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Was kein technischer Grund ist:Wer macg sich noch an die Erstklasswagen aus den 70ern erinnern, wo die Apmz Kleine Fenster hatten, und jeder nach aussen sehen konnte.
Und auhc heute werden nicht 5'000 km ICE Wagen am Stück auf Vorrat produziert, so dass eine Umstellung der hochmodernen Digital gesteuerten NC Maschinen mit kleinem Aufand programmiert werden kann.
Gruss Leo

SwissExpress schrieb:
n/t

"Hypernormalisation" by DB & Co.

geschrieben von: Dirk Mattner

Datum: 07.09.22 14:46

Hallo Leo.

leofink schrieb:
Psychologisch hochinteressant finde ich hier die Diskutanten, bei denen die Gehirnwäsche, die ich der DB unterstelle, schon weit fortgeschritten ist.
Also:Wir wissen es nun:
Wandfensterpläze, womöglich von Ingenieuren entworfen, die nie Zug fahren, sind kein Problem.
Es gibt offensichtlich keine Lösung, WFPs zu vermeiden, wenigestens in Deutschland.
Und es finden sich mit der Zeit immer mehr nützliche Personen, die das absolut in Ordnung finden.
Genauso, wie es hier schon vorgekommen ist, dass Leute zurechtgewiesen wurden, die sich über Anschlussverliste beklagten und denen man sagte, mann wisse es ja und man solle sich einrichten.
Der Autor und Journalist Adam Curtis hatte das in einer BBC-Dokumentation mit dem Titel "HyperNormalisation" (was sogar eine DB-gerechte Schreibweise darstellt!) vor einigen Jahren mal im politisch-medialen Sinne beschrieben.
Grob zusammengefasst: Durch die Menge, Schnelligkeit und Wechselseitigkeit von Nachrichten die über die heute gebräuchlichen Medienkanäle strömen (DSO könnte man da bei unserer Thematik dazu zählen) können Meinungen, Ziele und/oder geschaffene Fakten so transportiert werden, das sie von einem großen Teil der Konsumenten zunächst kaum als besonders beachtenswert wahrgenommen, daraufhin eher nicht hinterfragt und schließlich im Laufe der Zeit als normale Tatsache akzeptiert werden.
Ergo: Eine "Normalisierung" eines fragwürdigen Zustands in rascher - "Hyper" - Geschwindigkeit.

Diese Beobachtung und die daraus entwickelte Theorie bezieht sich natürlich auf die großen politischen Ereignisse und wiederspiegelt sich in Erscheinungen der letzten Jahre (Stichwort "Trump" - um mal das schillerndste Beispiel zu nennen), doch lässt es sich auch in der kleinen Welt des Eisenbahnwesens und Marketings erkennen:

- Deutsche Bahn FV: Eine Reduzierung bislang gewohnter Komfortmerkmale zugunsten einer gewinnträchtigen "Packdichte" wird offiziell als "Komfortverbesserung" verkauft.

- Deutsche Bahn S&S: Die Verschlechterung der Aufenthaltsqualität an den Stationen durch Abschaffung von Warteräumen, Abbau von Dächern, ggf. Vorhaltung einfachster Unterstände, wird als Modernisierungsoffensive gefeiert. Der gewinnträchtige Umbau großer Bahnhöfe zu lukrativen Einkaufspassagen werden als Vorteil des Fahrgastes (z.B. als Erlebnisbahnhof) verkauft, während die reine Aufenthaltsqualität (z.B. bei einem längeren Umstieg) durch fehlende, kostenlose aber dennoch geschützte Räume absichtlich verschlechtert wird.

- ÖPNV Aufgabenträger: Wilde Ausschreibungsorgien mit darauffolgenden Umstellungschaos, fehlenden Zügen, fehlenden Personal, regelmäßigen Verspätungen und Ausfällen, werden als Angebotsverbesserungen und Leistungssteigerungen des SPNV verkauft. Verantwortung wird dabei auf die von ihnen selbstausgewählten EVUs abgeschoben und der Fahrgast bei etwaigen Beschwerden elegant auf diese verwiesen. Im Falle länger anhaltenden Chaos wird öffentlichkeitswirksam der Schulterschluss mit dem Fahrgast simuliert und der (zur Erinnerung:) selbstgewählte Dienstleister abgemahnt oder - zur Steigerung des Chaos - vom Hof gejagt.

Das alles und noch viel mehr - wie z.B. monate-, wenn nicht gar jahrelange Vollsperrungen von Bahnstrecken, dauerhafte Schlechtleistungen bei Pünktlichkeit und Anschlüssen, unzureichender, bis hin zu vollständig fehlenden SEV werden mittlerweile von vielen nicht mehr nur als alltägliche Realität, sondern schon bald als "normal" empfunden.

Hypernormalisation at it's best.


Wenn Du dann um die Ecke kommst und uns mit der Eisenbahn der Schweiz ein faktisches Gegenbeispiel zu unserem "New Normal" vor die Nase hälst, brauchst Du Dich über die eifrigen Relativierungen oder gar lautstarken Empörungen nicht mehr wundern. :)


Viele Grüße,
Dirk
leofink schrieb:
Was kein technischer Grund ist:Wer macg sich noch an die Erstklasswagen aus den 70ern erinnern, wo die Apmz Kleine Fenster hatten, und jeder nach aussen sehen konnte

Apmz - Beschte ! 😍

Sorry, aber musste sein.
Immer noch der Wagen der Wahl im IC-mod. Leider manchmal mit scheppernder Klimaanlage in der Mitte.

Re: "Hypernormalisation" by DB & Co.

geschrieben von: Früherwarallesbesser

Datum: 08.09.22 08:17

Das trifft‘s ziemlich ins Schwarze! Aber nicht vergessen, dahinter steht vor allem die Wahnsinnsideologie von Hayek und Konsorten, die es geschafft haben, dass der Neoliberalismus praktisch nirgendwo mehr hinterfragt wird, obwohl er gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Sprengstoff in Reinkultur darstellt.
6083 schrieb:
Die allermeisten Smombies oder Businesskasper schauen doch eh nicht mehr aus dem Fenster. Die erstgenannten glotzen dauerhaft auf ihr Smartphone, die zweitgenannten hämmern auf ihrem Laptop rum. Wozu also noch Fensterplätze?

Dachte echt gerade, ich guck nicht richitg: Halter für Smartphone/Tablet in den Rückenlehnen der 1. Klasse... wichtig... ganz wichtig!
Prima, dann können die Zugbegleiter an der Endhaltestelle mit einer großen Tasche durchgehen und vergessene Mobiltelefone einsammeln.
leofink schrieb:
Was kein technischer Grund ist:Wer macg sich noch an die Erstklasswagen aus den 70ern erinnern, wo die Apmz Kleine Fenster hatten, und jeder nach aussen sehen konnte.
Und auhc heute werden nicht 5'000 km ICE Wagen am Stück auf Vorrat produziert, so dass eine Umstellung der hochmodernen Digital gesteuerten NC Maschinen mit kleinem Aufand programmiert werden kann.
Ein beachtenswerter Pleonasmus: digital gesteuerte NC-Maschine.

Die NC-Fertigung bestimmter Teile wäre weder das Erste noch das Letzte, was so eine Wagenkastenvariante ausmachte. Erstmal müsste die Variante konstruiert werden. Mit hier ein bisschen breiter, da ein bisschen schmaler und dort zwei mehr wäre es nicht erledigt. So eine Änderung beeinflusste weitere Eigenschaften des Wagenkastens wie seine Steifigkeit, seine Masse, sein Schwingungsverhalten und seine Festigkeit. Es lässt sich nicht davon ausgehen, dass das schon alles passen wird, sondern das muss durch Berechnungen im Konstruktionsprozess abgesichert werden. Bei der Fertigung haben wir es wiederum nicht unbedingt nur mit NC-Verfahren zu tun, sondern möglicherweise auch mit (Spritz-)Gießen und mit Tiefziehen und mit anderen Verfahren, wo sich der Änderungsbedarf nicht auf ein einfaches Umprogrammieren beschränkt. Dann kommt die Montage, eventuell mit speziellen Vorrichtungen und Abhängigkeiten.

Natürlich sind Wagenkastenvarianten mit anderen Fensterteilern möglich. Der Aufwand sollte aber nicht unterschätzt werden.

Ich kann mir vorstellen, dass ein Hersteller einen Fahrzeugtyp mit zwei verschiedenen Fensterteilern vorsieht. Das gab es ja schon und das gibt es vielleicht und das kann es wieder geben. Nicht schlecht!

Es ist aber nicht zwingend nötig, um „Wandfensterplätze“ zu vermeiden.

Zwei Alternative:

Der originale Entwurf eines Fahrzeug samt Inneneinrichtung kann ein sehr geschickter sein. Beispiel: Desiro, Baureihe 642. Der ist als Einheit von Innen und Außen praktikabel und mit klarer Linie gestaltet. Da kommt kaum jemand auf die Idee, ihn anders einzurichten.

Auch mit einem vom Fensterteiler abweichenden Sitzteiler müssen nicht zwingend Sitze blöd vor Wand landen. Spielraum zur Anpassung gibt es in der Wahl der Wechselpunkte von Sitzrichtungen und von Abteil- und Reihenanordnung, im Abstandhalten von Rücken an Rücken stehenden Sitzen als Gepäckplätze und im Anordnen von Gepäckablagen. Mindestens!

Erkennbar ist das Ausnutzen der letztgenannten Möglichkeiten beispielsweise bei den Triebwagen des Elektronetzes Mittelsachsen. Die sind großzügiger als der Fensterteiler eingerichtet und trotzdem liegt kein Reihensitz voll vor der Wand und keine Wand mitten in einer Vis-à-vis-Sitzgruppe – obwohl die Coradia Continental einen recht hohen Wandanteil haben. Ähnliches ist bei der ersten Fahrzeugreihe der S-Bahn Mitteldeutschland zu sehen und bestimmt auch bei vielen anderen Fahrzeugen.

Wenn ich ich wo „Wandfensterplätze“ sehe, wähne ich dahinter außer überzogener Sitzplatzrechnerei Ungeschick bei der Sitzanordnung.
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