Fortsetzung von
(CH) AOMC Aigle, nur noch eine Woche: Zahnrad-Tw 11-12 von 1954 (17B) [
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(CH) AOMC Aigle, winterlicher Hochbetrieb mit Zahnrad-Tw 12-14 von 1954 (36B) [
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(CH) AOMC Aigle, seltener Einsatz von B2 122 mit Zahnrad-Tw 13 von 1954 (22B) [
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Gegen 1970 musste die AOMC dringend ihre desolaten Talstrecken-Triebwagen BDe 2/4 102 von 1907 und BDe 4/4 106 von 1909 ersetzen. Der allgemeine Zustand der Fahrzeuge wie auch ihre auf 40 km/h beschränkte Höchstgeschwindigkeit machte ihre erneute Aufbereitung für die viel höhere Geschwindigkeiten zulassenden Flachstrecke über die Rhone-Ebene sinnlos. In dieser Situation konnte die AOMC von der 1969 eingestellten Sernftalbahn Schwanden - Elm im Kanton Glarus die erst 1949 erbauten Triebwagen BDe 4/4 5-7 zu einem günstigen Preis erwerben. Die 70 km/h schnellen, in selbsttragender, geschweisster Stahlbauart gebauten Fahrzeuge bewältigten 15 Jahre lang als AOMC BDe 4/4 111-113 den werktäglichen Verkehr auf der AOMC-Talstrecke Aigle - Ollon - Monthey.
Die Innenlager-Drehgestelle mit integrierter Magnetschienenbremse waren seit den Vierzigern in der Schweiz weit verbreitet, in erster Linie allerdings bei Strassenbahnen. Vor dem 1969 gebauten AOMC-Leichtbau-Vierachser B 25 macht BDe 4/4 111 eine gute Figur. Bahnhof Ollon, Mai 1978.
Leere Versprechungen: Zwischen den Einsätzen wartete der diensthabende Taltriebwagen in Monthey häufig vor dem auf einem Stumpengleis abgestellten B2 122, dem einzigen Reserve-Personenwagen für die Talstrecke. Nie erlebte ich, dass er an einem Werktag von einem Adhäsionstriebwagen mitgenommen wurde. Nur einmal, im Februar 1980, wurde der B2 122 angekuppelt. Das war aber an einem Sonntag, und ein Bergtriebwagen besorgte den Lokalverkehr zwischen Aigle und Monthey. Hier macht mich also BDe 4/4 111 „gluschtig“...
...und hier BDe 4/4 112.
An Werktagen fuhren die Bergtriebwagen BDeh 4/4 11-14 nur vereinzelt nach Aigle. Normalerweise übernahmen die Taltriebwagen in Monthey die Wagen aus Champéry zur Weiterbeförderung nach Aigle und wieder zurück. Jene Passagiere, die ohne diese Information in den Triebwagen eingestiegen waren, mussten dann in Monthey jeweils unter Abgesang unschöner Lieder samt dem umfangreichen Feriengepäck das Fahrzeug wechseln. Der
chef de gare von Aigle überwacht die Abfahrt von BDe 4/4 111 mit zwei Personenwagen Richtung Monthey. Er hat die Fahrgäste nach Champéry offenbar erfolgreich dazu gebracht, den nur bis Monthey fahrenden Triebwagen zu meiden.
Unterwegs zwischen Ollon und Villy.
In Villy muss BDe 4/4 113 auf den Gegenzug warten. So kann ich die schöne Komposition von allen Seiten ablichten.
Ich bin nicht der einzige Fotograf...
Für den regen Stückgutverkehr hatte die AOMC 1964 von der eingestellten Ligne du Jorat (Lausanne - Moudon und - Mézières) der Tramways Lausannois TL einen vierachsigen Güterwagen erworben und als FZ 192 sogleich in Betrieb gesetzt. BDe 4/4 113 kreuzt in Ollon den mit FZ 192 behängten BDe 4/4 111.
Der
chef de train hat die Handweiche Seite Aigle in Grundstellung gebracht, im Führerstand bespricht der beim Stückgutzug jeweils mitreisende Güterarbeiter mit dem
wattman (frz. für Triebwagenführer) die gestrigen Sportresultate.
Am Güterschuppen stehen unter anderem drei 25-Liter-Glasballone zum Verlad bereit.
Gemach, im FZ 192 liegt auch noch Stückgut zum Auslad bereit. Der Handwagen muss her.
Der
wattman denkt an den Fahrplan und möchte seinen Teil zur speditiven Abwicklung des Stückgutumlads beitragen.
Ein ausserordentlich voluminöser Sack wird gemeinsam auf den Handwagen geladen.
Man arbeitet Hand in Hand.
Und weiter geht die Reise. In der Ebene kann der alte Sernftaler die beim Stückgutumlad entstandene Verpätung mit flotter Fahrt wieder gutmachen, da niemand die „Haltestellen auf Verlangen“ beansprucht.
An einem der hier häufigen Regentage führt BDe 4/4 112 zusätzlich zum FZ 192 den letzten offenen Güterwagen mit den charakteristischen hohen, oben abgerundete Stirnwänden mit sich, L 71. In Aigle überquert er die hier schon mehrfach gezeigte Strassenkreuzung.
In der 36-Promille-Steigung vor Ollon. Die Gegend ist heute beidseits der Strasse völlig zugebaut.
Wahrscheinlich hat er vom gestrigen Umlad noch Rückenweh, deshalb lotst der
chef de train den Zug mit dem Stückgutwagen heute direkt an den Schuppen.
Die wenigen Fahrgäste lassen das Geschehen stoisch über sich ergehen. Auch auf der Strassenseite des Güterschuppens herrscht Betrieb.
Grossartig, die Sonne zeigt sich für einen Moment. Das muss ausgenützt werden.
Der kleine Güterzug bietet etwas Abwechslung für das Jungrentner-Paar auf dem täglichen Dorfrundgang.
Zwischen Ollon und Villy bricht die Sonne endgültig durch.
In den nächsten Beiträgen sind die Bergtriebwagen und die Sernftaler im neuen Anstrich ab 1982 zu sehen. Schliesslich kommen auch die Birsigtaler zum Zug, die noch bis zum kommenden Freitag die Zusatzzüge auf der AOMC-Talstrecke besorgen und anschliessend bis auf ein Museumsstück, das nach Basel zurückgeht, wahrscheinlich abgebrochen werden.
Fortsetzung folgt.
Gruss, Werner
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