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Bahn prüft Konsequenzen gegen betrunkenen Intercity-Lokführer
Der Lokführer war aufgrund seiner Fahrweise aufgefallen. Der Zugbegleiter zog die Notbremse. 150 Fahrgäste wollten von Hamburg nach Berlin. Ein Strafverfahren ist bereits eingeleitet.
Hamburg/Berlin. Beim Pusten hatte er zwei Promille: Nach der offensichtlichen Trunkenheitsfahrt des Lokführers eines Intercity-Zuges auf der Strecke Hamburg–Berlin prüft die Deutsche Bahn jetzt Konsequenzen. "Grundsätzlich gilt, wenn Alkohol festgestellt wird, gibt es einen Führerscheinentzug auch für Lokführer", sagte ein Bahnsprecher am Donnerstag in Berlin. Zuerst hatte der Berliner "Tagesspiegel" über den Zwischenfall berichtet.
Ein Sprecher der Bundespolizei bestätigte Medienberichte, wonach der Lokführer des Intercity 2071 am Dienstagabend wegen seiner ungewöhnlichen Fahrpraxis aufgefallen sei. Ein nervös gewordener Zugbegleiter zog die Notbremse. Die 150 Passagiere seien nicht in Gefahr gewesen.
Der Zug kam nordwestlich von Berlin in einem Wald zum Stehen
Der Lokführer des Intercity hatte sich am Dienstabend merkwürdig benommen, er bremste zu spät oder beschleunigte, wo es unüblich war. Das fiel den Zugbegleitern auf. Wegen der ruckeligen Fahrweise haben sie den Lokführer per Zugtelefon fragen wollen, ob alles in Ordnung sei. Der Lokführer habe aber nicht abgenommen. Daraufhin habe der Zugbegleiter einen medizinischen Notfall angenommen und die Notbremse gezogen, berichtete der Sprecher der Bahnpolizei.
Zwischen Friesack und Paulinenaue in der Nähe von Nauen nordwestlich von Berlin kam der Zug in einem Waldstück zum Stehen. Die alarmierten Einsatzkräfte hätten festgestellt, dass der Lokführer "deutlich alkoholisiert" gewesen sei. Eine Blutprobe sei angeordnet worden, das Ergebnis lag am Donnerstag aber noch nicht vor.
Für Lokführer gilt in Deutschland ein absolutes Alkoholverbot
Gegen den Lokführer sei ein Strafverfahren wegen Gefährdung des Bahnverkehrs eingeleitet worden. Für Lokführer gelte ein absolutes Alkoholverbot. Der Zugbegleiter hatte um 18.15 Uhr die Notbremse gezogen und einen Rettungswagen geordert. Auch ein Rettungshubschrauber flog zu dem gestoppten Zug. Der Lokführer kam zur Blutentnahme in ein Krankenhaus. Für den Zug musste ein neuer Triebwagenführer angefordert werden.
Zusätzlich zur Kontrolle durch das mitreisende Bahnpersonal gibt es eine automatische Bremsvorrichtung, wenn ein Lokführer sich längere Zeit nicht meldet. Damit soll verhindert werden, dass beispielsweise der Kreislaufkollaps eines Zugführers zur Katastrophe führt. Diese Vorrichtung konnte der Betrunkene offenbar umgehen.