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[CH]: Was ich 1967 so alles fotografieren konnte . . . Teil 1

geschrieben von: Urs Nötzli

Datum: 05.09.16 15:29

Was ich 1967 so alles fotografieren konnte . . .
Teil 1

Nein – es waren nicht meine ersten Fotos, aber ich erstand mir im Frühjahr 1967 meine erste „richtige“ Kamera, eine „Topcon Uni“ – oder so ähnlich. Logischerweise als Junger waren wir damals vor allem mit dem «Drahtesel», in der Schweiz Velo genannt, unter-wegs. Ab Zürich wurden schon früher mit meinem Freund Fahrten bis nach Singen Htw. unternommen, um dort Dampfloks zu sehen, Die Zöllner schüttelten höchstens den Kopf ab unserem Grunde - liessen uns aber ziehen.

Die Daten notierten wir, wenn auch überhaupt, nur auf den Abzügen (welche sich gelegentlich verflüchtigten . . ), denn die Filme wurden in Rollen nach dem Entwicklen geliefert. Erst später gab es dann Fototaschen . . Zudem: Man war früher sparsam und drückte nicht „seriemässig“ den Auslöser, man überlegte sich jede Aufnahme!

Ja: Was macht so als Eisenbahnfotograf-Anfänger?
Natürlich fotografiert man in der näheren Umgebung, was einem da vor die Linse kommt!


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So begab man sich an den Züricher HB, da sollte sich schon was aufnehmen lassen!
Der «Trimbacher Frontlenker», eine Ae 3/6 II mit Stangenantrieb und der Nummer 10418 bei der Ausfahrt aus der Halle ins Feld, stellte sich da zur Verfügung. Die mittlere beleuchte Frontlampe zeigt an, wo die Lok hinwill. Linke Lampenseite nach dem Depot Feldstrasse (F), die mitlere oben ins Feld zwischen den beiden Depots, sollte die rechte Lampe leuchten, so möchte der Lokführer ins Depot G = Geroldstrasse. Die Mitarbeiter des «Seufzerbrücke», dem Reiterstellwerk quer zu den Gleisen im Vorfeld der Halle, wussten schon, was sie «stellen» mussten, unten an der Langstrasse übernahm dann das dortige Stellwerk die richtige Weiterleitung . . Pendelzüge gab es zwar schon viele, welche Rangiermanöver unnötig machten. Seit ein paar Jahren wurden die RBe 4/4 geliefert, welche anfänglich gar die Ae 4/7 im Schnellzugdienst – selbst vor internationalen Zügen – vorwiegend Basel – Zürich – Chur / Buchs, aber auch Basel – Interlaken ersetzten und Fahrzeitgewinne ermöglichten. Zusätzlich formierten sie mit passenden Steuerwagen laufend neue Pendelzüge, teils im Schnellzugsverkehr, aber vermehrt auch im regionalen Einsatz.


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Ein paar Tage später musste die «Tante Frieda» herhalten, so hier oberhalb der Zürcher Rehalp der Forchbahntriebwagen BDe 4/4 9, welcher über den Gleiswechsel auf das rechte Gleis nach der Wende wieder bergwärts fuhr. Er übernahm den Pendlerdienst nach Zollikerberg. Der Übername «Tante Frieda» erhielt die Bahn, der Frontlinientafel «F» wegen, welche sie von den Trams als Forchbahn abhob.


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Im Monat März wurde der Be 4/6 1635 von den Lieferfirmen an die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) im Hardturm abgeliefert. Dass die Komposition eine Spitzkehre vor dem VBZ-Depot Hard machen musste, um auf das Abladegleis zu gelangen, sei nur so nebenbei erwähnt.


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Der Bahnhof Stadelhofen war ein weiters Ziel, so wie im Bild durfte man ihn im März 67 erleben. Der Zug 6021 – an der Pufferbohle fein säuberlich und gelegentlich gar kunstvoll angeschrieben, verlässt das heute aufgefüllte «Lettentunnel». Der Baudiensttraktor steht vor dem ursprünglich direkt nach dem Hauptbahnof führenden, aber nicht realisierten Tunnel. Die bekannte Weinhandlung «Gentner» nutzte den Stummel als Weinlager.


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Der Bahnhof Selnau der Üetliberg- und der Sihltalbahn wurde natürlich auch aufgesucht, bot er doch andere Fahrzeuge als die SBB. Hier der umgebaute Triebwagen BFe 2/4 82, mit je einem SiTB-EW I-B (in kürzerer Version sowie mit breiten Türen, aber ohne WC) und dem Steuerwagen Bt mit BLS-Front. Je 3 Gleise an Perrons davon das mittlere für beide Stromsysteme konnten genutzt werden. Links der Steuerwagen des Pendelzuges BFe 4/4 12, Bt 61, später 111. Noch etwas weiter links, auf der Strasse liegt ein Meterspurgleis der VBZ, welche dort über ein Gleisdreieck in beiden Richtungen den Pedaler-Be 4/4 jeweils deren Zweiachsanhänger mittels «Laubfrosch» an- und abkuppelten. Später entwickelte sich dort das Gewerbe der freundlichen Frauen . . .


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Ohne Drahtesel wagte sich der Schreibende im April nach Konstanz um dort die V200 123 bei der Ausfahrt aufzunehmen.


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Dort begegnete er auch erstmals dem VT 06 106, welcher sich noch heute dort befindet und von einem Sportverein genutzt wird.


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Damals existierte das Bw Radolfzell noch, vorn die Strecke nach Konstanz, dem Gnadensee entlang.


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Anbei die Sicht auf das Bw von der Strecke nach Stahringen – Überlingen – Friedrichshafen aus aufgenommen.

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Ein von der Re 4/4 I 10027 geführter Schnellzug aus Schaffhausen brachte den Wagenkasten eines der nicht so beliebten RIC-WR aus Donauwörth nach Zürich, wo er wohl alsbald nach Basel und weiter nach Münchenstein zum Einbau der elektrischen Ausrüstung verfrachtet wird. Dahinter die bereits im Abbruch stehende «Seufzerbrücke», dem vormaligen elektromechanischen Stellwerk.


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Der Serie-Hochleistungtriebwagen RBe 4/4 mit seinem Schnellzug hat soeben das mechanische, weisse Wiederholungssignal hinter sich gelassen. Er kommt aus dem 905 m langen Enge(mer)-Tunnel und verschwindet hinten im 848 m langen Ulmbergtunnel. Die Arbeiten zur Umrüstung auf Lichtsignale sind im Gange.


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In Erstfeld macht sich im April die 11450, die Ae 6/6 mit dem Wappen der „Ville de Genéve“ vor einem Güterzug zu schaffen, man beachte auch die beiden NS-Verschlagwagen, meist für Geflügel.
Zu diesem Bild mit den Geflügelwagen habe ich eine lustige Geschichte von Carl Waldis erhalten, welche ich dem Leser nicht vorenthalten möchte:
„Vielleicht kann ich zum einen Bild noch etwas beitragen. Das, was du hinter der Ae 6/6 als NS-Verschlagwagen bezeichnest, waren Holländische Hühnerwagen, sogenannte "Gevogelte Exporte" (steht möglicherweise auf der Tafel beim ersten Wagen). Zu solchen Wagen gibt es übrigens eine lustige Geschichte, welche ich bei Kinderführungen gerne unter dem Thema "Kupplungen/Zughakenlast/Zugtrennung" zum Besten gebe. Du darfst sie verwenden“. Das tue ich hiermit:

«Die Geschichte spielt in jener Zeit, als noch vorwiegend Krokodile Ce und Be 6/8 die Güterzüge über den Berg brachten. In Erstfeld traf, bereits gezogen von einer Ce 6/8 II, ein schwerer Güterzug ein. An dritter und vierter Stelle waren zwei Holländische Geflügelwagen eingereiht. Für die Bergfahrt erhielt der Zug ein zweites Krokodil als Vorspannlok. Als der Zug bereit war, ging das Ausfahrsignal in Richtung Amsteg auf Grün, der vordere Lokführer gab das obligate Pfeifsignal, der hintere quittierte ebenfalls mit einem kurzen Pfiff und los ging die Fahrt auf die Bergstrecke. Im Bahnhof Amsteg war eine Langsamfahrstelle. Beide Lokführer schauten aus dem rechten Fenster nach hinten, denn in der Ausfahrtkurve des Bahnhofs Amsteg können die Lokführer den ganzen Zug übersehen. Als der Zugschluss die Langsamfahrstelle passiert hatte, schalteten die beiden Lokführer ihre Maschinen wieder auf. Da das Beschleunigen wohl etwas zu "Formel 1-mässig" passierte, geschah das Unausweichliche. Nach etwa 100 Metern riss zwischen dem dritten und vierten Wagen die Kupplung. Die beiden nun unbelasteten Lokomotiven beschleunigten kurz, bis die Druckluftbremse zu greifen begann und die Loks mit den drei Wagen stoppten. Der abgetrennte Zugteil wurde zwar auch automatisch gebremst, lief aber mit grossem Knall auf die stehenden Loks mit ihren Wagen auf. Beide Lokführer stiegen von ihren Maschinen und gingen nach hinten um den Schaden zu begutachten. Und da sahen sie die Bescherung: durch den Aufprall wurden beide Hühnerwagen beschädigt und hunderte von Hühnern liefen gackernd und flügelschlagend panisch in der Gegend herum. Einer der ebenfalls am Einsammeln der Hühner beteiligten Lokführer erzählte später, obwohl er sehr gerne Poulet gehabt habe, könne er seitdem kein Hühnerfleisch mehr essen . . .»


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Wer hier nicht abdrückte. Ist kein Eisenbahnfotograf! Der herrliche internationele Schnellzug, geführt im April 1967 von der Ae 6/6 «Brugg» bei seinem Halt in Erstfeld in Richtung Süden. Solche Zügen waren für mich „die grosse Welt der Eisenbahn“!


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Auf der Re 4/4 I 10025 teste man im Juni 1967 diesen Kettenstromabnehmer von BBC, welcher später auf den Donauwörth-Speisewagen und den Lindauer-Re 4/4 II 11196-201 zum Einbau kamen..


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Eine MFO-Ae 4/7 mit Rekuperationsbremse, zu sehen an den neuen Dachaufbauten mit Bandwiderständen (statt Gusswiderständen), gibt dem „Grossen Töff“, dem RAm-TEE I Vorspann über den Bözberg nach Basel mit seiner massgebende Steigung von 12 ‰ für die Anhängelasten, gemäss Anhängen FDR . Vermutlich ist einer der beiden Dieselmotoren ausgefallen.
Auf den Steigungen konnte man unterhalb Schinznach Dorf den Zug jeweils kurz nach der Ausfahrt in Brugg hören, heute aber klar übertroffen vom ICE 1 der DB. Der Zug hatte viele Übernamen, so des Verbrauchs wegen auch „Grosser Ölwagen“ usw.

Ende des 1. Teils Urs Nötzli

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