(P) [Lissabon] 2 sonnige Tage in der Hauptstadt Portugals (m10B)
Hallo zusammen!
Ende vergangener Woche weilte ich für zweieinhalb Tage in Lissabon; hauptsächlich für das Europa-League Spiel Sporting - Leverkusen. Da das Wetter jedoch sehr sonnig werden sollte, kam die Kamera natürlich mit in das Handgepäck. Während der Sightseeing-Touren entstanden auch die ein oder anderen Bilder vom dortigen Nahverkehr.
Den ÖPNV in der knapp 530.000 Einwohner bewohnten Stadt übernehmen die Unternehmen Carris (Companhia dos Carris de Ferro de Lisboa) und Metropolitano de Lisboa. Während das U-Bahn-Netz derzeit 45,5 km beträgt, ist das einmal 45 km fassende Straßenbahnnetz auf aktuell 25 km geschrumpft. Als das Netz um 1873 eröffnet wurde und Pferdebahnen den Betrieb übernahmen, betrug die Spurweite noch 1435 mm; heute sind es 900 mm. Die erste elektrische Linie in Lissabon fuhr am 13.08.1901 das erste Mal durch die portugiesische Hauptstadt.
Jährlich werden ungefährt 19 Millionen Fahrgäste transportiert, wovon die Linie 15E mit rund 80% den größten Anteil hat. Bedingt durch die relativ günstigen Ticketpreise werden die Betriebskosten nur zu gut einem Viertel gedeckt; den Rest übernimmt jedoch die Stadt selbst.
Eingesetzt werden von Carris 45 moderniersierte Altbautriebwagen, sogenannte Remodelados (Baujahr 1935 - 1940). Diese wurden zwischen 1995 und 1996 mit neuen Fahrgestellen von MAN und elektrischer Ausrüstung von KIEPE ausgestattet. Als Besonderheit besitzen die Remodelados zwei Stromabnehmer. Der Einholmstromabnehmer wird auf den für die Niederflurfahrzeuge umgebauten Fahrleitungen der Linien 15E, 18E und 25E eingesetzt. Zusätzlich haben die Wagen noch einen sogenannten Rollenstromabnehmer (ähnlich wie beim O-Bus), welcher auf den Strecken durch die Alfama (Linien 12E und 28E) zum Einsatz kommt. Dies hat einen einfachen Grund: die Straßen sind dort so eng, dass die Einholmstromabnehmer in das Lichtraumprofil der Gebäude reichen würden bzw. die Bahnen zudem nicht aneinander vorbei kommen könnten.
Neben den Remodelados besitzt Carris noch 10 dreiteilige, sechsachsige Niederflurwagen, so genannte Articulados. Diese wurden 1995 vom spanischen Hersteller CAF und der portugiesischen Firma Sorefarme als Siemens Lizenzbau bestellt. Die Fahrzeuge trifft man ausschließlich auf der Linie 15E, da dort die Straßen nicht zu eng sind und die Bahnen zudem nur mit einem einfachen Einholmstromabnehmer ausgestattet sind.
Jetzt aber genug der langen Einleitung. Kommen wir zu den Bildern...
Die Linie 12E wird als Rundkurs geführt. Werktags im 12-Minuten-Takt und am Wochenende alle 24 Minuten fahren hier die Bahnen die nur ca. 19 Minuten dauernde Strecke ab. Aufgrund der relativ kurzen Strecke werden hier auch nur 2 Wagen benötigt (Quelle: wikipedia). In der Nähe der Kirche Sta. Luzia (Haltestelle Miradouro Sta. Luzia) konnte ich TW 564 fotografieren:
Ungefährt doppelt so lange ist man mit der Linie 15E unterwegs. Die ganze Woche durch verkehren die Bahnen im Neun-Minuten-Takt auf der gut 40 Minuten dauernden Strecke von Praça da Figueira nach Algés, was einen Fahrzeugbedarf von ca. 9 Wagen macht (Quelle: wikipedia). Eingesetzt werden auf dieser Linie ausschließlich die Articulados. TW 502 konnte ich in der Mittagszeit an der Haltestelle Santos ablichten:
Am Cais do Sodré, von wo aus man mit der Fähre den Tejo überqueren kann, beginnt und endet die Linie 18E Ihre gut 31 Minuten dauernde Fahrt von und nach Cemitério da Ajuda. Im 20-Minuten-Takt fahren hier 5 Kurse die ganze Woche durch die Stadt (Quelle: wikipedia). Ein Bild von dieser Linie blieb mir jedoch leider verwährt... :(
Nur unter der Woche ist die Linie 25E zwischen Campo de Ourique und Rua da Alfândega im 8/11-Minuten-Takt unterwegs, wofür 8 Kurse benötigt werden (Quelle: wikipedia). Zwischen Campo de Ourique und Estrela teilt sich die Linie mit der 28E die Strecke. Am frühen Abend steht TW 578 am Praça do Comércio (Platz des Handels), als er von mir abgelichtet werden konnte:
Die beliebteste Linie in Lissabon ist zweifelsohne die 28E. Diese verbindet die unterschiedlich geprägten Stadtteile Alfama, Baixa und Lapa mit Prazeres. Die engen Kurven und die Streckenführung durch die schmalen Altstadtgassen haben u.a. dazu geführt, dass die Linie ein wahrer Touristenmagnet geworden ist. Im 11-Minuten-Takt fahren bis zu 15 Kurse die 40 Minuten dauernde Strecke ab (Quelle: wikipedia), darunter auch der mit 13,5 Prozent Steigung steilste Abschnitt (für eine Tram) Europas; die Calçada Nova de São Francisco.
Vor dem Parlamentsgebäude in der R. de São Bento gelang am späten Mittag ein Bild von TW 577:
Aufgrund so mancher Straßenenge gibt es an einigen Stellen entlang der 28E eingleisige Abschnitte. Aus einem dieser kam TW 578, als ich diesen kurz vor der Haltestelle R. das Escolas Gerais aufnehmen konnte:
Ein paar Meter weiter kann man dann sehen, wie eng es manchmal wirklich zu geht, wenn eine Tram (hier TW 543) durchfährt:
An der Haltestelle Rua da Conceição, welche in Reichweite des Praça do Comércio (Platz des Handels) liegt, gelang am Abend ein BIld von TW 581. Tagsüber ist ein solches Bild nur schwer möglich. Zu dicht ist hier einfach der viele Autoverkehr:
In den Wintermonaten fahren alle halbe Stunde ab dem Praça do Comércio Remodelados in roter Farbgebung zu einer Stadtrundfahrt ab. Für 19 Euro kann man eine Fahrkarte erweben und mit dieser ab Kaufdatum/-uhrzeit 24 Stunden die Bahnen sowie alle Hop on/Hop off Busse in ganz Portugal nutzen. In der Nähe der Haltestelle Lg. Academia Nacional Belas Artes konnte ich TW 11 bei einer der Rundfahrten ablichten:
Werfen wir einmal einen Blick in das Fahrzeug hinein:
Unschwer zu erkennen sind an den jeweiligen Rückenlehnen Kopfhörerbuchsen. Nach dem Erwerb einer Fahrkarte für die Rundfahrten erhält man vom Fahrer Kopfhörer, um das Unterhaltungsprogramm bzw. die Stadterklärer in den unterschiedlichen Sprachen zu hören. Oberhalb der Tür zum Fahrer ist erklärt, welches Programm man wählen muss, um alles in seiner Sprache mitgeteilt zu bekommen.
Als letztes Bild gibt es noch den auf Sonderfahrt befindlichen TW 579, welcher von mir am Praça do Comércio (Platz des Handels) aufgenommen werden konnte:
Ein kleiner Hinweis noch zum Schluss zum E hinter der Liniennummer bei den Straßenbahn: Das E leitet sich von "Carro eléctrico" ab, was auf Deutsch nichts anderes heißt wie elektrische Straßenbahn. Dieser Buchstabe wurde im Zuge der zahlreichenden Linieneinstellungen im Jahre 1994 den einzelnen Tram-Linien beigefügt, um diese von den Buslinien unterscheiden zu können.
Damit endet dieser Beitrag von mir aus der schönen Stadt Lissabon. Ich hoffe, der Bildbericht hat euch gefallen und die Finger wurden bei dem vielen Text nicht wund gescrollt.
Gruß
Philip