Guten Tag allerseits

Die Hersfelder Kreisbahn (ab 1984 Hersfelder Eisenbahn) führte mit ihrer Strecke von Bad Hersfeld nach Heimboldshausen ein bescheidenes
Dasein am Rand. Am Rand der Rhön, von Hessen, der Bundesrepublik.

Die Nähe zur DDR war Fluch und Segen zugleich. Im Personenverkehr war in der strukturschwachen Gegend nicht viel zu holen. Das Angebot war
sehr bescheiden, wobei sich die Bahn mit ihrem eigenen Busverkehr Konkurrenz machte. Zum Schluss fuhr der erste Zug erst in der Mittagszeit.




(Sommerfahrplan 1983)




(Sommerfahrplan 1989)


Ganz anders sah es im Güterverkehr aus. Am östlichen Ende der Strecke befinden sich mehrere Kali-Bergwerke, die über einen DB-Inselbetrieb
angebunden waren. Eine Verbindung zum übrigen DB-Netz war über Gerstungen und damit über DDR-Gebiet möglich. Ein Großteil des Frachtaufkommens
wurde daher über die Hersfelder Eisenbahn abgefahren.
Die HEG hatte damit einen stabilen Güterverkehr, für den ein illustrer Fahrzeugpark zur Verfügung stand, z.B. ex-DB 280, „Lollo“-216 und 232.
Weil ich mit Bildern vom Güterverkehr nicht dienen kann, verweise ich auf den Beitrag des Nebenbahnfreundes: [www.drehscheibe-online.de] .


Der unbedeutende Personenverkehr wurde mit straßenbahnfarbenen Uerdinger Schienenbussen abgewickelt, wobei das Trio VT 54/VB 56/VS 55 ein
durchgängig begehbarer Gliederzug war.











(Bilder 1 bis 3) Am 28.07.1983 fuhr ich mit dem nachmittäglichen Zug 17 von Bad Hersfeld nach Heimboldshausen. Dort war ausreichend Zeit,
den VT 52 zu umlustwandeln.





(Bild 4) Auch in Ransbach (Kr. Hersfeld) war Zeit für ein Bild, schließlich musste der Fahrgast gebührend verabschiedet werden.





(Bild 5) In Schenklengsfeld war Feierabend für den VT 52, weiter nach Bad Hersfeld ging es gummibereift. Das galt auch für das Paket.


Am 21.07.1989, einem Freitag, wurde Muttis Kraftwagen organisiert, um einem Kumpel aus Hamburg hessische Nebenbahnromantik näher zu bringen.
Nachdem der Güterzug auf der Vogelsbergbahn [www.drehscheibe-online.de] schon am späten Vormittag wieder in Lauterbach (Hess) Nord war, fuhren
wir spontan zur HEG und erwarteten den Mittagszug 9 zwischen Schenklengsfeld und Wehrshausen.




(Bild 6) Die ersten Lautäußerungen hörten sich gar nicht nach Schienenbus an. Die gerade mal ein Jahr alte Lok 832 hatte den VT 54 und VS 55 am Haken.





(Bild 7) Nach dem Kopf machen in Heimboldshausen zerrte nun der VT die Lok Richtung Hattorf.








(Bilder 8 und 9) 35 Minuten Wendepause in Werk Hattorf.





(Bild 10) Nach dem Halt in Ransbach gab der Meister nun mächtig Gas, um zügig den höchsten Punkt der Strecke Richtung Wehrshausen
zu erreichen. Im Hintergrund die Halden des Kalibergbaus. Am linken Bildrand ist das Bahnhofsgebäude von Ransbach zu sehen. (Zug 12)





(Bild 11) Das war nun wahrlich nicht der beste Zeitpunkt zum Auslösen, aber soo langsam fuhr das Bähnchen gar nicht.





(Bild 12) Im Solztal zwischen Schenksolz und Malkomes.





(Bild 13) In Sorga gebot die Landfrau dem Wildwuchs Einhalt.





(Bild 14) Das einzige Verkehrsereignis des Tages (Zug 12) vor dem hübschen Bahnhofsgebäude von Sorga.





(Bild 15) Bei der Rückfahrt nach Schenklengsfeld wollte man potentielle Beförderungsfälle gar nicht erst in Versuchung führen, den Zug zu nehmen.
Er fuhr als Leerfahrt. Am Hofgut Oberrode zwischen Bad Hersfeld und Sorga vorbei, ließ sich VT 54 von der Lok 831 Richtung Wochenende ziehen.


Nach dem Ende der DDR gab es keinen Grund mehr, den Bahnhof Gerstungen zu meiden und die HEG wurde zum Wende-Opfer.
Sie verlor den lebenswichtigen Kali-Verkehr. Ende 1993 wurde der Betrieb eingestellt. Auf dem Abschnitt Bad Hersfeld – Schenklengsfeld
wurden die teilweise neuen Gleise heraus gerissen und es entstand der unvermeidliche Radweg.



Es grüßt aus Frankfurt
Onkel Wom!

Morsche Wolfgang
war ja am SO reichlich kurz, wäre gerne mitgefahren..

Hersfelder KB. Heute frage ich mich, warum mich damals so etwas ÜBERHAUPT nicht angemacht hat. Allein Deine Bilder mit den Bf-Gebäuden - toll! Stimmungen die damals Alltag waren kommen auf vielen Bildern gut rüber. Vielleicht kann man das erst mit (zeitlichem) Abstand richtig begreifen.
Und: bedauern dass man nicht...
oder: sich freuen dass DU das konserviert hast!

Ich glaube, ich überlege jetzt mal, was ich damals nicht gemacht habe und werde sicher eine hohe Trefferquote erreichen, mit der Vermutung dass Du da noch einiges in Petto hast.

Da freu' ich mich schon jetzt drauf..

LG
Peter

Moin,

ein schöner Bilderbogen - vielen Dank!

0nkel_wom schrieb:

Nach dem Ende der DDR gab es keinen Grund mehr, den Bahnhof Gerstungen zu meiden und die HEG wurde zum Wende-Opfer.

Dazu meine ketzerische Frage: was war auf der Strecke vor dem 01.07.1952 los? "Kräpelte" die Kreisbahn damals nicht auch schon vor sich hin?

LG

Jörn

Hallo Wolfgang, auch von mir besten Dank. Einer davon steht ja in Nördlingen, der 3-teiler müßte in Zittau? sein.

Im Jahr 2001 sah der VT54, VM 56 und VS55 so aus in Stromberg







und in Hermeskeil:



VT 52 in Nördlingen, 1995



Viele Grüße
Horst

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Silbergräber schrieb:

Dazu meine ketzerische Frage: was war auf der Strecke vor dem 01.07.1952 los? "Kräpelte" die Kreisbahn damals nicht auch schon vor sich hin?

Wahrscheinlich hatte die Bahn 1953 mehr (Güter-)Kunden als 1989. Zumindest eine höhere Frequenz, mit der die typischen Bahnkunden der 1950er (Kohlehändler, Landhandel, ...) bedient wurden. Die geopolitische Lage hat die Bahn etwas vor dem allgemeinen Niedergang vieler NE-Bahnen in den 1950...70ern geschützt. Im GV, nicht im PV, wie recht deutlich aus den Kursbüchern zu entnehmen ist. Bis die geopolitische Situation plötzlich kippte und auch der GV seinen Großkunden verlor. Die o.g. weiteren Kunden (falls es die noch gab) konnten das nicht ausgleichen. Die Bahn hat im Zeitraffer die normale Entwicklung der letzten 25 Jahre nachgeholt.

Moin,

wirklich großes Hifo-Kino. Für mich ist Bild 13 absolut preiswürdig.

Grüße
Frank

Und ich sach noch... immer schönes Wetter bei Onkel Wom. ;-) Einmal mehr herzlichen Dank für das Zeigen Deiner Schätze.

0nkel_wom schrieb:

(Bild 13) In Sorga gebot die Landfrau dem Wildwuchs Einhalt.

Bei den Farben dachte ich für einen Moment, Du hättest die Queen beim Urlaub auf dem Lande erwischt. :)

Also Bild 13 ist einfach nur PERFEKT! :-)

Danke fürs Zeigen!


Bye. Flo.

So macht man das! Mit Freude bedankt!

interessierte Grüße

Herr u.

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Danke,
klasse Kleinbahnbilder.
Der Wildwuchs auf Bild 13 ist bestimmt das Essen fürs eigene Essen!