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"Komm, erzähl das dem Frisör" – der etwas andere Salonwagen
Genau, ein rollender Friseur-Salon!
Zum 01. Mai 1989 erweiterte die Deutsche Bundesbahn ihre Service-Palette im Personenverkehr um das Projekt „Friseur im Zug“. Dazu ließ die DB im März 1989 beim Avmz 111.2 (110), 61 80 19-95 031-9, zwei Abteile ausbauen und an deren Stelle einen Friseur-Salon einrichten und bezeichnete den Wagen fortan als Avmz 111.2 (110), 61 80 84-95 031-9.
Bild 01: D. Klug fotografierte den Wagen im April 1989, vmtl. am Tag der Vorstellung, in Frankfurt/Main:
Der Wagen trägt zu diesem Zeitpunkt noch keine Folien mit dem Schriftzug „Friseur“, was auch damit zu tun haben wird, dass am 04. und 05. April 1989 Testfahrten stattgefunden haben und man noch keine äußeren Hinweise auf den Zweck des Fahrzeuges geben wollte.
Bild 02: Dieses Foto (Wylezalek), welches einen Einblick in das Innere des Wagens erlaubt, entstammt dem DB Artikel-Service vom 14. April 1989:
Ab 01.Mai (1989) wird die Deutsche Bundesbahn in mehreren InterCity-Zügen (IC) auf der Nord-Süd-Strecke einen neuen Kundenservice anbieten: Den Friseur im Zug. Ein 1. Klasse-Wagen wurde zu einem vollendeten Salon umgebaut, um dort Damen- und Herrenköpfe frisch zu „stylen“, lautete die Bildunterschrift.
„Partner der DB ist der Wolfsburger Frisör Klier, der den Service von einer Frieseuse und einem Friseur anbieten läßt. Fahrgäste, die die Reisezeit zur Verschönerung nutzen möchten, können den technisch perfekten, in zwei ehemaligen Abteilen in modernem Design gestalteten Salon aufsuchen. Hierfür wurde ein 1. Klasse-Wagen umgebaut. Erforderlich war unter anderem der Einbau eines 300 Liter Wasser fassenden Tanks und Stromanschlüsse für Wechselstrom“ … „Auch auf der Schiene gelten die Komplettpreise von Frisör Klier. Das Einstiegsangebot kostet für den Damenhaarschnitt 38,50 DM, für Waschen und Fönen 22,50 DM und für den Herren-Naßschnitt 23,50 DM“, hieß es dazu im DB Artikel-Service.
Interessant die verschiedenen Schreibweisen. Während die Friseurkette Klier als „Fris
ör Klier GmbH“ firmierte, wurde der Service von einem Fris
eur und einer Fris
euse (damals war eine Friseuse eben noch eine Friseuse und keine Friseurin oder Stylistin) angeboten. Der Schriftzug auf dem Wagen wurde dann in der der französischen Scheinherkunft entsprechenden Schreibweise „Fris
eur“ ausgeführt.
In der Bildunterschrift des DB Artikel-Service wird der Einsatz auf der Nord-Süd-Strecke angekündigt, meines Wissens wurde der Wagen aber zunächst zwischen Köln und München eingesetzt. Wenn ich mich recht erinnere wurde der Wagen jedoch schon bald (spätestens jedoch zum Sommerfahrplan 1990) aufgrund mangelnder Inanspruchnahme auf den Laufweg Hamburg – Köln verlegt. Hier kam er zunächst in den IC 635 „Hanseat“ und zurück im IC 638 „Roland“ zum Einsatz.
Bild 03: Am 02. April 1990 läuft der IC 639 „Roland“, Hamburg-Altona – Köln, in den oberen Osnabrük-
ker Hbf (Osnabrück Hbf Po) ein. Mit im Zug der Friseur-Wagen Avmz 111.2 (110), 61 80 84-95 031-9:
Bild 04:
Interessanterweise fährt hinter dem Avmz ein Am 203.0 als Avmz-Ersatz im Zug.
Bild 05: Am 24. April 1991 ist der Wagen im Gegenzug IC 635 „Hanseat“ in Osnabrück Hbf Po zu Gast:
Bild 06: Am 31. Mai 1990 entsanden diese Detailaufnahmen ebenfalls in Osnabrück Hbf Po:
Bild 07:
Bild 08: Bei Nacht sieht das dann so aus. Osnabrück Hbf Po am 05. Dezember 1990 im IC 638 „Roland“:
Bild 09: Am 26. August 1990 fotografierte G. Brickwedde den Wagen auf seiner Dienststelle, dem Bww Hamburg-Langenfelde:
Bild 10:
Bild 11:
Das Angebot „Friseur im Zug“ bewährte sich nicht, schon nach kurzer Zeit wurde das Personal auf eine(n) Friseur/Friseuse reduziert und noch im Jahre 1990 wieder aufgegeben. Der Rückbau des Wagens erfolgte zum 11. Dezember 1991, wobei er seine alte Nummer Avmz 111.2 (110), 61 80 19-95 031-9, zurück erhielt.
Hier noch der Text des Liedes „Friseur“ [
www.youtube.com] von Mike Krüger aus dem Jahre 1977 von der LP „Stau mal wieder“. Der ein oder andere wird es vielleicht noch kennen:
1. Ich kam gerade in die Schule,
da fing es auch schon an.
Kommt so'n Kerl in unsere Klasse,
den ich gleich nicht leiden kann.
Er erzählt uns viel von Rechnen
und so Sachen die mich stör'n.
Ich sag: Junge komm,
erzähl das dem Friseur.
Bin ich Dein Friseur, oder was?
Wenn ich das schon hör!
Mensch, Alter komm, erzähl das dem Friseur,
Junge, erzähl das dem Friseur.
2. Später kam ich dann zur Bundeswehr,
wir standen auffem Hof
da war so'n Kerl mit viel Lametta
den fand ich ziemlich doof.
Er erzählt uns, wie man stillsteht
und er wär Kommandeur.
Ich sag: Junge komm,
erzähl das dem Friseur.
Bin ich Dein Friseur, oder was?
Wenn ich das schon hör!
Mensch, Alter komm, erzähl das dem Friseur,
Junge, erzähl das dem Friseur.
3. Ich fuhr mal nachts im Vollbrand
mittem Fahrrad nach Quickborn.
Überholt mich doch so'n Macker
in 'ner grünen Uniform.
Er meint' ich sei zu schnell gefah'n
und das wär ein Verhör.
Ich sag: Junge komm,
erzähl das dem Friseur.
Bin ich Dein Friseur, oder was?
Wenn ich das schon hör!
Mensch, Alter komm, erzähl das dem Friseur,
Junge, erzähl das dem Friseur.
4. Ich ging mal in' Massagesalon
und danach war ich blank.
Da kommt 'nen Kerl zu mir ins Zimmer, meint:
(mit „warmen“ Unterton)
„Och, die Mädels die sind krank,
aber leg Dich schon mal auf die Couch,
denn ich bin ein Masseur.“
Ich sag: Junge komm,
erzähl das dem Friseur.
Bin ich Dein Friseur, oder was?
Wenn ich das schon hör!
Mensch, Alter komm, erzähl das dem Friseur,
Junge, erzähl das dem Friseur.
5.Ich war dann lange arbeitslos,
doch das ist kein Malheur,
denn jetzt bin ich Chauffeur bei 'nem Friseur.
Bis neulich in diesem Forum
Rolf Köstner
Dieser Beitrag erscheint auch im Forum "Historische Bahn"
Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.
Ich bin ein Boomer!
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:03:16:21:19:07.