Die Bezeichnung HÉV ist für "Helyiérdekű Vasút", wort-zu-wort übersetzt: "Eisenbahn lokaler Interesse". Ab 1880 konnte man in Ungarn solche Bahnen gesetzlich vereinfacht bauen, so begann die goldene Ära der Lokalbahnen, bei denen die Investoren nicht mehr die größten, internationalen Bankfirmen und andere kapitalreiche Gesellschaften waren, sondern die lokalen Gemeinden, kleinere Firmen, landwirtschaftliche Gemeinschaften waren schon fähig Eisenbahn zu bauen, da die Kosten wesentlich kleiner waren. Fast alle heutigen (und seitdem stillgelegten) Nebenbahnlinien der MÁV waren ursprünglich HÉV (meistens war der Betreiber selbst die Staatseisenbahn), aber heute benutzt man diesen altmodischen Ausdruck nur für die BKV Vorortbahnen in Budapest, obwohl sie vom Anfang an anders waren, wie die meisten Lokalbahnen.
Der erste Streckenteil der Lokalbahn nach Gödöllö wurde 1888 zwischen der Endstation neben Keleti pályaudvar (Ostbahnhof) und Bahnhof Cinkota eröffnet, der noch ausserhalb der Stadtgrenze von Budapest lag. 1900 wurde die Bahn nach Kerepes über Csömör (heutige Linie H9) verlängert. Auf der Strecke verkehrten Dampftramwayzüge. 1911 wurde die Line nach Gödöllö verlängert, die wesentlich kürzere aber steilere Verbindungsstrecke zwischen Cinkota und Kerepes wurde gebaut, und die ganze Strecke elektrifiziert. Im selben Jahr wurde eine große Schleife im Stadtteil Rákosszentmihály eröffnet, auf der es eher einen straßenbahn-ähnlichen Betrieb gab und 1970 stillgelegt wurde. Als die U-Bahn M2 1970 eröffnet wurde, wurde die Überlappung zwischen Keleti pályaudvar und Örs vezér tere stillgelegt, obwohl die ursprünglichen Pläne waren, dass es im viergleisigen U-Bahnhof Népstadion (heute: Puskás Ferenc Stadion) eine bequeme Umsteigemöglichkeit zwischen Metro und HÉV geben wird. Es gibt Pläne dafür, dass die U-Bahn mit der Vorortbahn verknüpft werden soll, ich hoffe darauf sehr, dass sie verwirklicht werden. Interessant ist, dass auf der Linie bis heute einen Linksverkehr gibt: für mich ist der Grund dafür ein bisschen unklar, aber es hange mit dem Gleisplan des Bahnhofs Cinkota und die große Steigungen sofort nach dem Bahnhof zusammen.
In den Spitzenzeiten verkehren die Züge je 7-12 Minuten, außerhalb denen und am Wochenende den ganzen Tag je 15 Minuten. Die Hälfte der Züge fährt nach Gödöllő, etwa ein Viertel nach Csömör als Linie H9 und ein anderes Viertel nur bis Cinkota.
Auf der Linie werden ausschließlich Triebzüge der Baureihe MX/A ("M-Zehn") eingesetzt. Sie wurden 1975-1983 in der DDR, im VEB LEW Henningsdorf gebaut. Eine "kleine Einheit" besteht aus zwei Triebwagen und einem Beiwagen (auf dem die Stromabnehmer sind), über eine "große Einheit" sprechen wir dann, wenn zwei kleine Einheiten gekuppelt sind.
Haltepunkt Sashalom ist der Dritte nach Örs vezér tere. Er liegt im namensgebenden Stadtteil. Diese Haltepunkte sind sehr eng, und es ist sehr schwer zu fotografieren wegen der großen Zäune und Barren. Das Gebäude ist eher verlassen, doch es zeugt von den einmal größeren Verkehr.
Zug fährt nach Cinkota ab. An der Anzeige steht Csömör, aber an diesem Wochenende gibt (gab) es eine Gleissperre zwischen Cinkota und Csömör wegen Bauarbeiten.
Zug kommt aus Gödöllö an.
Noch ein Versuch. Seit der Mitte der neunziger Jahren werden die Züge nicht mehr mit Zugbleiter versehen, der bei der Abfertigung teilnehmen würde, deshalb wurden diese großen Spiegeln auf den Bahnsteigen gebaut.
Bahnhof Nagyicce ist der nächste in Richtung Örs vezér tere. Früher war er ein wichtiger und größerer Bahnhof, hier zweigte die Schleife Rákosszentmihály ab. Die Reste davon werden als Gleisdreieck benutzt, damit sie die HÉV-Züge wenden können.
Bahnhof Mogyoród ist schon weit nach Cinkota, der letzte Bahnhof vor Gödöllö, Palotakert. Der namensgebende Ort liegt in angenehmer Hügellandschaft. In der Nähe ist die Formel-1 Rennbahn Hungaroring, die HÉV hat auch einen provisorischen Haltepunkt mit dem selben Namen, aber seit einigen Jahren wird er nicht mehr benutzt, da es nicht näher zur Rennbahn ist, als der Haltepunkt Szilasliget. Das ursprüngliche Empfangsgebäude ist erhalten.
Zug kommt aus Budapest an.
Zug fährt nach Budapest ab. Hier gibt es einen Fahrdienstleiter (jetzt eine Fahrdienstleiterin), der/die bei der Abfertigung hilft und die Signals betätigt.
Bahnhof Kistarcsa ist zwischen Cinkota und Kerepes.
Er ist ziemlich gemütlich. Ich wollte diese Aufnahmen als HDR machen, aber diese herbstliche Licht-Schatten-Spiele gefallen mir, deshalb sind sie so geblieben.
Ein Gegenzug nach Gödöllö.
Haltepunkt: Gödöllö, Szabadság tér, also Freiheitsplatz. Früher hieß er Ferenc József tér (Franz Joseph Platz) nicht zufällig: der schöne Schloss Gödöllö ist in unmittelbarer Nähe, wo der Kaiser/König Franz Joseph und die Kaiserin/Königin Elisabeth viel Zeit verbrachte. Das Gebäude des Haltepunkts ist auch sehr repräsentativ gebaut.
Die Endstation ist in der Nähe, der vorher gesehene Zug kommt schon zurück.
Bahnhof Kerepes war die Endstelle der Dampfeisenbahn. Seine Lage ist auch sehr angenehm, und das Gebäude ist wirklich sehr schön, doch es kann kaum fotografiert werden (im Sommer wird es von den Bäumen versteckt, im Winter scheint die Somme nicht mehr aus der guten Richtung).
Fahrgastwechsel.
Fahrzeugporträt. Diese Triebzüge sind ziemlich formschön, doch ihre Eigenschaften sind nicht optimal: die Sitze sind unbequem und eng, und die Laufeigenschaften sind schlecht. Jetzt wird ein Programm angefangen, damit die Züge modernisiert werden: die Inneneinrichtung wird wesentlich verbessert, doch mir gefällt die neue Farbgebung gar nicht. Über die Modernisierung des Antriebs oder der Drehgestelle wird nicht gesprochen. Die Modernisierung der Züge hat vielleicht den Grund, dass die Führung der Hauptstadt immer noch nicht entscheiden kann, was mit den HÉV-Linien passieren soll: eigentlich könnten alle Vorortbahnen als richtige Stadtschnellbahn umgebaut werden (diese mit der U-Bahn M2 verknüpft, die anderen drei Linien miteinander als lang geplante U-Bahnlinie M5), aber die technischen Details sind noch gar nicht vorgestellt, und deshalb wagen sie es nicht zu riskieren, solche Fahrzeuge zu kaufen, die später ungeeignet wären.
Bahnhof Cinkota ist der größte Mittelbahnhof. Hier zweigt die Linie H9 nach Csömör ab, einige Züge enden hier. Das Betriebswerk der Linie ist auch hier, und es gibt hier noch dazu die Hauptwerkstätte von HÉV.
Ein Zug, der hier endete, wartet auf die Abfahrt zurück nach Örs vezér tere.
Gleis 1 ist für die H9-Züge. Wenn ein Zug aus Csömör kommen würde, würde er auf der selben Fahrstraße weiter fahren.
Lokomotive Nr. 31 der Baureihe LVI ("L-Sechs"). Wie auf allen HÉV-Linien der Hauptstadt, hier gab es auch einen dichten Güterverkehr, der erst 1996 eingestellt wurde.
Zug fährt nach Gödöllö ab.
Ein anderer Zug kommt aus Gödöllö an.
Dieser Zug endet hier auch. Er würde nach Csömör fahren, aber wegen der Gleissperre kann er es nicht. Es würde aber genauso aussehen.
Also: Gleis 1 nach Csömör, Gleise 2 und 3 nach Gödöllö. Die große Steigung, die sofort nach dem Bahnübergang beginnt, sieht man im Hintergrund.
Die Endstation in Gödöllö ist neben dem Bahnhof der MÁV. Ich schaute dort ein bisschen rum. :) Ein Bauzug mit der letzten blutorangen Nohab.
Der Schnellzug Nr. 554 (Budapest-Keleti - Eger) kommt an.
Eger ist nicht so sehr weit entfernt, aber es ist nicht optimal, dass diese misgelungene Vorortzugwagen im Fernverkehr eingesetzt werden.
Fahrzeugporträt. M61 006 wurde vor kurzem erneuert, was sehr erfreulich ist, aber sie bekam auch die alte rotwein-creme Farbgebung. Das ist doch redundant.
Eilzug Nr. S 525 (Sátoraljaújhely - Budapest-Keleti). Die Wagen sind die ex-ÖBB City Shuttle Wagen, die cca. die bequemesten Fernverkehrsfahrzeuge der MÁV sind.
In Deutschland oder Westeuropa ist dieses Gesicht vielleicht langweilig, aber für mich ist es immer noch interessant.
Personenzug Hatvan - Budapest-Keleti kommt an. Als Vorortszüge verkehren hier ausschließlich Stadler Flirts.
Die Endstation der HÉV ist nicht besonders spektakulär.
Ein Kesselzug der Firma Train Hungary.
Gödöllö, Palotakert ("Palastgarten") ist nur ein Paar Hundert Meter entfernt.
Das Fahrtgastaufkommen ist nicht so groß, aber die Strecke ist von hier bis dem Endbahnhof praktisch eingleisig. Hier gibt es auch einen Fahrdienstleiter, der auch die Weiche (mit der Hand!) betätigt.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
7-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:10:25:22:15:21.