Guten Abend,

beim einsortieren meiner Aufnahmen fand sich eine am 30.03.2016 am Hamburger Hauptbahnhof entstandene Aufnahme des Doppelstock-Steuerwagens "Ahrensburg".

Leider ist die Wagennummer dann auf die Entfernung schwierig zu entziffern, ich meine "50 80 86 - 81 104 - 1" entziffern zu können. Unsicherheiten beschleichen mich, weil andere Steuerwagen aus dem Nummernbereich "86-81" zweitklassig sind. Auch Bauart ("DB…") ist leider nicht zu erkennen.

Kann mir da jemand mit den richtigen Angaben weiterhelfen?

Vielen Dank vorweg und einen schönen Sonntag!

GL



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:06:19:18:01:23.

Hallo!

Du hast richtig entziffert - die Wagennummer 50 80 86-81 104-1 ergab nach kurzer Recherche tatsächlich einen Steuerwagen
mit Wappen bzw. Namen "Ahrensburg"!

Es ist ein DBpbzfa 766.4, also ein Steuerwagen des RE160-Typs, gebaut 2008 bei Bombardier in Görlitz. Die Unterbauart 766.4 verfügt im Übrigen über LZB.
Steuerwagen der RE160-"Klasse" ("Innovations-Dostos") sind übrigens in der Regel immer zweitklassig, so auch "dein" Wagen (DB... => D = Doppelstockwagen; B = zweite Klasse).
Die einzigen Steuerwagen der aktuellen Bauart, die über eine 1. Klasse verfügen, sind im Moment die DABpbzfa 767.

Gruß
Jan





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:06:19:02:35:32.

Hallo Jan,

vielen Dank für Deine Hilfe!

Meine entsprechenden Recherchen führten leider zu keinem Ergebnis - und auch die meisten anderen von mir fotografierten Wagen der Reihe 86-81 sind tatsächlich nur 2. Klasse-Wagen, da war ich wohl am Abend nicht mehr besonders konzentriert.

Allerdings, der Magdeburger 86-81 138 ist ein DABpbzfa 767.2 und somit zweitklassig.

Früher war alles einfacher ;-)

Schöne Grüße

GL

Details zu dem Wagen finest Du hier:

[www.reisezug-wagen.de]

Übrigens auch zu fast allen anderen Reisezugwagen in DE:
[www.reisezug-wagen.de]





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:06:20:11:46:57.

"RE 160" ist bzw. war keine Klasse, vielmehr war RE 160 ein Markenname vom Regionalbereich Berlin/Brandenburg, heute Regio Nordost, als dort der Do 1997 eingeführt wurde, sprich die Bauarten 752.5, 757.5/757.6 und der 763.5. Damals waren elektr. selbsttätige Klimaanlagen, 160 km/h sowie die Getränkeautomaten in den DAB-Wagen noch ein Novum im Regionalverkehr. Umläufe, die mit RE 160-Garnituren gefahren wurden, wurden in sämtlichen Fahrplanmedien entsprechend gekennzeichnet. Mit der Einführung des Do 2003 bei DB Regio, der konstruktiv eine Weiterentwicklung des Do '97 darstellt, wurden diese "Besonderheiten" auch in anderen Regionalbereichen und Verkehrsbetrieben serienmäßig und die Vermarktung entfiel.

Der 766.4 ist eine Unterbauart der beiden Dosto 2003-Steuerwagen, die Regio abgenommen hat. Die Bombardier-Typenbezeichnung lautet hierbei A90. Hierzu zählen:

766.0: Basissteuerwagen mit Dienstabteil, ging in div. Regionalbereiche
766.1: 766.0 ohne Dienstabteil für Regio Nordost inkl. Teilnetz Hanse (das Dienstabteil befand sich grundsätzlich im "Servicewagen", sprich im 757.5 bzww. 785.1)
766.2: 766.0 mit geänderter Inneneinrichtung (Tische) und Außenlautsprecher für Regio NRW
766.3: 766.0 ohne Dienstabteil mit Außenlautsprechern für DB Regio Baden-Württemberg, VB Südbaden
766.4: 766.0 mit zwei Mehrzweckbereichen im Unterdeck für diverse Regionalbereiche.
Im Übrigen erhielten nicht alle 766.4 eine Ausrüstung mit LZB, sondern lediglich die Fahrzeuge, die auch auf LZB-Strecken eingesetzt werden sollten. Die Rb S-H erhielt den 766.4 in zwei Losen, einmal 2006 für das Netz Ost und dann noch einmal 2008, jeweils OHNE LZB. LZB erhielten u.A. die Fahrzeuge, die an den ehemaligen Verkehrsbetrieb Braunschweig geliefert wurden, sprich die auf dem großen RE-Kreuz eingesetzt wurden. Nachdem Regio in Nds zum Fahrplanwechsel 15/16 bis auf eine handvoll Linien die Segel einholen musste, erfolgte in Braunschweig der große Ausverkauf und ein Großteil der Nds-Flotte an LZB 766ern wurde auf ganz Deutschland verteilt. Die Rb S-H erhielt dabei für die Optimierung des Ersatzkonzeptes um die 5 LZB-fähigen Steuerwagen, die teilweise noch ihren alten Taufnamen aus Nds tragen, andere Fahrzeuge wurden nach Halle, Magdeburg, Frankfurt (...) abgegeben. Steuerwagen "Ahrensburg" ist ein originaler Kieler Wagen und somit LZB-los.

Zweite große Gruppe der Do' 03-Steuerwagen ist der 767, der teilweise für DB Regio Hessen, Rv Rhein-Main ohne Mg-Bremse bestellt wurde und somit eine Vmax von lediglich 140 hat.

Das sowohl der 767 als auch der 766 in der UIC-Wagennummer in den Nummernkreisen 50 80 86-81 XXX laufen passt schon, da die 86 hier die Sonderbauart "Doppelstock-Steuerwagen" beschreibt, die 81 für die entsprechende Heizungsspannung bei Vmax 160 steht. Lediglich die 760 - 762 sowie die 777 und 778 wurden entsprechend "aufgeschlüsselt" eingereiht.

Der 765. und 765.5 wird gerne zum Do'03 gezählt, entpuppt sich aber aus technischer Sicht als Do'97 mit einem "Innovations-Wagenkasten", sprich ein 763/764 im Wagenkasten eines 766.

Sowohl 766 als auch 767 werden nicht mehr gefertigt, die letzten DB Regio 03er Steuerwagen dürften die Magdeburger 767er sein. In der Fertigung für die DB wurde der Do 2003 ja schon vor einiger Zeit vom Do 2010 abgelößt, wobei explizit für DB Regio derzeit nur Mittel- und Triebwagen in der Fertigung sein dürften. Ausnahme der DBpbzfa 668 für den Fernverkehr, wobei sich dort die Varianten .2 und .4 nach Bauserie und "Schweiztauglichkeit" aufteilen.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:06:20:15:46:26.

Vielen Dank für die Erläuterung der verschiedenen Unterbauarten.

In der Zukunft werden dann - nach den Anforderungen künftiger Ausschreibungen - sicher weitere Unterbauarten aus den bereits vorhandenen Waggons entstehen …

Schöne Grüße

GL

Moin,

sehr gern geschehen. Fahrzeuge entstehen ja schon seit vielen Jahren speziell zugeschnitten auf einzelne Verkehrsverträge, hauptsächlich im Bereich der Triebwagen, was sich immer dann negativ auswirkt, wenn eine Neuvergabe auch gleichzeitig Neufahrzeuge vorschreibt und das oftmals dekadenalte "Altmaterial" an andere Verkehrsbetriebe, Tochterunternehmen etc. abgegeben wird. Bestes Beispiel sind hierbei für mich die DBpkza 781.9, die in 1/3 des Unterdecks über ein Bistroabteil verfügen und damit ziemliche Exoten sind, was die große Flotte der Doppeldecker angeht oder die DApz 759, reine erste Klasse Dosto. Auch über die frei gewordenen Bremer 761.2-Steuerwagen dürfte sich nicht unbedingt jeder gefreut haben, denn bei denen liegen die Einstiegstüren höher als bei konventionellen Dosto-Steuerwagen, bedingt durch die Bahnsteighöhen. Das die Wagen am Ende ausgerechnet bei Südost gelandet sind, wo die Bahnsteighöhen sowieso recht niedrig sind, ist dann alles Andere als günstig. Auch technische Einrichtungen, die nicht immer kompatibel zueinander sind, kommen auf die Betreiber zu, immerhin wurden um 2008 die ersten Do 2003 und alle Do 2010 mit WTB-Funktion ausgeliefert. Dabei vertragen sich die 10er und die 03er Dosto nur bedingt miteinander und nur abwärtskompatibel unter Nutzung der ZWS. Interessant wäre, in wie weit sich die die zukünftigen Skoda-Wagen für den FRESH mit Altmaterial vertragen "würden".