gewerbegebiete auf dem Feld mit schlechter ÖPNV-Anbindung. Ein Großteil des Autoverkehrs sind Ein-und Auspendler während im Zentrum weniger als die Hälfte der Haushalte überhaupt ein Auto besitzt. Durch die ganze Fläche, die für den MiV geopert werden muss geht wiederum viel Attraktivität und raum für andere Dinge verloren. Das ist auch ein Teufelskreis.
Es ist ein uraltes Problem der kommunalen Entwicklung: Es wird Baugebiet um Baugebiet ausgewiesen (Ob Gewerbe, Industrie oder Wohnen ist grad egal), der Infrastrukturausbau zur nächsten Straße erledigt - und fertig! Dass aber selbst die Durchgangsstraßen und überörtlichen Straßen den Verkehr gar nicht mehr aufnehmen können, interessiert offenbar keinen. Was allein bei uns in den letzten 30 Jahren alles gebaut wurde ist der Wahnsinn, die Straßen haben sich kein bisschen seither verändert (höchstens mal Belagsarbeiten) und auch das Busliniennetz plus Bahn hat sich weitestgehend in dieser Zeit nicht verändert. Das KANN gar nicht gut gehen. Diese Erkennntnis hat sich offenbar in der Politik und in den Rathäusern/Landratsämtern noch nicht durchgesetzt. Für jedes Neubaugebiet müsste es eine Art einmalige "Infrastruktursteuer" pro m² und ausgelegte Personenzahl/Anzahl Arbeitsplätze, die dann in die Erweiterung der Infrastruktur in der direkten Umgebung investiert werden muss. Genauso darf kein Baugebiet mehr ausgewiesen werden, bevor nicht ein ÖPNV-Anschluss in unmittelbarer Umgebung (maximal 7 Minuten Fußweg) nachgewiesen werden kann und dieser Anschluss in der HVZ noch entsprechende Kapazitäten nachweisen kann.

Zitat Facebook Deutsche Bahn Konzern vom 18.3.15: "Der geplante Ausbau des Fernverkehrs, der heute vorgestellt wurde, wird in jedem Fall auch ohne Unterstützung der Länder umgesetzt und ist eigenwirtschaftlich geplant. Es wird also keinen bestellten Fernverkehr geben."
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