Plutone schrieb:
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> Wolfgang Dietrich Mann schrieb:
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> > Nachdem ich Ihnen schon oft genug die Finanzierungs-Zuständigkeiten erläutert habe, kann ich aus Ihrem Beitrag nur schließen, dass Sie
> > höhere Infrastrukturnutzungsentgelte (Trassenpreise) fordern. Mit einer solchen Forderung stehen Sie hier im DSO-Forum vermutlich
> > ziemlich einsam da.
>
> Ich schlage vor, einfacher zu denken: Muss ein Netz, dass schon chronisch unterfinanziert ist (bestreiten Sie das auch ?!) auch noch ne
> Dividende an den Bund bezahlen statt das Geld in die Instandhaltung zu leiten?
> Hier finde ich den Infrastruktur-Fonds eine gute Idee.
Den Infrastruktur-Fonds finde ich auch sehr gut. Und es darf erwähnt werden, dass er vom DB-Vorstand in die Debatte eingebracht wurde - dieser Fakt unterstreicht doch, dass die weitverbreitete einschlägige Polemik gegen den DB-Vorstand unangebracht ist.
Ja, Gewinn und Dividende aus dem unternehmerischen Teil sind richtig. Der Verfassungsgeber hat entschieden, dass die Eisenbahnen des Bundes - auch die Infrastruktur - als Wirtschaftsunternehmen in privatrechtlicher Form zu führen sind. Und wenn eine Gesellschaft sich durch ihre verfassungsgebenden Organe mit Zweidrittelmehrheit sich solche Strukturen schafft, sollten diese auch gelebt werden. Jede andere Praxis wäre neben der Verfassung und würde zudem klare Verantwortlichkeiten verwischen.
Nebenbei: Der DB-Finanzvorstand (Dr. Richard Lutz) hat vor gut 15 Monaten (auf der Bilanz-PK Ende März 2013) darauf aufmerksam gemacht, dass die DB-Infrastruktur das einzige funktionierende ÖPP-System sei ("Öffentlich-Private Partnerschaft" zur Finanzierungs von Verkehrsinfrastruktur).
> Darüber hinaus könnte man über eine verursachergerechte Bepreisung nachdenken, da ein 2000t-Güterzug sicher mehr Instandhaltungsaufwand
> erzeugt, als ein 70t-Triebwagen.
> Stattdessen zahlt der Triebwagen noch deutlich mehr, weil er i.d.R. Takttrassen befährt und der Güterzug hier flexibler disponierbar ist.
Diese Arumentation kann ich nachvollziehen. Jedoch ist der Abnutzungsanteil eine eher kleine Position in den Infrastrukturkosten. Die Strecken, die damit besonders belastet sind - nämlich die sogenannten Hauptabfuhrstrecken - sind allerdings in anderen Aspekten aufgrund ihrer hohen Auslastung besonders wirtschaftlich, so dass eine detaillierte Kalkulation vermutlich zu gar keinen so stark anderen Preisen führen würde. Und wenn über Verschleiss geredet wird, dann muss neben der Achslast auch die Abnutzung durch extreme Beschleunigungen thematisiert werden (wird in einem anderen Beitragsbaum auf DSO bereits diskutiert).
Man kann aber auch eine andere Betrachtung anwenden: Nämlich die nach der Tragfähigkeit. Für den SPNV hat der Bund hohe Infrastrukturkosten anerkannt und in den Regionalisierungsmitteln berücksichtigt. Im Güterverkehr hingegen wären höhere Trassenpreise im Markt gar nicht darstellbar. Mit anderen Worten: Im Güterverkehr würde eine Verkehrsverlagerung auf die Straße drohen, und die wollen Sie nicht und ich auch nicht.
> Es ist aber auch nicht meine Aufgabe, mir über das WIE Gedanken zu machen - soviel Zeit hab ich garnicht, mir das bis ins Detail zu durchdenken.
> Die Fakten sprechen aber für eine deutliche Unterfinanzierung der Infrastruktur in Deutschland, was im Übrigen auch für die Straße zutrifft.
Da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Aber Adressat dieses Missstand muss die Politik sein. Kritik am Unternehmen DB halte ich in diesem Punkt für vollkommen falsch.
> (...)
> Was für eine "Gesinnung" haben denn die Infrastrukturtöchter ?
> Eigentlich müsste der Bund Geld in die Infrastruktur pumpen, nicht die DB selbst.
Hier bestätigen Sie im Prinzip meine obige These. Dass die DB-Holding Verluste ausgleicht und Investitionsmittel über die in der LuFV vereinbarten Beträge hinaus einbringt, ist einerseits löblich, andererseits aber auch ein zweischneidiges Schwert, weil dies höhere Nutzungsentgelte nach sich zieht
> Infrastruktur ist eigentlich immer irgendwo förder- und subventionsbedürftig, wenn sie nicht ausschließlich auf den Regel-Verwendungszweck
> ausgerichtet sein soll.
> Puffer für außergewöhnliche betriebliche Kunststücke gibts beim deutschen Bahnnetz jedenfalls immer seltener - wenngleich mich
> zumindest der ESTW-Anschluss Duisburg inhaltlich positiv stimmt. Da werden mal einige Dinge verbessert statt nur 08/15.
Solche Beobachtungen machen wir doch seit einigen Jahren immer öfter. Ich war auch überrascht, dass die "Kongo-Bahn" (Linie RB 38) im Zusammenhang mit dem Bau des ESTW Grevenbroich in ihren zweigleisigen Abschnitten einen vollwertigen Gleiswechselbetrieb spendiert bekam. Oder dass zusammen mit dem ESTW Bochum selbiger auf der S 1 zwischen Bochum und Dortmund-Dorstfeld nachgerüstet wurde (inklusive einer Signalisierung und damit Nutzbarmachung der Üst DO-Kley). Dass dieser Gleiswechselbetrieb zuvor fehlte, war der Erfolg des vorigen Staatsbetriebs Bundesbahn; dies einmal ins Stammbuch all derer geschrieben, die immer wieder meinen, eine Führung des Infrastruktur als unmittelbare Bundesbehörde wäre besser...
Und dann schauen Sie einmal in den Kalender, seit wann solche klügeren Investitionen auffallen, und rechnen Sie die Bau- und Entscheidungszeit dazu. Wie heißt der Bahnchef mit Nachname, in dessen Amtszeit diese Grundsatzentscheidungen offenbar gefallen sind? Wer hat das Ruder herumgerissen?
Viele Grüße
WDM
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und auch nicht unbedingt die Meinung der Gesellschaft für Rationale Verkehrspolitik e.V., in deren Vorstand ich bin