Die meisten Obusfreunde werden wohl zumindest im Prinzip wissen, dass in der Ukraine immer noch ein paar Škoda 9Tr im Planeinsatz erhalten geblieben sind. Früher dachte man da in erster Linie an die Krim mit Simferopol, Aluschta und Jalta. Das hat sich vor einigen Jahren etwas verschoben, und zwar nicht aus politischen Gründen, sondern wegen umfassender Neubeschaffungen ab 2010. Inzwischen sind dort nur noch 21 9Tr für den Linienverkehr betriebsfähig. In der absoluten Anzahl lange Zeit hinter der Krim, beim Anteil am Wagenpark aber klar davor lagen lange Zeit einige westukrainische Obusbetriebe. Tatsächlich mit nennenswertem Bestand übriggeblieben ist Riwne mit derzeit noch 27 9Tr. Und damit war es vorletzte Woche mal wieder mein Reiseziel. Um die Statistik mal eben abzuschließen: Es gibt dann noch Ternopil und Tscherniwzi mit jeweils zwei betriebsfähigen 9Tr. Und das wars dann auch, es gibt noch etliche Arbeits- und Museumswagen, aber eben nix weiter für den Linienverkehr.
Ich zeige hier nur Bilder von meinem letzten Besuch, auch wenn ich dadurch nicht das ganze Netz vorführen kann. Ich hatte einen angeknabberten Sonntag mit sehr viel Wolken, einen weitgehend unbeeinträchtigten Montag und noch den Dienstagmorgen. Die Reihenfolge ist nicht chronologisch.
Eine Übersicht zum Liniennetz gibt es auf
transphoto.ru. Die dort eingestellten Pläne von eway zeigen prinzipiell nur die Liniennetze, nicht die Streckennetze. Für Riwne macht das keinen großen Unterschied, weil es keine Betriebsstrecken gibt. Die Angaben im Detail (insbesondere die Liniennummern neben den Linien) sind bei den eway-Plänen gewöhnlich immer mal fehlerhaft, bei Riwne aber auch nicht wirklich missverständlich. Einen etwas älteren Plan mit eingezeichnetem Betriebshof gibt ebenfalls auf
transphoto.ru, dort fehlt noch Linie 10 (gab es damals noch nicht), dafür ist die heute nicht mehr verkehrende Linie 8 noch drin. Eine Die
Wagenparksübersicht gibt es dort natürlich auch.
Ich möchte hier nicht die ganze Netzgeschichte breittreten, angefangen hat der Obusbetrieb 1974, die Liniennummern wurden dann weitgehend chronologisch zugeteilt, nur die Verlängerung der Linie 1 im Westen nach Selischtsche Jubilejne ist erst von 1989. Linie 10 wurde erst 2015 eröffnet.
Die Hautplinien sind 1, 3 und 10, die so etwa alle 6 bis 8 min verkehren; die Linien 2 und 7 verkehren präzise abwechselnd etwa alle 8 bis 10 min und verdichten sich entsprechend gegenseitig. Die Linien 4 und 9 verkehren nur montags bis freitags in der HVZ und auch nur mit jeweils einem einzigen Umlauf. Zum Sonderfall der Linie 6 komme ich später noch ausgiebig.
Riwne hat von 1974 bis 1982 exakt 100 9Tr bekommen, in den frühen 90er Jahren wurden dann aus der Tschechoslowakei noch einige Gebrauchtwagen übernommen und als 122 bis 139 eingereiht. In der Lücke dazwischen waren 14Tr-Neubeschaffungen (und ein paar T1 und ein T2), danach wurde mit gebrauchten 14Tr weitergemacht.
Riwne gilt nach üblichen touristischen Maßstäben nicht viel, das Stadtzentrum hat auch keine außergewöhnlichen Höhepunkte zu bieten. Das Fotografieren ist dort nicht immer ganz störungsfrei, geht aber so einigermaßen:
Hier der 122 an der Endhaltestelle Ljonokombinat:
Die Farbgebung ist nicht einheitlich, es hat ein bisschen den Anschein, dass immer mal ein Großposten eines Elfenbeintons und einer anderen Farbe eingekauft wird und das dann aufgebraucht wird. Die grüne Phase ist die älteste, die heute noch anzutreffen ist.
Entgegenkommenderweise verzichtet man bei den 9Tr weitgehend auf Ganzreklamen, das war vor etlichen Jahren noch ganz anders. Ausnahme ist der 123 mit Beklebung zum 150-jährigen Jubiläum der örtlichen Feuerwehr, hier am Kreisverkehr auf der Linie 2 südlich vom Ljonokombinat. Entgegen der Nummer ist der 123 kein Gebrauchtwagen, sondern eigentlich der 99. Als in der Nummernreihe der Gebrauchtkäufe Ausmusterungen erforderlich wurden, hat man in einigen Fällen die Lücken mit Fahrzeugen aus dem Altbestand geschlossen. Der 123 ist der letzte noch existierende derartige Fall:
An der gleichen Stelle jetzt auch mal was neueres, Riwne besitzt einen einzigen LAZ E183:
Die Schleife Mototrek ist nicht nur Endhaltestelle der Linien 1, 3 und 10 (und gelegentlich 4 und 9), sondern auch Abstellanlage. Fahrzeug und Fahrer setzen dort immer mal aus, so dass dort eigentlich immer einiges rumsteht:
Der 135 (umgenummert aus 132, der eigentliche 132 wurde als Museumswagen nach Lublin abgegeben), der hier am Sonntag als Linie 4 anzutreffen ist, ist nicht etwa ein Widerspruch zu meiner Aussage weiter oben, sondern belegt, dass auch Einrückfahrten der Linie 2 von Ljonokombinat als Linie 4 verkehren.
Wer sich mit sowjetischen 9Tr auskennt, wird vielleicht die typische zweitürige Ausführung vermisst haben. Das ist in Riwne tatsächlich weitestgehend vorbei. Abgesehen von den Gebrauchtwagen (die eh alle Dreitürer sind) hat man bei einer Ausmusterungsaktion 2013 strikt nach Baujahr aussortiert. Ab 1980 bis zum Ende 1982 hat auch die Sowjetunion dreitürige 9Tr bekommen, und praktisch nur solche sind noch übrig. Mit einer Ausnahme, und das ist der 001. Der stammt aus der Erstlieferung von 1974 und ist natürlich zweitürig. Die Aufbewahrung dieses Fahrzeugs ist ganz sicher kein Zufall, er hatte früher auch mal eine entsprechende Aufschrift. Der 001 läuft nur selten im Linienverkehr mit, aber im Prinzip ist er noch Linienverkehrsfahrzeug. Ich habe ihn auch diesmal leider nicht im Linienverkehr angetroffen, er stand den ganzen Tag als Reserve in der Schleife. Da er keine Liniennummer hatte, war auch nicht mit einem Einsatz zu rechnen. Hier kurz vor Abfahrt zum Betriebshof:
Die Ganzreklamen waren bei den 9Tr mit Ausnahme des Feuerwehrwagens eigentlich schon mal völlig weg, 2014 gab es noch ein paar mit der potthässlichen Werbung für Rollton-Tütensuppen, mit der damals der ganze ukrainische ÖPNV verunstaltet wurde. Ziemlich unsicher bin ich mir bei der folgenden Variante des 096:
Es könnte eine Basis für verschiedene kleine Werbungen sein, aber es gibt drei davon (noch den 134 und den 14Tr 113), die alle gleich aussehen. Was "narodnyj trolejbus" (nationaler Obus) sein soll, weiß ich auch nicht. Angeblich sollte es noch mehr davon geben, und die Variante ohne Beklebung sollte nur ein Zwischenzustand sein. Der dauert inzwischen aber schon etliche Monate, hier beim 127. Dieses Bild ist wie das vorherige von der Linie 1 nahe der ersten Kurve südlich vom Abzweig von wul. Soborna, der großen Ost-West-Achse, also dort, wo nur OL 1 verkehrt:
Nahe dem Busbahnhof, dort wo Linie 3 und 10 nach Süden abbiegen, hatte mich immer schon eine große Wohnhausanlage als Hintergrund für die Obusse gereizt. Ich hatte es früher auch schon mal versucht und bin an der Verkehrsdichte gescheitert. Jetzt habe ich es am Sonntag noch mal versucht. Leider war nur ein einziger 9Tr auf Linie 3 unterwegs, auf Linie 10 keiner. Und als der kam, war die Sonne gerade weg. Also zeige ich hier den Jelcz PR110E 164 an dieser Stelle. 2014 hat Riwne insgesamt 10 Obusse diverser Jelcz-Bauarten aus Lublin übernommen.
Ich habe einige Fotos von der langgestreckten Brücke über die Bahnstrecke südlich vom Bahnhof, hier alles in Richtung Osten und damit Innenstadt. Auf Linie 10 als neu eingeführter Linie scheint man die 9Tr nicht so gern einsetzen zu wollen, es kommt durchaus vor, dass kein einziger dabei ist. Manchmal ist aber einer dabei:
Nein, das Objektiv ist in Ordnung und verzeichnet nicht; was da aussieht wie ein durchhängender Wagenkasten ist wirklich einer. Die 9Tr sind halt nicht mehr ganz frisch.
Unter den aus Lublin übernommenen Obussen ist auch ein Jelcz 120MT. Alle anderen 120MT (sowie etliche weitere Obusse aus Lublin) hat Luzk übernommen, die waren früher dran als Riwne:
Der Vollständigkeit halber noch ein T2 von Piwdenmasch, der ukrainische Standardobus von 1993 bis 2009, Riwne hat davon nur drei Stück, weil man lieber gebrauchte 14Tr gekauft hat. Von der Gelenkausführung T1 hatte Riwne 5 Stück, die sind aber alle schon ausgemustert. Das sind auch die einzigen Obusse, die jünger als 9Tr sind und schon ausgemustert wurden. Hier der 148:
Das eigentliche Thema sollen ja die 9Tr sein, hier also der 090 an nahezu gleicher Stelle, aber in der Gegenrichtung mit Blick auf die Stadt:
Etwas westlich von der Brücke noch mal der Feuerwehrobus 123:
Damit nähern wir uns der Endhaltestelle RZVA, die hinter dem Bahnhof liegt und auch über die Brücke über den Bahnhof erreichbar ist. Dort ist die Endhaltestelle der Linie 6, Linie 1 kommt dort als Stichfahrt vorbei, aber nur in Richtung Selischtsche Jubilejne. Teilweise wird dort auch eine Pausenzeit abgewartet, was mir nicht sonderlich sinnig erscheint. Linie 10 kommt dort nicht vorbei, für deren Einführung wurde extra eine durgehende Oberleitung entlang der wul. Soborna installiert. Gewöhnlich überholt dort OL 10 auch OL 1. Hier der 098 auf OL 1. Da die letzte Lieferung in Riwne nicht exakt nach Werksnummern nummeriert wurde, ist der 098 der (laut Werksnummer) jüngste noch existierende 9Tr überhaupt:
Damit wären wir bei Linie 6. Diese verkehrt nur montags bis freitags und nur etwa stündlich, an den Haltestellen ist eine Taktfolge von 57 min angegeben, die Zeiten verschieben sich auch tatsächlich geringfügig. Die erste Abfahrt ist mit 7:23 angegeben, die letzte am Morgen knapp 3 Stunden später. Wann am Nachmittag eingesetzt wird, kann ich nicht exakt nachvollziehen, da war ich nie (auch nicht bei früheren Besuchen) durchgehend dabei. Es müsstens jedenfalls auch vier Fahrtenpaare sein. Wer aus meinen Bildern Fahrplanhinweise ablesen will, möge bitte beachten, dass die Uhr meiner Kamera nach UTC läuft.
Linie 6 ist eine Überlandlinie, die entlang der Landstraße nach Luzk über Obariw nach Horodok führt. Die Endhaltestelle heißt aber RZTA, weil dort die Bedienung von Industriebetrieben im Vordergrund steht.
Die erste Haltestelle der Überlandlinie ist direkt am Stadtrand am Luzke Kilze (sozusagen "Luzker Kreisverkehr"). In der Gegend ist umfangreiche Bautätigkeit, und ursprünglich sollte OL 10 bis hierhin geführt werden (bzw. wohl eher zu einer Haltestelle im Kreisverkehr), weil dort auch ein Busbahnhof errichtet werden sollte. Von einem Busbahnhof habe ich da aber auch nichts gesehen. Hier der 128 auf dem Weg nach Horodok:
Der 090 an der mittleren Haltestelle in Obariw stadteinwärts, entgegen den Plänen gibt es dort drei Haltestellen. Bitte nicht von den unterschiedlichen Fahrzeugen verwirren lassen, die Bilder sind von unterschiedlichen Tagen. Es kommt immer nur ein Obus zum Einsatz, und auch immer morgens und nachmittags derselbe. Und man hat leider auch keineswegs Gewähr, dass da ein 9Tr eingesetzt wird.
Der 128 an der Haltestelle Stawky stadteinwärts. Hier zweigt die Obusstrecke von der Straße nach Luzk ab.
Und schließlich die Ausfahrt aus der Endhaltestelle Horodok mit dem 128:
Und jetzt noch was außer der Reihe von Linie 6. Die Aussage, dass immer nur ein Obus eingesetzt wird, stimmt nämlich nicht restlos. Vor der ersten Fahrt mit dem Stammumlauf gibt es noch eine zusätzliche Fahrt, derzeit etwa 25 min davor (die Fahrt lag früher mal knapper davor). Der Obus macht nur die eine Fahrt nach Horodok und geht danach für den Rest des Tages auf Linie 10 über. Hat man damit eine Chance, einen zweiten 9Tr auf Linie 6 zu erwischen oder überhaupt einen, falls der Stammumlauf keiner ist? Nur rein theoretisch, denn Linie 10 fährt wie erwähnt weitestgehend ohne 9Tr. Restlos auszuschließen ist es natürlich nicht, dieser Vorab-Fahrt ist aber in erster Linie eine praktische Möglichkeit, vor dem Stammumlauf in Horodok zu sein. Aber Vorsicht: Die angegebene Zeit von 7:23 gilt seltsamerweise für die erste Fahrt des Stammumlaufs. Diesmal war der Jelcz PR110T 165 im Einsatz, hier an der ersten Haltestelle in Horodok in Richtung Endhaltestelle::
Soviel zur Linie 6, jetzt noch mal an die Ausfahrt der Häuserblockschleife Selischtsche Jubilejne mit dem 9Tr 100´auf Linie 1:
Völlig zu kurz gekommen in meiner Darstellung sind die vielen 14Tr, die die Mehrheit des Wagenparks stellen. Auffallend ist der gute Zustand, und es ist auch bezeichnend, dass in Riwne noch kein einziger 14Tr ausgemustert wurde. Hier der 110 und 111 am stadtseitigen Ende der Brücke. Wohlgemerkt: Das sind keine tschechoslowakeigepflegten Gebrauchtwagen, die beiden wurden 1989 noch in die Sowjetunion geliefert und sind seitdem in Riwne im Einsatz.
Natürlich ist Riwne nicht wirklich ein Obus-Museum. Die Überschrift habe ich so gewählt, weil früher mal ein Mitarbeiter seinen Verkehrsbetrieb so genannt hat, und ein bisschen Museum ist es ja auch.
So, und nun zum im Titel angedeuteten Ternopil-Bonus. Ternopil stand als Einsatzort von Škoda 9Tr immer etwas im Schatten von Riwne. Die Fahrzeuggeschichte der beiden Obusnetze ist sehr ähnlich, auch in Ternopil wurde der Betrieb mit 9Tr eröffnet, wenn auch erst 1975. Auch in Ternopil ist man in den 90er Jahren zur Beschaffung gebrauchter 9Tr und später 14Tr übergegangen. Absoluter Bestand und Anteil der 9Tr am Gesamtbestand lagen lange Zeit etwas unter den Vergleichszahlen von Riwne, dementsprechend war Ternopil noch 2008 eine 9Tr-Hochburg ähnlich wie Riwne. Keiner bot mehr als die beiden, nur auf der Krim fuhren nach absoluter Anzahl noch einige 9Tr mehr. Trotzdem war es in Ternopil längst nicht so erfreulich. Der wesentliche Grund war die penetrante Verbreitung von Ganzreklame. 2008 waren ausnahmslos alle 9Tr für den Linienverkehr mit Ganzreklame versehen. Hinzu kommt die chaotische Liniennetzstruktur. Heute wären das Luxusprobleme, denn das Zeitalter der 9Tr ist in Ternopil praktisch vorbei. Es gibt nur noch zwei 9Tr für den Linienverkehr. Normalerweise würde man sich dafür nicht mehr auf den Weg dorthin machen, allerdings hatte ich 2014 (als es noch sechs 9Tr gab) auch alle sechs angetroffen, wenn auch nur morgens und nachmittags. Zudem gab es klarere Einsatzpräferenzen in Form der Linie 8, die nach damaligem Stand nur in der HVZ und nur mit zwei Umläufen verkehrte, was genau zu passen schien. Es war dann doch etwas anders.
Da Ternopil für einen eigenständigen Beitrag nicht reicht, hier nur ganz kurz die Übersichten zum
Liniennetz und
Streckennetz. Der Linienplan ist jünger, wenn auch nicht fehlerfrei. Jedenfalls sind die Strecken, die dort vorkommen und im Streckennetz nicht, real existierende Neubaustrecken (alles nur kurze Einrichtungsschleifen). Beide Pläne berücksichtigen nicht, dass die Linien 5 und 9 (3 wahrscheinlich auch, deren Verlauf ist aber anscheinend inzwischen eh völlig anders als dargestellt) tagsüber über Rynok/Awtowoksal (Markt/Busbahnhof) fahren, morgens und ab spätem Nachmittag aber nicht. Das alles auszubreiten würde hier viel zu weit führen. Wenn das jemand im Detail diskutieren will, möge er sich bitte melden. Eine
Bestandsliste gibts auch.
Der Einsatzplan der Linie 8 hatte sich inzwischen wieder geändert. Das war früher mal eine vollwertige Linie gewesen, die wurde dann aber teilweise durch Linie 3 ersetzt, die den Abschnitt nach Gasoprowid nicht bediente. Dorthin wurde dann nur noch etwa alle 40 min und nur noch in der HVZ gefahren. Die dafür nötigen beiden Umläufe hatte ich bei früheren Besuchen mit 9Tr angetroffen. Tatsächlich scheint Linie 8 jetzt auch wieder durchgehend zu fahren, also nicht nur in der HVZ. Es kommen zeitweise auch mehr Fahrzeuge zum Einsatz - leider war es aber nur noch ein 9Tr. Und das war der 085, den ich zuletzt noch mit Ganzreklame angetroffen hatte. Nun hatte er eine etwas seltsame "Retro"-Dekoration, auch im Innern, mit alten Zeitungsaussschnitten und an den Wänden angeklebten Schallplatten u. ä.. Hier in der Innenstadt beim Abbiegen zum Busbahnhof:
Ternopil hat (ebenso wie Riwne) auch einen 9Tr als Hilfswagen, an der gleichen Stelle wie eben:
Der 085 an der Endhaltestelle Gasoprowid:
Der andere 9Tr 080 war auf Linie 9, aber auch nur morgens und nachmittags. Demzufolge musste er auch am Ternopiler Standardmotiv, der Unterführung unter der Bahn nördlich des Bahnhofs vorbeikommen. Seine Lackierung ist natürlich eine gerupfte Ganzreklame:
Linie 9 hat am östlichen Ende eine etwas erweiterte Schleifenfahrt bekommen. Leider habe ich den 9Tr dort nicht optimal erwischt (war noch zu früh vom Sonnenstand her), und dann war er weg. Daher muss 14Tr 114 ersatzweise fürs Foto aushelfen:
Vom Fahrzeugzustand her kann Ternopil mit Riwne bei weitem nicht mithalten. Riwne ist für ukrainische Verhältnisse ganz sicher nicht repräsentativ sondern ragt trotz der nicht immer perfekten 9Tr deutlich nach oben raus, Ternopil ist wohl eher unterer Durchschnitt. Auch die Betriebsführung macht noch einen sehr sowjetischen Eindruck: Da rücken immer mal Wagen ein und aus, inzwischen werden sogar für die seltener verkehrenden Linien (wie die 9, obwohl sie eine ganz gewöhnliche Stadtlinie ist) Fahrzeiten angegeben, aber es fallen Umläufe aus, wodurch mal eben 48-min-Abstände entstehen - wohlgemerkt bei ganz normalen Stadtlinien; da werden Fahrten der Ringlinien mal eben mittendrin zur Pause ausgesetzt, womit zusätzliche Lücken entstehen.
Ternopil hat noch einen einzigen T1, aber sicher nicht mehr lange. Es war vermutlich nicht der hier gezeigte 119 im Zentrum der Stadt, sondern einer seiner inzwischen ausgemusterter Brüder, bei mir mal der extrem schlechte Zustand auffiel und bei dem es nicht mehr so recht eine Barriere zwischen Fahrgastraum und Außenblech gab - alles weggefault.
Bemerkenswert ist noch der LAZ-52522 142, dieser (eh nicht weit verbreitete) Obustyp aus Lwiw aus den 90er Jahren scheint bei fortschreitendem Alter Probleme zu machen, weswegen die meisten schon verschwunden sind. Nur die jüngeren Exemplare haben wohl noch ein paar Jahre vor sich. Ternopil hat zwei Wagen dieses Typs vom Baujahr 2006.
Inzwischen setzt man vor allem auf gebrauchte 15TrM, hier der 153 aus Jihlava. Viele der übernommenen 15TrM haben eine nichtkommerzielle Beklebung erhalten:
Und zum Abschluss noch mal der 085, und weil es zu "Retro" ja irgendwie passt, am Friedhof:
Und wie sieht die Perspektive aus? Bei Ternopil würde ich nicht mehr viel erwarten, das kann nahezu jederzeit vorbei sein. 2008 hatte ich für mich mal die Prognose aufgestellt, dass es 2015 vorbei sein würde mit den 9Tr in der Westukraine bzw. dass es nur noch Einzelstücke gibt, denen man hinterherjagen muss, ohne Gewähr, überhaupt was anzutreffen. In Ternopil und (mehr noch) Tscherniwzi ist man schon so weit. In Riwne hat man in jüngerer Zeit nicht konsequent ausgemustert, den Beschaffungen aus Lublin und den nachfolgenden 14Tr-Käufen standen nur wenige Ausmusterungen gegenüber. Die T1 zähle ich da nicht mehr mit, die waren eh schon abgestellt. Man hat anscheinend den Bestand wegen der Linie 10 erweitert, es würde mich aber nicht wundern, wenn demnächst mal ein etwas überproportionaler Kahlschlag kommt. Ansonsten wird man sicher weiter Gebrauchtwagen beschaffen. Ich würde mal ganz vorsichtig die Prognose äußern, dass auch zum Jahresende 2017 noch nicht ganz Schluss mit den 9Tr ist, es könnte danach aber bald kommen.